Turbulente Komödie: Untermieter soll Trennung beschleunigen
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Jeversches Wochenblatt vom 6. September 2023
Turbulente Komödie: Untermieter soll Trennung beschleunigen
KULTUR - Ensemble vom „Theater am Meer“ feiert mit „Een Week, keen Dag wieter!“ gelungene Premiere
Sophie (Ulrike Schütze) und Paul (Michel Waskönig, rechts) liegen sich in den Haaren, Kumpel Martin (Hauke Backhus) macht die ganze Sache nur komplizierter. BILD: Olaf Preuschoff
WILHELMSHAVEN. (WAN) Eine Boulevardkomödie neigt bekanntlich zur Übertreibung, die aber brachte das Trio auf der Bühne des Theaters am Meer bei der Premiere am Samstag derartig turbulent rüber, dass es das Publikum am Schluss zum Riesenbeifall von den Sitzen riss. „Een Week, keen Dag wieter!“ heißt der Titel des französischen Dreiakters von Clément Michel (Deutsch von Frank-Lorenz Engel) in der Niederdeutschen Fassung von Markus Weise. Unter der Regie von Arnold Preuß setzt das Stück recht garstig ein, denn Paul (Michel Waskönig) und Sophie (Ulrike Schütze) leben seit Monaten in einer innigen Beziehung, die aber nur vermeintlich eine Idylle ist.
Hauke Backhus nach Pause wieder dabei
Während die Hochverliebte ihn auch körpernah umturtelt, geht ihm das inzwischen völlig gegen den Strich. Er versteht es zwar selbst nicht recht, doch seinem besten Freund Martin schildert er am Telefon, wie er sehnlichst davon träumt, dass ein Lkw sie überfahren möge.
Als ausgewachsener Feigling kommt er dann auf die Idee, Martin mit einzubeziehen. Der soll sich so lange danebenbenehmen, bis Sophie entnervt abhaut. Während sich der brave Freund noch sträubt, schlägt Sophie genau diesen Einzug vor, weil der Arme doch – angeblich – gerade seine Mutter verloren habe. Übrigens durch einen Lkw überrollt, wovon Martin aber nichts weiß. Und dann kommt Martin tatsächlich und es ist nach mehrjähriger Pause endlich wieder Hauke Backhus, der diesen furchtbar steifen, introvertierten Freund mit Jackett und Fliege wie das Sinnbild eines jungen altbackenen Beamten spielt. Was zugleich eine glückliche Improvisation war, nachdem der ursprüngliche Akteur kurzfristig erkrankte.
Paul dreht nun als zweitklassiger Improvisator auf, während sich Martin nur ganz schwer vereinnahmen lässt. Und schrecklich unter Hämorrhoiden leidet. Was aber nur Paul weiß, wogegen Sophie ihn wegen seines Leidens – um die Mutter – trösten möchte. Da werden die Lachmuskeln strapaziert, zumal sich zwischendurch Paul immer wieder einmengt und um Kopf und Kragen redet. Als er Martin dann endlich die richtige Grantelei eingeredet hat, um Sophie zu vergraulen, dreht der tatsächlich als richtiger Griesgram auf. Was völlig zum Rohrkrepierer wird, denn Sophie fließt über vor Verständnis und beginnt mit ganz konkreter Trauerbewältigung, die Martin sehr willkommen ist.
Trio zeigt große Spielfreude
Weil Paul jedoch begriffsstutzig ist und sich die Verwirrungen schließlich für alle weiter steigern, treibt das alles auf einen unvermeidlichen Höhepunkt zu, als Sophie auch noch ihren Job verliert und Martin sich „Trauerurlaub“ nimmt. Und dann bekommt Martin einen peinlichen Telefonanruf. Mehr aber sei nicht verraten von dieser überdrehten Komödie, die man nicht ernst nehmen muss, die aber dank viel Wortwitz, köstlichen Missverständnissen und vor allem auch der Spielfreude dieses Trios ungemein gut unterhält. Die nächsten Aufführungen sind am 8., 10., 16., 17., 20., 23., 24. und 30. September. Weitere Informationen und Termine gibt es unter
Mehr Informationen unter: theater-am-meer.de