För de Katt (4. WA)

4. Wiederaufführung (5), davor vor 1939, 1948/49, 1962/63 und 1978/79 gespielt

FÖR DE KATT

Bauern-Komödie in drei Akten von August Hinrichs

Inszenierung und Bühne: Roswitha Wunderlich

Souffleuse: Ebba Mannott-Kallus
Requisite: Marianne Karstens
Maske: Christel Brandt-Jaedeke
Bühnenbau: Günther Scherf, Horst Vollbrecht
Bühnenmalerei: Herbert Ulbrich
Bühnentechnik: Werner Dörnath, Manfred Eilers, Gerd Gelhart, Günter Michaels
Beleuchtung: Uwe Freiberg, Peter Pfaus
Technische Leitung: Manfred Eilers
Inspizienz: Anne Hillers

Rollen und Dasteller
Katrin Geerken, Weertsfro op´n Möhlenhoff - Karin Heyel
Meta, ehr Dochter - Martina Jahn
Frerk, Möllerknecht - Claus Miehlke
Fieken, Magd op´n Möhlenhoff - Christel Dörnath
Gerd Tapken, ehr Nawer - Horst Karstens
Peter, sien Söhn - Marc Gelhart
Mählmann, Reknungssteller un Auktionator - Walter Bleckwedel
Kruse, een jungen Mann ut de Stadt - Nicolas C. Ducci

 

Katrin Geerken´s 'Möhlenhoff' - "För de Katt" - Spielzeit 2001/02

Katrin (Karin Heyel) lässt Mählmann (Walter Bleckwedel) eine Klage aufsetzen - eine Szene aus "För de Katt" - Spielzeit 2001/02 -

Kruse und Peter gehen sich an die Wäsche (Nicolas C. Ducci und Marc Gelhart)

FÖR DE KATT

Komödie von August Hinrichs

In dieser Erfolgskomödie der echt-niederdeutschen Theaterliteratur stoßen zwei friesische Dickköpfe aufeinander. Da ist zunächst die mehr als resolute Wirtsfrau Katrin Geerken, die den Möhlenhoff führt und der dickschädelige, redliche Nachbar Gerd Tapken. Beide vertörnen sich heftig deftig darüber, dass Nachbar Gerd den Kater Peter von Nachbarin Katrin erschossen hat, weil er angeblich in Tapkens Kükenstall gewildert hat.

Weil sich nun die Eltern kräftig miteinander streiten, geraten nun auch noch Peter Tapken und Meta Geerken, die jeweils hoffnungsvolle Nachwuchsbrut, in die Haare und streiten sich, obwohl sie doch eigentlich viel mehr als nur nachbarliche Gefühle füreinander empfinden. Dies können nun nicht mehr so recht mit ansehen das dritte Päärchen des Stückes, die Magd Fieken und der Möllerknecht Frerk. Sie wollen alles daransetzten, dass die beiden sich wieder vertragen. Wie es nun aber das Schicksal so will, wird aus einem an sich harmlosen Mißverständnis ein großes Mißverständnis, aus einer Mücke ein Elefant gemacht - kurzum die jungen Paare sind nun auf einmal alle gegenseitig, aufeinander und miteinander eifersüchtig, dass die Balken nur so krachen.

Da hilft auch nicht mehr viel der mehr als komische Einsatz des Rechnungsstellers und Autionator Mählmann. Auch der junge Mann Kruse, der für das Finanzamt eine Außenprüfung auf dem Möhlenhoff zu machen hat, gerät in die Mühlen der Eifersüchteleien und landet darüber hinaus noch im "Swienskaben".

Herrliche, plietsche norddeutsche Typen, kräftiger Humor, ein Schuß Erotik und viel viel Liebe erwartet die Zuschauer dieses Stückes, bei dem es natürlich zu einem versöhnlichen Happy End kommt, bei dem jede Deern ihren Jung kriggt. Regie führt Roswitha Wunderlich.


Gerd Tapken (Horst Karstens) und Katrin Geerken (Karin Heyel) streiten sich mal wieder. Die anderen: Mählmann (Walter Bleckwedel),  Kruse (Nicolas C. Ducci) und Meta (Martina Jahn) schauen gespannt zu  - eine köstliche Szene aus "För de Katt" - Spielzeit 2001/02 -

Wilhelmshavener Zeitung vom 28. März 2002

Premiere des Lustspiel-klassikers "För de Katt" wurde verschoben

Niederdeutsche Bühne präsentiert "För de Katt" ab 7. April

Eines der besten und zurecht bekanntesten Stücke von August Hinrichs präsentiert die Niederdeutsche Bühne am Stadttheater mit dem Lustspiel "För die Katt". Allerdings später als vorgesehen. Die für heute vorgesehene Premiere muss auf den 7. April verschoben werden.

Regie führt das Bühnenmitglied Roswitha Wunderlich, die bereits mit "Wenn de Hahn kreiht" und "De lüttje Wippsteert" ihr Geschick für klassische Volkskomödien bewies und mit dieser Inszenierung ihr 40jähriges Bühnenjubiläum begeht.

Zum Stück: Eine wutentbrannte Kurzschlussreaktion des Bauern Gerd Tapken (Horst Karstens) führt zu einem nachbarschaftlichen Streit, der immer weitere Kreise zieht. Als er die Katze seiner Nachbarin Katrin Geerken (Karin Heyel) beim Wildern in seinem Hühnerstall erwischt, erschießt er das Tier kurzerhand. Katrin, die Wirtin des Möhlenhoffs, ist erschüttert, fordert Geld für die Katze und droht mit einer Klage. Gerd, ein ebenso großer Dickkopf wie Katrin, weigert sich jedoch, und es kommt zum großen Krach.

Der Streit färbt sogar auf deren Kinder, Meta Geerken (Martina Jahn) und Peter Tapken (Marc Gelhart), ab, die sich sonst eigentlich sehr zugetan sind. Doch nun versuchen sie sich gegenseitig aus grundloser Rache eifersüchtig zu machen. So hält sich Peter an Fieken (Christel Dörnath), Magd des Hofes, die eigentlich mit Frerk (Claus Miehlke), dem Mühlenknecht liiert ist, der dieses Täuschungsmanöver nur schwer erdulden kann.

Daraufhin beginnt Meta, den Steuerberater Kruse (Nicolas C. Ducci) zu umgarnen, doch dieser versteht das Spiel im Gegensatz zu Fieken nicht ganz, und so beginnt er, Meta nachzustellen. Und als wäre auf dem Mühlenhof nicht schon genug los, wird auch noch der Rechtsberater Mählmann (Walter Bleckwedel) hinzugeholt, um die Klage gegen Tapken durchzusetzen. Doch auch er hegt amouröse Gefühle, und zwar für Katrin Geerken. Dieses Interesse scheint jedoch nicht auf Gegenseitigkeit zu beruhen . . .

Ob am Ende jeder das bekommt, was er will, sei es Geld oder die große Liebe, ist nach der Premiere noch am 14., 17., 24. und 27. April um 20 Uhr und am 7. und 14. April zusätzlich um 15.30 Uhr zu sehen. Weitere Informationen unter Tel. 94 01 15 oder auf der bühneneigenen Homepage unter www.ndb-wilhelmshaven.de. mg

Findet Meta (Martina Jahn) diesen Kruse (Nicolas Ducci) wirklich sympathisch, oder.... - eine Szene aus "För de Katt" - Spielzeit 2001/02 -

KOMPASS FÜR WILHELMSHAVEN UND FRIESLAND 4/2002

Hinrichs' Lustspiel Klassiker

Mit einem der besten und bekanntestes Stücke des niederdeutschen Bühnenautors August Hinrichs (nach dem sie in Oldenburg sogar eine Bühne benannt haben) endet die Spielzeit der Niederdeutschen Bühne Wilhelmshaven: För de Katt. Bühnenmitglied Roswitha Wunderlich führt nach "De lüttje Wippsteert" und "Wenn de Hahn kreiht" nicht nur in "För de Katt" bereits zum dritten Male in einer klassischen Volkskomödie Regie; sie begeht mit diesem Stück auch ihr 40jähriges Bühnenjubiläum.

Bauer Gerd Tapken (Horst Karstens) erschießt wutentbrannt und kurz entschlossen die Katze der Nachbarin Katrin Geerken (Karin Heyel), als sie diese beim Wildern im Hühnerstall erwischt. Der nachfolgende Streit trifft vor allem beider Kinder Meta (Martina Jahn) und Peter (Marc Gelhart), die sich eigentlich ganz gut mögen. Anstatt kühles Blut zu bewahren beginnen sie, sich gegenseitig eifersüchtig zu machen.

In dem turbulenten Stück spielen weiter mit Christel Dörnath, Claus Miehlke, Nicolas C. Ducci und Walter Bleckwedel. Termine: 7./14./24. und 27. April jeweils 20 Uhr, am 7. und 14. April auch um 15.30 Uhr im Stadtthea ter Wilhelmshaven.

.... gehört dieses Paar, Fieken (Christel Dörnath) und Frerk (Claus Miehlke) zusammen..... - eine Szene aus "För de Katt" - Spielzeit 2001/02 -
 

WILHELMSHAVENER ZEITUNG vom 09. April 2002

"Katerstimmung" einfach zum Lachen

Niederdeutsche Bühne landet mit "För de Katt" einen Publikumserfolg

Von Inga Hellwig

Nach dem Motto "Lachen ist gesund", zeigte die Niederdeutsche Bühne mit der klassischen Bauernkomödie "För de Katt" von August Hinrichs die letzte Premiere der Saison 2001/2002 und landete damit einen Publikumstreffer. Mit dem Schauspiel in drei Akten wählte die Regisseurin Roswitha Wunderlich ein Stück, das zwar inhaltlich keine hohen Ansprüche stellt, aber von Situationskomik, klassischen Charakteren und einem die Zuschauer zufrieden stellenden Ausgang lebt. Nach zehntägiger krankheitsbedingter Verschiebung der Premiere konnte auch der wieder genesene Darsteller Horst Karstens als Gerd Tapken auf der Bühne stehen.

Mit einem gezielten Schuss nimmt in "För de Katt" das Schicksal gleich zu Beginn seinen Lauf. Gerd Tapken (Horst Karstens) erschießt den Kater "Peter" von Wirtsfrau Katrin Geerken (Karin Heyel), weil dieser angeblich seine Küken gefressen hat. Tapken fordert Schadenersatz für das Federvieh, ebenso wie Katrin Geerken für ihren Kater. Es kommt zum Eklat, der auch Katerstimmung bei den heimlich verlobten Kindern der Streithähne, Meta Geerken (Martina Jahn) und Peter Tapken (Marc Gehlhard), auslöst. Die Verliebten geraten ebenso wie ihre Eltern in einen folgenreichen Streit, in den sich auch noch der trinkfreudige Auktionator Mählmann (Walter Bleckwedel), der liebestolle Steuerberater Paul Kruse (Nicolas C. Ducci), Mühlenknecht Frerk (Claus Miehlke) sowie die Magd Fieken (Christel Dörnath) einmischen. Als dann Katrin Geerken auch noch von einem mit Vater Tapken ausgehandelten Grundstückskauf zurücktritt, scheint die Situation zu eskalieren.

Unterhaltend, herzerfrischend und sympathisch bot das Ensemble seinem Publikum charmantes Boulevardtheater. Die Komödie wurde zusätzlich von einem sehr aufwändigen Bühnenbild, das den Ort des Geschehens, den Mühlenhof zeigte, bereichert. Am Ende wird natürlich alles wieder gut, nachdem es eine überaus unerwartete Wendung in Sachen "Kater" gibt. Das Publikum hatte am Ende der Vorstellung keinen Grund für Katzenjammer und spendete verdienten Beifall.

Die weiteren Mitwirkenden: Souffleuse Ebba Mannott Kallus, Maske Christel Brandt Jaedeke, Requisiten Marianne Karstens, Bühnenbau Günter Schwerf, Horst Vollbrecht, Bühnentechnik Werner Dörnath, Gerd Gelbart, Manfred Eilers, Günter Michaels, Bühnenmalerei Herbert Ulbrich, Bühnenbild Roswitha Wunderlich, Beleuchtung Peter Pfaus, Uwe Freiberg, Technische Leitung Harald Schmidt, Inspizienz Anne Hillers.

WILHELMSHAVENER ZEITUNG vom 10. April 2002

Klassischer Schwank ist jung geblieben

Niederdeutsche Bühne am Stadttheater spielt zum Saisonschluss "För de Katt" von August Hinrichs

Von Ernst Richter

Wilhelmshaven. Mit dem bewährten plattdeutschen Schwank "För de Katt" von August Hinrichs beschließt die Niederdeutsche Bühne am Stadttheater Wilhelmshaven die Spielzeit 2001/2002. Am Sonntag war Premiere im Stadttheater, die eigentlich bereits am 28. März über die Bühne gehen sollte. Horst Karstens war erkrankt, und Rolf Peter Lauxtermann wollte die Rolle des Gerd Tapken übernehmen. Doch dann war Horst Karstens schneller als erwartet wieder fit und spielte mit Bravour den Part des Gerd Tapken.

Die Niederdeutsche Bühne Wilhelmshaven brachte diese klassische Bauernkomödie bereits in der Spielzeit 1963/64 heraus. Zur Erinnerung: Unter der Regie von Rudolf Sang spielten Günter Boye, Enno Buß, Erika Kaebe, Helga Hinrichs, Karl-Heinz Herpel und Annemarie Beermann.

Die Regie der neuen Einstudierung übernahm Roswitha Wunderlich, die auch für das hübsch anzuschauende Bühnenbild zuständig ist, dem das Premierenpublikum den ersten Applaus zollte. Da ist die Pension "Zum Mühlenhof" mit Hausgarten und daneben dreht sich eine intakte Windmühle, dazwischen der Durchblick auf ein wogendes Kornfeld, an dessen Rand Mohnblüten leuchten.

Doch drinnen in der Pension führt Karin Heyel als Wirtsfrau Katrin Geerken vom Mühlenhof ein strenges Regiment. Das bekommt nicht nur ihre liebreizende Tochter Meta zu spüren, die von Martina Jahn temperamentvoll dargestellt wird. Da hat vor allem die resolute Wirtsfrau ihren Nachbarn Gerd Tapken im Visier. Der soll ihre Katze abgeknallt haben, als sich diese wieder in seinem Hühnerstall gütlich tun wollte. Nun fordert Tapken finanzielle Entschädigung für drei Hühner, und die Wirtsfrau rnacht die Gegenrechnung von 200 Mark für die getötete Katze auf.

Der viel Heiterkeit auslösende Krach weitet sich zur gerichtlichen Klageschrift aus, die der Auktionator Mählmann abfassen soll, der von Walter Bleckwedel mit viel Komik gespielt wird. besonders als er zu nächtlicher Stunde volltrunken herumtorkelt und mit der Schubkarre abtransportiert werden muss. Ohne Liebe geht es bei keinem Bauernstück ab. Peter Tapken, Sohn des unerschrockenen Nachbarn, verkörpert von Marc Gelbart, liebt der Wirtsfrau Töchterlein Meta und gerät vor Eifersucht toll in Rage, als der Steuerherater Paul Kruse, den Nicolas C. Ducci spielt, aus der Stadt aufkreuzt und ebenfalls mehr als ein Auge für die Deern Meta übrig hat.

Es kommt zu nächtlichen Turbulenzen, bei denen der Mühlenknecht Frerk, dargestellt von Claus Miehlke, und Fieken, der Magd vom Mühlenhof, die von Christel Dörnath personifiziert wird, tüchtig mitmischen. Am Ende versöhnt sich die Wirtsfrau vom Mühlenhof mit ihrem aufgebrachten Nachharn; Meta und Peter kriegen sich und alle anderen sind es zufrieden, das Malheur war je nur för de Katt.

Die Spielfreude des Ensembles übertrug sich auf das Publikum, das sich unbeschwert über 90 flotte Spielminuten auslachen konnte. Meinte eine Besucherin zur Pause: "So gelacht haben wir sehr lange nicht mehr". Besonders Karin Heyel als Wirtsfrau und Horst Karstens als Nachbar zogen die Schau mit ihren drastischen Dialogen zur Freude der Zuschauer ab. Man amüsierte sich über Walter Bleckwedel als Auktionator und Nicolas C. Ducci, den verunsicherten Steuerberater. Das gesamte Ensemble bewies Spielwitz unter der Regie von Roswitha Wunderlich, die keine Langeweile aufkommen ließ. Viel Spaß erwartet die Besucherinnen und Besucher der weiteren Aufführungen.

In der Spielzeit 2002/2003 begeht die Niederdeutsche Bührie im September ihr 70 jähriges Jubiläum. Entsprechend soll der Spielplan ausfallen. Das Jubiläum wird mit einer großen Veranstaltungswoche vom 16. bis 22. September im Pumpwerk gefeiert. Die Spielzeit beginnt dort auch mit dem Musical "Große Freiheit Nr. 7" nach dem Film von Helmut Käutner.

...oder gehören Fieken (Christel Dörnath) und Peter (Marc Gelhart) zusammen?  - eine Szene aus "För de Katt" - Spielzeit 2001/02 -

Neue Rundschau vom 17. April 2002

Viel Wirbel auf dem Mühlenhof

"För de Katt" nur noch wenige Vorstellungen

Nachdem die Premiere von "För de Katt", dem letzten Stück der Niederdeutschen Bühne am Stadttheater in dieser Spielzeit, aufgrund der Erkrankung eines Hauptdarstellers verschoben werden musste, sind nun bereits die ersten Vorstellungen gut über die Bühne gegangen. Es handelt sich hierbei um eines der bekanntesten Lustspiele von August Hinrichs, das in der bald 70 jährigen Geschichte der Bühne bereits einige Male auf dem Spielplan stand. Inszeniert hat es diesmal Roswitha Wunderlich, die selbst schon einmal in diesem Stück mitwirkte.

Eine wutentbrannte Kurzschlussreaktion des Bauern Gerd Tapken (Horst Karstens) führt zu einem nachbarschaftlichen Streit, der immer weitere Kreise zieht: Als er die Katze seiner Nachbarin Katrin Geerken (Karin Heyel) beim Wildern in seinem Hühnerstall erwischt, erschießt er das Tier kurzerhand. Katrin, die Wirtin des Mühlenhofs, ist natürlich zutiefst erschüttert, fordert Geld für die Katze und droht alternativ mit einer Klage. Gerd, ein ebenso großer Dickkopf wie Katrin, weigert sich jedoch, und es kommt zum großen Krach. Der Streit färbt sogar auf deren Kinder, Meta Geerken (Martina Jahn) und Peter Tapken (Marc Gelhart), ab, die sich sonst eigentlich sehr zugeneigt sind.

Doch nun versuchen sie sich gegenseitig aus grundloser Rache eifersüchtig zu machen. So hält sich Peter an Fieken (Christel Dörnath), der Magd des Hofes, die eigentlich mit Frerk (Claus Miehlke), dem Mühlenknecht liiert ist, der dieses Täuschungsmanöver nur schwer erdulden kann. Daraufhin beginnt Meta, den Steuerberater Kruse (Nicolas C. Ducci) zu umgarnen, doch dieser versteht das Spiel im Gegensatz zu Fieken nicht ganz, und so beginnt er, Meta nachzustellen.

Und als wäre auf dem Mühlenhof nicht schon genug los, wird auch noch der Rechtsberater Mählmann (Walter Bleckwedel) hinzugeholt, um die Klage gegen Tapken durchzusetzen. Doch auch er hegt amuröse Gefühle, und zwar für Katrin Leerken. Dieses Interesse scheint jedoch nicht auf Gegenseitigkeit zu beruhen. Nach zwei Sonntagen mit jeweils zwei Vorstellungen gibt es nur noch drei Abendvorstellungen: am 17. 4., 24. 4. und 27. 4. um jeweils 20 Uhr.

Karten gibt es im Vorverkauf sowie im freien Verkauf an der Abendkasse am Service Center im Stadttheater. Weitere Informationen unter (0 44 21) 94 01 15 oder auf der bühneneigenen Homepage unter www.nbd wilhelmshaven.de, auf der man neben Daten zum aktuellen Stück auch die Historie der fast 70 Jahre alten Bühne mitsamt aller Inszenierungen und aktuellen Ensemblemitgliedern findet. mg

 

Viel los auf dem Möhlenhoffpadd

Zank und Streit zwischen Gerd (Horst Karstens) und seinem Sohn Peter (Marc Gelhart)=

Katrin (Karin Heyel) und Meta (Martina Jahn) diskutieren über den Tierarzt....

Fro Geesche Gottfried (WE)

Wilhelmshavener Erstaufführung in niederdeutscher Sprache

FRO GEESCHE GOTTFRIED

(Bremer Freiheit)
ein bürgerliches Trauerspiel von Rainer Werner Fassbinder
Niederdeutsche Übersetzung von Gisela Mester und Dirk Römmer

Regie und Bühnenbild: Rudolf Plent
Musik: Nicolas C. Ducci


Souffleuse: Barry Brinkhoff
Requisite: Monika Eilers
Maske: Magita Pust
Bühnenbau: Günter Scherf, Horst Vollbrecht
Bühnenmalerei: Nicole Burfien
Bühnentechnik: Timo Dörnath, Werner Dörnath, Gerd Gelhart
Beleuchtung: Uwe Freiberg, Peter Pfaus
Technische Leitung: Werner Dörnath, Gerd Gelhart
Inspizienz: Anke Schluppkotten


Premiere: 09. Februar 2002

Rollen und Darsteller:

Geesche Gottfried - Marion Zomerland
Johannes Miltenberger, ihr erster Ehemann - Arnold Preuß
Michael Gottfried, ihr zweiter Ehemann - Marc Gelhart
Johann Timm, ihr Vater - Horst Jönck
Geesche Margarete Timm, ihre Mutter - Brigitte Halbekath
Johann Timm, Geesches Bruder - Harald Schmidt
Fritz Zimmermann, ein Freund - Karl Zacher
Gerhard Rumpf, ein Freund - Walter Bleckwedel
Bohm, ein Vetter - Horst Karstens
Luise, Geesches Freundin - Helga Lauermann
Pater Markus - Klaus Aden

Das Plakat zum Stück

Miltenberger (stehend Arnold Preuß) hat seine Saufkumpanen zu Besuch.  Von links Rumpf (Walter Bleckwedel), Gottfried (Marc Gelhart) und Zimmermann (Karl Zacher). Geesche ist von ihrem Mann "op de Knee" gezwungen worden.  - Ein Szenenfoto aus "Fro Geesche Gottfried" -

FRO GEESCHE GOTTFRIED

von Rainer Werner Fassbinder

Natürlich ist dieses Stück für die Niederdeutsche Bühne etwas besonderes. Nicht, weil es sich um ein ernstes Schauspiel handelt, dass ist mittlerweile auch im niederdeutschen Theater keine Seltenheit mehr, nein, der Name Fassbinder sagt etwas besonderes aus. Der Filmregisseur Rainer Werner Fassbinder (geb. 31.5.1946 in Bad Wörrieshofen und gest. 10.6.1982 in München) war einer der profiliertesten Vertreter des deutschen Autorenfilms, war auch Schauspieler, Theaterregisseur und Dramatiker und hinterließ 13 Theaterstücke.

Das Stück "Geesche Gottfried" (wie es im Niederdeutschen heißt) oder "Bremer Freiheit", wie er Fassbinder nannte, spielt um 1820 in Bremen. Formal entfernt sich Fassbinder mit der historisch verbürgten Geschichte der neunfachen Giftmörderin Geesche Gottfried von seinen mehr experimentellen Stücken, wobei er ganz bewußt holzschnittartige Charaktere auf die Bühne bringt. Auch Handlungsablauf und Sprache sind gezielt einfach gehalten, so dass Bremer Freiheit parabelhafte Gleichnishaftigkeit in der Art einer Moritat gewinnt.

"Segg: Ik heff Di leev!" fordert der despotische Miltenberger (Arnold Preuß) seine Frau Geesche (Marion Zomerland) auf  - eine Szene aus "Fro Geesche Gottfried" -

Geesche, Mutter von zwei Kindern, hat es mit ihrem ersten Ehemann, einem kleinen Werkstattbesitzer, nicht leicht: er säuft, läßt sich bedienen, kommandiert seine Frau herum. Seinen brutalen sexuellen Attacken kann sich Geesche nur noch durch einen Mordanschlag erwehren: sie vergiftet ihn. Noch während der Trauerzeit tut sie sich mit Gottfried, einem Freund ihres Mannes, zusammen. Ihm überträgt sie die Leitung des Sattlerbetriebes. Geesches Mutter mißbilligt auf´s schärfste die "gottlose" Verbindung ihrer Tochter mit Gottfried ohne Trauschen. Doch Geesche beharrt darauf, es sei ihre Sache, wie sie mit jemandem zusammenlebe: sie will nur glücklich sein. Geesche vergiftet auch ihre Mutter, weils sie glaubt, dass ihre Mutter jahrelang nur in ehelicher Unterdrückung und Unfreiheit gelebt habe und sie durch den Tod davon befreien will.

Gottfried möchte sich bald von Geesche trennen, denn die Kinder stören ihn, und er sucht ebenfalls die Unabhängigkeit. So sieht Geesche keinen anderen Ausweg, als ihre Kinder zu töten, um Gottfried zu halten. Doch der fühlt sich betrogen, als Geesche ihm eröffnet, dass sie von ihm ein Kind erwartet. Als er weggehen will, tötet sie ihn. Geesche will jetzt ihre Freiheit ausleben, allein das Geschäft führen und sich den Mann holen, den sie begehrt.

Nach dem Tod von Miltenberger freundet sich Geesche (Marion Zomerland) mit Michael Gottfried (Marc Gelhart) an - eine Szene aus "Fro Geesche Gottfried" -

Doch ihr Vater versucht sie wieder zu verkuppeln; auch ihn ermordet sie, damit er sie nicht weiter bevormundigen kann. Ebenso tötet sie Zimmermann, der einen Kredit plötzlich zurückverlangt, und schließlich ihren Bruder, der Anspruch auf die Werkstatt erhebt, da Frauen vom Geschäft nichts verstünden. Luisa, eine Freundin Geesches empört sich aber über deren sexuelle Freizügigkeit und preist die eigene Unterwürfigkeit. Geesche vergiftet auch Luisa, weil sie sie "davor bewaren wollte, das Leben, das du führst, noch weiter führen zu müssen".

Um frei zu sein, muss Geesche töten. Der ironische wie polemische Untertitel, des Stückes, "bürgerliches Trauerspiel", weist auf die mörderische Konsequenz der bürgerlichen Werte und Tugenden (Geld, Liebe, Religion usw.) hin, wenn sie mit einem konsequenten Freiheitsanspruch kollidieren. Es spielen Brigitte Halbekath, Helga Lauermann, Marion Zomerland, Klaus Aden, Walter Bleckwedel, Marc Gelhart, Horst Jönck, Horst Karstens, Arnold Preuß und Karl Zacher.

Gottfried (Marc Gelhart) ist schwer erkrankt. Eine Nothochzeit mit Geesche (Marion Zomerland) wird noch  schnell durch Pater Markus (Klaus Aden) durchgeführt. - eine Szene aus "Fro Geesche Gottfried" -

Guten Morgen Sonntag vom 3. Februar 2002

Ab dem 9. Feburaer präsentiert die Niederdeutsche Bühne am Stadttheater

"Froo Geesche Gottfried"- Fassbinder-Schauspiel auf platt

Wilhelmshaven. (gms) Ab dem 9. Februar präsentiert die Niederdeutsche Bühne am Stadttheater Wilhelmshaven auch in dieser Spielzeit wieder ein Schauspiel. Auf dem Plan steht "Froo Geesche Gottfried", und der Autor ist kein geringerer als Rainer Werner Fassbinder. Die Übersetzung von "Bremer Freiheit" ins Plattdeutsche stammt von Gisela Mester und Dirk Römmer.

Marion Zomerland spielt Geesche Gottfried - eine Szene aus "Fro Geesche Gottfried" -

Dieses tragische Stück wird von Rudolf Plent inszeniert, der zuletzt in der Spielzeit 1998/99 mit "Dat Stück Land" sein Geschick für ernste Stücke in niederdeutscher Sprache bewies. Auch mit diesem Schauspiel nimmt die Bühne an dem Willy-Beutz- Preis-Wettbewerb teil, bei dem sie in der vergangenen Saison mit "Van Müüs un Minschen" den 2. Platz gewann.

Die Geschichte um Geesche Gottfried beruht auf Tatsachen, die genug Stoff für ein Theaterstück bieten, handelt es sich doch um die letzte, 1831 in Bremen hingerichtete Frau. Grund hierfür waren die zahlreichen Giftmorde an Verwandten und Bekannten, die sie aus damals nicht nachvollziehbaren Beweggründen beging. Das Stück von Fassbinder begnügt sich hierbei mit neun Opfern, obwohl in anderen Quellen von 15 zu lesen ist. Bei ihnen handelt es sich zunächst einmal um Geesches (Marion Zomerland) ersten Mann, Johann Miltenberger (Arnold Preuß), der sie jahrelang misshandelte.

Geesche (Marion Zomerland) wird gleich Pater Markus (Klaus Aden)  die bittere Wahrheit über den plötzlichen Tod  ihres zweiten Mannes Gottfied (Marc Gelhart) beichten  - eine Szene aus "For Geesche Gottfried" -

Nachdem sie ihn mit Arsenik umgebraucht hat, übernimmt Michael Gottfried (Marc Gelhart) dessen Geschäfte. Er und Geesche verlieben sich ineinander, jedoch will Gottfried nicht heiraten. Geesches Eltern Johann (Horst Jönck) und Geesche Margarethe Timm (Brigitte Halbekath) drängen jedoch auf eine Hochzeit. Die Mutter, mit dieser Problematik und mit ihrem herrischen Mann scheinbar überfordert, wird durch Geesche ebenfalls "erlöst". Nachdem Gottfried seine Ablehnung gegenüber Geesches beiden Kindern aus erster Ehe kundtut, bringt sie auch diese um. Als sie von Gottfried ein neues Kind erwartet, scheint seine Bereitschaft, sie zu heiraten, noch mehr zu schwinden, so dass sie ihn "heiratswillig giften" will. Doch als Pater Markus (Klaus Aden) die Trauung gerade vollzogen hat, stirbt auch Gottfried.

Vater Timm (Horst Jönck) stellt Geesche (Marion Zomerland) den neuen Heiratskandidaten Bohm (Mitte - Horst Karstens) vor  - eine Szene aus "Fro Geesche Gottfried" -

Daraufhin will Geesches Vater sie mit dem Vetter Bohm (Horst Karstens) verkuppeln, damit dieser die Geschäfte weiterführen kann, doch Geesche fühlt sich selbst dazu in der Lage und löst sich von der Unterdrückung durch ihren Vater auf bewährte Art. Auch Fritz Zimmermann (Karl Zacher), in den sie sich verliebt, der allerdings geliehenes Geld zurückverlangt, das sie nicht zahlen kann, wird von ihr vergiftet, genauso wie ihr Bruder Johann (Harald Schmidt), der ihr das Geschäft abnehmen will. Zuletzt ist auch noch Geesches Nachbarin Luisa Maurer (Helga Lauermann) dran, die kein Verständnis für Geesche aufbringen kann. Erst Rumpf (Walter Bleckwedel) kommt Geesche auf die Schliche . . .

Auch die neue Liebe zu Zimmermann (Karl Zacher) bringt  Geesche (Marion Zomerland) kein Glück  - eine Szene aus "Fro Geesche Gottfried" -

Das Schauspiel um die emanzipierte Frau, die einfach nur zur falschen Zeit gelebt hat und keine anderen Möglichkeiten sah, um sich ihre Freiheit zu bewahren, ist nach der Premiere am 9. Februar auch am 15., 17. Februar, 2., 3. und 10. März um 20 Uhr und am 17. Februar und 3. März zusätzlich um 15.30 Uhr zu sehen. Karten gibt es im Vorverkauf sowie im freien Verkauf an der Abendkasse am Service Center im Stadttheater. Weitere Informationen unter (0 44 21) 94 01 15 oder auf der bühneneigenen Homepage unter www.ndb-wilhelmshaven.de.

Diese Geesche trifft ins Herz des Publikums

Niederdeutsche Bühne: Marion Zomerland brillante Charakterdarstellerin in Fassbinders Schauspiel "Froo Geesche Gottfried"

Von Ernst Richter

Wilhelmshaven. Eine große Aufgabe stellte sich die Niederdeutsche Bühne am Stadttheater Wilhelmshaven: Fort mit dem Vorurteil, die plattdeutschen Bühnen spielen ja nur Klamaukstücke und seichte Komödien. Nach intensiven Probenwochen präsentiert die Niederdeutsche Bühne Wilhelmshaven die Tragödie "Froo Geesche Gottfried" von Rainer Werner Fassbinder nach der niederdeutschen Übersetzung von Gisela Mester und Dirk Römmer. Rudi Plent inszenierte als professioneller Gast der Wilhelmshavener Bühne das Fassbinder Stück "Bremer Freiheit". Es schildert den Leidensweg einer geschlagenen und geknechteten Frau, die keine andere Möglichkeit erkennt, als sich ihre Freiheit mit Giftmorden zu erkämpfen. Am Sonnabend war Premierenvorstellung.

Die Handlung beruht auf einer wahren Begebenheit, die sich im Bremer Raum ereignete und als Kriminalfall 1828 aufgedeckt wurde. Geesche Gottfried soll in den Jahren 1813 bis 1827 insgesamt 15 Menschen (in dem Trauerspiel sind es nur neun Tote) vergiftet haben. 1828 wurde sie verhaftet und 1831 durch das Schwert hingerichtet. Sie ist die letzte in Bremen hingerichtete Frau. Dieser Kriminalfall erregte in seiner Beispiellosigkeit in Deutschland, in Europa und selbst in Übersee ungeheueres Aufsehen.

Wer sich vom Premierenpublikum rückschauend in das Fassbinder Schauspiel versetzt, wird, ja muss, einer Person noch nachträglich uneingeschränkten Beifall zollen: Marion Zomerland in der Titelrolle als Geesche Gottfried. Sie gestaltet mit Herz, Feingefühl und Seele diese gedemütigte und ständig getretene Frau in einer bewundernswerten Charakterdarstellung. Das Publikum ist ergriffen, wird erschüttert und wäre sicher geneigt, der Giftmischerin Geesche Gottfried Absolution zu erteilen und auf Freispruch zu plädieren, wenn da nicht diese feine Nuance der Handlung herausgespielt worden wäre, dass für Froo Geesche Gottfried nach und nach der Griff zum Arsen zur ohnmächtigen Verzweifelungstat geworden ist. Sie tut das Gift in den Kaffeepott, den sie dann dem jeweiligen Opfer reicht.

Das gesamte Ensemble verstärkt mit dynamisch ausgespielter Typisierung der Figuren im Umfeld der Geesche Gottfried. Man spürt die führende Hand des Regisseurs Rudi Plent, der auch das sachlich nüchterne Bühnenbild entwarf: Ein Tisch und sechs Stühle drum herum und etwas abseits eine Wiege für die Zwillinge der Geesche, die sie in ihrer Not erstickt, weil ihr zweiter Ehemann Michael Kinder von einem anderen Mann nicht akzeptieren will. Marc Gelhart verleiht der Rolle des Michael Gottfried dramatische Züge.

Arnold Preuß spielt bravourös Geesches ersten Ehemann Johannes Miltenberger, der sich zu einem gewalttätigen Haustyrannen entwickelt hat. Er muss sterben wie ihr zweiter Ehemann Michael, der in die Fußtapfen seines Vorgängers stapft und die flehenden Liebesbezeigungen seiner Frau Geesche mit Füßen tritt. Um ihn an sich zu binden, von dem sie bereits ein Kind erwartet, verabreicht sie Michael kleine Giftmengen bis Pater Markus das Paar traut. Klaus \den vollzieht diese Handlung und nimmt auf Geesches Wunsch die Beichte ab.

Im Laufe weniger Monate hat Geesche ihre Eltern vergiftet, die Sie nur mit Vorwürfen überhäuften. Horst Jönck verkörpert in gewohnt stoischer Ruhe die Vatergestalt, Brigitte Halbekath spielt die gottesfürchtige und nachbarhörige Mutter. Geesches Bruder Johann Timm muss ebenfalls dran glauben, dargestellt von Harald Schmidt. So rafft der Tod nach und nach die ganze Verwandtschaft und Menschen hin, die Geesche Böses antun wollen. Zu ihnen gehört auch Nachbarin Luisa Mauer, die von Helga Lauermann gespielt wird. Da ist auch noch Fritz Zimmermann, dargestellt von Karl Zacher, der sich in Geesche verliebt, gleichzeitig aber sein Geld drastisch zurückfordert: Beim Geld hört die Liebe auf! Auch ihm reicht die Gottfried den Kaffeepott. Horst Karstens gefällt in der Rolle als Vetter Bohm, ein biederer Handwerksmann, der ungeschoren davonkommt.

Mutter Timm (Brigitte Halbekath) macht Geesche (Marion Zomerland) groß Vorwürfe, "wegen Di kann ik nich mehr mit Gott snacken!" - eine Szene aus "Fro Geesche Gottfried" -

Das sonst lachverwöhnte Premierenpublikum verfolgt wie gebannt den ersten Akt dieses Trauerspiels. Es bleibt bis zur Pause mucksmäuschenstill im Zuschauerraum. In der Folge hat sich dar Lachdrang im Zuschauerraum wie in einem Schnellkochtopf aufgestaut und bricht sich hier und da mit glucksender Kicherei unvermittelt Bahn. Zum Glück tritt Walter Bleckwedel als Rumpf auf und setzt dem grausigen Spiel rechtzeitig ein Ende, das sonst zur Farce abzugleiten drohte. Er, Rumpf, ist Geesche auf die Schliche gekommen und überlässt der gepeinigten Giftmörderin das resignierende Eingeständnis: Nun bin ich wohl dran.

Die Szenenübergänge werden musikalisch (Nicolas C. Ducci) begleitet, stimmen das Publikum ein. Und Marion Zomerland singt nach jeder Tat Geesches Lied: "Vun de Welt will ik nu Taten, op den Himmel will ik to. Dor is Freden ganz ohn Maten, un mien Seel find endlich Roh". Die Niederdeutsche Bühne will sich mit diesem dramatischen Schauspiel am "Willy-Beutz-Wettbewerb" beteiligen und dürfte damit die besten Chancen haben. Die weiteren Aufführungen: 15., 17. Februar, 2., 3., 10. März, Beginn jeweils um 20 Uhr; 17. Februar und 3. März zusätzlich um 15.30 Uhr.


Miltenberger (Arnold Preuß) wird wiederholt gewalttätig  gegenüber Geesche (Marion Zomerland) - eine Szene aus "Fro Geesche Gottfried" -

WILHELMSHAVENER ZEITUNG vom 11. Februar 2002

Moral als eine Scheingröße

NDB Premiere "Froo Geesche Gottfried" beeindruckte Publikum

Von Inga Hellwig

Sind neun Giftmorde durch den Erhalt der eigenen Würde zu rechtfertigen? Vier Stühle und ein Tisch reichten dem Ensemble der Niederdeutschen Bühne aus, um am Sonnabend mit "Fron Geesche Gottfried" die wahre Geschichte der 1831 hingerichteten Giftmörderin Geesche Gottfried in der niederdeutschen Übersetzung des Fassbinder Trauerspiels "Bremer Freiheit" aufzuführen. "Froo Geesche Gottfried" erzählt in einfachen, beklemmend direkten Szenen den Automatismus von Unterdrückung und Gewalt, der die von allen Seiten gedemütigten Frau, erst in die Auflehnung gegen die bürgerliche Unfreiheit und schließlich in rebellische Monstrosität treibt.

Mit Marion Zomerland als Geesche verpflichtete Regisseur Rudi Plent eine Akteurin, die die allmähliche Verzweiflung der Geesche und die gleichzeitig von Mord zu Mord größer werdende innere Stärke mit ergreifender Distanz auf die Bühne bringt. "Ruhe das ist der Tod ik aber will leben" erklärt Geesche Gottfried in einem zentralen Satz. Um sie herum regiert der Tod. Mit ihrem Ehemann Johannes Miltenberger (Arnold Preuß) und ihrer Mutter Margarethe Timm (Brigitte Halbekath), sterben Menschen, die sie unterdrücken, quälen und als Mensch miss
achten.

Doch erst nach dem Tod ihrer Kinder und des zweiten Lebensgefährten Michael Gottfried (Marc Gelhart), spricht sie in der Beichte zu Pater Markus (Klaus Aden) aus, was die Zuschauer längst ahnten. Nicht Schicksal, sondern Gift, sind der Hintergrund für die Todesfälle. Als auch der Geistliche keine Antwort darauf geben kann, ob die menschlich Würde oder die Moral höher stehen, wird das Morden zum wahnsinnigen Mechanismus. Bürgerliche Wertvorstellungen werden zur Scheingröße. Zur Erhaltung ihrer gewonnenen Freiheit entledigt sich die Frau jedem, der ihr zu nahe tritt.

Ihre nächsten Opfer sind ihr Vater (Horst Jönck), Gläubiger Fritz Zimmermann (Karl Zacher), ihr Bruder Johann (Harald Schmidt) und schließlich die Nachbarin Luisa Mauer (Helga Lauermann). Mit dem Lied "Vun de Welt will ik nu laten", das wie eine liturgische Formel am Ende, jeden Mordes steht, wird jede Tat vollendet. Die Schlichtheit der Aufführung und die niederdeutsche Sprache erzeugen dabei eine fast dokumentarische Authentizität.

Geesche (Marion Zomerland) ist entsetzt, ihr Bruder (Harald Schmidt) will das Geschäft übernehmen - eine Szene aus "Fro Geesche Gottfried" -

Mit dem Trauerspiel "Fron Geesche Gottfried", bei dem das NDB Ensemble beweist, dass es das ernste Genre hervorragend beherrscht, bewirbt sich die Niederdeutsche Bühne für den Willy Beutz-Schauspielpreis. Das Premierenpublikum erteilte Regisseur Rudi Plent und den 11 Darstellern berechtigte Vorschusslorbeeren. Souffleuse: Berta Brinkhoff, Maske : Margitta Pust, Requisite: Monika Eilers, Bühnenbau: Günter Scherf, Horst Vollbrecht, Bühnentechnik: Timo Dörnath, Werner Dörnath, Gerd Gelhart, Bühnenmalerei: Nicole Burfien, Beleuchtung: Peter Pfaus, Uwe Freiberg, Technische Leitung: Werner Dörnath, Gerd Gelhart, Inspizienz: Anke Schluppkotten.

Nachbarin Louise (Helga Lauermann) schwankt gegenüber  Geesche (Marion Zomerland) zwischen Angst und Neugier - eine Szene aus "Fro Geesche Gottfried" -

GUTEN MORGEN SONNTAG vom 24.Februar 2002

Froo Geesche Gottfried Trauerspiel von Rauner Werner Fassbinder

Schauspieler überzeugten - Publikum bedrückt

Von Maike Stübner

Wilhelmshaven. Wer unvorbereitet in die Premiere am 26. Januar im Stadttheater gegangen ist, der war sicher überrascht. Es muss nicht immer Komödie sein, gerade weil das bei Plattdeutschen Inszenierungen meißtens vorausgesetzt wird. Diesmal gab es ein Trauerspiel nach einer wahren Begebenheit. Geesche Gottfried wurde 1775 in Bremen geboren. Die Eltern Vater Johann Timm und Mutter Geesche Margarethe lebten in äußerst bescheidenen Verhältnissen. Mit zwanzig heiratete Sie auf Wunsch des Vaters. Ihr Mann misshandelte Sie und so war er der Erste, der nach Jahren der Quallen den Tod fand. Geesche brachte mit Arsenik, dem Mäusegift, in den fogelnden Jahren einige Leute um.

"Vun de Welt will ik nu laten, op den Himmel will ik to. Dor is Freden ganz ohn Maten, un mien Seel find endlich Roh ...." Spätestens bei dieser musikalischen Einlage der Geesche war klar, das wieder jemand einen Tod sterben wird. Doch mehr soll hier nicht verraten werden, denn das Stück ist noch vier mal im März zu sehen. Marion Zomerland in der Rolle der Geesche ist absolut überzeugend. Sie scheint auf der Bühne vollkommen in der Geesche Gottfried zu stecken. Doch auch die anderen Schauspieler sind hervorragend. Da ist Marc Gelhart in der Rolle des zweiten Ehemannes, der einen mitleiderregenden Tod findet. Arnold Preuß als der erste Ehemann, der beängstigend gut den bösartigen Miltenberger spielt.

Mit diesem Stück hat sich das Essemble der Niederdeutschen Bühne Wilhelmshaven für den Willy-Beutz-Preis beworben. Unter der Regie von Rudolf Plent gibt es hier auch eine gute Chance. Unter Plents Regie haben bereits sechs Schauspiele innerhalb des Niederdeutschen Bühnenbundes den Willy- Beutz-Preis verliehen bekommen. Die Zuschauer sind auf jeden Fall auf Seite der Schauspieler.
Weitere Vorstellungen: 2. und 3. März um 20 Uhr; 3. März um 15.30 Uhr und letzte Aufführung am 10. März um 20 Uhr.

Wilhelmshaven, 28 März 2002

QUICKBORN - Zeitschrift für plattdeutsche Sprache und Literatur
92. Jahrgang - Heft 1 - 2002

THEATER

Froo Geesche Gottfried in Wilhelmshaven
Machtkampf der Geschlechter? Parteiisches Theater für Feministinnen mit starrem, negativem Männerbild? Reinwaschung für eine Massen Mörderin? Oder von der Geschichte längst überholtes Lehrstück über die Repressionsmechanismen in der bürgerlichen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts?

Man verlässt das Stadttheater von Wilhelmshaven nach diesem Fassbinder Stück (auf Plattdeutsch von Gisela Mester und Dirk Römmer) mit gemischten Gefühlen. Im Vordergrund aber steht doch die Hochachtung vor der schauspielerischen Leistung der Hauptdarstellerin Marion Zomerland, vor der knappen, akzentsicheren Regie von Rudolf Plent und das Mitleiden, ja, Trauern für die historische Person Geesche Gottfried, die als "Giftmörderin" im Jahre 1831 in Bremen hingerichtet wurde und in Wahrheit doch nur eine wache, gequälte und ihrer Zeit vorauseilende Vorkämpferin für die Emanzipation der Frau war in einer erbarmungslosen Zeit lebend und "vun Minschen un vun Gott verlaten...".

Das Trauerspiel stellt die lange Lebens und Leidensgeschichte der Geesche Gottfried dar, die 1775 in Bremen geboren wurde und von ihren bigotten Eltern als Zwanzigjährige in eine Ehe mit einem ungeliebten, tyrannischen Mann gesteckt wird, den sie schließlich mit Arsenik umbringt. Als der von ihr wirklich geliebte Mann Michael Gottfried zögert, sie zu heiraten, selbst, als sie von ihm schwanger geworden ist, vergiftet sie auch diesen. Im Stück geschieht das quasi aus Versehen, erst nachdem Geesche ihn dazu gebracht hatte, sie doch noch zu ehelichen, so dass sie seinen Namen tragen konnte. Die Zurückweisung der schwangeren Geesche durch den Michael Gottfried ist eine der stärksten, ja, schrecklichsten Szenen des Stücks. Von Marion Zomerland großartig gespielt, zeigt Geesche in diesem Moment den Umschwung ihres Bewusstseins von einer in Notwehr handelnden Frau zu einer weiblichen Rachegöttin gegenüber einer durchweg gefühllosen, egoistischen und selbstverliebten Männerwelt. Weitere Morde an ihren Eltern, ihrem Bruder, Freundinnen und Freunden, die Geesche in die bürgerliche Zwangsjacke zurückdrängen wollen, schließen sich an.

Die Wilhelmshavener Aufführung stellte sehr einprägsam die Wandlung der Geesche von der unterdrückten, Liebe suchenden und nicht findenden, verzweifelten jungen Frau zu der Rache Furie dar. Dabei behielt diese Figur stets die Sympathie und das Mitleid der Zuschauer. In einem eher kargen Bühnenbild, das sich auf eine Tapetenrückwand, Tisch, Stühle, Wiege und Wischeimer beschränkte, entwickelte die Niederdeutsche Bühne eine hervorragende Ensembleleistung. Leitmotive bildeten ein wichtiges Gerüst: Das Lied "Vun de Welt will ik nu laten..." gesungen, von Geesche bei jedem ihrer Giftmorde; die Kaffeetasse mit dem Gift immer wieder angeboten und bereitwillig getrunken von den Männern, den Fieslingen, die eben diesen Kaffee patriarchalisch für sich herbeibefehlen, als ein ironisches Unterwerfungsritual bürgerlicher Häuslichkeit; die roten Haare Hexe! der Geesche und ihres Bruders. Leider führte aber die vergiftete Kaffeetasse beim Wilhelmshavener Publikum zu einem Wiedererkennungs- und Lacherfolg, der gänzlich unpassend war und den Rezensenten geärgert hat.

"Froo Geesche Gottfried" von Rainer Werner Fassbinder, plattdeutsch von Gisela Mester und Dirk Römmer, Regie: Rufolf Plent, Stadttheater von Wilhelmshaven. Erhard Brüchert

Regisseur der "Gesche" - Inszenierung: Rudolf Plent

Van nu an bün ik glücklich! (UA)

Uraufführung in niederdeutscher Sprache

VAN NU AN BÜN IK GLÜCKLICH!

Komödie von Frank Pinkus
Niederdeutsch von Arnold Preuß

Inszenierung und Bühne: Elke Münch

Regieassistenz: Marc Gelhart
Choreographie: Susanne Mittmann
Boxtraining: Stephan Hertel
Gesangseinstudierung: Jürn Cornelius
Requisiten: Marianne Karstens, Marc Gelhart
Inspizient: Nicolas Ducci
Souffleuse: Magita Pust
Maske: Heidi Strowik, Freddi Aicher
Bühnenbau: Alfred Christoffers, Günther Scherf, Horst Vollbrecht
Bühnenmalerei: Nicole Burfien
Bühnentechnik: Timo Dörnath, Werner Dörnath,
Gerd Gelhart, Günter Michaels, Harald Schmidt
Beleuchtung: Peter Pfaus, Uwe Freiberg
Technische Leitung: Harald Schmidt

Premiere: 26. Dezember 2001

Rollen und Darsteller:
Jan Ludwig, Werbegrafiker - Arnold Preuß
Kai Ludwig, sein Sohn, ein Computerspezialist - André Gelhart
Steffi Mutzbach, Jans Ex-Freundin, Psychologiestudentin - Martina Jahn
Nicole Nansen, seine geschiedene Frau, Frauenärztin - Wilma Welte
Peter Ludwig, Jans Vater, ehemaliger Finanzbeamter - Günter Boye


Peter Ludwig (Günter Boye) staunt, sein Sohn Jan (Arnold Preuß) unterhält sich mit dem Diktiergerät am Heiligen Abend? - Szene aus "Van nu an bün ik glücklich!"

Van nu an bün ik glücklich!

Komödie von Frank Pinkus

Es gelingt uns natürlich nicht immer ein Stück zu finden, das haargenau zum Premierentermin 2. Weihnachtsfeiertag passt. Aber manchmal stösst man eben doch bei der schwierigen Lektüre und Auswahl der Stücke für eine Spielzeit auf ein Stück, das thematisch zum Weihnachtsfest passt. Mit der von Arnold Preuß verfassten Übersetzung von Frank Pinkus Stück "Vun nun an bin ich glücklich!" haben wir ein solches Stück gefunden, dass nicht besser in diese Zeit passt und mit Elke Münch haben wir eine Regisseurin gefunden, die dieses Stück gerne inszenieren wollte.

Es ist Heiligabend - und für den knapp 50-järigen Jan Ludwig ist es das erste Weihnachtsfest, das er allein verbringen soll. Die Scheidung liegt hinter ihm, sein Sohn geht seiner eigenen Wege. Aber mit Hilfe seines Psychiaters und der Formel "Van nu an bün ik glücklich!" ist Jan sicher, diesen für alle alleinstehenden Menschen heiklen Abend überstehen zu können.

Doch dann kommt alles ganz anders: Die Mikrowelle Carla streikt, das Schildkrötenpärchen Horst und Nicole sind getürmt und nacheinander kommen immer mehr Gäste, die ihrerseits der Einsamkeit entflohen sind, (was sie sich und Jan natürlich nicht zugeben): seine Ex-Frau Nicole, seine Ex-Geliebte Steffi, sein Sohn Kai und schließlich auch noch sein Vater Peter, der vor der Polizeit auf der Flucht ist.

Jan (Arnold Preuß) will seiner Ex-Frau (Wilma Welte) einreden, dass Schildkröten Gefühle haben, ja sie smüüstergrienen sogar -  Szene aus "Van nu an bün ik glücklich!"

Aus dem ruhigen Abend wird ein turbulentes Zusammentreffen dreier Generationen einschließlich eines Box-Kampfes und einer Vanillekipferl-Backorgie. Wir haben es mit einer schnellen und amüsanten und peppigen Komödie mit wunderbaren Rollen zu tun - und am Ende ist man fast ein bisschen traurig, von diesen fünf liebenswerten und ganz "normalen" Menschen Abschied nehmen zu müssen. Es spielen Martina Jahn, Wilma Welte, Günter Boye, André Gelhart und Arnold Preuß

Steffi (Martina Jahn) und Kai (André Gelhart) unterhalten sich gerade über ein köstliches Menu beim Italiener, warum reagiert Steffi bloß so komisch auf Zabaione? - Szene aus "Van nu an bün ik glücklich!"

Wilhelmshavener Zeitung vom 28. Dezember 2001

Eine scheinheilige Familie

Premiere der Niederdeutschen Bühne am zweiten Weihnachtsfeiertag

Von Walburg Dittrich

Für die Freunde der Niederdeutschen Bühne gab es am zweiten Weihnachtsfeiertag noch einen Leckerbissen zum Ausklang des Festes. Im gut gefüllten Stadttheater erlebten sie die Premiere und Uraufführung des Stückes "Van nu an bün ik glücklich!" Die aus der Feder von Frank Pinkus stammende Weihnachtskomödie hat Arnold Preuß ins Niederdeutsche übertragen. Regie führte Elke Münch, die bereits mit ihrer Inszenierung "`n schöne Bescherung" in der Spielzeit 1999/2000 ein erfolgreiches Weihnachtsstück auf die Bühne gebracht hat.

Mit den fünf Darstellern (Martina Jahn, Wilma Welte, Günter Boye, Andre Gelhart und Arnold Preuß) hat sie in den letzten sechs Wochen fleißig geprobt, Stefan Hertel hat mit ihnen geboxt, Susanne Mittmann hat mit ihnen getanzt und Jürn Cornelius mit ihnen gesungen. Unter der Leitung von Harald Schmidt hat die Technik ein aufwändiges Bühnenbild erstellt, und Marianne Karstens hat die Requisiten besorgt.

Der frisch geschiedene Werbegrafiker Jan Ludwig (Arnold Preuß) soll, so hat es ihm sein Therapeut nahe gelegt, das Weihnachtsfest allein verbringen, um zu sich selbst zu finden. Er ist festen Willens, es sich so richtig " kommodig" zu machen. Doch seine Mikrowelle killt sein Festmenü, und dann stellt sich auch noch reihenweise ungebetener Besuch ein:

Sein Sohn Kai (Andre Gelhart), vertilgt den kläglichen Rest seines Essens, seine Ex-Freundin Steffi (Martina Jahn), Psychologiestudentin und Scheidungsgrund, will ihm einfach nur Gesellschaft leisten, und zu gleichem Behuf erscheint auch Ex-Frau Nicole (Wilma Welte). Jans Vater Peter (Günter Boye) schließlich will sich bei ihm vor der Polizei verstecken, weil er eine Bank ausgeraubt hat.

Mit Jans erhofftem friedlichen Heiligabend ist es nun gänzlich vorbei. Doch bei viel Kognak und Champagner, den sein Vater besorgt hatte, beim Kekse backen, beim Boxkampf mit seinem Sohn und auch bei therapeutischen Gesprächen mit den beiden Hausschildkröten erkennt Jan, dass nicht nur er seine Last zu tragen hat.
Angesichts der ersten selbstgebackenen Plätzchen ihres Ex-Mannes lässt sich Nicole zu einem Tango mit ihm hinreißen, und beide schwelgen in Erinnerungen an ihre große Liebe.

Erstaunt und fast ungläubig offenbart Jan am Ende dieses turbulenten Weihnachtsabends auf sein Diktiergerät, das zuvor für seine Sorgen schon immer ein offenes Ohr hatte: "Van nu an bün ik glücklich." Das brachte sogar die beiden Schildkröten zum "schmüstergrienen". Und das Publikum amüsierte sich. Die kurzweilige Komödie wird am 6., 12., 13., 20. und 28. Januar um 20 Uhr und am 6. und 13. Januar zusätzlich um 15.30 Uhr weitere male aufgeführt. Karten gibt es an der Abendkasse und im Vorverkauf im Service Center des Stadttheaters.

Sie streiten sich um 555.000 DM: Opa Peter (Günter Boye), Enkel Kai (André Gelhart) und Sohn Jan (Arnold Preuß)
- eine Szene aus: "Van nu an bün ik glücklich!"

Jeversches Wochenblatt vom 28. Dezember 2001

Weihnachtsfreuden plastisch serviert

Niederdeutsche Bühne Wilhelmshaven mit plattdeutscher Uraufführung "Von nu an bün ik glücklich!"

Von Ernst Richter

Wilhelmshaven. "Van nu an bün ik glücklich", tönt Jan Ludwig, von Beruf Werbegrafiker, streckt seine Arme himmelwärts und strahlt das Premierenpublikum an, das mit herzlichem Beifall antwortet. Zuvor aber hat Jan Ludwig zwei Lehrstunden zu absolvieren, die ein wenig an Abendkurse einer Volkshochschule erinnern. Da verklart ihm sein Vater Peter Ludwig so seine Lebensphilosophie, während er Jan in Sachen Kekse backen praktisch unterweist. Die Zuschauer passen genau auf, ob Jan auch den Anweisungen folgt und die Eier fachmännisch aufschlägt. Wenn's gelingt, bleibt der Szenenapplaus nicht aus. So spannend geht es in der Komödie "Van nu an bün ik glücklich!" von Frank Pinkus in der Übersetzung von Arnold Preuß zu, der auch die Rolle des Jan Ludwig übernommen hat.

Die Niederdeutsche Bühne am Stadttheater Wilhelmshaven bringt diese Komödie als niederdeutsche Uraufführung auf die Bühne. Am zweiten Weihnachtsfeiertag war traditionell Premierenvorstellung. Der Vorhang öffnet sich und zeigt Jan Ludwig beim Fitnesstraining und bei Selbstgesprächen. Denn Jan ist allein und will sich solo einen gemütlichen Heiligabend bereiten. Dazu hat er sich selbst den Gabentisch gedeckt. Auch seine beiden Mitbewohner, zwei Schildkröten, sollen merken, dass es weihnachtet. Dass ihm in der Mikrowelle, die er mit Carla anredet, die Krabbenköstlichkeit verkohlt und er den Brandsalat mit Champagner löscht, sind so die Begleiterscheinungen eines Junggesellen, der wohl bessere Zeiten durchlebt hat.

Jan tänzelt weiter durch sein toll und ganz modern eingerichtetes Apartment. Nein, kein Plüschsofa, sondern weiche Lederpolster. Alfred Christoffers Günther Scharf und Horst Vollbrecht haben nach der Idee von Elke Münch, die auch Regie führt, das Bühnenbild gebaut. Die "alten Hasen" unter den Zuschauern müssen sich erst an das neumodische Mobiliar gewöhnen. Da fehlen doch die vertrauten, altbekannten Requisiten.

Ihre Probleme "boxen" sie miteinander aus: Jan (Arnold Preuß) und Sohn Kai (André Gelhart). Die geschiedene Ex-Frau (Wilma Welte) feuert natürlich ihren Sohn an. - eine Szene aus "Van nu an bün ik glücklich!" -

Inzwischen hat Arnold Preuß als Jan Ludwig seinen Auftaktmonolog beendet. Da kommt mit dessen Sohn Kai, der plötzlich und unerwartet aufkreuzt, Leben in die Bude. André Gelhart gefällt mit seinem frischunbekümmertem Spiel in diesem Part. Der Boxkampf Vater Sohn hat es in sich. Das Zwiegespräch zwischen Vater und Sohn ist dem Leben abgelauscht. Ja, ja, werden die anwesenden Väter und Mütter gedacht haben, so kann's gehen. Damit nicht genug. Wieder schellt es an der Wohnungstür, und Steffi Mutzbach, Jans Ex-Geliebte, erscheint, gespielt von Martina Jahn. Die Unterhaltung wird heftiger, dahin ist der ruhige Weihnachtsabend, den Jan mit sich allein verbringen wollte.

Und wieder klingelt es, und Nicole Nansen, Jans geschiedene Frau, tritt ein. Wilma Welte hat diesen Part fest im Griff, typisiert das Wiedersehen und scheint auch gleich wieder das Kommando übernehmen zu wollen, bis Günter Boye als Peter Ludwig, Vater des Jan, hereinstürzt', und eine tolle Räuberpistole durchaus glaubhaft auftischt. Er habe gerade eine Bank überfallen, das heißt, man habe ihm den Sack voller Geld ausgehändigt. Die wahren Bankräuber würden den Politikern Helmut Kohl und Gerhard Schröder sehr ähnlich sein, erzählt der Senior des Familienclans Ludwig.

Kleine Turbulenzen unterhalten das Publikum. Dann beginnt das Keksebacken, und Peter Ludwig löst die Story vom Bankraub. Natürlich, der Senior im schnieken hellen Anzug hat keine Bank um `ne halbe Million erleichtert. Dafür hat er eine Flugreise für alle nach Vancouver bestellt und die Hotelzimmer gebucht. Warum nach Vancouver in nördlichen Regionen Kanadas? Diese Frage bleibt unbeantwortet. Doch das Happy end lässt nicht noch länger auf sich warten. Zunächst versucht es Jan mit seiner Ex-Frau Nicole im Tangoschritt, wobei es sich nicht verleugnen lässt, dass Jan eben doch kein Spanier, sondern ein Junge von der Waterkant ist.

Schließlich herrscht allgemein eitel Freude, die Kekse sind gebacken und schwungvoll stimmt das Familien Trio Ludwig zum Vergnügen des Publikums das Lied vom Weihnachtsmarkt an.

Neue Rundschau vom 19.12.2001

"Van nu an bün glücklich!"

Uraufführung der Niederdeutschen Bühne

von Marc Gelhart

Als besonderes Bonbon dieser Spielzeit präsentiert die Niederdeutsche Bühne am Stadttheater Wilhelmshaven als diesjähriges Weihnachtsstück die Uraufführung von "Van nu an bün ik glücklich! ". Die hochdeutsche Fassung "Ab jetzt bin ich glücklich! " stammt aus der Feder von Frank Pinkus, der zu der Premiere am 26. Dezember um 20 Uhr als Gast erwartet wird. Übersetzt hat es Arnold Preuß, der mit der Hauptrolle nach langer Auszeit wieder als Spieler an dieser Bühne in Erscheinung tritt.

Damit hat Jan (Arnold Preuß) nicht gerechnet, seine Ex-Frau (Wilma Welte) steht am Heiligen Abend vor der Tür; überrascht ist auch Sohn Kai (André Gelhart) - Szene aus "Van nu an bün ik glücklich!"

Die Regie hat Elke Münch, die bereits mit ihrer Inszenierung "'n schöne Bescherung" in der Spielzeit 1999/2000 ein glückliches Händchen für Weihnachtsstücke, die das Chaos am Heiligabend thematisieren, bewiesen hat.

Denn auch in dieser Komödie ist es besagter Heiligabend, und Jan Ludwig (Arnold Preuß) soll nun, einige Monate nach seiner Scheidung, sein erstes Weihnachtsfest allein verbringen. So hat es ihm sein Therapeut nahe gelegt. Abgesehen von einer Mikrowelle und einem Diktiergerät hat er als Gesprächspartner nur sich selbst und ist auch festen Willens, für den Rest des Abends allein zu bleiben. Nachdem allerdings einige Pannen die Vorbereitungen für sein "Dinner for one" behindern, erscheint sein Sohn Kai (Andre Gerhart), um Jan Gesellschaft zu leisten und den kläglichen Rest seines Essens aufzuessen.

Bevor es Jan aber auch nur ansatzweise gelingt, seinen Sohn wieder loszuwerden, steht seine Ex-Freundin Steffi (Martina Jahn), der damalige Scheidungsgrund, mit der gleichen Motivation auf der Matte. Wenig später folgt auch seine Ex Frau Nicole (Wilma Welte), um nach Jan zu sehen. Um die ungewöhnliche Partygesellschaft perfekt zu machen, schneit schließlich noch Jans Vater Peter (Günter Boye) herein, der vorgibt, auf der Flucht vor der Polizei zu sein, seit er mittags eine Bank überfallen habe . . . Was soll nun noch aus Jan Ludwigs Heiligem Abend werden?

Sind seine ungebetenen Gäste wirklich nur aus Sorge und Mitleid ausgerechnet zu ihm gekommen? Und: Muss man als Mann Kekse backen, um eine Frau halten zu können? Was erwarten Frauen eigentlich genau von einem Mann? Antworten auf diese und andere Fragen erhält der Zuschauer nach der Premiere am 2. Weihnachtsfeiertag im nächsten Jahr in den Vorstellungen am 6., 12., 13., 20. und 28. Januar um 20 Uhr und am 6. und 13. Januar zusätzlich um 15.30 Uhr. Karten gibt es im Vorverkauf sowie im freien Verkauf an der Abendkasse am Service Center im Stadttheater. Weitere Informationen unter (0 44 21) 94 01 15 oder auf der bühneneigenen Homepage unter www.ndb wilhelmshaven.de.

Nicole (Wilma Welte) ist verzweifelt, sie möchte ihre "Männer" zum Mitternachtskonzert in die Kirche einladen,die beiden (Arnold Preuß und André Gelhart) treiben lieber Sport .... am Heiligen Abend! - Szene aus "Van nu an bün ik glücklich!"

Wilhelmshavener Zeitung vom 22. 12. 2001

Heiligabend mit Überraschungen

"Van nu an bün ik glücklich!"  hat am 2. Weihnachtsfeiertag Premiere

Aus der Feder von Frank Pinkus stammt die Komödie "Ab jetzt bin ich glücklich!". Arnold Preuß hat sie in das Niederdeutsche übertragen, nun heißt sie "Van nu an bün ik glücklich!" und hat in einer Inszenierung der Niederdeutschen Bühne Wilhelmshaven am 2. Weihnachtsfeiertag, dem 26. Dezember, um 20 Uhr im Stadttheater Wilhelmshaven Premiere. Regie führt Elke Münch.

Dass sich die Schauspieler der Niederdeutschen an diesem Abend besonders viel Mühe geben, kann als gesichert gelten, hat sich doch für deren Premiere der Autor der hochdeutschen Fassung, eben jener Frank Pinkus, als Zuschauer angesagt. Die Handlung des Stückes spielt an Heiligabend was übrigens der Regisseurin entgegen kommt, denn für dieses Thema hat sie ein glückliches Händchen. Jan Ludwig (Arnold Preuß) soll nämlich, nur wenige Monate nach der Scheidung, das Weihnachtsfest alleine verbringen. So hat es ihm sein Therapeut nahe gelegt. Abgesehen von einer Mikrowelle und einem Diktiergerät hat er nur sich selbst als
Gesprächspartner. Nachdem einige Pannen sein "Dinner for one" behindern, erscheint sein Sohn Kai (Andre Gelhart), um ihm Gesellschaft zu leisten.

Noch bevor es Jan gelingt, seinen Sohn wieder los zu werden, steht wenig später auch noch seine Ex Freundin Steffi (Martina Jahn), der Scheidungsgrund, in der Tür mit der gleichen Absicht wie der Sohn. Wenig später taucht auch noch die Ex Frau (Wilma Welte) auf. Als zu guter Letzt sogar noch Jans Vater (Günter Boye) hereingeschneit kommt, er ist vor der Polizei geflohen, weil er eine Bank überfallen haben soll, fällt der Therapieplan über den Haufen. Dem Wohnungseigentümer bleibt nur noch übrig, schnell Kekse zu backen, damit der Heiligabend gerettet ist.

Karten gibt es an der Abendkasse und im Vorverkauf jeweils im Service Center im Stadttheater. Weitere Informationen unter Telefon 9401 15.

Jan (Arnold Preuß) möchte sich zum Festmenu als Vorspeise eine Krabbensuppe in der Micowelle bereiten - damit fängt das Unglück an! -  Szene aus "Van nu an bün ik glücklich!"

Sie üben das Weihnachtslied: André Gelhart, Arnold Preuß, Günter Boye

v.l. Wilma Welte, Martina Jahn, André Gelhart, Günter Boye, Arnold Preuß

Geld in´n Büdel - miteens Getüdel (NDE)

Erstaufführung in niederdeutscher Sprache

GELD IN´N BÜDEL - MITEENS GETÜDEL

(Cash on Delivery! - Und ewig rauschen die Gelder)
Farce von Michael Cooney
Deutsch von Paul Overhoff
Niederdeutsch von Arnold Preuß

Inszenierung und Bühne: Arnold Preuß

Souffleuse: Hanna Christoffers/Marianne Karstens
Inspektion: Anke Schluppkotten
Maske: Heidi Strowik und Freddi Aicher
Requisiten: Monika Eilers
Bühnenbau: Günther Scherf, Horst Vollbrecht
Bühnenmalerei: Harald Schmidt
Bühnentechnik: Timo Dörnath, Werner Dörnath, Gerd Gelhart, Günter Michaels und Harald Schmidt
Beleuchtung: Uwe Freiberg, Peter Pfaus
Technische Leitung: Harald Schmidt

Premiere: 24. November 2001

Rollen:
Erich Schwarz - Jürgen Tapken
Linda Schwarz - Dagmar Grube
Norbert Dobermann - Torsten Könnecke
Herr Janssen - André Gelhart
Onkel Georg - Günter Jaedeke
Nele Schönefeld - Christine Wessoleck
Dr. Kaufmann - Rolf-Peter Lauxtermann
Herr Firmenich - Horst Qualmann
Frau Kuhlmann - Magita Pust
Berta Dirksen - Katrin Paasch

Das Bühnenbild - im Entwurf -

Wilhelmshavener Zeitung vom 26. November 2001

Schwärzester englischer Humor temporeich angelegt

Erstaufführung des britischen Erfolgsstücks "Cash an Delivery" nimmt Sozialschmarotzer unter die Lupe- Ein rasantes Verwandlungs und Verwechslungsspiel begeisterte die Zuschauer bei der Premiere der niederdeutschen Erstaufführung des britischen Stücks "Geld in´n Büdel - miteens Getüdel".

Von Inga Hellwig

Für den Sozialamtsangestellten Georg Janssen ist es ein Albtraum: In der Schillerstraße 44, dem Haus von Erich Schwarz (Jürgen Tapken) und seiner Ehefrau Linda (Dagmar Grube), leben zwölf Personen. Das zumindest, glaubt die Behörde. Erich Schwarz beherrscht die Kunst des Sozialschmarotzens. Weil er sich nicht traut, seine Arbeitslosigkeit zu gestehen und weil ihn der Sozialstaat bereitwillig finanziell unterstützt, erfindet er immer mehr Hausbewohner, um Kindergeld, Arbeitslosengeld, Mutterschaftsgeld, Wohngeld, Krankengeld, Altersrente und Sozialhilfe abzukassieren.

Regisseur Arnold Preuß hat das britische Erfolgsstück "Cash an Delivery" von Michael Cooney für die Niederdeutschen Bühnen entdeckt. Am Samstagabend feierte das Ensemble mit der Niederdeutsche Erstaufführung Premiere mit rauschendem Beifall. Die mit schwärzestem englischen Humor ausgestattete Boulevardkomödie ließ das Publikum nicht nur kichern, sondern aus vollem Halse lachen.

Vom Sozialamt kommt Außenprüfer Janssen (André Gelhart)und trifft hier auf den etwas konfusen Norbert Dobermann (Torsten Könnecke) - eine Szene aus "Geld in´n Büdel - miteens Getüdel"-

Denn der Sozialschwindel um den Geldsegen vom Staat droht aufzukippen, als Erich Schwarz, dem die Bürokratie um seine zahlreichen "Untermietei" langsam zu viel wird, versucht, sich dieser zu entledigen. Als er seinen einzigen reellen Mitbewohner, Norbert Dobermann (Torsten Könnecke), als verstorben meldet, ruft dies die Sozialarbeiterin Nele Schönefeld (Christine Wessolleck) auf den Plan, die sich um die angeblichen sechs Kinder des vermeintlich Verblichenen sorgt. Kurz zuvor allerdings steht schon der äußerste penible und nervöse Außenprüfer des Sozialamtes, Georg Janssen (Andre Gelhard), vor der Tür. Er sucht einen Bewohner namens Thomsen, für den Schwarz seit zwei Jahren Arbeitslosenhilfe kassiert.

Ein rasantes Verwandlungs und Verwechslungsspiel nimmt seinen Lauf, bei dem die Verwicklungen sich zu einem schier unlösbaren gordischen Knoten zuspitzen. Arnold Preuß legte die englische Komödie vor allem auf Tempo an. Als Rahmenhandlung dient geschickt inszeniert durch Lichteffekte der Traum des Beamten. Gut besetzt und flott einstudiert, bot die NDB mit "Geld in'n Büdel miteens Getüdel" vor allem eine hervorragende Ensembleleistung. Überzeugen konnte besonders André Gelhart als Sozialreferent Georg Janssen, der penibel und voller Angst vor seiner Vorgesetzten Frau Kuhlmann (Magita Pust) von dem Lügengebilde eingewickelt wird. In der Hauptrolle zeigte Jürgen Tapken mit viel Komödiantik einen konfusen Hausbesitzer, der sich durch Notlügen immer tiefer ins Schlamassel bringt.

Dagmar Grube spielte hervorragend die ahnungslose Hausfrau und Gattin Linda. Torsten Könnecke als Untermieter Norbert Dobermann und Günther Jaedeke als Onkel Georg beherrschten ihre chaotischen Charaktere perfekt. In den Nebenrollen agierten Rolf Peter Lauxtermann (Dr. Peter Kaufmann), Horst Qualmann (Bestatter Firmenich) und Katrin Paasch (Berta Dirksen).

"Hier mutt jichtenseen Verwechslung vörliggen",  wird Erich Schwarz (Jürgen Tapken) gleich feststellen müssen, denn er hat es mit Frau Kuhlmann (Magita Pust) zu tun und die wird ihm kräftig eins auf die Finger geben - Szene aus "Geld in´n Büdel - miteens Getüdel"-

Souffleuse: Hanna Christoffers/Marianne Karstens; Maske : Heidi Strowik, Freddi Aicher; Requisiten: Monika Eilers; Bühnenbau: Günter Schwerf, Horst Vollbrecht; Bühnentechnik: Timo Dörnath, Werner Dörnath, Gerd Gelhart, Günter Michaels, Harald Schmidt; Bühnenmalerei: Harald Schmidt; Beleuchtung: Peter Pfaus, Uwe Freiberg; Technische Leitung: Harald Schmidt; Inspizienz: Anke Schluppenkotten.

Jeversches Wochenblatt vom 27. November 2001

Ein Albtraum: Da werden Tote wieder lebendig

Niederdeutsche Bühne spielt die Cooney Farce "Geld in'n Büdel miteens Getüdel"

von Ernst Richter

Wilhelmshaven. Eine Tür knallt ins Schloss, ein junger Mann stürzt in Hut und Mantel auf die Bühne, rennt hin und her und scheint ganz durcheinander zu sein. Es ist André Gelhart in der Rolle des Außenprüfers vom Sozialamt. Damit beginnt für den gestressten Außenprüfer ein Albtraum und für das Publikum im Stadttheater die unglaubliche Geschichte: "Geld in'n Büdel miteens Getüdel", eine Farce, geschrieben von Michael Cooney und von Arnold Preuß ins Plattdeutsche übertragen.

Es ist damit eine niederdeutsche Erstaufführung, die von der Niederdeutschen Bühne am Stadttheater Wilhelmshaven als zweites Saisonstück aufgeführt wird. Der Autor Michael Cooney muss eigentlich ein Beamter sein, so gut kennt er sich mit den Schlichen der Leute aus, wie man sich mit diversen Anträgen um Beihilfen, Zuschüsse und Bewilligungen ein geruhsames Leben ohne Arbeit verschaffen kann, bis plötzlich der Mann vom Sozialamt vor der Tür steht. Das Drama, das sich zu diesem Albtraum entwickelt und schließlich zum katastrophalen Höhepunkt führt, bietet dem Publikum köstliche Unterhaltung.

Es ist kein Schwank, den Arnold Preuß als Regisseur auf die Bretter gestellt hat, sondern schauspielerische Kleinkunst ohne vordergründigen Klamauk. Da meinten zwei Besucherinnen beim Pausenrundgang, das sei ja ein ganz tolles Stück, es gehe aber alles viel zu schnell, so dass man manches gar nicht so richtig mitbekommt. Das ist der Albtraum, der von der Bühne ins Parkett überspringt und das Publikum erfasst.

Im Haus Schillerstraße 44 ist nämlich der Teufel los, da werden Lebende für tot erklärt und Tote wieder lebendig. Erich und Linda Schwarz leben hier einträchtig miteinander. Erich hat es vor seiner Frau zwei lange Jahre zu verbergen verstanden, dass er arbeitslos ist. Mit Hilfe von diversen Anträgen für sich und seine teils fingierten Mieter Dobermann und Thomsen blieben die "Einkünfte" gesichert.
Dann aber kreuzte der Mann vom Sozialamt auf, brachte alles durcheinander und den Stein ins Rollen, sehr zum schmunzelnden Amüsement des Publikums mit Ausflüchten, Verwechselungen und verdrehten Behauptungen. Als sich dann noch die Waschmaschine selbständig macht und wie von Geisterhand getrieben aus der Küche anrollt, ist der helle Wahnsinn komplett, die Auflösung aber nicht minder wirkungsvoll.

"Ik heff mi hüüt morgen gedüvelt schlecht verföhlt", sagt Norbert Dobermann (Torsten Könnecke) und man sieht´s ihm an - Eine Szene aus "Geld in´n Büdel - miteens Getüdel"-

Nach dem umfassenden Geständnis des Hausherren Erich Schwarz und in Erwartung einer deftigen Freiheitsstrafe gebietet die hinzugekommene Inspektorin des Sozialamtes Stillschweigen, damit diese Schliche der Öffentlichkeit nicht bekannt werden und Erich Schwarz erhält einen Arbeitsplatz, er wird Inspektor im Betrugsdezernat.

Jürgen Tapken als Erich Schwarz und Thorsten Könnecke als dessen Untermieter Norbert Dobermann zeigen sich in trefflicher Spiellaune. Die Niederdeutsche Bühne muss aufpassen, dass beide nicht von der Landesbühne weg engagiert werden. Dagmar Grube spielt die beherzt resolute Linda Schwarz, Christine Wessolleck die Sozialarbeiterin Nele Schönefeld, Magita Pust die Inspektorin des Sozialamtes Frau Kuhlmann und Katrin Paasch Norberts Verlobte Berta Dirksen. In den weiteren Rollen agieren munter Günter Jaedeke als Onkel Georg, Rolf-Peter Lauxtermann in stoischer Ruhe als Eheberater Dr. Kaufmann und Horst Qualmann als Bestatter Firmenich.

Das Bühnenbild, auch entworfen von Arnold Preuß, bietet wie ein großer Baukasten Spielflächen und Türen für Auftritte und Abgänge. Kein Plüschsofa, keine märchenhaften Landschaftsbilder und keine Fenster mit Durchblicken auf Feld und Flur. Die handelnden Personen dominieren über zwei Stunden den Bühnenraum ohne auch nur für eine Minute Langeweile aufkommen zu lassen. Das Premierenpublikum geizte nicht mit dem sehr berechtigten Beifall. "Geld in'n Büdel miteens Getüdel" wird den Erfolgskurs der Niederdeutschen Bühne fortsetzen und den Verantwortlichen gewiss keine Albträume bereiten.

Wilhelmshaven, 28 März 2002

QUICKBORN - Zeitschrift für plattdeutsche Sprache und Literatur

92. Jahrgang - Heft 1 - 2002

THEATER

Geld in'n Büdel - miteensGetüdel

Wilhelmshaven. Eine Tür knallt ins Schloss, ein junger Mann stürzt in Hut und Mantel auf die Bühne, rennt hin und her und scheint ganz durcheinander zu sein. Es ist Andre Gelhart in der Rolle des Außenprüfers vom Sozialamt. Damit beginnt für den gestressten Außenprüfer ein Albtraum und für das Publikum im Stadttheater die unglaubliche Geschichte: "Geld in'n Büdel miteens Getüdel", eine Farce, geschrieben von Michael Cooney und von Arnold Preuß ins Plattdeutsche übertragen. Es ist damit eine niederdeutsche Erstaufführung, die von der Niederdeutschen Bühne am Stadttheater Wilhelmshaven als zweites Saisonstück aufgeführt wird.

Im Haus Schillerstraße 44 ist der Teufel los, da werden Lebende für tot erklärt und Tote wieder lebendig. Erich und Linda Schwarz leben hier einträchtig miteinander. Erich hat es vor seiner Frau zwei lange Jahre zu verbergen verstanden, dass er arbeitslos ist .Mit Hilfe von diversen Anträgen für sich und seine teils fingierten Mieter Dobermann und Thomsen blieben die "Einkünfte " gesichert.

Dann aber kreuzte der Mann vom Sozialamt auf, brachte alles durcheinander und den Stein ins Rollen, sehr zum schmunzelnden Amüsement des Publikums mit Ausflüchten, Verwechselungen und verdrehten Behauptungen. Als sich dann noch die Waschmaschine selbständig macht und wie von Geisterhand getrieben aus der Küche anrollt, ist der helle Wahnsinn komplett, die Auflösung aber nicht minder wirkungsvoll. Nach dem umfassenden Geständnis des Hausherren Erich Schwarz und in Erwartung einer deftigen Freiheitsstrafe gebietet die hinzugekommene Inspektorin des Sozialamtes Stillschweigen, damit diese Schliche der Öffentlichkeit nicht bekannt werden und Erich Schwarz erhält einen Arbeitsplatz, er wird Inspektor im Betrugsdezernat.

Jürgen Tapken als Erich Schwarz und Thorsten Könnecke als dessen Untermieter Norbert Dobermann zeigen sich in trefflicher Spiellaune. Die Niederdeutsche Bühne muss aufpassen, dass beide nicht von der Landesbühne weg engagiert werden. Dagmar Grube spielt die beherzt resolute Linda Schwarz, Christine Wessolleck die
Sozialarbeiterin Nele Schönfeld, Magita Pust die Inspektorin des Sozialamtes Frau Kuhlmann und Katrin Paasch Norberts Verlobte Berta Dirksen. Die handelnden Personen dominieren über zwei Stunden den Bühneraum ohne auch nur für eine Minute Langeweile aufkommen zu lassen. Das Premierenpublikum geizte nicht
mit dem sehr berechtigten Beifall. "Geld in'n Büdel miteens Getüdel" wird den Erfolgskurs der Niederdeutschen Bühne fortsetzen und den Verantwortlichen gewiss keine Albträume bereiten.

Ernst Richter (Jeversches Wochenblatt vom 27.11.01)

"Geld in'n Büdel miteens Getüdel" von Michael Cooney, plattdeutsch von ArnoldPreuß, Erstaufführung am 24. Nov. 2001, Regie: Arnold Preuß, Niederdeutsche Bühne am Stadttheater Wilhelmshaven.

GELD IN`N BÜDEL - MITEENS GETÜDEL

Farce von Michael Cooney

In der vergangenen Spielzeit konnten wir Ihnen zum ersten Male ein Stück aus der Feder der Cooneys vorführen. Sie erinnern sich sicher. "Allens ut de Reeg", die Geschichte um einen liebestollen Landwirtschaftsminister und seinen quirligen Assistenten, wurde von Publikum und Kritik mit großer Begeisterung aufgenommen.

Nun kommt ein weiteres Mitglied der Familie Cooney, nämlich Michael und hier haben wir es mit dem Sohn von Vater Ray zu tun. Und wenn Ray Cooney zu den erfolgreichsten englischen Komödienschreiber der letzten Jahre zu rechnen ist, dann hat sein Sohn mit seinem Erstlingswerk gleich einen Volltreffer gelandet. "Cash on Delivery!" oder wie es im Hochdeutschen heißt, "'Und ewig rauschen die Gelder" hat sich in den letzten Jahren zum meistgespielten Stück in England, aber auch in Deutschland und das nicht nur an den Boulevard-Theatern, sondern auch an Stadt- und Staatstheatern, entwickelt. Das Lachen ist wieder erlaubt auf den hochdeutschen Theaterbrettern - da darf eine Übertragung in das Niederdeutsche Volkstheater nicht fehlen. Diese Übertragung hat Arnold Preuß besorgt, der auch gleichzeitig die Regie führen wird.

Norbert Dobermann (Torsten Könnecke) und Erich Schwarz (Jürgen Tapken) sind sichtlich ratlos, wie können sie die Katastrophe verhindern? - Szene aus "Geld in´n Büdel - miteens Getüdel"-

Im Stück geht es darum, dass Erich Schwarz es nicht übers Herz brachte, seiner Frau Linda zu gestehen, dass er vor zwei Jahren seinen Job verloren hatte. Der wöchentliche Scheck vom Sozialamt für seinen gerade nach Kanada ausgewanderten früheren Untermieter war die finanzielle Rettung und gleichzeitig der Anfang einer zweiten Karriere als Virtuose auf der Klaviatur der großzügigen Sozialverwaltung. Während Linda glaubt, er würde jeden Morgen wie sie zur Arbeit gehen, löst Erich eine Lawine staatlicher Hilfsbereitschaft aus, indem er zusätzlich zu seinem neuen Untermieter noch Dutzende weiterer hilfsbedürftiger Hausbewohner erfindet und das soziale Netz zum Trampolin für ungeahnte finanzielle Höhenflüge macht.

Er beantragt und erhält Alters- , Invaliden-, Unfall- und Frührente, Schlechtwetter-, Kranken-, Wohn- und Kindergeld, sogar die Schulmilch lässt er nicht aus. Als dann eines Tages ein Außenprüfer des Sozialamtes vor der Tür steht, beginnt eine aberwitzige Verwechslungs- und Verwandlungskomödie, an deren Ende eine Überraschung für das nicht mehr erwartete Happy End sorgt.

Michael Cooneys Erstling steht ganz in der Tradition englischer Komödien-Autroren. Mitten aus dem Leben gegriffen, lassen Wortspiel und Situationskomik kein Auge trocken. Es spielen: Dagmar Grube, Katrin Paasch, Magita Puust, Christine Wessoleck, André Gelhart, Günter Jaedeke, Torsten Könnecke, Rolf-Peter Lauxtermann, Horst Qualmann und Jürgen Tapken.

GUTEN MORGEN SONNTAG vom 19.11.2001

Niederdeutsche Erstaufführung mit Terminänderung:

"Geld in'n Büdel - miteens Getüdel"

Wilhelmshaven. (gms) Ab 24. November präsentiert die Niederdeutsche Bühne am Stadttheater Wilhelmshaven die Farce "Geld in'n Büdel miteens Getüdel" als niederdeutsche Erstaufführung. Dieses Stück stammt aus der Feder von Michael Cooney, dem Sohn von Ray Cooney, dessen Farce "Allens ut de Reeg" in der letzten Spielzeit mit großem Erfolg erstaufgeführt wurde. Die niederdeutsche Übersetzung besorgte auch diesmal wieder Arnold Preuß, der die Regie in diesem Stück führt.

Zur Handlung: Erich Schwarz (Jürgen Tapken) hat es leider nach zwei Jahren immer noch nicht übers Herz gebracht, seiner Frau Linda (Dagmar Grube) zu gestehen, dass er seinen Job verloren hat. Während sie ihn auf der Arbeit glaubt, finanziert er den gemeinsamen Lebensunterhalt auf eher unkonventionelle Art und Weise. Nachdem damals zunächst nur der Scheck vom Sozialamt für seinen gerade nach Kanada ausgewanderten Untermieter seine letzte Rettung darstellte, lernte er langsam, den Sozialstaat zu "melken" und verschiedene Sozialhilfen bis hin zur Schulmilch zu kassieren.

Linda Schwarz (Dagmar Grube) versteht nicht, was um sie herum geschieht. Ihr Mann, Erich (Jürgen Tapken) ist genauso außer Rand und Band wie Norbert Dobermann (Torsten Könnecke), Herr Janssen (André Gelhart) und (verdeckt) Onkel Schorsch (Günter Jaedeke) - eine Szene aus "Geld in´n Büdel - miteens Getrüdel"

Dafür hat er neben seinem tatsächlichen neuen Untermieter Norbert Dobermann (Torsten Könnecke) viele weitere dazu erfunden, die angeblich mit ihren gesamten Familien im selben Haus wohnen. Logisch, dass einige auch bis zur Arbeitsunfähigkeit erkranken oder gar sterben. Doch nun scheint der Tag der Abrechnung gekommen zu sein: Auf der Matte steht ein Außenprüfer vom Sozialamt, Herr Janssen (Andre Gelhart), mitsamt einem dicken Ordner voll mit allen eingegangen Anträgen. Jetzt ist Improvisationstalent gefragt. Erich und der inzwischen mit hineingezogene Norbert müssen in andere Rollen schlüpfen, um größerem Schlamassel zu entgehen. Auch Onkel Georg (Günter Jaedeke), der mit Erich von Anfang an unter einer Decke steckte, muss aushelfen.

So entsteht eine Lügengeschichte, in der Untermieter und Verwandte an diesem Tag verstorben sind, die es entweder gar nicht gibt oder die sich noch bester Gesundheit erfreuen. Dummerweise kommt Linda früher von der Arbeit nach Hause, um sich mit dem Eheberater Dr. Kaufmann (Rolf-Peter Lauxtermann) zu treffen. Beide wissen natürlich nichts von all dem, vermuten aber auf Grund der Geschehnisse ganz andere Probleme. Des Weiteren tauchen noch die Sozialarbeiterin Nele Schönefeld (Christine Wessolleck), der Bestatter Herr Firmenich (Horst Qualmann), Janssens Chefin Frau Kuhlmann (Magita Pust) und Berta Dirksen (Katrin Paasch), Norberts Verlobte auf.

Herr Janssen (André Gelhart) sucht erst einmal Zuflucht in der Mülltonne - eine Szene aus "Geld in´n Büdel - miteens Getüdel" -

Schließlich hält jeder jeden für jemand anderen, und auch eine wild gewordene Waschmaschine trägt kaum dazu bei, dass sich die Situation für Erich Schwarz entspannt . . .

Bereits im Vorfeld mussten zwei Aufführungstermine aus organisatorischen Gründen geändert werden. Die Vorstellungen vom 2. 12. um 15.30 Uhr und 20 Uhr finden jetzt bereits am 25. 11. um 15.30 Uhr und 20 Uhr; also einen Tag nach der Premiere, statt. Die betroffenen Abonnenten werden angeschrieben. Die restlichen Aufführungstermine: 28. 11., 1., 8. und 9. 12. um 20 Uhr und am 8. 12. zusätzlich um 15.30 Uhr. Karten gibt es im Vorverkauf sowie im freien Verkauf an der Abendkasse am Service Center im Stadttheater. Weitere Informationen unter (0 44 21) 94 01 15 oder auf der bühneneigenen Homepage unter www.ndb wilhehnshaven.de. (mg)

NEUE RUNDSCHAU VOM 28. 11.2001

Allens ut de Reeg" müsste allerdings "Geld in´n Büdel - miteens Getüdel" heißen

Weitere Aufführungen der Niederdeutschen Bühne

Die Niederdeutsche Bühne am Stadttheater Wilhelmshaven präsentierte erstmalig die Farce "Geld in'n Büdel mit eens Getüdel". Dieses Stück stammt aus der Feder von Michael Cooney, dem Sohn von Ray Cooney, dessen Farce "Allens ut de Reeg" in der letzten Spielzeit mit großem Erfolg erstaufgeführt wurde. Die niederdeutsche Übersetzung besorgte auch diesmal wieder Arnold Preuß, der die Regie in diesem Stück führt.

Zur Handlung: Erich Schwarz (Jürgen Tapken) hat es leider nach zwei Jahren immer noch nicht über's Herz gebracht, seiner Frau Linda (Dagmar Grube) zu gestehen, dass er seinen Job verloren hat. Während sie ihn auf der Arbeit glaubt, finanziert er den gemeinsamen Lebensunterhalt auf eher unkonventionelle Art und Weise. Nachdem damals zunächst nur der Scheck vom Sozialamt für seinen gerade nach Kanada ausgewanderten Untermieter seine letzte Rettung darstellte, lernte er langsam, den Sozialstaat zu "melken" und verschiedene Sozialhilfen bis hin zur Schulmilch zu kassieren. Dafür hat er neben seinem tatsächlichen neuen Untermieter Norbert Dobermann (Thorsten Könnecke) viele weitere dazuerfunden, die angeblich mit ihren gesamten Familien im selben Haus wohnen. Logisch, dass einige auch bis zur Arbeitsunfähigkeit erkranken oder gar sterben.

Thorsten Könnecke hatte schon bei den Proben schwer zu tragen an André Gelhart. 

Doch nun scheint der Tag der Abrechnung gekommen zu sein: Auf der Matte steht ein Außenprüfer vom Sozialamt, Herr Janssen (Andre Gelhart), mitsamt einem dicken Ordner voll mit allen eingegangenen Anträgen. Jetzt ist Improvisationstalent gefragt. Erich und der inzwischen mit hineingezogene Norbert müssen in andere Rollen schlüpfen, um größerem Schlamassel zu entgehen. Auch Onkel Georg (Günter Jaedeke), der mit Erich von Anfang an unter einer Decke steckte, muss aushelfen. So entsteht eine Lügengeschichte, in der Untermieter und Verwandte an diesem Tag verstorben sind, die es entweder gar nicht gibt oder die sich noch bester Gesundheit erfreuen.

Dummerweise kommt Linda früher von der Arbeit nach Hause, um sich mit dem Eheberater Dr. Kaufmann (Rolf Peter Lauxtermann) zu treffen. Beide wissen natürlich nichts von all dem, vermuten aber aufgrund der Geschehnisse ganz andere Probleme. Desweiteren tauchen noch die Sozialarbeiterin Nele Schönefeld (Christine Wessolleck), der Bestatter Herr Firmenich (Horst Qualmann), Janssens Chefin Frau Kuhlmann (Magita Pust) und Berta Dirksen (Katrin Paasch), Norberts Verlobte auf. Schließlich hält jeder jeden für jemand anderen, und auch eine wild gewordene Waschmaschine trägt kaum dazu bei, dass sich die Situation für Erich Schwarz entspannt.

Weitere Aufführungen finden am heutigen Mittwoch, 28. November, sowie am 1., 8. und 9. Dezember um 20 Uhr und am 8. Dezember zusätzlich um 15.30 Uhr statt. Karten gibt es im Vorverkauf sowie im freien Verkauf an der Abendkasse am SeviceCenter im Stadttheater. Weitere Informationen unter (0 44 21) 94 01 15 oder auf der bühneneigenen Homepage unter www.ndb wilhelmshaven.de.
mg

Thorsten Könnecke kurz vor dem Nervenzusammenbruch - aber nur in der Rolle

Koornblomen för den Smuuskater (1. WA)

1. Wiederaufführung , davor 1983/84 gespielt

KOORNBLOMEN FÖR DEN SMUUSKATER

Komödie in drei Akten von Krüschan Holsten

Inszenierung und Bühne: Stefan Brosig
Regieassistent: André Gelhart

Maske: Freddi Aicher
Requisiten: Marianne Karstens
Bühnenbildbau: Günter Scherf, Horst Vollbrecht, Harald Schmidt
Bühnentechnik: Timo Dörnath, Werner Dörnath, Gerd Gelhart, Björn Remstedt, Harald Schmidt
Bühnenmalerei: Nicole Burfien
Beleuchtung: Peter Pfaus, Uwe Freiberg
Inspizienz: Anke Schluppkotten
Souffleuse: Hildegard Steffens
Technische Leitung: Harald Schmidt

Premiere: 08. September 2001

Rollen und Darsteller:
Harm Wohltmann, he fahrt to See - Harald Schmidt
Meike Hölkens, Krüschans Dochter - Meike Zomerland
Krischan Hölkens, Discher - Heinz Zomerland
Tine Ehlen, mit Harm verspraken - Christel Dörnath
Johannes Köppelmeier, Pastor - Marc Gelhart
Otto Oetjen, Schoolmester - Horst Karstens
Geesche, Deern ut´n Dörp - Heidi Strowik
Meta, Deern ut´n Dörp - Helga Lauermann
Mimi, Deern ut´n Dörp - Magita Pust
Jakob Puvagel, Buer - Ingo Folkers
Dr. Dodenhoff, Landarzt - Nicolas Ducci

Krischan (Heinz Zomerland) will seine Tochter Meike (Meike Zomerland) nicht am Totenbett von Harm sehen

"Koornblomen för den Smuuskater"

Komödie von Krüschan Holsten

Wenn sich am 08. September für die Komödie "Koornblomen för den Smuuskater" von Krüschan Holsten der Vorhang beiseite schiebt, gibt es ein Wiedersehen mit einer Komödie, die bei ihrer ersten Aufführungsserie in Wilhelmshaven für viel gute Unterhaltung gesorgt hat.

Das Stück war 1983/84 ganz neu auf die niederdeutschen Theaterbretter gekommen und war das Erstlingswerk des Bremer Literaten Christian Holsten alias Krüschan Holschen, der bis dato mehr als Erzähler und Verfasser von Gedichten und Geschichten bekannt geworden war. Nach dem Ohnsorg-Theater und dem Bremer Waldau-Theater war die Niederdeutsche Bühne Wilhelmshaven die dritte Bühne, auf der das Stück Station machte. Danach wurde es an vielen Niederdeutschen Bühnen nachgespielt, bis es jetzt wieder einmal auf dem Spielplan in Wilhelmshaven steht.

Nun zum Stück selbst: Nicht nur, dass es in einer blumigen Sprache geschrieben wurde, es handelt auch von Blumen, nämlich von Kornblumen, um derentwillen sich gleich fünf (!) Damen streiten. Denn jede will ihrem Geliebten ihren Strauß ans Totenbett bringen, als Dank und Erinnerung eine gewisse "schöne" Stunde in einem von Kornblumen übersäten Roggenfeld. Der Geliebe dieser Damen ist ein und dieselbe Person, Harm Wohltmann, ein rechter "Smuuskater".

Ein Wettstreit um die Trinkfestigkeit brachte nun sein jähe Ende. Er gewinnt zwar den Wettstreit, ist aber hinterher tot, so jedenfalls hat es (der nicht mehr ganz nüchterne) Landarzt festgestellt. Der Smuuskater" liegt nun aufgebahrt in seinem Bett und die Trauergäste trudeln ein, um Abschied zu nehmen - so beginnt das Stück. Makaber-skuril wird man danken. Das Stück ist aber so reizvoll und komödiantisch geschrieben und in der Handlung so effektvoll aufgebaut, dass ein jeder gleich durch das Handlungsgeschehen auf der Bühne gefesselt wird.

Eine Kömödie mit viel Wortwitz und Situatuonskomik. Es ist dramaturgisch so aufgebaut, dass der Zuschauer immer mehr weiß, als die auf der Bühne agierenden Darsteller. Ein Trick, den schon Alfred Hitchcock nutzte, um Spannung zu erzeugen. Ein Fest für alle Freunde, die gute schwarze Komödie lieben.

Es spielen folgende Darsteller: Christel Dörnath, Martina Jahn, Magita Pust, Heidi Strowik, Meike Zomerland, Ingo Folkers, Marc Gelhart, Host Karstens, Friedrich Müller, Harald Schmidt und Heinz Zomerland. Regie führt Stefan Brosig.

Tine (Christel Dörnath) und Meike (Meike Zomerland) trauern mit Pastor Johannes (Marc Gelhart) um den Toten Harm

WIHELMSHAVENER ZEITUNG vom 11.September 2001

Andenken an Schäferstündchen

Niederdeutsche Bühne trainierte zum Saisonauftakt Lachmuskeln

Von Inga Hellwig

:Auf eine "ambulante Trauung" der vermeintlichen Leiche Harm Wohltmann (Harald Schmidt) zielte am Sonnabend die Saisonpremiere der Niederdeutschen Bühne im Stadttheater Wilhelmshaven mit der Komödie "Koornblomen för den Smuuskater" des Autors Krüschan Holsten. Die zehn Darsteller der Niederdeutschen Bühne brachten den irrtümlich festgestellten Tod der Hauptfigur und die dadurch entstehenden amourösen Folgen bestens auf die Bühne und trainierten die Lachmuskeln ihrer treuen Fangemeinde füi die bevorstehende Spielzeit.

Nach dem der volltrunkene Arzt Dr. Dodenhoff (Nicolas C. Ducci) nach einem feuchtfröhlichen Wetttrinken mit Kumpel Otto Oetjen ( Horst Karstens) fälschlich den Exitus von Harm Wohltmann bescheinigt hat, fühlt sich die ermeintliche Leiche mit dieser Diagnose sichtlich wohl. Smuuskater Harm bricht im Dorf regelmäßig die Herzen aller Frauen. Dummerweise hat er seiner Verlobten Tine Ehlen (Christel Dörnath) versprochen, an diesem Tag mit ihr zum Pastor zu gehen, um das Aufgebot zu bestellen. Er hofft nun, diesem Schicksal dadurch entgehen zu können, indem er für tot gehalten wird.

Nacheinander trudeln nun die Frauen des Dorfes im Leichenzimmer ein, um von ihrem Geliebten Abschied zu nehmen. Alle haben sie im Andenken an ihre Schäferstündchen im Kornfeld einen Strauß Kornblumen dabei. Doch als Tine, Meike (Meike Zomerland), Meta (Helga Lauermann), Geesche (Heidi Strowik) und Mimi (Margita Pust) erkennen, dass sie nicht die einzige Kornblume in Harm Wohltmanns Gretreidefeld waren, ist im Leichenzimmer der Teufel los.

Da kommt der Trost des gut aussehenden Pastors Johannes Köppelmeier (Marc Gelhart) für die Opfer des Herzensbrechers genau richtig und die eifersüchtige Leiche wird wieder zum Leben erweckt. Bauer Puvogel (Ingo Folkers), der Mistgabel schwenkend sein durch Kornblumen-Diebinnen strapaziertes Roggenfeld verteidigt, Sargtischler Krischan Hölkens (Heinz Zomerland) und Saufkumpel Otto sorgen zusätzlich für einige Turbulenzen im Trauerhaus, in dem Tine zu guter Letzt doch noch zu ihrem Ehemann kommt.

Mit dem Schwank um Liebe, Leiche und Kornblumen zeigte Regisseur Stefan Brosig zum zweiten Male, dass er ein Händchen für die komischen Seiten des Theaterlebens hat. Das gut eingespielte Ensemble, schlagfertige Dialoge und amüsant treffsichere Situationen sorgten in zwei Akten für viele Lacher und wohlverdienten, anhaltenden Applaus beim Publikum.

Souffleuse: Hildegard Steffens; Maske: Fred Aicher; Requisiten: Marianne Karstens; Bühnenbau: Günter Scherf, Horst Vollbrecht, Harald Schmidt; Bühnentechnik: Timo Dörnath, Werner Dörnath, Gerd Gelhart, Björn Remmstedt, Harald Schmidt; Bühnenmalerei: Nicole Burfien; Beleuchtung: Peter Pfaus, Uwe Freiberg; Technische Leitung: Harald Schmidt; Inspizienz: Anke Schluppenkotten.

De Smuuskatten nebst Pastor

JEVERSCHES WOCHENBLATT vom 10. September 2001

Pointen am laufenden Band

Niederdeutsche starteten bravourös mit "Koornblomen für den Smuuskater" in die Saison

Von Ernst Richter

Der Texter des rheinischen Schunkelliedchen, "Kornblumenblau ist . . " wird sicher nicht an den Schwank "Koornblornen für den Smuuskater" gedacht haben, irgendwie gibt es da aber gedankliche Parallelen. Musikalisch zwar nicht, denn eine Choralkornposition stürmt auf das Publikum ein, als sich der Vorhang zur neuen Spielzeit der Niederdeutschen Bühne im Stadttheater öffnet.

Der Blick wandert in die rosarot tapezierte Stube des Schwerenöters Harm Wohltmann, der wie tot in seinem Lotterbett liegt, das nun ein Totenbett sein könnte, - wenn nicht Harm in seinem Freund Otto Oetjen einen Zechkumpan hätte. Beide haben dem Alkohol heftig in gezieltem Wirkungstrinken zugesprochen, sozusagen zum letzten Mal. Denn schon am nächsten Tag soll Harm mit seiner Tine Ehlen beim Dorfpastor das Aufgebot bestellen. Jetzt liegt Harm wie tot danieder. Der Doktor kommt und stellt unverzüglich den Totenschein aus.

Das ist der Anfang dieses Schwanks, mit dem die Niederdeutsche Bühne in die neue Spielzeit startet: "Koornblomen för den Smuuskater" von Krischan Holsten. Die Regie führt Stefan Brosig, der keine Längen aufkommen Iässt und mit temporeichem Witz die Pointen am laufenden Band aus dem Spielgeschehen herauskitzelt. Für das Bühnenbild zeichnet ebenfalls Stefan Brosig verantwortlich.

Doch nun geht das Spektakel erst richtig los. Zunächst erscheint Zechkumpan Otto auf der Bildfläche. Wird von dem angeblich toten Harm eingeweiht und macht schließlich trotz aller Einwände und Bedenken mit. Denn so könnte sich Harm der angedrohten Trauung mit Tine nach siebenjähriger Verlobungszeit entziehen, urn sich, der jungen, knackigen Meike zuwenden zu können, die er in sein großes Herz geschlossen hat.

Bauer Puvagel (Ingo Folkers) ist in Rage, Harm (Harald Schmidt) ist "tot" und der Pastor (Marc Gelhart)  im Gebet vertieft

Doch es kommt anders. Nach Meike und Tine tauchen auch und unerwartet Harms alte Lieben (wie er sagt "kleine Zwischenspiele",) Geesche, Meta und Mirni auf. Alle haben von dem plötzlichen Ableben ihres Harm gehört und wollen mit einen Strauß Kornblumen von ihm Abschied nehmen. Kornblumen aus Puvagels Roggenschlag als Erinnerung an das Liebesnest im Kornfeld. Naturgemäß kommt es zu handgreiflichen Auseinandersetzungen der Rivalinnen, die das Publikum ergötzen.

Die Handlung wird drastisch bis turbulent. Auch Pastor Johannes Köppelmeier kann an dem Kornblumen-Krieg nichts ändern und wird schließlich selbst zur weiblichen Begierde. Das macht schließlich den scheintoten Harm aus Eifersucht zum Entsetzen der Damen wieder lebendig. Doch zu spät. Meike und der junge Landpastor schließen sich in die Arme. Was bleibt Harm anderes übrig., als nun endlich seine Tine als künftige Ehefrau anzuerkennen. Mit dem zweifachen Happyend ist das Publikum einverstanden. Es applaudiert im Klatschrhythmus mit Ausdauer und freut sich schon auf die nächste Premiere.

Harald Schmidt hat wenig Mühe, den scheintoten Harm Wohltmann mit bleichem Gesicht (Maske Freddi Aicher) zu mimen. Meike Zomerland ist als verliebte Meike Hölkens der taufrische Aktivposten der Aufführung, zu dem auch Christel Dörnath in der Rolle der Tine Ehlen zu zählen ist. Drastisch, wie gewohnt, gestaltet Horst Karstens den Part des Zechkumpanen Otto Oetjen, der mit einer Pfanne Spiegeleier immer zur verkehrten Zeit aufkreuzt. Sehr gut typisiert setzen sich Heinz Zomerland als Sargtischler Krischan Hölkens und Ingo Folkers als Jakob Puvagel, der Mann mit der Forke, in Szene.

Die drei Ehemaligen verkörpern Heidi Strowik (Geesche), Helga Lauermann (Meta) und Magita Pust (Mimi). Marc Gelhart sollte sich als geistlicher Würdenträger Johannes Köppelmleier noch etwas souveräner in Szene setzen. Und schließlich vervollständigt Nicolas C. Ducci als ebenfalls oft nicht ganz nüchterner Dr. Dodenhoff das spielfreudige Ensemble.

Die Komödie ".Koornblornen für den Smuuskater"' hat die Niederdeutsche Bühne Wilhelmshaven bereits in der Spielzeit 1983/84 im Programm gehabt. Der damalige Erfolg beflügelt die heutige Inszenierung. Die weiteren Aufführungen sind am: 16. September, 3., 6., 7. und 13. Oktober, jeweils urn 20 Uhr sowie am 3. und 7. Oktober zusätzlich um 15.30 Uhr.

Sie beweinen ihren Liebsten - de Smuuskatten

De lüttje Wippsteert (3. WA)

3. Wiederaufführung (4), davor 1957/58, 1967/68 und 1982/83 gespielt

DE LÜTTJE WIPPSTEERT

(Die spanische Fliege)
Schwank von Franz Arnold und Ernst Bach
Plattdeutsch von Erich Schiff

Inszenierung und Bühne: Roswitha Wunderlich

Souffleuse: Marion Zomerland
Maske: Heidi Strowik
Requisiten: Marianne Karstens
Bühnenbid: Günter Scherf, Horst Vollbrecht
Bühnentechnik: Ole Baumgart, Günter Michaels, Günter Newerla, Björn Remstedt
Beleuchtung: Peter Pfaus, Uwe Freiberg
technische Leitung: Manfred Eilers
Inspektion: Anke Schluppkotten.

Rollen und Darsteller
Willem Cordes, Kolonialwaren - Walter Bleckwedel
Meta, seine Frau - Helga Lauermann
Lene, beider Tochter - Dagmar Grube
Eduard Stint, Schulmeister - Horst Karstens
Mathilde, seine Tochter - Meike Zomerland
Christian Krey, Polizeidiener a. D. - Ingo Folkers
Gerd Bruns, Assessor - Marc Gelhart
Anton Stüring, Kirchdiener - Günter Jaedeke
Otto Gemeiner, Revisor - Horst Qualmann
Liese, seine Frau - Christine Wessolek
Heinrich, beider Sohn - André Gelhart
Adeline, Dienstmädchen - Magita Pust


Vorankündigung

Franz Arnold und Ernst Bach stehen für das geliebte und erfolgreiche bürgerliche Lachtheater, für den Schwank. Sie verstanden es meisterhaft in ihren Stücken, die alle in den sittenstrengen zwanziger Jahren in den bürgerlichen Häusern spielten und für im wahrsten Sinne des Wortes brüllende Heiterkeit sorgten, da mit der Tücke der doppelten Moral wahrhaft köstliche zwischenmenschliche Verwicklungen und Verdrehungen entstanden. Das Stück, das wir am Ende der Spielzeit bringen, wurde von ihnen unter dem Titel "Die spanische Fliege" geschrieben und hat seit vielen Jahren seinen festen Stammplatz auf allen großen und kleinen Theatern, die dem Publikum das reine Lachen der Heiterkeit schenken wollen. Erich Schiff hat aus der spanischen Fliege " De lüttje Wippsteert" gemacht und siehe da, auch auf den niederdeutschen Theaterbrettern ist dieses Stück nicht wegzudenken. In Wilhelmshaven gab es in den Spielzeiten 1957/58, 1967/68 und 1982/83 sehr erfolgreiche Einstudierungen dieses turbulenten Schwankes.

Wer der "lüttje Wippsteert" ist, wird in dem Stück relativ schnell bekannt, denn die Dame "Lia Pellerina", deren Profession der Schönheitstanz ist, hat vor rund zwanzig Jahren mehreren Honoratioren der Stadt nicht nur den Kopf verdreht, sondern kurze Zeit später auch die Ankunft eines strammen Sohnes kundgetan. Da diese Herren alle wohlbetucht und gutbürgerlich verheiratet waren, haben sie dann auch, damit niemand diese Ungeheuerlichkeit erfährt, treu und brav die Alimente gezahlt. Dass diese ehrenwerten Herren wie ein aufgeschreckter Hühnerhaufen herumflattern, als sie jetzt erfahren, dass die Lia Pellerina wieder zurückkommen soll, kann man sich leicht vorstellen, zumal die Ehegattin des Protagonisten Willem Cordes Vorsitzende des örtlichen Sittlichkeitsvereins ist. Dass es dabei zu zwerchfellerschütternden Lachsalven und urwitziger Situationskomik kommen wird, kann man sich sehr leicht vorstellen.

Roswitha Wunderlich, der in der letzten Spielzeit mit "Wenn de Hahn kreih" ihr Rediedebüt feierte, hat hier zum zweiten Male die Regie übernommen. Unter ihrer Leitung spielen Dagmar Grube, Helga Lauermann, Magita Pust, Christine Wessoleck, Meike Zomerland, Walter Bleckwedel, Ingo Folkerts, André Gelhart, Marc Gelhart, Günter Jaedeke, Horst Karstens und Horst Qualmann.

Der berühmte Satz: "Freu Dich, Papa, nun bin ich da!", verfehlt auch hier seine Wirkung nicht. (Walter Bleckwedel, André Gelhart)

Jeversches Wochenblatt vom 10. April 2001

Ein unverhoffter Sohn

"De lüttje Wippsteert" feierte erfolgreiche Premiere

Wilhelmshaven. Am 25. März feierte die Niederdeutsche Bühne am Stadttheater ihre letzte Premiere in dieser Spielzeit mit dem Schwank "De lüttje Wippsteert" von Franz Arnold und Ernst Bach in der Inszenierung von Bühnenmitglied Roswitha Wunderlich. Das Publikum zeigte sich mit häufigem Szenen- und lang anhaltendem Schlussapplaus überaus begeistert.

Der Senffabrikant Willem Cordes (Walter Bleckwedel) bekommt von seinem Rechtsanwalt seine alten Unterlagen zurückgesandt, laut denen er 25 Jahre lang zur Zahlung von Alimenten für einen Sohn verpflichtet war, der aus einem Techtelmechtel mit einer Tänzerin, genannt "de lüttje Wippsteert", hervorgegangen sein soll und den er noch nie zu sehen bekommen hat.

Von dieser Geschichte soll sein Frau Meta (Helga Lauermann), sehr engagiert im Sittlichkeitsverein, natürlich nichts erfahren, so dass er die Unterlagen seinem Kumpel, dem Kirchendiener Anton Stüring (Günther Jaedeke) zur Verwahrung gibt. Dieser reicht sie in seiner Unsicherheit an den Assessor Gerd Bruns (Marc Gelhart) weiter, den Cordes bereits seit einem Rechtsstreit mit einem Kunden nicht leiden kann. Hinzu kommt jedoch, dass der junge Rechtsanwaltsgehilfe sich in die Tochter des Hauses, Lene (Dagmar Grube), verliebt hat, jedoch nicht von den Eltern geduldet wird, so dass er die Gelegenheit nutzt, um eine Verlobung mit Lene mit den Papieren zu erpressen.

Mutter Meta hat indes als Schwiegersohn den jungen Heinrich (Andre Gelhart) auserkoren, der sich allerdings zufällig in die beste Freundin von Lene, in Thilli (spielt zum ersten Mal: Meike Zomerland) verliebt. Durch zahlreiche Missverständnisse wird nicht nur Heinrich für den unehelichen Sohn gehalten, sondern es entpuppen sich auch der Schulmeister Eduard Stint (Horst Karstens) und der Polizeidiener a. D. Christian Krey (Ingo Folkers) als äußerst zahlwillig.

Zu wem gehört der vermeintliche Sohn? Die wahren Eltern, Liese (Christine Wessolleck) und Otto Gemeiner (Horst Qualmann) können zunächst auch kein Licht ins Dunkel bringen, so dass das Dienstmädchen Adeline (Magita Pust) am Ende gar nicht mehr weiß, wen sie hereinlassen darf und wen nicht ...

Die letzte Aufführung dieser amüsanten Verwechslungskomödie findet am 12 April um 20 Uhr statt. Karten gibt es sowohl im Vorverkauf als auch im freien Verkauf an der Abendkasse am Service-Center im Stadttheater. Weitere Informationen gibt es unter 0 44 21/94 0115, im N3-Videotext Tafel 587 oder auf der bühneneigenen Homepage unter www.ndb-wilhelmshaven.de.

Mathilde (Meike Zomerland) und Lene (Dagmar Grube) sind ganz angetan von dem jungen Besucher (André Gelhart)

Wilhelmshavener Zeitung vom 27. März 2001

Von Liebe, Intrigen und Vaterfreuden

"Niederdeutsche" zeigt "De lüttje Wippsteert"

Von Inga Hellwig

Vortrefflich startete die Niederdeutsche Bühne in die letzte Runde der Spielzeit 2000/ 2001. Liebe, Intrigen und ungewisse Vaterschaftsverhältnisse in den bürgerlichen Häusern der sittenstrengen 50-er Jahre sorgten für zwischenmenschliche Konfusionen und schufen einen kaum zu entwirrenden Knoten der Verwicklungen, der sich unter wahrhaft brüllender Heiterkeit des über die wahren Hintergründe bestens informierten Publikums immer weiter zuzog.

Bei der klassischen Verwicklungskomödie "De lüttje Wippsteert" der Niederdeutschen Bühne, die im Stadttheater Premiere feierte, kam das Publikum voll auf seine Kosten. In einer beeindruckend geschlossenen Ensembleleistung sorgten die Schauspieler mit dieser immer wieder dankbaren Thematik beim Publikum für Lachsalven und größte Heiterkeit.

Bei der Familie des Kolonialwarenhändlers Wilhelm Cordes (Walter Blackwedel) geht's rund: Töchterchen Lene (Dagmar Grube) wird flügge und verliebt sich ausgerechnet in den als Frauenheld verschrienen Rechtsassessor Gerd Bruns, der zu allem Überfluss auch noch einen Prozess gegen ihren Vater führt. Der hat aber noch ganz andere Sorgen: Es gilt, einen vor gut 20 Jahren mit der Nachtclubtänzerin Lia Pellerina -auch liebevoll de lüttje Wippsteert genannt - gezeugten unehelichen Sohn vor seiner als "Hüterin der Moral" bekannten Ehefrau Meta (Helga Lauermann) zu verbergen, denn dieser soll in Kürze im Städtchen auftauchen. Als Mutter Meta dann auch noch den Sohn einer Freundin, Heinrich (Andre Gelhart), als Heiratskanditaten für Lene einlädt, ist das Chaos perfekt.

Angesichts des vermeintlichen Produkts der Sünde stellt sich heraus, dass die Dame Pellerina auch dem bra ven und gutbürgerlich verheirateten Polizeidiener Christian Krey (Ingo Folkerts), dem Schulmeister Eduard Stindt (Horst Karstens) und Kirchendiener Anton Stüring (Günter Jaedeke) nicht nur den Kopf verdreht, sondern auch ihnen jahrelang die Alimente für "ihr" Kind aus der Tasche gezogen hat. Dass sich dann die Tocher des Schulmeisters Thilli (Meike Zomerland) ausgerechnet in Heinrich verliebt, der sie wiederum für Lene hält, und dass dann auch noch Heinrichs Eltern Otto und Liesa Gemeiner (Horst Qualmann, Christine Wessollek) auftauchen, macht die Situation zunehmend verworrener. Schon wenn das Dienstmädchen Adeline (Margita Pust) einen neuen Besucher ankündigte, begannen in den Publikumsreihen die Lachmuskeln zu zucken.

Bereits zum vierten Mal hat die Niederdeutsche Bühne diesen turbulenten Schwank einstudiert. Das von Franz Arnold und Erich Bach unter dem Titel "Die spanische Fliege" geschriebene und von Erich Schiff ins Niederdeutsche transponierte Stück ist ein garantierter Publikumserfolg. Unter der Regie von Roswitha Wunderlich wurde "De lüttje wi ppsteert" mit Hilfe des Bühnenbildes und der Kostüme aus den 20-er Jahren des Originals in die ebenfalls von doppelter Moral bestimmten 50-er Jahre versetzt. Nach knapp zweistündiger bester Unterhaltung bestätigte sich, wie erwartet, die Begeisterung für dieses Spiel um Sittlichkeit und Anstand.

Souffleuse: Marion Zomerland; Maske: Heidi Strowik; Requisiten: Marianne Karstens; Bühnenbali-Cünter Schwerf, Horst Vollbrecht; Bühnentechnik: Ole Baumgart, Günter Michaels, Günter Newerla, Björn Remstedt; Beleuchtung: Peter Pfaus, Uwe Freiberg; technische Leitung: Manfred Eilers; Inspektion: Anke Schluppenkotten.

 

Große Freude kommt bei Heinrich (André Gelhart) nicht auf, davür umso mehr bei den vermeintlichen Eltern (Helga Lauermann, Walter Bleckwedel)

Van Muus un Minschen (WE)

Wilhelmshavener Erstaufführung

VAN MÜÜS UN MINSCHEN

Schauspiel von John Steinbeck

Regie und Bühne: Albrecht C. Dennhardt

Beleuchtung: Peter Pfaus, Uwe Freiberg
Hintergrunddias: Klaus Schreiber
Souffleuse/Maske: Margita Pust
Requisiten: Monika Eilers
Bühnenbau: Günter Scherf, Horst Vollbrecht
Bühnentechnik: Ole Baumgart, Günter Michaels,
Günter Newerla, Björn Remstedt
Technische Leitung: Manfred Eilers
Inspektion: Anke Schluppkotten.

Rollen und Darsteller:
Hinni - Rolf-Peter Lauxtermann
Schorsch - Thorsten Könnecke
Alt-Bauer - Klaus Aden
Sein Sohn Kalli - Marc Gelhart
Krischan - Günter Boye
Garms - Heinz Zomerland
Kallsen - Harald Schmidt
Witte - Karl Zacher
"Waterpollak" Josef - Horst Jönck
Kallis Frau - Elke Theesfeld

Vorankündigung

Mit "Vun Müüs un Minschen" kommt erstmals ein Literaturnobelpreisträger auf den Spielplan der Niederdeutsche Bühne. John Steinbeck (1902 - 1968) erhielt 1962 den Nobelpreis für Literatur und ging in die Geschichte ein, als der zornige junge Mann Amerikas. Bekannt geworden ist er mit den Romanen "Von Mäusen und Menschen" (1937), "Die Früchte des Zorns" (1939) und "Jenseits von Eden" (die Verfilmung machte ja James Dean unsterblich). Steinbeck war deutsch-irischer Abstammung und seine Werke spiegeln die Schicksale von Farmern wieder, die in der großen Wirtschaftskrise der 20er Jahre in Amerika lebten. Seine krasse Naturalistik brachte ihm gleichermaßen positive wie negative Kritik ein und machte Steinbeck weltberühmt.

Vor 15 Jahren setzte sich Walter A. Kreye (Autor niederdeutscher Theaterstücke und unter anderem bei Radio Bremen zuständig für das Niederdeutsche Hörspiel) daran, das Stück vom Mittelwesten Amerikas nach Norddeutschland zu verlegen. Den zeitlichen Hintergrund, Wirtschaftskrise der Zeit nach dem ersten Weltkrieg, hat er gelassen. Die beiden Protagonisten Lennie und Georg (niederdeutsch heißen sie Hinni un Schorsch) haben sich zusammengetan und ziehen Jahr für Jahr von Großbauer zu Großbauer, um sich als Erntehelfer zu verdingen. Insgeheim träumen sie von einer eigenen kleinen Hofstelle.

Der Traum könnte eines Tages Wirklichkeit werden, wenn nicht der bärenstarke, aber geistig etwas zurückgebliebene Hinni ständig in Schwierigkeiten geraten würde, die meistens mit der Flucht der beiden endet. Auch auf dem neuen Hof, auf dem die beiden zu Beginn des Stückes verpflichtet sind, drohen die Konflikte schnell zu eskalieren. Der Sohn des Großbauern ist eifersüchtig auf Schorsch, der angeblich seiner Ehefrau schöne Augen gemacht hat. Die anstehende Prügelei kann der Koloß Hinni gerade noch einmal verhindern, aber als er wenig später mit Kallis Frau zusammentrifft und ihr doch nur das schöne, lange, rote Haar streicheln möchte, spitzt sich die Lage ausweglos zu...

Albrecht C. Dennhardt, gern und häufig gesehener Gastregisseur der Bühne, hat die Aufgabe übernommen, das Stück, mit dem sich die Niederdeutsche Bühne um den Willy-Beutz-Schauspielpreis bewirbt, zu inszenieren. Neben Rolf-Peter Lauxtermann als Hinni und Torsten Könnecke als Schorsch spielen die weiteren Rollen Elke Theesfeld, Klaus Aden, Günter Boye, Marc Gelhardt, Horst Jönck, Harald Schmidt, Karl Zacher und Heinz Zomerland.

von links - Rolf-Peter Lauxtermann, Marc Gelhart, Thorsten Könnecke

WILHELMSHAVENER ZEITUNG vom 13. Februar 2001

Steinbecks Klassiker überzeugend gespielt

Niederdeutsche Bühne begeisterte Premierenpublikum mit "Van Müüs un Minschen"

von Inga Hellwig

Hinni (Rolf-Peter Lauxtermann) und Schorsch (Thorsten Könnecke) beeindrucken durch ihr starkes Spiel

Bei der Niederdeutschen Bühne müssen sich nicht immer die Balken vor Lachen biegen, damit sie überzeugt. Ganz im Gegenteil: Mit ihrer Premiere der niederdeutschen Fassung des John Steinbeck-Klassikers, "Van Müüs un Minschen", am Sonntagabend im Stadttheater bewies das Ensemble, dass es das ernste Genre und die damit geforderte schauspielerische Leistung hervorragend bewältigt.

Das aus dem Amerikanischen von Walter A. Kreye ins Niederdeutsche transponierte Stück hält sich vollständig an die Romanvorlage. Das Geschehen dreht sich um zwei zentrale Charaktere: Hinni (Rolf-Peter Lauxtermann) und Schorsch (Thorsten Könneke). Hinni ist ein Mensch mit der Stärke von zwei Männern und dem Verstand eines kleinen Kindes sehr naiv und unbedarft, aber freundlich. Seine ganze Welt kreist um Schorsch, der ihn durchs Leben führt und ihn beschützt wie einen kleinen Bruder, wenn ihn seine übermenschliche Kraft und sein Kindsgemüt mal wieder in Schwierigkeiten bringen.

Die beiden Männer ziehen als Erntehelfer von Hof zu Hof. Auf dem neuen Hof von Bauer Kalli (Marc Gelhart) und dessen Vater (Klaus Aden), auf dem sich die beiden zu Beginn des Stückes verpflichten, kommen sie mit den anderen Landarbeitern Krischan (Günter Boye), Garms (Heinz Zomerland), Kallsen (Harald Schmidt), Witte (Karl Zacher) und Josef (Horst Jönck) gut klar. Trottzdem führt Hinnis Schwachsinn und seine Vorliebe, alles Weiche zu streicheln und dann doch in seinen Riesenfäusten zu zerdrücken, bei der Begegnung mit Kallis Frau (Elke Theesfeld) zu einem unausweichlichen, tragischen Ende.

Unter der Regie von Gastregisseur Albrecht C. Dennhardt vermittelten die beiden Hauptdarsteller im Zusammenspiel mit den anderen Protagonisten perfekt die trostlose und schicksalhafte Ausweglosigkeit, die Steinbeck in seiner krassen Naturalistik der Romanvorlage bezweckt. Ebenso genial wie Rolf-Peter Lauxtermann den debilen Hinni in physischer und psychischer Hinsicht figurierte, konnte Thorsten Könnecke das verzweifelte Anstemmen gegen das sich heraufbeschwörende Verhängnis darstellen - immer begleitet von der Grundmelodie eines - realistisch nicht zu verwirklichenden -Traums, von einem besseren Leben.

Im Publikum hätte man in den gesamten zwei Stunden eine Stecknadel fallen hören können, so ergriffen waren die Zuschauer von dem Geschehen vor dem außergewöhnlichen, mit großformatigen Diaprojektionen Klaus Schreibers dargestellten Bühnenbild.

Mit "Van Müüs und Minschen", bei dem das Ensemble deutlich die Ebene des Laienschaupiels verlassen hat, bewirbt sich die niederdeutsche Bühne für den Wil ly-Beutz-Schauspielpreis. Ergriffene Tränen im Publikum und nicht enden wollender Applaus lassen ahnen, dass zumindest dieser Traum schon bald Wirklichkeit werden könnte.

An der Aufführung wirkten im Hintergrund mit: Hintergrunddias: Klaus Schreiber, Souffleuse/Maske Margita Pust. Requisiten: Monika Eilers. Bühnenbau: Günter Scherf, Horst Vollbrecht. Bühnentechnik: Ole Baumgart, Günter Michaels, Günter Newerla, Björn Remstedt. Beleuchtung: Peter Pfaus, Uwe Freiberg. Technische Leitung: Manfred Eilers. Inspektion: Anke Schluppkotten.

Es wird gefährlich auf dem Hof (v.l. Marc Gelhart, Harald Schmidt, Karl Zacher, Heinz Zomerland, Thorsten Könnecke)

JEVERSCHES WOCHENBLATT vom 14. Februar 2001

Lacher bleiben im Halse stecken

Niederdeutsche Bühne landet mit dem Schauspiel "Van Müüs un Minschen" einen Volltreffer

von Ernst Richter.

Zwei Landarbeiter schlurfen durch die Gegend. Sind auf Arbeitssuche. Wandern sozusagen von Hof zu Hof. Der eine ist der Hinni, ist bärenstark und, von gewaltiger Statur. Der andere ist der Schorsch, kann kräftemäßig mit Hinni nicht konkurrieren, ist aber mit gewitztem Verstand ausgestattet, der bei Hinni etwas zu kurz gekommen ist. Am Priel legen sie zwischen Gebüsch und Strauchwerk eine Pause ein. Machen sich lang und dösen in der Sonne vor sich hin. Wie schön doch das Leben sein kann. Wenn da doch nicht der Hinni in seiner unberechenbaren Einfältigkeit immer wieder die Bauersleut mit dummen Streichen provozieren würde. Da, jetzt hat Hinni zum Beispiel eine tote Maus in der Rocktasche, die er voller Hingabe streichelt. Schorsch wird das zuviel, er greift sich den toten Nager und wirft ihn möglichst weit weg. Ja, so kann sich diese Szene irgendwo und alle Tage wieder abgespielt haben. Doch der Ort der Handlung ist das Stadttheater und die Premierenvorstellung des Schauspiels "Van Müüs un Minschen" der Niederdeutschen Bühne am Stadttheater Wilhelmshaven.

Der Autor John Steinbeck (1902 -1968) hat deutsch-irische Vorfahren und wurde in Salinas/Kalifornien geboren. Im Frühjahr 1937 kam der Roman "Von Mäusen und Menschen" heraus, den Walter A. Kreye ins Niederdeutsche übertrug. Albrecht C. Dennhardt hat als Regisseur diese balladenhafte Geschichte einer Männerfreundschaft für die Bühne eingerichtet. "Van Müüs un Minschen" ist ein Schauspiel mit tragischem Ausgang. Die Niederdeutsche Bühne will das Stück zum Willy-Beutz-Schauspielpreis des Niederdeutschen Bühnenbundes aufführen. "Van Müüs un Minschen" ist preisverdächtig. Hier ist der Niederdeutschen dank der einfühlsamen Regie von Albrecht C. Dennhardt mit der eindringlichen Zeichnung der Charaktere ein großer Wurf gelungen.

Nach der Vesperpause machen sich Hinni und Schorsch auf den Weg zum Bauern. Dort angekommen, begegnen sie der bäuerlichen Familie und den dort beschäftigten Landleuten. Gleich geht es mit den Streitereien los, obwohl Schorsch seinem Wegkompanen eingeschärft hatte, den Mund zu halten und die Arbeit zu tun. Hinni braucht wieder ein Tier, Maus, Kaninchen oder Hund, um Streicheleinheiten verteilen zu können. Manchmal fassen seine Hände zu fest zu. Dann ist das Tierchen tot, und Hinni wundert sich.

Beide träumen von einem schöneren Leben. Sie wollen einen kleinen Hof kaufen, selbst den Boden bewirtschaften und Kaninken pflegen, was Hinni besonders am Herzen liegt. Mitbewohner Krischan lässt sich von diesem Vorhaben anstecken und kratzt seine Ersparnisse zusammen. Doch es kommt ganz anders. Die angehende Bauersfrau ist ein bisschen mannstoll und macht sich an Hinni heran, der von seiner Lust zuzudrücken übermannt wird. Das Schauspiel endet tragisch, und das Publikum hält den Atem an.

Thorsten Könnecke spielt den Schorsch, der um Hinni jederzeit besorgt ist und aufpasst, dass er keine Dummheiten macht und sie wieder flüchten müssen. Rolf-Peter Lauxtermann glänzt in der Rolle des Hinni, spielt mit feiner Mimik und sicherem Auftritt diesen geistig behinderten Mensch, der eigentlich nur an das Gute im Leben glaubt und niemandem etwas zu Leid tun möchte. Günter Boye gelingt eine treffliche Darstellung des Zimmergenossen, Altknecht Krischan.

Dann erlebt das Publikum die bäuerliche Familie wie aus dem Leben gegriffen mit Klaus Aden als Altbauer, Marc Gelhart als streitsüchtiger Sohn Kalli und Elke Theesfeld als dessen Frau. Die weiteren Rollen gestalten Heinz Zomerland (Garms), Harald Schmidt (Kallsen) und Karl Zacher (Witte). Ein schauspielerisches Kabinettstückchen liefert Horst Jönck dialektisch als Wasserpole Josef ab.

Mit viel Phantasie und realistischen Hintergrunddias wird das verwandelbare Bühnenbild auf die Bretter gestellt, mal Treffpunkt am Priel, dann Logis in der Wohnbaracke, vor dem Bauernhaus und in der Hütte des einsamen Wasserpolen. Der Hintergrundprospekt wird jeweils szenisch ausgeleuchtet. Der Bühnenumbau erfolgt zwischen den Bildern, die balladenhaft vor dem Publikum ablaufen.

Albrecht C. Dennhardt ist als Regisseur der Glücksfall für diese Aufführung. Die Handlung fesselt für knapp zwei Stunden das Publikum, entwickelt tiefere Bedeutung selbst in Szenen, die oberflächlich belächelt werden könnten. Es ist für das Ensemble nicht immer leicht, eine ernste Schauspieltragödie zu bringen, wenn ein Teil des Publikums nur auf Lachen eingestellt ist. Das Wagnis gelingt, was auch mit anhaltendem Schlussbeifall zum Ausdruck gebracht wird.

Marc Gelhart, Heinz Zomerland

Allens ut de Reeg (NDE)

Niederdeutsche Erstaufführung

ALLENS UT DE REEG

(Out of Order, Ausser Kontrolle)

Farce von Ray Cooney
Deutsch von Nick Walsh
Niederdeutsch von Arnold Preuß

Inszenierung und Bühne:
Arnold Preuß

Requisiten: Marianne Karstens
Souffleuse: Christel Dörnath
Inspizientin: Magita Pust
Maske: Heidi Strowik
Bühnenbildbau: Alfred Christoffers, Günter Scherf, Horst Vollbrecht
Bühnentechnik: Günter Michaels, Günter Newerla
Beleuchtung: Peter Pfaus, Uwe Freiberg
Bühnenmaler: Herbert Ulbrich
Technische Leitung: Manfred Eilers

Rollen und Darsteller
Richard Willms - Horst Karstens
De Managerin - Roswitha Wunderlich
De Kellner - Klaus Aden
Inge Würdemann - Elke Theesfeld
Een Lief - Andre Gelhart
Schorsch Sööge - Marc Gelhart
Ronnie Würdemann - Nicolas C. Ducci
Pamela Willms - Marion Zomerland
Geesche Förster - Martina Jahn

 

Vorankündigung

Eine Farce von zeitloser Aktualität, führt sie uns doch einen hohen Politiker beim erneut angestrebten Seitensprung vor. In einer Suite des Hotels Excelsior, wenige Schritte vom Landtag entfernt und deshalb eine geschichtsträchtige Aussicht bietend, sollte sich Landwirtschaftsminister Richard Willms eigentlich auf seine Rede im Parlament vorbereiten. Statt dessen will er sich mit der leichtsinnigen Inge Würdemann vergnügen, der Sekretärin des Oppositionsführers.

Minister Willms (Horst Karstens) ist auf Abwegen (Elke Theesfeld)

Wer so etwas plant, sollte nicht in einem noblen Hotel absteigen, wo Service, Fenster und Türen schon reichlich Patina angesetzt haben. Deshalb werden ein nach oben zu öffnendes Schiebefenster und die ausgleierte Tür eines Schranks für das Paar auf Abwegen zum Verhängnis. Denn im Fenster steckt eine Leiche. Ein politischer Skandal allererster Güte droht. Minister Willms, wenn nicht sogar die gesamte, von peinlichen Pannen gebeutelte Regierung müsste zurücktreten. Also muss Willms Assistent Schorsch Sööge herbeieilen, um das drohende Chaos abzuwenden.

Hier geht es um geistreich ausgeklügelte Unterhaltung, um ein souverän konstruiertes Verwirrungs- und Verwechslungsspiel, das sich wie eine gut geölte Mechanik so reibungslos wie unerbittlich dreht. Und die leichtgängige Artistik, die Ray Cooney mit klingelnden Telefonen, klappernden Fenstern, polternden Türen, Leichen im Schrank, unverhofft auftauchenden Gattinnen und hereinstürmenden Ehemännern entwickelt, weist den Autor als Meister der Riffinesse aus. Der Londoner Komödienschreiber ist ein unumstrittener Meister seines Fachs. Die Farce hat in den letzten Jahren eine der höchsten Aufführungszahlen nicht nur an privaten Boulevard-Theatern, sondern auch an renommierten Staats- und Stadttheatern erreichen können und ein Ende des Erfolges ist noch nicht abzusehen.

Turbulenzen im Hotel (Marc Gelhart, Horst Karstens, Elke Theesfeld, André Gelhart)

Die Niederdeutsche Bühne Wilhelmshaven wird die niederdeutsche Übersetzung von Arnold Preuß als erste Bühne herausbringen und damit das Stück hoffentlich an den Beginn einer erfolgreichen Aufführungsserie an die niederdeutsch sprechenden Theater bringen. In der niederdeutschen Erstafführung spielen: Martina Jahn (Geesche Förster), Elke Theesfeld (Inge Würdemann), Roswitha Wunderlich (Hotelmanagerin), Marion Zomerland (Pamela Willms) Klaus Aden (Kellner), Nicolas C. Ducci (Ronnie Würdemann), André Gelhart (een Lief), Marc Gelhard (Schorsch Sööge), Horst Karstens (Minister Richard Willms)

WILHELMSHAVENER ZEITUNG vom 29. Dezember 2000

Wenn der Landwirtschaftsminister einen Seitensprung vorbereitet...

Beifallssturm für "Allens ut de Reeg" der Niederdeutschen Bühne

Die "Leiche" (André Gelhart) und das "leichte" Mädchen (Elke Theesfeld)

Einen nicht enden wollenden Beifallssturm erntete am zweiten Weihnachtsabend die Niederdeutsche Bühne am Stadttheater Wilhelmshaven vor sehr gut besuchtem Haus mit dem Zweiakter "Allens ut de Reeg". Dieses Erfolgsstück des Engländers Ray Cooney war in der Übersetzung und Inszenierung von Arnold Preuß ein zweistündiger Großangriff auf sämtliche Lachmuskeln.

Die Farce spielt im heruntergekommenen Hotel Excelsior nicht weit vom Landtag. Natürlich hat es gar nichts mit realen Vorbildern zu tun, wenn dort Landwirtschaftsminister Richard Willms (Horst Karstens) statt sich auf die BSE-Debatte vorzubereiten lieber mit der attraktiven Oppositionssekretärin Inge (Elke Theesfeld) einen Seitensprung arrangiert. Doch kaum zeigt diese reichlich Haut werden die 'Koalitionsverhandlungen' von der Entdeckung einer Leiche (Andre Gelhart) gestört, die im runtergeklappten Schiebefenster hängt.

Die Leiche muss weg

Wozu ist Willms ein gewiefter Minister; die Leiche muss weg, die nervige Hotelmanagerin (Roswitha Wunderlich) muss beruhigt werden und den ebenso drögen wie pfiffigen Kellner (Klaus Aden) muss man eben mit Trinkgeld zur Diskretion bringen. Da ist nun Assistent Söge (Marc Gelhart) gefordert, der als tölpeliger Lulatsch allmählich zu ungeahnter Hochform aufläuft. Ständig in Bewegung plant der Minister blitzschnell und lügt und salbadert, wie es wohl nur eire abgebrühter Politiker versteht. Und auch, dass trotzdem alles quer läuft, liegt nicht an seinem ständigen Wirbeln. Es kommt eben im mer etwas dazwischen. Da holt er mit dem schreckhaften Söge die Leiche aus dem Schrank und wird vom Kellner überrascht, dem man sogleich ein "Kabarett der Konservativen" mit dem angeblichen Söge-Bruder vortanzt.

Überhaupt gerät der Schrank zum beliebten Abstellversteck für diverse Akteure und immer aufs Neue steigen Leute durch das kaputte Fenster ein und aus. Die Turbulenzen werden durch ständig neue Lügen und Missverständnisse angeheizt. Wobei die Leiche und ihre Beseitigung zunehmend in den Mittelpunkt geraten. Es ist zwerchfellerschütternd und oft geradezu atemberaubend, wie der Bleichling herumgeworfen, aufgehängt und als Marionette bewegt wird. Andre Gelhart gebürt ein Sonderlob für diesen intensiven Körpereinsatz, aber auch dafür, dass er tatsächlich nie eine Miene verzieht. Die Ereignisse überschlagen sich auch ansonsten und schließlich erhöht das Erschei nen von Inges wildgewordenem Ehemann Ronni (Nicolas C. Ducci), der ahnungslos blonden Ministergattin Pamela (Marion Zomerland) und der zierlich gestrengen Schwester Geesche (Martina Jahn) noch das Wirrwarr. Da überschlägt sich die Situationskomik und allerlei Frivolitäten geben ebenso ihre Würze dazu wie einige Kleidungsprobleme. Klamauk und Chaos feiern fröhliche Urständ und das gesamte Ensemble sprühte an diesem Premierenabend vor Spielfreude. Horst Karstens mit seinem riesigen Textpensum und Marc Gelharts quengelige Hampelei als drangsalierter Assitent verdienen mit ihren Leistungen noch aus dem guten Ensemble herausgehoben zu werden. Wie der Klamauk dann endet, soll hier nicht verraten werden. Darauf dürfen sich die Besucher der weiteren Vorstellungen am 7., 13., 14., 21. und 30. Januar jeweils um 20 Uhr sowie am 14. und 21. Januar um 15.30 Uhr freuen. wan

JEVERSCHES WOCHENBLATT vom 28. Dezember 2000

Turbulenzen in Hotelsuite 648 machen Stimmung

Niederdeutsche Bühne am Stadttheater Wilhelmshaven mit deutscher Erstaufführung "Allens ut de Reeg"

von Ernst Richter

Schwester (Martina Hofmann)  und Sööge (Marc Gelhart)  im Clinch

Wilhelmshaven. Die Niederdeutschen Theater leben von und mit der plattdeutschen Sprache. Um sie zum Klingen zu bringen muss das Umfeld - die Handlung und auch das Bühnenbild - stimmen. Dieser "Dreiklang" macht das plattdeutsche Spiel zu einem besonderen Erlebnis. Es nützt also kaum etwas, eine erfolgreiche Komödie, einen deftigen Schwank, eine Lustspiel oder vielleicht einen Krimi einfach ins Plattdeutsche zu übertragen, um den Bühnenerfolg gleichsam vorzuprogrammieren. Alles muss stimmig sein.

Das wissen und wussten auch die bekannten Autoren der niederdeutschen Sprache. Ihre Klassiker, die immer wieder den Spielplänen der Niederdeutschen Bühnen erscheinen, beweisen es. Ob die jüngste deutsche Erstaufführung der Niederdeutschen Bühne am Stadttheater Wilhelmshaven diesen Ansprüchen gerecht wird, mag das Publikum entscheiden.

Die Premierenbesucher amüsierten sich jedenfalls köstlich mit der Farce "Allens ut de Reeg" von Ray Cooney, ins Hochdeutsche übersetzt von Nick Walsh und ins Plattdeutsche übertragen von Arnold Preuß, der auch die Regie übernommen hat.

Das Bühnenbild führt die Besucher in eine Hotelsuite der Mittelklasse. Dort hat sich ein hoher Politiker eingemietet, es soll sich um den Landwirtschaftsminister Richard Willms handeln, der von Horst Karstens souverän dargestellt wird. Dieser möchte mit der jungen, temperamentvollen Oppositions-Sekretärin Inge Würdemann, charming gespielt von Elke Theesfeld, einen Seitensprung riskieren. Doch dazu kommt es nicht, denn im Fensterkreuz des Zimmers hängt eine Leiche.

Der Minister ist der Lage gewachsen, packt den Toten in den Kleiderschrank und ruft sei nen Assistenten Schorsch Söge zu Hilfe, den Marc Gelhart bravourös verkörpert. Nur der Ministerpräsident muss wegen der anberaumten BSE-Debatte etwas auf seinen Landwirtschaftsminister warten, er vermutet seinen Minister im Staatlichen Museum und nicht etwa im Hotel "Exelsior".

Diese Seitensprung-Hindernisse könnten ja noch bewältigt werden, wenn da nicht ständig Klaus Aden als Hotelkellner und Roswitha Wunderlich als Hotelmanagerin umschichtig aufkreuzen und die Therapie durcheinander bringen würden. Die Story wird von Minute zu Minute heikler und undurchsichtiger. Clever wie Politiker sind, entwickelt der Minister eine Lügengeschichte, die immer rasantere Formen annimmt, zumal die jeweiligen Ehepartner der des Seitensprung-Duos auftauchen. Marion Zomerland spielt Pamela Willms, die Frau des Ministers, und Nicolas C. Ducci den total eifersüchtigen Ronni Würdemann.

Um die Turbulenzen noch weiter zu steigern, tritt auch noch Martina Jahn als Pflegeschwester Geesche auf und mischt in dem Durcheinander mit ständigen Auf-und Abgängen durch Fenster und Türen kräftig mit. Selbst die Leiche wird bei solchen Eskapaden wieder lebendig und entpuppt sich als Privatdetektiv, verkörpert von Andre Gelhart.

Das Publikum amüsiert sich trefflich und lässt einen zuvor wohl nie gehörten Aufschrei los, als der eifersüchtig wütende, nur mit einem Badetuch bekleidete Ronni Würdemann bei einem Abgang auch dieses noch fallen lässt. Das wäre doch was für Silvester gewesen. Der Originaltitel der deutschen Übersetzung aus dem Englischen heißt "Außer Kontrolle". Und tatsächlich gerät die Handlung zu Ende der Aufführung etwas außer Kontrolle. Es entwickelt sich ein atemberaubendes Verwechslungs-Tohuwabohu.

Nach der Premiere am zweiten Weihnachtsfeiertag im Stadttheater stehen weitere sieben Aufführungen von "Allens ut de Reeg" auf dem Programm der Niederdeutschen Bühne und zwar am 7., 13., 14., 21. und 30. Januar, jeweils Beginn um 20 Uhr, sowie am 14. und 21. Januar zusätzlich um 15.30 Uhr. Karten sind im Vorverkauf beim ServiceCenter der Landesbühne und an der Abendkasse erhältlich.

Horst Karstens als Minister Willms und Marc Gelhart als Assistent Sööge

De Bürgermeisterstohl (WE)

Wilhelmshavener Erstaufführung

DE BÜRGERMEISTERSTOHL

Komödie von Adolf Woderich
Fasssung für Wilhelmshaven von Armin Tacke

Inszenierung: Armin Tacke a.G.
Bühnenbild:
Verena Oppermann a. G.

Bühnenbau: Alfred Christoffers, Günter Scherf, Horst Vollbrecht
Bühnentechnik: Günter Michaels, Günter Newerla
Inspizientin: Anne Hillers
Souffleuse: Christine Wessolek
Requisten: Monika Eilers
Maske: Margita Pust
Beleuchtung: Peter Pfaus, Uwe Freiberg
Technische Leitung: Manfred Eilers

Rollen und Darsteller
Stine - Hanna Christoffers

Lena - Karin Heyel
Mette - Herta Tapken
Hertha - Marianne Karstens
Mudder Klasen - Hildegard Steffens
Willem - Horst Jönck
Hannes - Günter Boye
Peter Klasen - Ralf-Peter Lauxtermann
Frieda Klasen - Heidi Strowik
Hinnerk - Horst Karstens
Kinder
Karina Harms, Silke Schmidt,
Insa Schölermann, Dana Stolte,
Fenja Strowik, Jasmin Vanderschot, Sontka Zomerland

Vorankündigung

Obwohl das Niederdeutsche Theaterspiel wie wir es heute kennen, erst seit etwa 80 Jahren einem breiteren Publikum bekannt wurde, gibt es dennoch schon einige Theaterstücke, die man getrost als Klassiker auf den Theaterbrettern der "niederdeutschen" Welt bezeichnen darf. Einen solchen Klassiker hat Adolf Woderich mit dem Stück "De Börgermeisterstohl" geschrieben. Zum Klassiker ist dieses Stück mit Sicherheit nicht zuletzt deshalb geworden, weil es in der guten alten Ohnsorg-Zeit mit allen bekannten Stars wie Heidi Kabel, Erna Raupach-Petersen, Hilde Sicks, Ernst Grabbe, Heini Kaufeld, Heinz Lanker, Rolf Bohnsach und andere mehr über die "Flimmerkiste" in unser Wohnzimmer kam.

Auch die Niederdeutsche Bühne Wilhelmshaven verfügt über eine Reihe von altbekannten Darstellern, die unser Publikum über die Jahre hinweg gern gesehen und zum Teil richtig lieb gewonnen hat. Das Stück bietet eine große Anzahl von herrlichen Charakterrollen, sei es den plietschen Bürgermeister, der einen neuen bequemen Lehnstuhl für das Seniorenheim spendet (ob aus Mildtätigkeit oder wahltaktischen Gründen?), sei es die püke Krankenschwester, die den fidelen männlichen Bewohnern den Kopf verdreht , sei es die hartherzige Schwiegertochter, die ihren willensschwachen Mann dazu bringt, seine eigen Mutter ins Altersheim abzuschieben oder seien es die vier sehr unterschiedlichen, weiblichen Bewohnerinnen des Seniorenheims, die sich allesamt Hoffnung darauf machen, auf dem vom Bürgermeister gespendeten Stuhl sitzen zu dürfen.

Das es in einem Seniorenheim im Zwischenmenschlichen manchmal wieder so zu geht, wie zu der Zeit, als wir uns das erste Mal verliebt haben, aber eben auch dies ein Ort des Abschiednehmens und des Alleinseins ist, wird hier mit den heiteren und unterhalten Mitteln der Komödie erzählt. Erstmals wird Armin Tacke als Gastregisseur an der Niederdeutschen Bühne Wilhelmshaven arbeiten. Es spielen Hanna Christoffers, Dagmar Grube, Karin Heyel, Marianne Karstens, Hildegard Steffens, Heidi Strowik, Herta Tapken, Günter Boye, Horst Jönck, Horst Karstens und Rolf-Peter Lauxtermann sowie die Kinder der Theaterschule Karina Harms, Silke Schmitt, Insa Schölermann, Dana Stolte, Fenja Strowik, Jasmin Vanderschot und Sontka Zomerland

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 (v.l.) Horst Karstens, Dagmar Grube

WILHELMSHAVEN am 6.11.2000

"De Bürgermeisterstohl" hat am 11. 11. Premiere.

Aus persönlichen Gründen kann der Berufsregisseur Armin Tacke, der erstmals an der Niederdeutschen Bühne gastiert, das Stück "De Bürgermeisterstohl" nicht zu Ende inszenieren. Für ihn übernimmt das Ensemblemitglied und langjährige Bühnenleiter Arnold Preuß die Regie. Durch diese spontane Übernahme ist der Premierentermin gerettet und wir können uns auf die bekannte Komödie von Adolf Woderich freuen, die in Wilhelmshaven in einer von Armin Tacke bearbeiteten Fassung gespielt wird.

WILHELMSHAVENER ZEITUNG vom 13.11.2000

Entscheidende Frage: Wer ist hier die Älteste?

Premiere bei der Niederdeutschen Bühne

Von Inga Hellwig

Kleine Gemeinheiten und Sticheleien bestimmen den sonst eher eintönigen Alltag von Stine, Lena, Mette und Hertha. Das Streitobjekt: Ein vom Bürgermeister gespendeter Stuhl und die damit verknüpfte, auch für die alten Damen etwas zweifelhafte Ehre, die Älteste zu sein. Denn, so hat es sich der Bürgermeister zum 85. Geburtstag von Stine ausgedacht, nur die oder der Älteste aus dem Kreise der Bewohner des städtischen "Ollenhuuses" darf sich in dieser besonders bequemen Sitzgelegenheit vom Leben ausruhen.

Das Stück "De Bürgermeisterstohl" von Adolf Woderich, mit dem die Niederdeutsche Bühne am Samstagabend die Premiere ihrer 2. Inszenierung dieser Theatersaison zeigte, spielt in einem Altersheim. Es zeigt die komischen und die traurigen Seiten im Dasein der Menschen, die zum Teil keine Familie mehr haben oder einfach abgeschoben wurden. Manchmal sind solche alten Leute schon kindisch, manchmal können sie aber auch sehr weise sein.

Unter der Regie von Arnold Preuß, der kurzfristig für Armin Tacke einsprang, konnten Fans der "Niederdeutschen" ein Wiedersehen mit vielen ihrer altbekannten Schauspieler wie Hanna Christoffers (Stine), Herta Tapken (Mette) oder Hildegard Steffens als Mudder Klasen feiern. Vor einem aufwendigen Bühnenbild zeigten die Darsteller, dass sie schauspielerisch keinesfalls zum alten Eisen gehören. Mit Einfühlungsvermögen ließen sie trotz aller Komödie immer wieder durchblicken, dass das Thema" Leben im Alter" nicht nur aktuell, sondern oft auch weniger komisch ist.

Das Publikum bekam natürlich trotzdem viel zu lachen. Vor allem Lena (Karin Heyel), die als "Jüngste" sehr wenig Chancen hat, bald in dem bequemen Bürgermeistergeschenk auszuruhen, und ihren Mitbewohnern und der Pflegeschwester Toni mit gezielten Seitenhieben und Meckereien das Leben schwer macht, hatte die Lacher auf ihrer Seite. Vermittelnd, aber nicht weniger lustig, agierten Willem (Horst Jönk) und Hannes (Günter Boye). Sie stellten klar, dass "ok wenn wi uns mal bi de Haar hefft, de Wahrheit is, dat wi uns hier ganz mollig föhlt". Und ganz zum Schluss beschließen die Alten, dass der Bürgermeister noch mal tief in die Tasche greifen muss: Egal ob 80 oder 85: Alle haben das Recht, ihren Lebensabend so bequem wie möglich zu verbringen.

JEVERSCHES WOCHENBLATT vom 14.11.2000

Krach im Olenhus um "De Börgermeisterstohl"

Niederdeutsche Bühne am Stadttheater in Wilhelmshaven zeigt humorige Turbulenzen aus dem Altenheim und erntet dafür reichlich Applaus

von Ernst Richter

Krach im Ollenhus. Am Kaffeetisch geht's schon los mit den kleinen Sticheleien der Heimbewohner, Pflegeschwester Toni schimpft, nie kann man es den Leuten recht machen. Das sind die kleinen AlItagsgeschichten aus einem Alten-oder Seniorenheim. Die Niederdeutsche Bühne am Stadttheater Wilhelmshaven bleibt bei der ausgemusterten Bezeichng Altersheim.

Dort beginnt die Komödie "De Bürgermeisterstohl" in drei Törns von Adolf Woderich. Die Regie führt als Gast Armin Tacke, Ausstattung Verena Oppermann. Und dort endet auch das lustig Speel. Eine richtige Handlung gibt es eigentlich nicht. Vier alte Damen, Stine, die Älteste, feiert gerade ihren 85. Geburtstag, krakeelen und schimpfen miteinander. Die beiden ollen Mannslü geben ihren Senf dazu, fühlen sich wie "im Wartesaal zur letzten Reise". Es ist wie aus dem Leben gegriffen.

Und das ebenfalls meist ergraute Stammpublikum identifiziert sich mit den Sticheleien. Kommentare aus dem Publikum: "Wie die sich wieder angezogen hat", oder "Die Teetante kann ruhig ein bisschen freundlicher mit den alten Frauen umgehen", oder "Kiek, die will sich wieder an den Ollen ranmachen", und als dann als Prunkstück von Bürgermeisterstohl im Raum steht, auf den sich nur die älteste Heimbewohnerin setzen darf, um nach einem arbeitsreichen Leben auszuruhen und sich stattdessen eine etwas jüngere Mitbewohnerin ungeniert draufsetzt, empörte Stimme aus dem Publikum: "Darf die das?"

So trifft dieses zweite Stück der Saison 2000/2001 wohl den Geschmack des alteingesessenen Publikums, neue Theaterfreunde wird die Bühne damit aber nicht gewinnen können. Doch das Speel geht weiter. Wie gesagt, der Bürgermeisterstohl kommt als Geburtstagsgeschenk für Stine (85) an. Allerdings ist es ein zusammenklappbarer Liegestuhl für die Gartenlaube, um den ältere Personen meist einen Bogen machen, weil man vor Überraschungen nicht sicher ist, sollte man sich weder draufsetzen oder hineinlegen. So hat dieser Bürgermeisterstohl wohl symbolische Bedeutung.

Ja, und dann bringen die Eheleute Klasen ihre Mutter ins Altersheim. Ein Neuzugang, der zunächst gar nicht damit einverstanden zu sein scheint. Urplötzlich taucht Bruder Hinnerk aus Amerika auf, kanzelt Peter Klasen ab, wie er Muttern nur ins Altersheim bringen kann und hat die Idee, Mutter mit auf seinen Hof mit 150 Kühen nach Oklahoma mitzunehmen.

Währenddessen geht das Gerangel um den Bürgermeisterstohl weiter. Hier heißt es nicht, wer ist die Schönste im ganzen Land, sondern, wer ist die Alteste im Heim? Da kommt die Spende des Besuchs aus Amerika gerade recht, jeder Heimbewohner erhält seinen Bürgermeisterstohl. Und zur allgemeinen Überraschung verkündet Mutter Klasen, dass noch ein weiterer Bürgermeisterstohl hinzukommen müsse, weil sie nicht mit ihrem Sohn nach Amerika mitgeht, sondern lieber im Altersheim bei den lieben netten Heimbewohnern bleiben möchte. Das macht Freude und für manchen Besucher Lust auf einen späteren Platz im Seniorenheim. Krach im Altersheim bedeutet Spaß für die Zuschauer des neuen Stückes der Niederdeutschen Bühne am Stadttheater in Wilhelmshaven.

Es spielten Stine (Hanna Christoffers), Mudder Klasen (Hildegard Steffens), Peter Klasen (Rolf-Peter Lauxtermann), Lena (Karin Heyel), Willem (Horst Jönck), Hannes (Günter Boye), Frieda Klasen (Heidi Strowik), Mette (Herta Tapken), Hertha (Marianne Karstens), Pflegeschwester Toni (Dagmar Grube), Hinnerk Klasen (Horst Karstens).

Wilhelmshavener Zeitung vom 01.12.2000

Lachen mit bitterem Beigeschmack

Zur Rezension über das Stück "Bürgermeisterstohl" in der WZ vom 13. November schrieb Dagmar Ramrath aus 26121 Oldenburg, Zeughausstrasse 74, folgenden Leserbrief:

Gerne bin ich aus Oldenburg nach Wilhelmshaven ins Stadttheater zur Niederdeutschen Bühne gekommen. Die Kritik lässt trotz einiger richtiger Aspekte für mich viele Punkte missen.

Richtig ist, dass das Stück "Bürgermeisterstohl" die komischen und traurigen Seiten im Dasein alter Menschen zeigt. Es ist jedoch auch (und vor allem) ein Stück, das mit Witz, Charme und Einfühlsamkeit den Umgang unserer Gesellschaft mit " unseren Alten" beschreibt. Es ist auch richtig, dass das Publikum viel zu lachen bekam - allerdings war es ein Lachen mit bitterem Beigeschmack. Ebenfalls richtig ist, dass das Bühnenbild aufwändig ist - es war sehr gut gewählt als Sinnbild für Alter, Abschiebung und Zerfall.

Vermisst habe ich außerdem eine Würdigung der Leistungen der Schauspieler. Das Publikum war jedenfalls begeistert und ging amüsiert und zugleich nachdenklich nach Hause.

Wilhelmshavener Zeitung vom 09.12.2000

Großes Engagement

Über die Premiere des Stückes " De Bürgermeisterstohl" schrieben Ilka und Marc Endert, Blankeneser Chausee 50, Schenefeld folgenden Leserbrief an "Das schreib ich mal dem Jan":

Lieber Jan!

Anlässlich der Premiere des Stückes "De Bürgermeisterstohl" haben wir, zwei begeisterte Zuschauer der Niederdeutschen Bühne, einen anregenden und unterhaltsamen Theaterabend erlebt.

Man kann das Engagement der Laiendarsteller und des Teams im Hintergrund gar nicht groß genug herausstellen. Hintergründig und manchmal mit Galgenhumor hat es das Ensemble verstanden, den letzten Lebensabschnitt der alten Herrschaften mit all seinen lustigen, sarkastischen und auch tragischen Seiten darzustellen.

Alle Akteure trugen durch ihr schauspielerisches Können und Engagement zum Gelingen der Aufführung bei.

Medewatt ? (1. WA)

1. Wiederaufführung (2), davor 1985/86 gespielt

MEDEWATT?

Familien-Farce in drei Akten von Johann-Maria Meredig

Inszenierung: Elke Theesfeld
Regieassistenz: Marc Gelhart
Bühnenbild: Leihgabe Staatstheater Oldenburg

Bühnenbildbau Günter Michaelis, Günter Newerla,
Günter Scherf, Horst Vollbrecht
Technischle Leitung: Manfred Eilers
Beleuchtung: Peter Pfaus, Uwe Freiberg
Inspizient: Klaus Panka
Souffleuse: Margitta Pust, Heidi Strowik
Requisiten: Monika Eilers

Rollen und Darsteller
Ernst-Martin Fleischhauer - Michael Hillers
Gerhild, sien Fro - Marion Zomerland
Ernst-Friedrich, jemehr Söhn - Andre Gelhart
Rudolf Lehrmann, gen. Rudi - Harald Schmidt
Gaby, sien Fro - Christel Dörnath
Susanne, jemehr Dochter - Claudia Schröder

Vorankündigung

Die Niederdeutsche Bühne als Vorbild für "Big Brother" oder "Inselduell"? So könnte man meinen, wenn man das Stück "Medewatt?" gesehen hat. Aber 1986, als Johann-Maria Meredig das Stück schrieb, war vom Voyeurfernsehen, wie es heute die Massen in seinen Bann zieht, noch weit und breit nichts zu sehen. Meredig, übrigens ein Pseudonym eines bekannten Charakterdarstellers aus Film, Theater und Fernsehen, läßt auf einer imaginären Hallig mit Namen "Medewatt" eine Familie für 14 Tage Urlaub in der einzigen Ferienhütte der Insel machen. Sie haben sich für diesen Urlaub einem soziologischen Institut zur Verfügung gestellt. Sie sind für 14 Tage von der Zivilisation abgeschnitten und völlig auf sich allein gestellt, also kein Fernseher, kein Radio, kein Telefon, kein Gameboy, keine Pommes..... wunderbar.

Nun wollte es das Schicksal, dass durch einen Computerfehler (oder war es vielleicht doch die Absicht des Instituts?) nicht eine Familie auf Medewatt eintrifft, sondern nach den Fleischhauers, einem Lehrerehepaar mit hoffnungsvollem Filius, trifft auch die Familie Lehrmann, ein selbständiger Fleischermeister, mit reizender Tochter, ein. Nun wird es eng auf der Hallig und in den Alkoven. Die Insel und die Hütte wird kurzerhand in zwei feindliche Lager aufgeteilt. Mit dem schöngeistigen Lehrerehepaar und dem proletarischen Schlachtermeister treffen zwei Welten aufeinander, die vor schier unlösbaren Konflikten stehen, wenn da nicht ein zartes Pflänzchen mit Namen "Liebe" zwischen den Kindern der beiden konkurrierenden Familien zu wachsen beginnen würde, und wenn nicht ein heimlich eingeschmuggelter Fernsehapparat mit der Übertragung eines Fußballspiels für eine überraschende Wende in diesem köstlichen "Inselduell" sorgen würde.

Für viele Abonnenten und Freunde der Niederdeutschen Bühne gibt es mit diesem Stück ein Wiedersehen, denn 1986 hatte "Medewatt?" in Wilhelmshaven seine Uraufführung erlebt und damals für turbulentes, pointenreiches Boulevardtheater gesorgt. Bei dieser Neuinszenierung führt erstmals Elke Theesfeld Regie. Die Darsteller sind Christel Dörnath, Claudia Schröder, Marion Zomerland, André Gelhart, Michael Hillers und Harald Schmidt.

 (v.l.) Michael Hillers, Marion Zomerland, Claudia Schröder, Christel Dörnath, Harald Schmidt

 JEVERSCHES WOCHENBLATT vom 06.10.2000

"Ein Familienstreit auf einsamer Nordseehallig"

Die Niederdeutsche Bühne eröffnet die neue Spielzeit 2000/2001

Von Ernst Richter

Die Niederdeutsche Bühne eröffnete mit der Familienfarce "Medewatt?" von Johann-Maria Meredig die neue Spielzeit. Das Bühnenbild, überlassen von der August-HinrichsBühne Oldenburg, eröffnet den Blick auf eine Landschaft mit Aussichtshügel und eine Ferienblockhütte, in der so allerhand passiert. Unter der Regie von Elke Theesfeld spielen zwei Familien die Hauptrolle. Beide kommen am gleichen Tag auf der Hallig Medewatt an und jede beansprucht für sich das Besitzrecht an der Hütte für den zweiwöchigen Ferienaufenthalt. Da nun aber das Schiff erst nach zwei Wochen wieder in Medewatt anlegt, müssen die beiden Familien notgedrungen miteinander auskommen, was zur Erheiterung des Theaterpublikums schwer genug ist.

Die Familie des Oberstudiendirektors Ernst-Martin Fleischhauer (Michael Hillers) besteht aus ihm, seiner Frau Gerhild (Marion Zomerland) und Sohn Fiedi (Andre Gelhart). Dazu gesellt sich dann die Familie Lehrmann mit Fleischermeister Rudi Lehrmann (Harald Schmidt), seiner Frau Gabi (Christel Dörnath) und Tochter Susanne (Claudia Schröder). Damit sind die Rollen verteilt. Das Spiel kann beginnen, und Harald Schmidt kurbelt die Komödie an, bringt das Zwerchfell des Publikums in Schwingungen. Man streitet sich, hier der etwas dröge Oberstudiendirektor mit seiner vom Standesdünkel besessenen Frau Gerhild und dort der nicht auf den Mund gefallene biedere Handwerksmeister Rudi mit seiner kritisch veranlagten und immer aktiv agierenden Frau Gabi.

Die Streitereien und witzigen Auseinandersetzungen amüsieren die Zuschauer, die mit Beifall auf offener Szene nicht geizen. Der Handlungsstoff ist, genauer betrachtet, recht dürftig, Regie und Ensemble machen das Beste daraus. Die jungen Leute finden sich nach und nach und werden erst zu guter Letzt ein verlegenes Liebespärchen. Die Annäherung der beiden Mannslü erfolgt während der Fernsehübertragung eines Fußballspiels. Ernst-Martin und Rudi nutzen die Gunst der Stunde, genehmigen sich ein paar Buddel Bier, lenzen die Flasche Köm und entdecken dabei gemeinsame Veranlagungen als Freunde.

Die Frauen haben sich längst in die Schlafbutzen zurückgezogen. Keine der beiden bemerkt, dass sich der falsche Mann zu ihr ins Bett gelegt hat und nahezu volltrunken sofort entschlummert ist. Der Krawall setzt erst am nächsten Morgen beim Frühstück ein. Es geht rund mit Gerhild und Gabi. Leuchtkugeln werden aus der Signalpistole abgefeuert Ein Hubschrauber naht - und bringt weitere Gäste, die Urlaub macheri wollen.So kann es gehen, wenn die Zimmervermittlung nicht funktioniert.

"Medewatt" bietet ein unterhaltsames Theatervergnügen. Harald Schmidt zieht als Fleischermeister Lehrmann die komödiantischen Trümpfe aus dem Ärmel, steckt voller Humor, den er treffsicher ausspielt. Ernst-Martin Fleischhauer spielt den etwas zugeknöpft und eigenbrötlerisch wirkenden Oberstudiendirektor. Marion Zomerland hat keine Probleme, den Studiendünkel zu parodieren. Christel Dörnath verkörpert die solide, mitten im Leben stehende Meisterfrau. Andre Gelhart und Claudia Schröder können als Fiedi und Susanne der Handlung keine bemerkenswerte Akzente aufsetzen.

WILHELMSHAVENER ZEITUNG vom 02.10.2000

"Streit um Intellekt und Salami"

Bei der Premiere der Niederdeutschen Bühne durfte aus vollem Hals gelacht werden

Von Inga Hellwig

Drei Akte lang flogen auf der Bühne verbal die Fetzen, während die Zuschauer aus dem Lachen gar nicht mehr herauskamen: Mit einer gelungenen Premiere, eröffnete die Niederdeutsche Bühne am Samstag Abend die Saison für die Fangemeinde des Plattdeutschen Theaters. Die Familien-Farce "Medewatt" (Johann-Maria Mereding) in der Inszenierung von Elke Theesfeld, ist ein echter Spass.

Perfekte WG-Partner sind der Oberstudienrat Ernst-Maria Fleischhauer (Michael Hillers) mit Frau Gerhild (Marion Zomerland) und Sohn Fiedi (Andre Gelhard) und Schlachtermeister Rudi Lehmann (Harald Schmidt) mit Frau Gabi (Christel Dörnath) und Tochter Susanne (Claudia Schröder) wahrhaftig nicht: Bei einer Reise, die als Experiment eines sozialwissenschaftlichen Forschungsinstituts und des Familienministeriums organisiert wurde, landen die Familien, die unterschiedlicher nicht sein können, versehentlich gleichzeitig in einem Haus auf einer winzigen Hallig. Erst 14 Tage später können sie wieder abgeholt werden.

Die Männer kommen sich bei den wesentlichen Dingen des Lebens - Bier und Fußballübertragung - schließlich näher. Nachdem sie volltrunken die Kojen verwechseln, haben auch ihre Frauen deutlich mehr gemeinsam, als ihnen eigentlich lieb ist. Nur die Kinder halten sich - Amor sei Dank - aus dem Streit um "Intellekt und Salami" heraus.

Humorvoll wird sich in "Medewatt" aller verfügbaren Klischees bedient und so dem Zuschauer und menschlichen Schwächen der Charaktere ironisch vorgeführt. Um so überraschender ist schließlich das Ende. Auch wenn sich die Wogen deutlich geglättet haben - nicht auf ein "Happy End" läuft alles hinaus - sondern auf die Fortsetzung der Katastrophe.

Besonders gelungen: Fleischermeister Lehmann (Harald Schmidt) - der mit seinen Spitzen durchaus mit "Ekel Alfred" mithalten konnte. Für seine Leistung (inklusive Striptease-Einlage) wurde er mit stürmischem Applaus bedacht. Für ihn war die Aufführung übrigens sein erster Bühnenauftritt, dem hoffentlich noch eine Reihe folgen werden.

Ebenso wie Harald Schmidt, als Fleischermeister, Lehmann, konnte Claudia Schröder als seine Tochter Susanne, ihre viel versprechende Premiere auf der Bühne feiern. Die Inszenierende, Elke Theesfeld, hatte mit dem witzigen und originellen Stück "Medewatt" ihr Regiedebüt. Die Leistung des Ensembles der Niederdeutschen Bühne wurde mit viel Szenenapplaus und am Ende mit verdientem Beifall belohnt. Die weiteren Aufführungstermine sind am 9., 10., 21. 22. und 29. Oktober, jeweils um 20 Uhr, am 22. und 29. 10. zusätzlich um 15.30 Uhr.

In Luuv un Lee die Liebe (1. WA)

1. Wiederaufführung (2.), davor 1976/77 gespielt

IN LUUV UN LEE DIE LIEBE

Lustspiel in drei Akten von Friedrich Lindemann

Inszenierung, Bühne und Musik: Stefan Brosig

Beleuchtung: Peter Pfaus, Uwe Freiberg
Requisiten: Marianne Karstens

Rollen und Darsteller
Braß, Kapitän - Klaus Aden
Hollesen, Steuermann - Marc Gelhart
Dreesen, Bootsmann - Jürgen Tapken
Jonny, Matrose - Nicolas Ducci
Moses, Schiffsjunge - André Gelhart
Milly Groß, Wirtin - Christine Fein
Betty Groß, deren Tochter - Martina Jahn
Olga - Elke Theesfeld
Doktor - Rolf-Peter Lauxtermann
Bleyer, Zollbeamter - Claus Miehlke
zwei Bordsteinschwalben - Margita Pust, Heidi Strowik

Hollesen (Marc Gelhart) und Betty Groß (Martina Jahn)

WILHELMSHAVENER ZEITUNG vom 9. April 2000

„In Luv und Lee die Liebe"

Viel Beifall für die „Niederdeutsche" - Jubiläum: Klaus Aden

Von Inga Hellwig

Hafenromantik, Kuddelmuddel, Seemannsgarn, Liebe, Intrigen und eine Prise Schmuggelei - mit dieser unterhaltsamen Kombination gab sich das Ensemble der Niederdeutschen Bühne unter der Regie von Stefan Brosig am Sonntagabend im Stadttheater die Ehre: Mit gewohnter Spielfreude und viel Humor gingen die Darsteller damit in die letzte niederdeutsche Premiere dieser Theatersaison.

In dem Lustspiel „In Luv und Lee die Liebe" von Dietrich Lindemann in der überarbeiteten Fassung des Regisseurs Stefan Brosig dreht sich alles um eine Schiffsapotheke, die Kapitän Brass (Klaus Aden) vom Doktor (Rolf Peter Lauxernmann) aufgedrängt bekommt, der „blaue Peter" ist schon am Mast: Kurz davor, auszulaufen, muss die Besatzung des Schlickrutschers in Liebesdingen noch „alles klar" machen. Kapitän Brass verlobt sich mit der Gastwirtin Milly Gross (Christine Fein). Ihre Tochter Betty Gross hat derweil Krach mit ihrem Geliebten Steuermann Hollesen (Marc Gehlhart).

Die Hafendirne und eifersüchtige Ex-Freundin des Doktors, Olga (Elke Theesfeld), gibt dem Zollsekretär Bleyer (Claus Mielke) den Tipp, dass in der Schiffsapotheke Kokain geschmuggelt werden soll. Der Inhalt dieser Apotheke unterliegt einem steten Wandel, denn die Schiffsbesatzung lässt sich einiges einfallen, um an den in ihr vermuteten Schnaps zu kommen.

Zu guter Letzt landet das Kokain in der Handtasche der ahnungslosen Betty Gross und sorgt dann bei den Ermittlungen des Zollsekretärs Beyer gehörig für Verwirrung und diverse Festnahmen. Der Schnaps landet natürlich im Magen des Matrosen Jonny (Nicolas C. Ducci) und des (großartig gespielten) Bootsmanns Dreesen (Jürgen Tapken).

Auf Seiten der Zuschauer gab es bei der Betrachtung dieses spaßigen Durcheinanders in drei Akten viel zu Lachen. Besonders gelungen waren, neben der schauspielerischen Darbietung, die Kostüme - insbesondere die der drei Dockschwalben. Sahnehäubchen des gelungenen Regiedebüts des Wilhelmshavener Regisseurs Brosig waren die in die Aufführung eingestreuten Musikarrengements. Das Premierenpublikum im gut besuchten Stadttheater war „al tofreden" und bedachte das Ensemble mit voll verdientem langen Schlussapplaus. Sonderapplaus gab es für Klaus Aden, der in der Rolle des Kapitän Brass ein 40. Bühnenjubiläum feiern konnte.

Käpt´n Brass (Klaus Aden), Jonny (Nicolas Ducci), Moses (André Gelhart), Dreesen (Jürgen Tapken) und Hollessen (Marc Gelhart)

JEVERSCHES WOCHENBLATT vom 10. April 2000

Ein Spiel um Liebe, Genever und Rizinus

Niederdeutsche Bühne Wilhelmshaven schließt die Saison 1999/2000 mit maritimen Turbulenzen ab

Von Ernst Richter

Wilhelmshaven. Der „Eiserne" hebt und gibt die Bühne des Stadttheaters frei: Ein Frachter liegt am Kai, auf dem sich allerlei Leute tummeln: Seeleute, Grünröcke vom Zoll, „Küstenschwalben" und andere Frauenpersonen. Es herrscht Hochbetrieb. Das Lustspiel kann beginnen: „In Luv und Lee die Liebe" in drei Törns von Friedrich Lindemann in der Fassung von Heinz Lanker und eingerichtet für die Niederdeutsche Bühne Wilhelmshaven von Stefan Brosig. Gleich fängt mit ihrem taufrischen Charme die Seute Deern Betty nicht nur das Publikum des Stadttheaters ein, sondern umgarnt auch ihren Steuermann Hollesen. Sie rät ihm abzumustern, um auf einen größeren Dampfer umzusteigen. Er hat schließlich das Zeug einschließlich Patent dazu. Kann was werden. Aber er will nicht. Zu ärgerlich.

Da tritt Olga, eine der drei „Küstenschwalben", in knisterndem Rot auf den Plan, bezirzt den Steuermann und verabredet einen Treff. Mit allen Wassern der Meere gewaschen ist der Bootsmann Dreesen, er hat seine Erfahrungen mit den Deerns gemacht und weiß, wo es lang geht. So entwickelt sich ein Spiel im Luv und Lee der Liebe. Halt, kein Schiff sticht ohne Kapitän in See - und dieser namenlose Dampfer hat bereits den „Blauen Peter" gesetzt, ist bereit zum Auslaufen. Da kommt der Kapitän auch schon daher mit seiner Milly, die es auf ihn abgesehen hat.

Szenenwechsel. Wir gehen vom Kai an Bord. Eigentlich wäre nun alles klar zum Ablegen, wenn da nicht der Doktor, groß wie ein Mastbaum, in Erscheinung getreten wäre. Der dreht dem Käpt'n eine Schiffsapotheke an. Doch eben diese Apotheke sorgt für Spannung, die eigentlich nichts mit dem Thema Liebe zu tun hat. Der Zollsekretär Bleyer schleicht auch schon interessiert spionierend im Schiff herum. Längst hat die Besatzung den Genever in der Hausapotheke entdeckt und gegen klares Wasser ausgewechselt. Hat der Käpt'n doch ohnehin gemeint, man brauche nur zwei Medizinen: Vom Kopf bis zum Bauchnabel Aspirin und von da bis unten Rizinusöl. Das Publikum amüsiert sich köstlich und auch über den Matrosen Jonny, der zu viel von dem Genever verkostet hat und nun alkoholselig für Stimmung sorgt. Der Käpt'n hat rein zufällig auch noch Geburtstag. Die „Küstenschwalben" bringen ihm ein Ständchen vom Glückwunsch-Radio. Turbulenzen in Luv und Lee der Liebe. Dabei hat der Dampfer noch gar nicht die Leinen losgeschmissen. Der Moses flitzt noch durch die Gegend.

Nein, was da noch so alles an Bord unter Deck passiert, wird nicht verraten. Hingehen, zuschauen und 90 Minuten humorvoll unterhalten werden, das ist die Lösung. Natürlich kommt die Liebe zu ihrem Recht. Und am Ende kriegen sie sich doch noch: Der Steuermann, seine Betty und der Käpt'n die Gastwirtin Milly. Viel Beifall am Ende für die Mitwirkenden, die zusammen ein homogenes Team bilden.

Klaus Aden spielt mit ruhiger Gelassenheit den Kapitän Brass. Er feiert übrigens mit dieser Rolle sein 40-jähriges Bühnenjubiläum. Marc Gelhart steht zum zweiten Mal auf der Bühne und gefällt als Steuermann Hollesen. Jürgen Tapken zieht als Bootsmann Dreesen alle Register seines schauspielerischen Könnens und reißt so das ganze Ensemble in die maritime Sprachkultur mit. Nicolas C. Ducci gibt als Matrose Jonny sein schauspielerisches Debüt und produziert gleich einen trunkentollen Solopart. Andre Gelhart hat als Moses (Schiffsjunge) viel erheiternde Lauferei am Hals. Christine Fein spielt in ungekünstelter Natürlichkeit die Gastwirtin Milly Gross, die um ihren Kapitän Brass sehr besorgt ist. Martina Jahn quirlt als Seute Deern Betty durch die Szenen und erobert nicht nur mit kessem Augenaufschlag ihren Steuermann. Rolf-Peter Lauxtermann ist Bühnenleiter und setzt sich hier als „Doktor" kraftvoll in Szene. Elke Theesfeld weiß als flottes Hafenmädchen seine Reize auszuspielen. Das Trio der „Küstenschwalben" wird komplettiert von Magita Pust und Heidi Strowik, Letztere steht ebenfalls zum ersten Mal auf den Brettern der Niederdeutschen Bühne. Last but not least ist Claus Miehlke als Zollsekretär Bleyer zu nennen, der mit viel Routine diesen Part meistert.

Für Regie und Musikarrangements ist Stefan Brosig zuständig. Er inszenierte temporeich, lässt Überraschungen und keine Langeweile aufkommen. Dazu lieferte er auch den Entwurf der beiden Bühnenbilder. Zur Kostümausstattung wurde Marianne Karstens von der Landesbühne beraten. Mit dieser Inszenierung endet die Spielzeit 1999/2000 der Niederdeutschen Bühne Wilhelmshaven.

Hollesen (Marc Gelhart), Blayer (Claus Miehlke), Doktor (Rolf - Peter Lauxtermann)

Olga (Elke Theesfeld) und Hollesen (Marc Gelhart)

 

Wenn de Hahn kreiht (4. WA)

4. Wiederaufführung (5), davor vor 1939, 1948/49, 1956/57 und 1971/72 gespielt

WENN DE HAHN KREIHT

Bauernkomödie in drei Akten von August Hinrichs

Regie und Bühne:
Roswitha Wunderlich

Souffleur: Günter Boye
Requisiten: Monika Eilers
Bühnenbildbau: Alfred Christoffers, Günter Scherf, Horst Vollbrecht
Bühnentechnik: Günter Michaels, Günter Newerla
Bühnenmalerei: Herbert Ulbrich
Beleuchtung: Peter Pfaus, Uwe Freiberg
Technische Leitung: Manfred Eilers
Inspektion: Anke Schluppkotten

Rollen und Darsteller
Jan Kreyenborg, Gemeindevorsteher - Walter Bleckwedel
Gesine, seine Frau - Karin Heyel
Lena, seine Tochter - Dagmar Grube
Willem Tameling, Knecht - Horst Karstens
Tilko Renken, Tierarzt - Karl Zacher
Steffen Kröger, Amtshauptmann - Ingo Folkers
Hinnerk Stindt, Wachtmeister - Horst Qualmann
Gustav Piepers, Bauernsohn - Marc Gelhart
Peter Witt, Schneider - Heinz Zomerland
Trina Witt, seine Frau - Roswitha Wunderlich

von links: Walter Bleckwedel, Roswitha Wunderlich und Marc Gelhart

WILHELMSHAVENER ZEITUNG vom 8. Februar 2000

„Wenn de Hahn kreiht"

Heiteres Spiel der Niederdeutschen Bühne hatte Premiere

Von Doris Wilkens

Mit der Bauernkomödie von August Hinrichs hat die Niederdeutsche Bühne wieder einmal eines der bekanntesten klassischen Stücke neu aufgelegt. Das Aufgebot an Akteuren ist recht groß, sie alle haben den Auftrag, die spannende Handlung und vielfältige Komik auf den Punkt zu bringen. Erinnerungen kommen auf und damit natürlich Vergleiche, so man dieses Bühnenstück schon einmal sah. Dabei schneidet die aktuelle Inszenierung nicht schlecht ab. Spieler sind Figuren, die nach Regieanweisung arbeiten. Sie sollen jedoch „etwas" mitbringen und voll und ganz in ihre Rolle hineinschlüpfen - und das ist ihnen gelungen! Das Ensemble hat dem Premierenpublikum eine abgerundete Aufführung präsentiert. Es wurde dafür mit reichlich Zwischen- und Schlussbeifall belohnt.

Was in einem Dorfe so alles passiert in einer einzigen Nacht. Da kommt der Gemeindevorsteher ziemlich angeheitert von einer Sitzung heim, nimmt aber einen kleinen Umweg; da steigt der Viehdoktor in der Frühe aus einem Kammerfenster; da kehrt der Knecht bei anbrechender Dämmerung vom Angeln zurück.; und gerade in dieser Nacht wurde beim Schneider Witt eingebrochen. Als Beweisstücke sollen ein schmutziger Stiefel sowie ein zunächst verlorengegangener Knopf dienen. Es kommt zu immer neuen Verwicklungen und Verdächtigungen, dabei spielt die Verletzung des Gemeindevorstehers im Bereich seines Allerwertesten eine nicht unbedeutende Rolle.

Verdienter Beifall

Walter Bleckwedel fühlt sich als Gemeindevorsteher nicht wohl in seiner Haut, denn er allein kennt die wahren Zusammenhänge, diese Situation stellt er überzeugend dar. Karin Heyel spielt die besorgte Ehefrau ehrlich und natürlich. Das frische Auftreten der verliebten Tochter (Dagmar Grube) wirkt sympatisch. Horst Karstens als dümmlicher, aber bauernschlauer Knecht liefert eine reife Leistung ab, das gilt auch für den tüchtigen Tierarzt (Karl Zacher). Routiniert wie immer spielt Roswitha Wunderlich die Rolle der resoluten Frau des Schneiders Witt. Zugleich führt sie zum ersten Mal Regie und musste nach kurzfristiger Umbesetzung selbst auf die Bühne. Die Rolle des drömeligen Schneiders Witt hat Heinz Zomerland gut gemeistert; das gleiche gilt für Horst Qualmann als Wachtmeister. Ingo Folkers als Amtshauptmann tritt pedantisch und wichtigtuend auf, wie es die Rolle verlangt. Der naive Bauernsohn Gustav wird überzeugend verkörpert von dem Nachwuchsschauspieler Marc Gelhart. Das bewährte, hinter der Bühne arbeitende Team, das sich erstmalig dem Publikum zeigte, erhielt den wohlverdienten Beifall. Die eingespielten Bauernhofgeräusche brachten die Besucher zum Schmunzeln.

Die nächsten Vorstellungstermine sind: 12., 13., 18., 26. und 27. Februar um 20 Uhr; außerdem am 13. und 27. Februar um 15.30 Uhr. Man sollte hereinschauen! Nicht nur für die Plattdeutsch sprechenden und verstehenden Bürger Wilhelmshavens spielt die „Niederdeutsche"!


Dagmar Grube und Marc Gelhart

JEVERSCHES WOCHENBLATT vom 8. Februar 2000

Bauernkomödie mehr als ein deftiger Schwank

Niederdeutsche Bühne führt Bühnenklassiker „Wenn de Hahn kreiht" von August Hinrichs auf / Premiere in Wilhelmshaven

-eri- Wilhelmshaven. Der Vorhang öffnet sich und gibt den Blick frei auf eine Dorfidylle mit Hof und Ziehbrunnen, links das Wohnhaus, rechts der Wirtschaftstrakt. Geranien blühen vor Lenas Fenster, der wohlbehüteten Tochter der Kreienborgs. Das Publikum quittiert das Bühnenbild von Roswitha Wunderlich, gebaut von Alfred Christoffers, Günter Scherf und Horst Vollbrecht, mit spontanem Beifall. Da, man sollte es nicht glauben, steigt eine Mannsperson aus des Töchterleins Fensterchen. Noch ein Küsschen und dann Tschüs. Doch dieses Fensterrendevouz wird vom Knecht des Hauses beobachtet, wie er just vom Fischen heimkommt. So kann die klassische Bauernkomödie „Wenn de Hahn kreiht" aus der Feder von August Hinrichs beginnen. Sonntagabend: Mit viel Beifall aufgenommene Premierenvorstellung der Niederdeutschen Bühne am Stadttheater Wilhelmshaven.

Aber, auch Gemeindevorstand Jan Kreienborg hat seine Probleme. Er war beim nächtlichen Einstieg in die Kammer der Tochter des benachbarten Schneiders erwischt worden und hatte davoneilend einen Stiefel und einen Jackenknopf verloren. Indizien für sein nächtliches Recontre. Die Handlung erinnert ein wenig an die Kleist-Komödie „Der zerbrochene Krug".

Roswitha Wunderlich führt auch die Regie dieser Aufführung und tritt selbst auf in der Rolle der sprachbegabten Schneidersfrau Trina Witt. Das Publikum erlebt, man möchte sagen, eine elegante Inszenierung dieser Bauernkomödie. Sie verkommt nicht zu einem deftigen Schwank, sondern hat ihre Stärke in der kraftvollen Dynamik der plattdeutschen Sprache. Allen voran ist da Horst Karstens als Knecht Willem Tamaling zu nennen, wie er mit stoischer Ruhe und norddeutscher Schlagfertigkeit den Amtshauptmann Steffen Kröger zur Verzweiflung bringen kann, der von Ingo Folkers typenecht dargestellt wird.

Karin Heyel glänzt in der prachtvoll angelegten Rolle der Frau Gesine des Gemeindevorstands, die sich resolut, temperamentvoll und wachen Auges über ihre Lieben in den Mittelpunkt des Geschehens spielt. Walter Bleckwedel füllt den Part des Gemeindevorstands Jan Kreienborg augenzwinkernd mit trockenem Humor und bissigen Bemerkungen aus. Dagmar Grube verbreitet als verliebte Tochter Lena Liebreiz und interpretiert mit Karl Zacher als Tierarzt Tilko Renken das nicht fehlen dürfende Liebespaar.

Horst Qualmann hat keine Mühe, den Wachtmeister Hinnerk Stindt zu verkörpern. Dafür hat Marx Gelhart als Bauernsohn Gustav Piepers eine weit schwierigere Aufgabe zu bewältigen. Er muss den abgewiesenen Verehrer Lenas verkraften und andererseits mit viel Temperament zur Aufklärung des nächtlichen Einbruchs beitragen, was ihm auch zustimmend gelingt. Bleibt noch übrig Heinz Zomerland in der traurigen Figur des Schneiders Peter Witt, der auf Geheiß seiner Frau Trina aus einem unfreiwilligen Sturz auf eine Steinkante einen Überfall konstruieren sollte.

Das Stück reißt das Publikum nicht unbedingt von den Sitzen, es bietet aber köstliche Unterhaltung und damit ein Vergnügen auf Plattdeutsch. Die weiteren Aufführungen sind am Sonnabend, 12. Februar (20 Uhr), Sonntag, 13. Februar (15.30 und 20 Uhr), Freitag, 18. Februar (20 Uhr), Sonnabend, 26. Februar (20 Uhr) sowie Sonntag, 27. Februar (15.30 und 20 Uhr). Danach steht als viertes Stück der Saison 1999/2000 am 2. April die Premiere „In Luv un Lee, die Liebe" auf dem Spielplan der Niederdeutschen.

von links: Karin Heyel, Roswitha Wunderlich, Marc Gelhart, Walter Bleckwedel und Dagmar Grube

von links: Dagmar Grube, Marc Gelhart und Roswitha Wunderlich

´n schöne Bescherung (WE)

Norddeutsche Erstaufführung

´N SCHÖNE BESCHERUNG

Lustspiel in vier Akten von Monika Hirschle
Plattdeutsch von Heide Tietjen

Premiere: 4. 12. 1999, Stadttheater Wilhelmshaven

Inszenierung und Bühne:
Elke Münch a.G.

Regieassistenz: Elke Theesfeld
Souffleuse: Heidi Strowick
Requisiten: Marianne Karstens
Bühnenbildbau: Günter Scherf, Horst Vollbrecht
Bühnentechnik: Günter Michaelis, Günter Neverla, Klaus Panka
Bühnenmalerei: Herbert Ulbrich
Beleuchtung: Peter Pfaus, Uwe Freiberg
Technische Leitung Manfred Eilers
Inspektion: Klaus Panka

Rollen und Darsteller
Irmgard Eisel - Chritstine Wessoleck
Reinhold Eisel - Horst Karstens
Klaus-Dieter Eisel - André Geelhart
Angelika Meier-Eisel - Martina Jahn
Eberhard Meier - Marc Gelhart
Klothilde Eisel - Hanna Christoffers
Frau Menzel - Magita Pust
Luigi - Günter Jaedeke

André Gelhart, Marc Gelhart, Horst Karstens

WILHELMSHAVENER ZEITUNG vom 6. Dezember 1999

Humorvolle Weihnachtskatastrophe

Viel Beifall für die Niederdeutsche Bühne bei Premiere

Von Inga Hellwig

Familie Eisel weiß, wie man es sich am 24. Dezember so richtig gemütlich macht: Ein friedvolles Essen unter dem Weihnachtsbaum im harmonischen Kreise der Lieben. Doch in dem Lustspiel "n' schöne Bescherung" von Monika Hirsch, das am Sonnabendabend im Stadttheater Premiere feierte, klaffen Idee und Wirklichkeit natürlich meilenweit auseinander. Die Heizung ist ausgefallen, der Kühlschrank abgetaut, die Gans verdorben, Oma geht allen auf die Nerven, der Weihnachtsbaum fehlt noch, die Geschenke sowieso, bei Vater und Mutter Eisel (Christine Wessoleck und Horst Karstens) fliegen die Fetzen, Sohn Klaus Dieter (Andre Gelhart) hat ohnehin „null Bock" und Tochter Angelika Maier-Eisel (Martina Jahn) will sich sogar von ihrem Mann Eberhard (Marc Gelhart) scheiden lassen.

Unter der Regie von Elke Münch bescherte das Ensemble der Niederdeutschen Bühne seinem Publikum in dem mit rund 350 Zuschauern gut gefüllten Stadttheater vergnügliche vier Akte, bei denen so manche Lachträne die Wange herunter rollte. Spitzige Dialoge und witzige treffsichere Situationen sorgten für viel Gelächter und anhaltenden Applaus, wobei die Pannen der Eisel-Sippe so manchen sicher mit Grauen an das eigene bevorstehende Weihnachtsfest denken ließen.

In dem Lustspiel "n' schöne Bescherung" werden dem Betrachter humorvoll die Widrigkeiten der Wirklichkeit präsentiert und mit der Gelassenheit heiteren Darüberstehens betrachtet - das alles natürlich auf Plattdeutsch. Die Darsteller spielten schwungvoll und mit sichtbarem Spaß. Am etwas abrupten Ende wird selbstverständlich alles wieder gut und die ganze Familie schart sich um den neuen Kühlschrank und stimmt in das gemeinsame Weihnachtslied ein. Alles in allem eine erfolgreiche letzte Premiere des Jahres 1999 im Stadttheater.

Sonderapplaus gab es für Hanna Christoffers, die in der sehr gelungenen Rolle der Oma Eisel ihr 40-jähriges Bühnenjubiläum feierte. Bühnenleiter Rolf-Peter Lauxtermann dankte ihr und auch ihrem Ehemann Alfred Christoffers, der genauso lange hinter den Kulissen des niederdeutschen Theaters für den reibungslosen Ablauf der Bühnentechnik sorgt, für die langjährige erfolgreiche Arbeit an der niederdeutschen Bühne. Weitere Aufführungen am 11./12./17. und 26. Dezember 1999 und am 9. Januar 2000.

Hanna Christoffers, Horst Karstens, vorne: Marc Gelhart, Martina Jahn

JEVERSCHES WOCHENBLATT vom 7. Dezember 1999

Jede Rolle ist ein Lustspiel-Volltreffer

Niederdeutsche Bühne am Stadttheater Wilhelmshaven sorgt mit "n' schöne Bescherung" für Weihnachtsstimmung

Von Ernst Richter

Wilhelmshaven. Die Leute sitzen dicht bei dicht, beobachten scharf die Szenerie und kommentieren die Dinge, die da im trauten Familienkreis passieren: „Siehst du, wie bei uns, die Oma ruft dauernd an und fragt, wann sie endlich abgeholt wird, wobei wir ihr das doch schon tausendmal gesagt haben, um fünf Uhr" - „Na, kuck, die läuft immer noch im Morgenrock durch die Stube - und die Zähne hat sie sich auch noch nicht geputzt." Zur Nachbarin gewandt: „Weißt du noch, als die Heizung bei uns ausfiel, da haben wir gleich gewusst, dass da Luft in der Röhre sei und die rufen tatsächlich den Klempner an, da will die Irmgard wohl ein Techtelmechtel mit dem Monteur anfangen, diesem Luigi, so heißt er wohl, dabei hat sie doch einen so netten Mann!" Die Nachbarin antwortet: „Nett ja, aber der poussiert doch mit dieser Menzel, der aufgedrehten Flurnachbarin." „Kiek an, der Kühlschrank ist kaputt, das hätte ich der Frau gleich sagen können, wenn sie das Abtauen vergisst!"

So fliegen die Kommentare hin und her. Alle schauen zu, amüsieren sich köstlich und nicken verständnisvoll, „genau wie bei den Leuten von nebenan". „Bei uns? - Nein, da gibt's höchstens Ärger mit dem Weihnachtsbaum, den Vater aufstellen will, am Ende aber fast besopen ist und der Baum ganz schief in der Stube steht. Jetzt soll Klaus-Dieter den Baum schmücken, wenn er sich nur nicht immer die halben Nächte in der Disco herumtreiben würde", klagt Frau Nachbarin. Das sind Szenen aus dem Zuschauerraum, aufgeschnappt bei der Premiere des Lustspiels "N' schöne Bescherung", aufgeführt Sonnabendabend im Stadttheater von der Niedersächsischen Bühne Wilhelmshaven.

So genau ist das Publikum dabei, identifiziert sich mit den Geschehnissen der Familie Eisel, die sich da streitend auf den Heiligabend vorbereitet. Monika Hirschle hat gut beobachtend das Stück geschrieben, plattdeutsch übersetzt von Heide Tietjen. Die Regie übernahm als Gast Elke Münch. Hier ist die Frage nach den Hauptpersonen schwer zu beantworten. Jede Typisierung ist so trefflich mit Text und Darstellung gelungen, dass alle acht Mitwirkenden Hauptpersonen in ihrer jeweiligen Rolle sind. Das Ehepaar Irmgard und Reinhold Eisel, dargestellt von Christine Wessolleck und Horst Karstens, zieht alle komödiantischen Register und vermittelt echte Weihnachtshektik, unterstützt von André Gelhart als deren Sohn Klaus-Dieter und Martina Jahn im Part der Tochter Angelika, die verheiratet ist und sich ausgerechnet zu Heiligabend mit Scheidungsabsichten herumplagt. Ihr Mann Eberhard Maier wird von Marc Gelhart gespielt, der sehr zum Verdruss seiner jungen Frau immer noch ein Muttersöhnchen geblieben ist. Und die Frau des Hauses freut sich ganz toll, dass sie von ihrem Mann zu Weihnachten eine Bratpfanne geschenkt bekommt. Szenen wie dem Leben abgelauscht. Oma ist wenig begeistert über die Marke des Eau de Cologne, das ihr geschenkt wurde: "N' schöne Bescherung", und Sohn Klaus-Dieter bekam das SOS-Weihnachtsgeschenk: Schlips, Oberhemd, Socken.

Mit viel Temperament zeichnet Hanna Christoffers zu ihrem 40-jährigen Bühnenjubiläum die Oma Klothilde Eisel. Eine Oma wie aus dem Bilderbuch, ausgestattet mit allen Tributen, um die liebe Verwandtschaft zu nerven, die ständig am Telefon hängt und schließlich mit drastischen Anmerkungen doch die Stimmungs-Schieflage geraderücken kann. Magita Pust spielt mit schwingenden Hüften die blonde Nachbarin Frau Menzel, die mehr als ein Auge auf den Hausherrn Reinhold Eisel geworfen hat. Und Günther Jaedeke erfreut in einer leider nur recht kurzen Szene als Heizungsmonteur Luigi typisch italienisch das Publikum und ganz besonders Irmgard Eisel, die ihn mit flehend-anziehender Stimme zu Hilfe gerufen hat, um die Heizung zu reparieren. Zum Happy End haben sich die familiären Kontroversen geglättet.

Das Publikum applaudierte lebhaft und anhaltend. Bevor sich dann der Vorhang endgültig schließt, gratuliert Bühnenleiter Rolf-Peter Lauxtermann Hanna und Alfred Christoffers zu ihrem 40-jährigen Bühnenjubiläum. Hanna Christoffers hat in unzähligen Rollen das Publikum erfreut, es hat mit ihr geweint und gelacht. Ihr Mann Alfred Christoffers war zunächst ebenfalls Schauspieler und hat dann hinter den Kulissen in der Technik als Bühnenbauer an mehr als 200 Bühnenbildern mitgewirkt.

Die weiteren Aufführungen von "N' schöne Bescherung" folgen am 11., 12., 17. und 26. Dezember sowie am 9. Januar. Dem Publikum kann man nur viel Pläsier wünschen, landete die Niederdeutsche Bühne mit diesem Lustspiel doch einen echten Volltreffer.

Horst Karstens, Marc Gelhart (v.l.)

von links: Christine Wessolek, André Gelhart,  Horst Karstens, Marc Gelhart, Hanna Christoffers

Pension Sünnenschien (WE)

Wilhelmshavener Erstaufführung

PENSION SÜNNENSCHIEN

Volksstück von Karl Wittlinger
Plattdeutsch von Hartmut Cyriacks und Peter Nissen

Inszenierung: Elke Münch a.G.
Bühnenbild: Emilio de Paciani a.G.

Souffleuse: Wilma Welte
Requisiten: Monika Eilers
Bühnenbau: Alfred Christoffers, Günter Scherf, Horst Vollbrecht
Bühnentechnik: Günter Michael, Günter Newerla
Bühnenmaler: Herbert Ulbrich
Beleuchtung: Peter Pfaus, Uwe Freiberg
Technische Leitung: Manfred Eilers
Inspektion: Helga Lauermann

Rollen und Darsteller
Elfie Wohlsen - Heidi Rausch
Ida Salm - Christel Dörnath
Otto Salm - Rolf-Peter Lauxtermann
Henriette Borasch - Brigitte Halbekath
Kurt Borasch - Horst Jönck
Bella von Tandler - Hildegard Steffens
Rene Meier-Raffael - Günter Boye

WILHELMSHAVENER ZEITUNG vom 4. Oktober 1999

Beifall für „Revolte im Seniorenheim"

Gelungene Premiere der Niederdeutschen Bühne im Wilhelmshavener Stadttheater

Von Doris Wilkens

Das für den Auftakt der Theatersaison ausgesuchte Volksstück „Pension Sünnenschien" von Karl Wittlinger ist vom Publikum im voll besetzten Haus sehr gut aufgenommen worden, das zeigte auch der wiederholt spontane Szenenbeifall. Es ist ein Glücksfall, dass die Rollen mit Akteuren besetzt werden konnten, die auf eine zum Teil Jahrzehnte lange Bühnenerfahrung zurückschauen. Da ist Hildegard Steffens zu nennen, die die nachdenkliche und hilflos wirkende Bella von Tandler überzeugend darstellt. Brigitte Halbekath als Frau Henriette Borasch zieht Aufmerksamkeit auf sich mit ihrem vornehmen Getue und Bevormundung ihres Ehemannes. Horst Jönk spielt den sympatischen Ehemann, der vor seiner resoluten Ehe­hälfte kuschen muss. Günter Boye in seiner verschmitzten Art versteht sich als Rene Meier-Raffael in Pose zu setzen. Die Pensionsinhaber Sahn, sicher dargestellt von Christel Dörnath und Rolf-Peter Lauxtermann, gehen wenig liebevoll mit den zahlenden Heim­bewohnern um. Diese haben sich in ihr Schicksal solange gefügt, bis ein „Neuzugang" eintrifft. Die lebenslustige zu Geld gekommene Dame mit bewegtem Vorleben verän­dert den Alltag der älteren Herrschaften.

Heidi Rausch als Elfie Wohlsen steht eindeutig im Mittelpunkt des Geschehens. Sie spielt sicher, burschikos spritzig und sorgt ständig für neue Überraschungen. Für ihre hervorragende Darstellung bedankte sich das Publikum mit verdientem Szenenbeifall. Das Stück, inszeniert von Elke Münch, streift gesellschaftliche Probleme, die auftreten, wenn die ältere Generation auf Hilfe anderer angewiesen ist. Es kommt sogar zu Überlegungen, Veränderungen durch Gift herbeizuführen. Die Handlung bekommt dadurch zeitweise kriminelle Züge.

Dem Bühnenbildner und dem technischen Personal gebühren Anerkennung. Der gelungene Saison-Auftakt sollte Ansporn sein, die nächsten Aufführungen zu besuchen.

Vörnehme Bagaasch (WE)

Wilhelmshavener Erstaufführung

VÖRNEHME BAGAASCH

Lustspiel von Jack Popplewell
Plattdeutsch Günter Kühn

Inszenierung: Elke Münch a. G.


Rollen und Darsteller
David - Thorsten Könnecke
Penelope - Dagmar Grube
Herr Bohnsack - Klaus Aden
Mine Wilksen - Karin Heyel
Helene Schindler - Elke Theesfeld
Kriminalkommissar Pittak - Horst Karstens
Frau Wantje - Wilma Welte

Wilhelmshavener Zeitung vom 30. März 1999

Solide gespielt, doch ohne rechten Witz: die „Vornehme Bagaasch"

Niederdeutsche Bühne feierte die letzte Premiere dieser Saison

Von Hartmut Siefken

Mit der Aufführung der Komödie „Vornehme Bagaasch" von Jack Popplewell in der plattdeutschen Fassung von Günter Kühn beendet die Niederdeutsche Bühne am Stadt­theater die Saison 1998/99. Am Sonntagabend fand die Premiere statt. Die Schauspielerin Elke Münch führte Regie. Fazit: solide gespielt, doch kränkelt der Unterhaltungswert am Stück selbst.

Zum Inhalt: Die Spezialistin für nächtliche „Eigentumsübertragungen", Penelope Bohnsack (Dagmar Gru­be), wird vom Wohnungsinhaber David Warntje (Thorsten Könnecke) und seiner Haushälterin Mine Wilksen (Karin Heyel) in flagranti erwischt. Doch anstatt die Einbrecherin der Polizei auszuliefern, findet der junge Mann Gefallen an ihr und ist ihr behilf­lich, das Diebesgut vor der Polizei zu verstecken. So bekommt er nicht nur Schwierigkeiten mit seiner Verlobten, der reichen Helene Schindler (Elke Theesfeld), sondern auch mit der Polizei: Kommissar Pittack (Horst Karstens) hat den richtigen Riecher. Die Diebin und ihr neuer Komplize haben ihre liebe Not, im Verein mit der Haushälterin den dienstbeflissenen Schnüffler an der Nase herumführen.

Doch Schwierigkeiten, das Geheimnis zu wahren, macht auch Davids neugierige Mut­ter (Wilma Weite). Penelopes Vater, der standesbewußte Unterweltler Bohnsack (Klaus Aden), fürchtet, daß sein verliebtes Fräulein Toch­ter womöglich rechtschaffen wird. Doch es findet sich al­les: das Paar findet sich, Bohnsack findet das schlußendlich gar nicht mehr so schlimm, der Polizist findet die Juwelen zum eigenen Gebrauch, Davids bisherige Verlobte findet einen Neuen. Das Publikum fand sich gut unter­halten und sparte nicht mit Applaus. Nichtsdestoweniger muß festgehalten werden: Es gibt witzigere Komödien. Der dünne Handlungsstrang und die Flachzeichnung der Figuren sind schon im Stück angelegt. Manche Lustspiele bügeln dies durch Witz der Dialoge aus, doch die „Vornehme Bagaasch" hielt sich damit eher vornehm zurück.

Man wünschte sich die Inszenierung überdrehter, mit mehr Mut zur Komik und zum Klamauk, um den Schwächen des Stücks entgegenzuwirken und den Figuren ein markanteres Profil zu schnitzen. Das Zeug dazu hat die Schauspieltruppe, wie sich in den leider zu wenigen „blitzenden" Momenten zeigte. So blieb es bei einem routinierten, grundsoliden Theaterabend. Das Bühnenbild, die Wohnung des Junggesellen David mit den für Komödien unvermeidlich vielen Türen entwarf Elke Münch. Als Souffleuse halfen Berta Brinkhoff und Herta Tapken unauf­fällig aus. Die Requisiten besorgte Monika Eilers, den Bühnenbau bewerkstelligten Manfred Eilers und Klaus Panka. Für die Bühnentechnik waren Alfred Christoffers, Günter Newerla und Horst Vollbrecht verantwortlich. Herbert Ulbrich verhalf der Kulisse zu Farbe. Peter Pfaus und Uwe Feiberg setzten die Inszenierung ins rech­te Licht. Manfred Eilers oblag die technische Leitung, während Anke Schluppkotten als Inspektoren ein Wort mitzureden hatte. Weitere Aufführungen: Heute, 30. März, 20 Uhr; 10. April, 20 Uhr; 11. April, 15.30 Uhr und 20 Uhr; 18. April, 15.30 Uhr und 20 Uhr; 26. April, 20 Uhr.

WILHELMSHAVENER ZEITUNG vom 25. März 1999

Turbulenzen in der „Vornehmen Bagaasch"

Niederdeutsche Bühne bringt am kommenden Sonntag, dem 28. März, neue Premiere heraus

Im März und April spielt die Niederdeutsche Bühne am Stadttheater Wilhelmshaven ein Lustspiel aus der Feder von Jack Popplewell in der niederdeutschen Fassung von Günter Kühn. Dies fünfte und letzte Stück in dieser Theater-Saison ist eine herzhafte Aufführung mit viel britischem Humor. Im Original trägt es den Titel: „Brave Diebe". Es geht um eine äußerst vielseitige Mischung von kaum zu entwirrender Kriminalität, bestens verpackt in trockenem Humor. Derzeit laufen die Bühnen-Proben auf Hochtouren. Sieben Spieler und Spielerinnen sind mit Begeisterung dabei, die verschiedenen Charaktere aus der vornehmen Gesellschaft einzustudieren.

Zur Geschichte: Diese Nacht wird Davids (Thosten Könnecke) Leben auf den Kopf stellen. David ist reich, jung, attraktiv, verlobt, ohne Beruf. Er lebt mit der Haushälterin Mine Wilksen (Karin Heyel) in einer vornehmen Gegend. Alles läuft in ruhigen Bahnen. Bald wird er die reiche Helene heiraten, und somit braucht er sich um seine finanzielle Zukunft keine Sorgen zu machen. In dieser Nacht begeht Penelope (Dagmar Grube), jung, hübsch, von Beruf Einbrecherin, in seiner Wohnung einen Einbruch, um, wie es hier heißt: eine Eigentumsübertragung zu machen. Sie stammt aus einer alten Einbrecher-Dynastie. Doch dieser „Bruch" verändert das Leben von Penelope, - auch Ponny genannt, total. Innerhalb von wenigen Stunden überschlagen sich die Ereignisse. Gefühle wogen hin und her, nichts ist mehr so, wie es war, und es wird auch niemals mehr so sein, wie es war. Doch damit es so richtig turbulent zugehen kann, mischen noch der Kriminalkommissar Pittak (Horst Karstens), Herr Bohnsack (Klaus Aden), Helene Schindler (Elke Theesfeld), und Frau Wantje (Wilma Weite) mit. Mehr wird nicht verraten von der spritzigen Kriminalkommödie, in der die Liebe nicht zu kurz kommt.

Die Regie führt Elke Münch. Sie legt ihre haupt­sächliche Arbeit in dieser In­szenierung darein, die sieben völlig verschiedenen Charaktere der Spieler herauszuarbeiten. Ihr ist dabei wichtig, das Spiel leicht und flott und trotzdem mit für den Zuschauer interessanten Hintergründen auf die Bühne zu bringen. Die Premiere am Sonntag, 28. März, beginnt um 20 Uhr im Stadttheater. Weitere Vor­stellungen sind am 30. März und am 10., 11., 18., und 26. April ebenfalls um 20 UIhr und am 11. und 18. April auch um 15.30 Uhr. Karten gibt es im Vorverkauf (freier Verkauf) nutzen oder Reservierungen vornehmen über Tel.: 4 25 88, immer montags bis freitags von 16 bis 18 Uhr.

Dat Stück Land (WE)

Wilhelmshavener Erstaufführung

DAT STÜCK LAND

Schauspiel von Jean B. Kean
Plattdeutsch Margret Peper, Michael Augustin, Jochen Schütt

Inszenierung und Bühne: Rudolf Plent a.G.
Kostüme: Sybille Schulz a.G.

Souffleuse: Martina Jahn
Requisiten: Monika Eilers
Bühnenbau: Alfred Christoffers, Julius Schumann
Bühnentechnik: Günter Newerla, Horst Vollbrecht
Bühnenmaler: Herbert Ulbrich
Beleuchtung: Peter Pfaus, Uwe Freiberg
Technische Leitung: Manfred Eilers
Inspektion: Klaus Panka

Rollen und Darsteller
Klaus Butenschön, gen. Klaas Baas, Bauer - Horst Jönck
Jan Butenschön, sein Sohn - Michal Hillers
Walter, Valentino, Butenschön, sein Bruder - Horst Karstens
Walters Frau - Roswitha Wunderlich
Karl Kröger, Gastwirt und Auktionator - Jürgen Tapken
Edith Kröger, seine Frau - Elke Theesfeld
Thomas Kröger, beider Sohn - Katrin Paasch
Vagel Dreyer - Günter Boye
Greten Brockmann, Witwe - Hildegard Steffens
Der Pastor - Rolf-Peter Lauxtermann
Der Polizist - Claus Miehlke
Herr Weiss, Unternehmer - Karl Zacher

WILHELMSHAVENER ZEITUNG vom 8. Februar 1999

„Dat Stück Land" - tolle Leistung der Niederdeutschen Bühne

Das Publikum war bei der Premiere am Sonnabend begeistert

Von Doris Wilkens

Die Niederdeutsche Bühne hat mit ihrem vierten Bühnenstück dieser Spielzeit ein Schauspiel ins Programm genommen und beweist, daß sie auch ernstes Theater machen kann. Der erfahrene Regisseur Rudolf Plent als Gast aus Oldenburg hat das Schauspiel in drei Akten aus der Feder von John B. Keane hervorragend inszeniert. Nach zahlreichen intensiven Proben schlüpften die Amateurspieler(innen) in ihre Rollen, sie werden von allen Beteiligten gleichermaßen hervorragend verkörpert. Das Bühnenbild nach einem Entwurf von Rudolf Plent ist eine Gaststube der 20er Jahre, in der sich ein wesentlicher Teil des dörflichen Lebens abspielt. Bevor es zum Verkauf von einem Stück Land kommt, wofür die Witwe Greten Brockmann einen guten Preis erwartet, gibt es eine Reihe von besonderen Begebenheiten und Vorkommnissen. Der Gastwirt und Auktionator Kroger wittert ein Geschäft. Überaus großes Interesse zeigt auch der größte und mächtigste Bauer im Dorf, Klaus Butenschön, der dadurch seinen Besitz noch vergrößern und da­mit seine Macht im Dorf ausweiten will. Daß auch ein auswärts wohnender Unternehmer das Grundstück kaufen möchte, paßt ihm nicht. Es gibt Streit. Vater und Sohn wollen dem Fremden einen kleinen Denk­zettel verpassen, daraus wird jedoch mehr...

Warum kann die Polizei das Verbrechen nicht aufklären? Zeugen und Mitwisser gibt es viele. Butenschön, stets in Begleitung seines einfältigen Sohnes Jan, zu Jähzorn und Gewalt neigend, versteht es, durch Drohungen und Zahlung von Schweigegeld, die Dorfbewohner einzuschüchtern. Wirt und Aktionator Kröger muß mit seiner Frau Edith und sechs Kindern sehen, wie er über die Runden kommt, da ist es besser, sich nach dem Wind zu drehen und vor dem Großbauern zu kuschen. Thomas, sein sensibler Sohn, macht sich Gedanken über die Verlogenheit im Dorf, wird von seiner Mut­ter sicherheitshalber in die Ferien geschickt, als er zur Wache gehen will.

Der Pastor ist verzweifelt, weil in seiner Gemeinde eine schreckliche Tat geschehen ist und diese noch nicht aufgeklärt werden konnte. Er hält eine aufrüttelnde Predigt über einen Mörder, der von der Bevölkerung gedeckt wird. Auch dem Polizisten, einfühlsam aber streng die Leute im Dorf verhörend, rei­chen die Verdächtigungen nicht zur Verhaftung. Machtbesessenheit führt zu Brutalität, Verlogenheit und Schweigen, Wahrheit und Gerechtigkeit werden unterdrück. Wird Butenschön mit dem Geschehen fertig? Immer wieder versucht er, sein Gewissen sauber zu reden und verdrängt die schlimme Tat mit aller Gewalt.

Das Publikum reagiert mit Szenenbeifall und Bravo-Rufen; unverständlich bleibt da vereinzeltes Gelächter an unpassender Stelle. Wegen der überzeugenden Leistung des gesamten Ensembles wäre es ungerecht, einzelne Darsteller besonders hervorzuheben. Einen Sonderbeifall gab es für Hildegard Steffens. Sie wurde zu ihrem 50. Bühnenju­biläum von der Bühnenleitung mit einem Blumenstrauß bedacht.