Wilhelmshavener Erstaufführung
DE DEERNS UT`N DÖRPSKROOG
Volksstück in fünf Akten von Friedrich Lange
Freilichtaufführung auf der Freilichtbühne (Rosenhügel)
Premiere Sonntag, 12. August 1934 (16 Uhr)
Spälleitung: Rektor Heinrich Frese
Späler
Martin Höge, Schoolmester - Theodor Büsing
Bernd Schulte, Buer un Weertsmann - Wilhelm Robe
Dora, sien Dochter - Elisabeth Litter
Anton Kreienhorst, en Allerweltskeerl - Erich Ihmels
Klaus Back, Babutz un Muskant - Waldemar Schröder
Guste Steenhoff, Magd - Therese Peters
Jan Peters, en lüttjen Knecht - Siegfried Lilje
Hinnerk Lütje, Naver - Hermann Beuß
Anna , sien Süster - Annchen Albers
Fritz Fink, en finen jungen Keerl - Herbert Ihnen
Anita Eike, Privatsekretärin - Lydia Bruns
Jungs un Deerns ton danzen (Volkstanzkreis), Muskanten
PRESSEMELDUNGEN
"De Deerns ut´n Dorpskroog"
2. Freilichtaufführung der Niederdeutschen Bühne
Wilhelm Raabe hat zu einer Zeit, wo noch keiner diese Schäden deutlich sah, mit grimmigem Humor jene Betriebsamkeit gegeißlt, die aus stillen und schönen Plätzen "Badeorte" mit Kurbetrieb und allen Schikane machte. Er wollte die Eigenart der Landschaft und des Volstums gewahrt wissen gegen jene Geschäftemacher, die Fortschritt predigen und ihren Profit meinten.
Heute, nachdem der Weise von Branschweig schon lange die Augen geschlossen hat, wissen wir alle, wie recht er sah. Der Boden, die Stammeseigenart, unser Volkstum sind heute geschützt, die Heimatdichter stellten sich in die erste Front derer, die den Kampf aufnehmen gegen Verschandelung der Heimat und ihrer Menschen. Humor ist das beste Kampfmittel, dersthanft und lustig ist deshalb auch das Heimatspiel "De Deerns ut´n Dorpskroog", durch das Friedrich Lange zeigen will, wie ein Dorfkrug, der seit 200 Jahren im Besetze der Familie Schulte ist, fast verschandelt und vertan worden wäre durch die "Nationalisierung" und "Modernisierung" des Allweltkerls Kreienhorst.
Kreienhorst (Erich Ihmels gab diese Betrisrübe, diese seltsame Mischung von hoch und platt) weiß alles besser, will aus dem einfachen Dorfkrug ein "Kurhotel" machen,holt Jazzmsuik herin, schwindelt und randaliert und bringt die eigentlichen Besitzer Schulte, der alles dieses in seiner Einfalt geschehen läßt (Wilhem Robe war ausgezeichnet in diese Rolle), faßt an den Bettelstab. Stimme aus dem Publikum: Smiet den Kerl doch rut!
Kreienhorst also verdirbt es mit allen. Die Bauern sind ihm nicht fein genug mehr für sein fast leerstehendes "Hotel und Erholungsheim", de Naber Hinnerk Lütje drüff bold nich mehr övern Tohn kieken, und dabei tut er (nämlich Hermann Beuß in einer trefflichen Make, denn de ole Beuß kann dat ümmer noch gans famos) so gerne einenBlick in Schultes Garten. Wo die stramme und resolute Guste - wat hett de´n Mulwark! - hantiert, partout geheiratet sein will, eine Seele von Mensch ist und das Herz auf dem rechten Fleck hat und durch Therese Peters so frisch und wahr dargestellt wurde, daß sie Hauptperson ist. Fabelhaft, was sie aus ihrer Ro9lle wieder gemacht hat.
Aber weiter im Text: Kreienhorst ist bald am Ende mit seinem Latein, nachdem die letzte Kuh des Krügers und alles Land versteigert ist, Gust hinausgeworfen wurde und dem Naber Lütje, dem ollen Juggesellen, fast in die Arme. Der Schulmeister Martin Höge (von Theodor Büsing fein gespielt) ettet die Tochter des Kurwirtes Dora, auf deren vom Onkel ererbtes Geld es Kreienhorst schließlch auch noch abgesehen hat, vor dem unsympathischen Freier. Dora (Elisabeth Litter) passte gut für diese zweite Deern ut´n Dörpskroog, wenn sie noch etwas lebhafter spielte) bekommt dann endlich irehn Fritz Fin (eine kleine Rolle zwar nur für Herbertr Ihnen) und Gust ihren Hinnerk. Nn ist endlich Gerechtigkeit in der Welt, und jeder weiß, daß Hinnerk unter´n Pantoffel kommt.
Kreienhorst aber muß kläglich abzieheh. Den Rest gibt ihm noch de Bebutz und Muskant Klaus Back, von Waldemar Schröder ausgezeichnet gespielt. Und der Lüttknecht Peters (wie hat sich doch Siegfried Lilje herausgemacht!) muß seine Kellnerjacke wieder ausziehen und Mist fahren, denn der Dorpskrug bleicht nun doch der Familie Schulte erhalten.
Um dieses alles musiziert und tanzt es, wie es im Dorfkrug ja auch zugeht, und wer einen Gegensatz haben will, hat ihn zwischen der drallen Anna (Annchen Albers spielte sie sehr nett) und der vervösen "Privatsekretärin" Anita (von Lydia Bruns entsprechend dargestellt) Gesunde, frohe Jugned tanzte alte niederdeutsche Volkstänze, daß das Herz der Zuschauer lachte.
Zumal die Sonne nicht minder vom blauen Himmel lachte. Denn dies alles geschah auf der Freilichtbühne am Rosenhügel im Rüstringer Stadtpark. Wie gut sie sich eignet, wurde vorigen Sommer schon bewiesen, und wie gerne man dorthin kommt, bewies die große Zuschauermenge, viele Hundert, heimatverbundene Menschen, vom Rüstringer Oberbürgermeister und Bürgermeister bis zu den alten Mütterchen.
O ja, es war sehr schön, und Rektor Frese, de Speelbas, hatte viele Hände zu schütteln, wie das dankbare Publikum auch bei offener Szene seine Begeisterung über Therese Peters, Hermann Beuß und Waldemar Schröder als gelungendste Typen ausschüttete. Bravo, ihr plattdeutschen Spieler und ihr Deerns und Jungs vom Volkstanzkreis! Ihr alle macht es, daß die Jadestädter gerne zu Euch kommen. Dann hören sie auch das Ernsthafte bei allem lustigen Spiel. Denn nicht wahr, Guste: dat giwt doch ne Gerechtigkeit up de Welt.