Wilhelmshavener Erstaufführung
DE DÜVELSDEERN
Komödie in drei Akten von Jens Peter Asmussen
Inszenierung: Willi Minauf
Bühnenbild: Enno Buß
Souffleuse: Elisabeth Stammereilers
Inspizientin: Maria Siebels
Rollen und Darsteller:
Klaus Schnack - Willi Minauf
Tjark Schnack - Heinrich Frese
Piet Schnack - Heino Aden
Antje Rothermund - Ellen Beutz
Jan Thielen - Enno Buß
Male, seine Frau - Erika Kaebe
Sanna, ihre Tochter - Herta Tammen
Peter Wulk, Bürgermeister - Erwin Buttfanger
Stiena Siemsen - Maria Engelke
Hinrich, ihr Sohn - Karl-Heinz Herpel
Graf Volker von Ruhland, Besitzer einer Glashütte - Willi Völker
Dar gifft´t fein wat to Eten un Drinken, v.l. Willi Minauf, Heinrich Frese, Heino Aden, Enno Buß, Erika Kaebe, Willi Völker und vorne rechts Ellen Beutz - eine Szene aus "De Düwelsdeern" - Spielzeit 1953/54 -
Wilhelmshavener Rundschau vom 3. März 1954
"De Düwelsdeern" - ein Volltreffer der guten Laune
Wiederum sah das Stadttheater in einer Aufführung der "Niederdeutschen Bühne Rüstringen" eine geschlossene Ensembleleistung: die "Düwelsdeern" von Jens Peter Asmussen. Trotz der im Stück begründeten Ausspielung einzelner Gestalten zu Star-Rollen wurde durch Willi M i n a u f ` s Regie hier ein Gesamteindruck aus einem Guß geschaffen, wobei die Hauptdarsteller verhaltener, die Nebenpersonen jedoch viel eindringlicher zum Zuge kamen, als in manchen anderen Fällen. Das ist das große Plus dieser Aufführung; die mit laufend aufbrechendem Szenenbeifall quittiert wurde.
Auf einem heruntergewirtschafteten Bauernhof leben drei Junggesellen vom Angeln, aber das aus der Stadt engagierte Mädchen bringt nicht nur die drei alten Knaben auf den Schwung, sondern auch noch erstens einem unehelichen Kind seinen Vater, zweitens einem Grafen seinen Landsitz, drittens den geizigen Verwandten die gerechte Strafe, viertens einem jungen Paar eine Bauernhof usw. usw. Es ist als schon vom Stoff her dafür gesorgt daß es Ueberraschungen am laufen den Band gibt, und wenn ein so versierter Fachmann der Niederdeutschen Bühne wie Richard Ohnsorg, Hamburg, die deutsche Bearbeitung vornahm, hat man die Garantie, hier eine wirkliche Komödie abrollen zu sehen.
Mit Ellen B e u t z betritt eine "Düwelsdeern" die Bühne, wie sie dem Dichter in Idealbesetzung vorgeschwebt haben mag. Nicht robust und herrschsüchtig, nicht überspitzt und darum unecht, sondern mit Charme und Herz stattet sie diese die Handlung vorantreibende Rolle aus, daß es eine helle Freude war. Ihre großen "Gegenspieler" waren die drei Brüder Schnack, von Willi Minauf, Heinrich Frese und Heino Aden dargestellt. Was diese Hauptstützen unserer "Niederdeutschen" auf die Bretter legten, war großartig. Diesen ungetrübten Genuß zu erleben, sollte sich kein Freund des plattdeutschen Humors entgehen lassen.
Als Verwandte kreuzen Erika K a e b e und Enno Buß, der ebenfalls die sehr hübschen Bühnenbilder schuf, auf und das junge Paar, dargestellt von Herta T a m m e n und Karl Heinz H e r p e l gefiel gut. Von Erwin B u t t f a n g e r als Bürgermeister möchte man sich ein Weniger an Gestikulation und ein Mehr an Ausdruckskraft wünschen, und dem Grafen Ruhland (Willi V ö l k e r) eine etwas gewähltere Sprache empfehlen. Seine Darstellung hingegen ist gut und profiliert, ebenso wie Maria E n g e l k e als Mutter, die man gern wiedersieht.
Vielleicht wären einige Straffungen angebracht, so z. B. in den ersten drei Szenen des dritten Aktes. Zwar folgen dann die Lachstürme plötzlicher aufeinander, aber der zügige Ablauf dieser hübschen Komödie würde dadurch gewinnen. Im Ganzen gesehen hat jedoch die "Niederdeutsche Bühne Rüstringen" mit dieser Aufführung einen neuen Bühnenschlager geschaffen, der die vielen tausend Freunde dieser Bühne mit Freude und Dank aufnehmen werden.
Die Schnacks (Willi Minauf, Heinrich Frese, Heino Aden) snacken mit dem Grafen (Willi Völker) - eine Szene aus "De Düwelsdeern" - Spielzeit 1953/54 -
Wilhelmshavener Zeitung vom 3. März 1954
Lachschlager der Bühne "Rüstringen"
Jens Peter Asmussens "Düwelsdeern" mit großem Erfolg im Stadttheater
Von Erwin Hildebrandt
Die Freunde der Niederdeutschen Bühne "Rüstringen" waren gestern abend voll des Lobes über die neu einstudierte Volkskomödie, "Der Düwelsdeern" von Jens Peter Asmussen. Dieses Stück, in Hamburg und anderen großen Städten als Serienerfolg monatelang auf dem Spielplan, verleugnet keineswegs seine nordische Herkunft. Solche faulenzenden Junggesellen, die besser angeln als ihr Land bestellen, sind dänische oder südschwedische Typen. Auch die resolute Deern, mit dem Herzen auf dem rechten Fleck, ist ein Gewächs aus dem Klima des Nordens, das mit dem zwischen Weser und Ems viel Gemeinsames hat.
Zu loben sind die gelungenen Charakterzeichnungen; sie lassen vergessen, daß sich bereits gegen Ende des zweiten Aktes die Knoten zu lösen beginnen, daß im letzten Bild allzuviel Zeit bis zum glückseligen Finale verstreicht. Ob man die Sache etwas straffen könnte? Ein Viertelstündchen weniger, wäre mehr!
Regisseur Willi Minauf kurbelte den manchmal etwas langsam rollenden Handlungswagen tüchtig an und dann ging es wieder eine Weile in forscherem Tempo. Sein Junggeselle Klaus Schnack mit der Schifferkrause im Gesicht begeisterte jung und alt im Parkett und auf dem Rang. Ellen Beutz in der Titelrolle zeigte verhaltene Energie, nicht "Brausepulver". Und so traf sie den skandinavischen Ton der Komödie haargenau.
Heinrich Frese und Heino Aden, die beiden anderen von der Deern aufgemöbelten Junggesellen, spielten sehr echt, sehr individuell. Enno Buß und Erika Kaebe als erbsüchtiges Paar "mit sechs Gören und Hypothek" brachten mit ihren Auftritten Leben auf die Bretter. Erwin Buttfangers Bürgermeister (in der Maske etwas zu jung) erfreute wie auch Karl Heinz Herpels jugendlicher, liebhabender Seemann und Herta Tammens niedliche Tochter Sanna. Maria Engelke mimte mit Geschick die ältliche Stina, Willi Völker last not least war ein reizender Graf aus der Plüschmöbelzeit von 1904.
Ferner spielten Blumen, Kuchen. Suppe, Eier, Fisch, Pudding und andere leckere Sachen so realistisch mit, daß einem das Wasser im Munde zusammenlief. Herzlichen Glückwunsch, liebe Niederdeutsche Bühne, zu diesem neuen Zugstück! Es wird Freude und Entspannung schenken. Und darum ist es wert, gesehen zu werden.
Das ist die Ankuft der "Düwelsdeern" Antje Rothermund (Ellen Beutz) aus der Stadt. Es staunen das Ehepaar Thielen (Erika Kaebe, Enno Buß) und die Brüder Schnack (Heino Aden, Heinrich Frese, Willi Minauf) - eine Szene aus "De Düwelsdeern" - Spielzeit 1953/54 -