Wilhelmshavener Erstaufführung
DE SCHELM VAN MÖHLBROOK
Komödie in drei Akten von Erhard Asmus
Inszenierung: Willi Minauf
Bühnenbild: Hannes Kaebe
Beleuchtung: Hugo Kazmierczak
Souffleuse: Marianne Tholen
Frisuren: Helmut Teichmann
Inspizientin: Maria Siebels
Rollen und Darsteller
Stoffer Gröön - Hans Macker
Katrin, seine Frau - Annemarie Beermann
Margret, deren Tochter - Gerda Jörss
Lena, Magd - Ellen Beutz
Hans Holten Tippelbruder - Karl-Heinz Herpel
Wilhelm Pieseke, sein Freund - Enno Buß
Jakob Munzel, Dorfschuster - Heino Aden
Jan Sibbert, Viehhändler - Willi Völker
Wachtmeister - Walter Hinrichs
Der Riß in der Hose ist sehr verdächtig! v.l. Jakob (Heine Aden), Stoffer (Hans MackerI, Hans (Karl-Heinz Herpel), Wilhelm (Enno Buß), Wachtmeister (Walter Hinrichs) und Katrin (Annemarie Beermann) - eine Szene aus "De Schelm van Möölbrook" - Spielzeit 1956/57 -
Wilhelmshavener Zeitung vom 26. Februar 1957
Niederdeutsche Bühne Rüstringen:
"De Schelm van Möölbrook"
Komödie in drei Akten von Erhard Asmus
"Humor ist, wenn man trotzdem lacht". So bezeichnet der Autor dieses plattdeutschen Stückes selbst seine Lebensdevise. Dieser Wahlspruch könnte aber doppelsinnig ausgelegt werden, wenn man ihn auf das Stück und seine Ausführung im Stadttheater am Sonntagabend bezieht. Darum sei, um alle Klarheiten restlos zu beseitigen, vermerkt: Es wurde (trotzdem) viel gelacht. Gelacht wurde über die deftige Ausdrucksweise und die manchmal drollige Mimik der Hauptdarsteller. Dabei trat die Handlung selbst mehr in den Hintergrund, die auch wohl nicht allzuviel Grund zum Lachen bot.
Immerhin: Die schauspielerische Leistung unseres plattdeutschen Ensembles war weit über dem Durchschnitt des sonst Gewohnten. Wer eigentlich der "Schelm" vom Möölenbrook war, blieb rätselhaft. War es der Müller selbst, der ein Doppelleben zu führen schien, war es der philisternde Viehhändler, der die einem anderen zugedachten Prügel bezog, war es einer der beiden Tippelbrüder, die den Haussegen wieder gerade hängen halfen? Klar wurde nur, daß die Ehefrau des Müllers kein "Drachen" war, sondern eine mit Recht verbitterte und dabei in ihren Reaktionen wohl etwas spitz reagierende Frau.
Hans Macker stellte den Müller in so seriöser Welse auf die Bühne, daß man ihm den Schwerenöter kaum zutraute, obgleich die Indizien in Form einer zerrissenen Hose und eines Schuhabdrucks ganz gegen ihn sprachen. Annemarie Beermann als seine Frau war in ihrer Art unübertrefflich. Sie spielte von Anfang bis zum Schluß ihre Rolle meisterhaft und trotz ihres beleidigten Frauentums mit geradezu beispielhafter Ruhe und Ausgeglichenheit.
Jakob (Heino Aden) hat den beiden Tippelbrödern (Enno Buß und Karl-Heinz Herpel) ´ne Menge zu erzählen - eine Szene aus "De Schelm van Möölbrook" - Spielzeit 1956/57 -
Während Gerda J ö r s s als Tochter ihren Liebreiz auf den jüngeren der beiden Tippelbrüder (Karl-Heinz Herpel) wirken ließ, war Ellen Beutz als Magd Lena in ihrer Tollpatschigkeit und Beschränktheit, aber auch mit ihren Bemühungen um den älteren der Landstreicher (Enno B u s s) oft der Anlaß zu stürmischem Beifall bei offener Szene. Man gönnte ihr ihr spätes Liebesglück.
Beide Landstreicher waren trotz ihrer Gegensätzlichkeit ein köstliches Paar. das in schönster Harmonie nicht nur an ihren eigenen Vorteil dachte, sondern auch anderen zum Glück und zur Zufriedenheit verhelfen wollte. Heino Aden als stotternder und gehörnter Ehemann einer "Dame" (Bardame) zeigte sein Talent für solche Rollen erneut, er war diesmal besonders gut in Form. Willi Völker glänzte nicht minder, wenn auch nicht immer als Held, doch das entsprach seiner Rolle. Für zeitgemäße Wachtmeisterrollen gibt Walter Hinrichs eine gute Figur ab, früher hätte man wohl einen Mann mit stärkerem Leibesumfang auf die Bühne gebracht.
Willi M i n a u f als Regieführer holte aus seiner Künstlerschar das Beste heraus, was sie zu geben vermag. Als die Spieler ihn zum Schlußapplaus auf die Bühne holten, galt ein großer Anteil des reichen Beifalls auch ihm. Für das Bühnenbild, das bewußt ein wenig primitiv gehalten war, zeichnete Hannes K a e b e verantwortlich.