Wilhelmshavener Erstaufführung
14.09.57 Premiere zum 25. Bühnenjubiläum

RECHT GEIHT SIEN GANG

(Volk baben an)
Drama in fünf Akten von Walter Looschen

Inszenierung: Willi Minauf
Bühnenbild: Hannes Kaebe

Beleuchtung: Hugo Kazmierczak
Souffleuse: Annemarie Beermann
Frisuren: Helmut Teichmann
Inspizientin: Maria Siebels
Kostüme: Paul Welzel

Rollen und Darsteller
Edo van Wietum, Häuptling - Hans Macker
Johann, sein Bruder - Willy Beutz
Jantjemöm, ihre blinde Tante - Therese Peters
Heye Willms, Schiffshauptmann - Heino Aden
Thalke Margret - Gerda Jörss
Mammo, der alte Knecht - Heinrich Frese
Berend Upts, Botschafter - Karl-Heinz Herpel
Etta - Ellen Beutz
Van Butenlanns, Kaufmann - Willi Völker
1. Knecht - Günter Boye
2. Knecht - Hans Abken

Edo van Wietum (Hans Macker), streitet mit seinem Bruder Johann (Willy Beutz). Die blinde Jantjemöm (Therese Peters) und der Schiffshauptmann Willms (Heino Aden) hören gespannt zu. - eine Szene aus "Recht geiht sien Gang" - Spielzeit 1957/58 -

 
PRESSESTIMMEN

"Recht geiht sien Gang"

Festaufführung zur 25-Jahr-Feier der Niederdeutschen Bühne Rüstringen

"Wenn de een orrer anner van mien Schriewswark ok man 'n littjet Spier to´n Nadenken mit na Hus nimmt, denn so bün ick deg tofräden. Denn fisch ick doch nich so ganz for umsonst in den schönen und deepen plattdütschen See". Walter Looschen, der Verfasser des Niederdeutschen Dramas in fünf Akten, das die Niederdeutsche Bühne Rüstringen anläßlich ihrer 25-Jahr-Feier zur Aufführung brachte, schrieb diese Worte in seinen Begleitzeilen zur Festschrift. Er umriß damit gewisserrnaßen die Zielsetzung seines dichterischen Schaffens, der er auch in seinem Drama um den seeräubernden Häuptling Edo van Wieturn treu blieb. Vielleicht sogar allzu treu, so daß über langen Mono- und Dialogen die dramatische Steigerung etwas zu kurz kam.

Immerhin kam der dem anwesenden Dichter gespendete Beifall aus ehrlichem Herzen. Er galt vor allem den Darstellern der Niederdeutschen Bühne, die sich hier einmal mehr ".zum Hort und Deuter der schönen Werke unserer plattdeutschen Heimatdichter" machte, wie ihr das Oberbürgermeister Nieter in seinem Glückwunschschreiben bekundete. Im Mittelpunkt des Dramas steht die kraftvolle Figur des Häuptlings Edo van Wietum, der sein Leben unter die Devise gestellt hat, daß Gewalt vor Recht geht und daß Recht und Macht nur bei ihm allein liegen. Erst kurz vor seinem unrühmlichen Ende im Kerker kommt ihm die späte Erkenntrris, daß "Recht sien Gang" zu gehen hat.

Hans IvI a c k e r stellt in dieser Rolle eine blutvolle Gestalt auf die Bühne. Er macht diesen Häuptling auch da sympathisch, wo die von ihm vertretene Gesetzauslegung zur Unmoral wird. Willy B e u t z als sein Bruder Johann, der in seiner Empörung über den an dem Häuptling verübten Verrat seinen Priesterrock zerreißt und mit eigener Hand die Verräterin bestraft, meistert glänzend seine Rolle, die zu den schwierigsten des Dramas gehört. Ihren Aufgaben gerecht wurden auch die übrigen männlichen Darsteller des Stückes, Heino Aden als Edos Schiffshauptmann Heye Willms, Willi Völker als der Kaufmann van Butenlanns, von dem sich Edo im Trunk überlisten und fangen läßt, sowie Heinrich Frese, der Senior der Schar, Karl-Heinz Herpel, Günter Boye und Hans Apken.

Großartig aber waren die weiblichen Rollen besetzt. Wie Therese Peters die blinde Tante Jantjemön darstellte, verdient alle Achtung. Auch Gerda Jörss als die intrigierende Zigeunerin, die, verliebt und verräterisch, die wenigen dramatischen Steigerungen in das Spiel bringt, bot eine ausgezeichnete Leistung. Ellen B e u t z als die blonde Geisel aus Butenlanns, die sogar ihr Leben wagt, um ihren Entführer zu befreien, bot selbst, in der düsteren Kerkerszene noch eine prächtige frauliche Gestalt. Willi M i n ra u f , der für die Regie verantwortlich zeichnete, darf von dem "am Schluß immer wieder gespendeten Beifall ein gut Teil auf sein Konto buchen. Das von Hannes K a e b e geschaffene Bühnenbild wirkte trotz seiner Kargheit überzeugend echt.

Viele Blumenspenden und Geburtstagsgeschenke von Firmen, Vereinen und Freunden der Niederdeutschen Bühne Rüstringen wurden nach der Festvorführung auf die Bühne gereicht. Sichtbarer Ausdruck für die guten Wünsche zu weiterer erfolgreicher Arbeit zum Wohl der Heimat und der Heimatsprache.

Die blinde Jantjemöm (Therese Peters) und Johann van Wietum (Williy Beutz) - eine Szene aus "Recht geiht sien Gang" - Spielzeit 1957/58 -

Festaufführung: "Recht geiht sien Gang"

In einer glänzend gelungenen Aufführung bot die Niederdeutsche Bühne "Rüstringen" als Festaufführung anläßlich ihres 25jährigen Bestehens Walter Looschens fünfaktiges niederdeutsches Drama "Recht geiht sien Gang". Das Stadttheater sah am Sonnabend ein volles Haus mit vielen auswärtIgen Gästen. unter ihnen auch der Dichter des Dramas, dem am Schluß des Stückes herzlicher Beifall gezollt wurde.

Wenn es langanhaltenden Applaus gab, als der Vorhang nach dem letzten Akt, der düsteren Kerkerszene, fiel, so galt dieseer zweifellos in erster Linie dem Ensemble. Für das Stück selbst wurde der Abend ein Achtungserfolg. Looschen stellt in den Mittelpunkt seines Dramas die urwüchsige Gestalt des friesischen Häuptlings Edo van Wietum. Man erkennt unzweifelhaft, daß dem Autor die Figur des Rüstringer Häuptlings Edo Wiemken vorgeschwebt hat, als er sein Drama schrieb.

So ist auch die in dem Stück gut herausgearbeitete Entführung des betrunkenen Häuptlings durch die "Butenlanners" historisch verbürgt, wenn es in der Tat auch Holländer waren, die Edo Wiemken d. Ä. nach einern wüsten Gelage an Bord eines ihrer eigenen Schiffe in Ketten legten und ihn nach den Niederlanden brachten. Die Rüstringer sollen damals ein hohe Lösegeld für die Befreiung Ihres "Hovetling und Koptein" gezahlt haben.

Man vermißt an dem Stück viele Züge eines echten und packenden Dramas; dazu hat es zu wenig Höhepunkte. Manches wurde durch Dialoge erklärt, die sehr viel Aufmerksamkeit beim Zuhörer erforderten, statt durch Handlung zu überzeugen. Kernpunkt des Stückes ist die unbeugsame, rechthaberische Haltung des Häuptlings, der nur sich selbst und seine Macht gelten läßt, bis er schließlich, durch Verrat in die Hände seiner Feinde gefallen, in aussichtsloser Lage im Verlies erkennt, daß Recht seinen Gang gehen muß.

Mit Hans Macker wurde die Rolle des Häuptlings Edo van Wietum hervorragend...... (leider lag der Artikel nicht mehr vollständig vor)

Die Zigeunerin Thalke Margret (Gerda Jörss) sorgt für Dramatik.  Seinen Priestermantel will Johann (Willy Beutz) ablegen. - ein Szene aus "Recht geiht sien Gang" - Spielzeit 1957/58 -