2. Wiederaufführung (3), davor 1949/50 und 1957/58 gespielt

IN HAMBORG OP ST. PAULI

Lustspiel in drei Akten von Wilfried Wroost

Inszenierung Rudolf Sang
Bühnenbild :Hannes Kaebe

Souffleuse: Rika Jung
Beleuchtung: Theo Pottbacker
Inspektrion: Berta Herpel
Frisuren: Rudolf Helmut Kunze

Rollen und Darsteller
Johannes Pröschmeyer, Gastwirt - Hans Macker
Pauline, seine Frau - Erika Kaebe
Ursula, genannt Uschi, beider Tochter - Rosemarie Ansari
Mia Puvagel, Pauline´s Schwester - Ellen Beutz
Christian Sellhorn, Kapitän für Küstenfahrt - Karl-Heinz Herpel
Otto Karstendiek, sein Onkel - Heino Aden
August Dührkopp, Schiffswachmann - Günter Boye
Frieda, seine Frau, Morgenfrau bei Pröschmeyers - Hanna Christoffers
Willi, ihr Sohn, Friseurgehilfe - Horst Jönck

Otto Karstendiek (Heino Aden) gibt Johannes Pröschmeyer (Hans Macker)  einen guten Ratschlag, aber ob´s was nützt?  - eine Szene aus "In Hamborg up St. Pauli" - Spielzeit 1969/70 -

WILHELMSHAVENER RUNDSCHAU

Erika Kaebe "schafft" die Crew

Die "Rüstringer" erspielten sich mit "In Hamburg up St. Pauli" viel Beifall

von Ernst Richter

Viel Spaß an einem handfesten Familienklamauk hatten am zweiten Weihnachtsfeiertag die Premierenbesucher der niederdeutschen Komödie "In Hamburg up St. Pauli" von Wilfried Wroost, aufgeführt von der Niederdeutschen Bühne "Rüstringen" im Stadttheater. Das heitere Spiel dreht sich um eine resolute Gastwirtsfrau, um die Unterhaltszahlungen für den Sohn aus erster Ehe, den es nicht mehr gibt, um ein Kümo namens "Ursula", um viel Geld und um verliebte Leute.

Der erste Akt schleppt sich teilweise mit langatmigen Dialogen dahin, wobei auch einige Rollenunsicherhei ten auftreten. Dann aber, als Pauline (Erika Kaebe) aufkreuzt, nimm t das heitere Spiel Fahrt auf, gewinnt an Intensität und führt im dritten Akt (nach der Pause) zu einem turbulenten "Happy End".

Hans Macker spielt in stoischer Ruheden vom Schicksal mit einem herrschsüchtigen Weib geschlagenen Gastwirt Johannes Pröschmeyer. Er läßt nichts "anbrennen". Seine Frau Pauline bringt E r i k a K a e b e in großartiger Aktion auf die Bühne. Mit ihrer Leistung steht oder fällt diese Aufführung. Mehrfacher Szenenapplaus war der Dank des Publikums für diesen kraftvoll ausgespielten Part. Rosemarie Ans a r i tut sich zunächst etwas schwer als Tochter Uschi, wird aber zusehends besser.

Beifall auch für das Wiedersehen mit Ellen B e u t z als Paulines Schwester Mia Puvogel. Hier ist die nuancierte "Bremse" auf Erika Kaebes umwerfenden Parforceritt fein angesetzt. Bei den Mannslüd muß an erster Stelle G ü n t h e r B o y e als Schiffswachmann August Dührkopp mit Hanna Christoffers als dessen Frau Frieda genannt werden.

Dieses Pärchen spielt treffsicher pointiert die "Nimmersatts", wie, sie vielleicht überall zu finden sind, wenn jemand in Bedrängnis gerät. Beifall auf offener Szene erspielt sich auch Horst Jönck als Sohn Willi, einen schauspielbesessenen Friseurgehilfen. Karl Heinz Herpel bringt den Kapitän Christian Seilhorn und Heino Aden dessen Onkel Otto Karstendiek ins Rampenlicht. Das Laienensemble steigerte sich wie schon gesagt in ein äußerst erheiterndes Finale. Das Publikum freut sich an Witz und Situationskomik, der R u d o l f S a n g als Spielleiter bei ein paar Kürzungen im ersten Akt auch vor der Pause mehr Raum hätte geben sollen. Am Anfang passiert einfach zu wenig, dafür wird eine Menge geredet. Doch das Spiel "In Hamburg up St. Pauli" lebt von der Aktion.

Akkurat Hingebaut, mit Punkt und Komma, hat Hannes Kaebe wiederum das Bühnenbild. Es ist die Gastwirtschaft der Pröschmeyers. Na, was sich da alles abspielt! Am besten, Sie schauen selbst einmal hinein! Wenn Lachen jung erhält, dann sollte der Besuch ärztlich verordnet werden.

WILHELMSHAVENER ZEITUNG

,,In Hamburg up St. Pauli gefiel"

Viel Beifall für Weihnachtspremiere der Niederdeutschen Bühne "Rüstringen"

Für die Freunde der Niederdeutschen Bühne "Rüstringen" gab es gestern abend in der Premiere der plattdeutschen Komödie "In Hamburg up St. Pauli" von Wilfried Wroost viel zu lachen. Bei leicht kriminellem Einschlag geht ein Stück über die Bretter, in dessen Mittelpunkt die resolute und keineswegs von irgendwelchen moralischen Hemmungen belastete Gastwirtsfrau Pauline Pröschmeyer steht, die Jahr für Jahr von ihrem geschiedenen Mann Alimente für ein längst verstorbenes Kind bezieht. So vielfach gewandelt dieser Vorwurf auch schon als Bühnenstück bearbeitet worden ist, Wroost hat es doch verstanden, sehr einprägsame Szenen zu gestalten.

Erika Kaebe zieht als Pauline alle Register ihres Könnens, um die Lacher auf ihrer Seite zu haben, und wenn es auch nur Schadenfreude ist, daß sie mit ihren Schlichen hineinzufallen droht. Hans Macker gibt sich glaubhaft als resignierender Ehemann, der gegen die forsche Pauline in fast 25jähriger Ehe nicht aufgekommen ist. Mit viel Wohlwollen und Freude wurde Ellen Beutz nach langer Zeit wieder als Darstellerin begrüßt, die als Paulinens Schwester Mia Puvogel Herz und Gemüt beweist und ihrer jungen Nichte zu ihrem Glück verhilft.

Diese Tochter der Pauline wird von Rosemarie Ansari sehr sicher, allerdings hochdeutsch sprechend, verkörpert. Als ihr Gegenspieler und junger Kapitän für Küstenfahrt hat Karl Heinz Herpel erneut Gelegenheit, eine Rolle als jugendlicher Liebhaber auszufüllen. Großartig war das Ehepaar August und Frieda Dührkopp bei Günther Boye und Hanna Christoffers aufgehoben. Diese beiden Darsteller bekamen oftmals Beifall auf offener Szene, genauso wie Horst Jönck als deren Sohn Willi. Gekonnt war die Szene als "Schauspieler" gemeistert.

Heino Aden trat nur im dritten Akt als der geschiedene Mann der Pauline in Erscheinung. Wie nicht anders zu erwarten war, gab er seinem Part die erforderliche Würde und Überlegenheit. Die Regie Rudolf Sangs ließ keinen Wunsch offen, es wurde flott gespielt. Das Bühnenbild von Harmes Kaebe, eine Gaststube in Altona, ' gab dem Stück einen ruhigen Rahmen.

Am Schluß dankte das voll besetzte Haus für eine durchaus sehenswerte und abgerundete Leistung. bs.