Oldenburgische Erstaufführung

FLITTERWEKEN

Lustspiel in drei Akten von Paul Helwig

Inszenierung: Gerhard Erfurt a.G.
Regieassistent: Karl-Heinz Herpel
Bühnenbild: Hannes Kaebe

Inspizient: Berta Herpel
Requisiten: Klara Ihnen
Souffleuse: Erika Kaebe
Beleuchtung: Theo Pottbacker

Rollen und Darsteller
Ulla Witte - Gerda Jörss
Erich Stiebel - Heinrich Müller
Willi Helbrich - Karl-Heinz Herpel
Tina - Brigitte Halbekath
Sabine Senden - Roswitha Bertz

v.l. Gerda Jörss, Heinrich Müller, Roswitha Bertz

Wilhelmshavener Zeitung

Wirklich fröhliche "Flitterwochen"

Gelungene Weihnachtspremiere der Niederdeutschen Bühne

von Barbara Schwarz

Zwei unbeschwert fröhliche Stunden hat die Niederdeutsche Bühne ihren Anhängern am zweiten Weihnachtstag geschenkt. Paul Helwigs Verwechslungskomödie "Flitterwochen" in einer Gemeinschaftsinszenierung von Gerhard Erfurt und Karl Heinz Herpel wirkte so frisch und flott, daß die Zeit wie im Fluge verging. Mit lang anhaltendem begeistertem Beifall dankte das Publikum allen Mitwirkenden. Diese Inszenierung, das ist sicher, wird garantiert eine der erfolgreichsten der Niederdeutschen Bühne in dieser Spielzeit.

Schuld an dem ganzen turbulenten Verwechslungsspiel ist Frau Senden, Mutter einer jungen Innenarchitektin Sabine. Sie fühlt sich schwer durch Willi Helbrich, Architekt, gekränkt, den sie zusammen mit der Tochter im Urlaub kennenlernte. Und die Tochter lernt ihn durch diese "Ramming" beim Kurkonzert noch besser kennen und schließlich so lieben, daß sie seine Frau werden will. Um jeden Preis.

Als die Mutter zur Kur ist, nutzt sie ihre Chance und heiratet ihn. Um aber der Mutter die Erlaubnis zur Heirat abzuschmeicheln, gibt sie im Brief per Foto einen anderen als ihren Bräutigam aus. Und das endet dann böse fast böse. Aber zum Happy End ist die Mutter dann doch mit dem richtigen Schwiegersohn einverstanden und der angebliche Angetraute der Tochter findet nach Schwierigkeiten endlich auch die Richtige, die Freundin der jungen Innenarchitektin.

Man ahnt das Ende zwar wie bei fast allen Komödien, aber bis es soweit ist, geschieht so manches und Heinrich Müller als angeblicher Ehemann Erich Striebel muß etliche saftige Ohrfeigen einstecken. Getragen wird die Komödie durch die Spielfreude aller Mitwirkenden. Roswitha Bertz spielt die patente Innenarchitektin Sabine frisch und weiblich. Gerda Jörss als ihre Freundin ist teilweise umwerfend komisch, vor allem, wenn sie an der ostfriesischen Sturheit ihres geliebten Erich Schier verzweifelt oder nach einer durchwachten, teilweise auch aus Verzweiflung durchzechten Nacht fast alle Hoffnung aufgibt. Heinrich Müller: Ideälbesetzung für diesen Berg von Sturheit, dieses Schlitzohr Erich Stiebel, diesen harmlosen Vertreter, der angeblich kein Wässerchen trüben kann.

v.l. das Ensemble von "Flitterweken" - Gerda Jörss, Heinrich Müller, Brigitte Halbekath, Hildegard Steffens, Roswitha Bertz, Karl-Heinz Herpel

Karl Heinz Herpel spielt den netten Architekten und Frischangetrauten so mit beiden Beinen im Leben stehend; Hildegard Steffens ist die sportliche Schwiegermutter, die Ursache zu all der Aufregung. Brigitte Halbekath als liebe, aber einfältige Haushälterin, hat im Stück die dramaturgische Funktion der Stichwortbringerin, macht daraus aber eine richtig feine Studie.

Obwohl Gerda Jörss und Heinrich Müller, das komische Pärchen der Komödie, verdientermaßen besonders viel Beifall erhielten, muß man sagen, daß alle Mitwirkenden wirklich mit vollem Einsatz und viel Freude spielten, die auf das Publikum überging. Mit zum Erfolg beigetragen hat auch wesentlich wieder Hannes Kaebe, in dessen in frischen Farben gehaltenen Bühnenbild zum Fenster herein schimmerte ein Stück Alt Wilhelmshaven die Komödie abrollt.