1. Wiederaufführung (2), davor 1954/55 gespielt
PEPER UN SOLT
Volksstück in drei Akten von Karl Bunje
Inszenierung: Heino Aden
Bühnenbild: Hannes Kaebe
Beleuchtung: Theo Pottbacker
Tontechnik: Arnold Preuß
Inspizientin: Berta Herpel
Souffleuse: Brigitte Halbekath
Rollen und Darsteller
Gerd Bödeker, Landmaschinenbau - Hans Macker
Lisbeth, seine Tochter - Rosemarie Kümmel
Marie Peters, Inhaberin einer Pension - Hanna Christoffers
Theda, ihre Tochter - Luise Pampuch
Kathrin, Hausgehilfin bei Peters - Rika Jung
Cord Jaspers, Maschinenbauer - Wilfried Pampuch
Eggert Pannenborg, Buchhalter - Klaus Aden
Jochen Schlarmann, Nachtwächter - Enno Buß
Ewald Precht, Reisender in Schmierölen - Kurt Röthel
"Nu ward de lüttje Pummel anleggt" - v.l. Hanna Christoffers, Luise Pampuch, Wilfried Pampuch und Rosemarie Kümmel - in einer Szene aus "Peper un Solt"
WILHELMSHAVENER ZEITUNG
"Stürmischer Beifall für alle Spieler"
Heino Aden inszenierte Karl Bunjes Lustspiel "Peper und Solt"
Von Barbara Schwarz
Mit Szenenapplaus und lang anhaltendem Schlußbeifall für alle Spieler, aber auch für Heino Aden als Regisseur und Hannes Kaebe als Bühnenbildner bedankte sich am Sonntagabend das Premierenpublikum für zwei Stunden herrliche Unterhaltung. Die Niederdeutsche Bühne Rüstringen hatte mit ihrer vierten Inszenierung in dieser Spielzeit, Karl Bunjes Lustspiel "Peper und Solt", genau wieder den richtigen Griff getan, zumal das Stück für Publikumsliebling Enno Buss eine neue Paraderolle bot.
Der Handlungsablauf ist nur scheinbar verwirrend; wenn man das Geschehen im Theater miterlebt, ergibt sich logisch das eine aus dein anderen. Die Irrungen und Verwirrungen entstehen nur wie Lisbeth zum Schluß bekennt , weil sie so verbiestert war. Aber nicht nur Lisbeth, sondern auch ihr Vater, der Landmaschinenbauer Gerd Bödeker, die Pensionsinhaberin Marie Peters und der junge Maschinenbauer Cord Jaspers sind zeitweise verbiestert, so daß es zu Mißverständnissen kommt, die aber glücklicherweise alle gelöst werden können.
Die Maschine, die Gerd Bödeker konstruiert hat, wird mit Cord Jaspers Hilfe noch für die Ausstellung fertig. Tochter Lisbeth Bödeker wird trotz unehelichen Kindes wieder zu Hause aufgenommen. Theda Peters bekommt ihren Cord und ihre Mutter Marie hat doch noch Aussicht, Großmutter zu weiden. Buchhalter Eggert Pannenborg darf hoffen, die geliebte Lisbeth noch heimzuführen. Während der Reisende Ewald Precht froh sein muß, nur eine Ladung Peper und Solt anstatt Vier Millimeter Schrot in den Allerwertesten bekommen zu haben.
Und für die Hausgehilfin Kathrien und Nachtwächter Jochen Schlarmann wird alles beim alten bleiben: sie wird ihm auch künftig morgens, wenn er vom Dienst kommt, seinen Pannkoken backen und er ihn mit Peper und Solt verzehren. Die Welt ist wieder heil. Und das ist es auch, was das Publikum an solchen niederdeutschen Lustspielen so gern hat: man wird nicht mehr frustriert, sondern nett unterhalten. Man kann für einige Zeit seine Alltagssorgen vergessen.
Am Ende ist wieder alles im Lot - v.l. das Ensembel von "Peper un Solt" Hanna Christoffers, Lusie und Wilfried Pampuch, Hans Macker, Enno Buß, Kurt Röthel, Rika Jung und Rosemarie Kümmel
Und bewundernswert ist auch immer wieder der Einsatz aller Mitwirkenden vor und hinter den Kulissen. Besonderes Lob verdient Luise Pampuch, die für die erkrankte Gerda Jörss einsprang und innerhalb von einer Woche die Rolle der Theda übernahm und sie dann auch noch frisch und lebendig spielte. Vor ihr kann man nur den Hut ziehen. Aber auch alle anderen Spieler waren voll da: Hans Makker war der sture Landmaschinenbauer Bödeker, Rosemarie Kümmel als seine Tochter rührte, wenn sie von ihrem auf See gebliebenen Bräutigam sprach. Hanna Christoffers als Pensionsinhaberin Marie Peters war resolut und manchmal recht unwirsch.
Wilfried Pampuch konnte nach einer Episode als Rocker in "Loop nich vörbi" jetzt als Cord Jaspers wieder den sympathischen Jungen von Nebenan spielen. Kurt Röthel als Ewald Precht, Reisender in Schmierölen, wirkte genauso glatt und ölig wie die Ware, die er vertrat. Klaus Aden in der etwas kleineren Rolle als Buchhalter Eggert Pannenburg durfte dagegen lieb und anständig sein.
Szenenbeifall bekamen vor allem Rika Jung als Hausgehilfin Kathrien und Enno Buss als Nachtwächter Jochen Schlarmann ein köstliches Paar. Wie Rika Jung als Kathrien das "Parfüm" entdeckt oder nach Schlüssellochguckerei Erkenntnisse von sich gibt, das war schon wahnsinnig komisch. Und Enno Buss, Nachtwächter mit "leicht kriminalistischer Ader", ist so pfiffig, ein solch ausgekochtes Schlitzohr, daß man einfach glaubt, er ziehe die verwickelten Fäden auseinander.
Mit dieser insgesamt hervorragenden Ensembleleistung und diesem gut geknobelten Stück von Karl Bunje wird die Niederdeutsche Bühne Rüstringen ihre Anhänger wieder begeistern.
Katrin (Rika Jung) hätte auch gern so "wat Lütts hatt", nun freut sie sich mit Lisbeth (Rosemarie Kümmel) und Theda (Luise Pampuch) - eine Szene aus "Peper un Solt" - Spielzeit 1973/74 -
"Peper un Solt" - gut gewürzt
Erfolgreiche Premiere der Niederdeutschen Bühne Rüstringen
Von Wilhelm Böhme
Mit dem Lustspiel "Peper un Solt" von Karl Bunje brachte die Niederdeutsche Bühne Rüstringen als weitere Inszenierung dieser Spielzeit wieder ein recht publikumswirksames Stück heraus. Bei der Premiere am Sonntagabend im Wilheimshavener Stadttheater erlebten die Freunde der plattdeutschen Mundart zwei köstlich vergnügte Stunden. Unter der Regie von Heino Aden gab es für die ausgezeichneten darstellerischen Leistungen des einsatzfreudigen Ensembles prasselnden Szenenbeifall und mehrere Vorhänge beim langanhaltenden Schlußapplaus. Dabei wäre die Premiere fast durch Erkrankung von Gerda Jörss geplatzt, wenn nicht Luise Pampuch in kurzfristiger Rolleneinstudierung in die Bresche gesprungen wäre.
Mit Erfolg. So wie der Titel des Stückes versprach, blieb bei der gelungenen Aufführung in jeder Beziehung "Peter un Solt" in allen drei Akten so gewürzt erhalten, daß dem Premierenpubikum vor Lachen über die urwüchsige Bauernkomödie die Augen tränten. Ausnahmslos hatten alle Akteure der Niederdeutschen Bühne Rüstringen durch die von ihnen glaubhaftt verkörperten dörflichen Typen ihren ebenbürtigen Anteil am großen Premierenerfolg. Nicht zuletzt verdient dabei auch das mit viel Einfühlungsvermögen von Hannes Kaebe gezeichnete Bühnenbild anerkennend herausgestellt zu werden.
Im turbulenten Bühnengeschehen spielt Hanna Christoffers die resolute Pensionsinhaberin, für die plötzlich die Welt nicht mehr in Lot ist, als sich unverhofft durch einen Säugling urkomische Situationen ergeben. Nicht schuldlos daran ist ihre Tochter, die von Luise Pampuch in natürlich erfrischender Anmut verkörpert wird. Sie ist die Verschworene ihrer mit Mutterglück gesegneten Freundin.Überzeugend gespielt von Rosemarie Kümmel. Den Poltergeist In der Pension, der zunächst nichts von seiner Opawürde wissen darf und als Fabrikant im Landmaschinenbau andere Sorgen hat, spielt in robust kerniger friesischer Art Hans Macker. Umwerfend komisch, in einer schalkhaften Paraderolle, weiß Enno Buss als Nachtwächter seine deftigen Akzente in diesern Bunje-Stück zu setzen.
Heiterkeitsausbrüche beim Premierenpubükum erregten allein schon die Dialoge mit der Haushälterin in der Pension, die in dösig-trampelhafter Weise von Rika Jung dargestellt wird. Als selbstbewußter, verliebter Handwerker tritt Wilfried Pampuch in der Komödie auf, während als Gegenpol in die fast bemitleidenswerte Haut einer schüchtern und demütigen Buchhalterseele Klaus Aden geschlüpft ist. Den heimlichen Schurken spielt in der "Peper-un-Sott"- Komödie Kurt Röthel, der als Reisender in Schmieröl den Premierengästen überzeugend eine schmierig-ölige Gesinnung demonstrierte,