Wilhelmshavener Erstaufführung

FOFFTEIN

Musical von Hermann Bruhn
Musik Otto-Karl Siegmund

Inszenierung: Kurt Büscher a.G.
Bühnenbild: Hannes Kaebe
Einstudieren der Tänze: Christa Weise-Heinrich
Einstudieren der Musik: Karl-Heinz Herpel

Souffleuse: Rika Jung
Requisiten: Anke Weiß

Rollen und Darsteller
Kuddel, Stauervice - Wilfried Pampuch
August, Hafenarbeiter - Heino Aden
Tedje, Hafenarbeiter - Kurt Röthel
Winnie, Student - Arnold Preuß
Susanne, Kindergärtnerin - Luise Pampuch
Ilse, ihre Mutter, Inhaberin eines Fischgeschäftes - Hanna Christoffers
Janker, Bootsmann - Friedrich Müller
Fernando, ein Südamerikaner - Horst Jönck
Vier Hafenmädchen - Brigitte Halbekath, Hildegard Steffens,
Anke Schütte, Helene Schneider

"Kikekikekieknich rin - kiek in mienen Wagen rin" - v.l. Arnold Preuß, Hanna Christoffers, Luise Pampuch, Wilfried Pampuch und Kurt Röthel

Wihelmshavener Zeitung

"De gröne Papagei von Tante Mia . . ."

Begeisterter Beifall für "Fofftein" der Niederdeutschen

Von Barbara Schwarz

Mit lang anhaltendem Schluß- und etlichem Szenenbeifall nahm ein begeistertes Publikum am Abend des zweiten Weihnachtstages die neueste Aufführung der Niederdeutschen Bühne Rüstringen auf: "Fofftein", eine Komödie mit Musik, Tanz und Gesang von Hermann Bruhn. Nimmt man die Publikumsreaktion als Maßstab, könnten die Songs "Der gröne Papagei von Tante Mia" oder "De schönste Oogenblick an't Dag is, wenn dat Fofftein heit" in Wilhelmshaven zu Hits der bevorstehenden Karnevalssaison werden.

Und so ein bißchen vorweggenommener Karneval ist die ganze Komödie: bunt, lustig, detib witzig und ein wenig sentimental. Das Ganze, ist allerdings etwas handlungsarm, dramaturgisch reichlich zusammengezimmert und hat eigentlich seinen Schluß schon, als das Geld von Tante Mia einem kranken Waisenkind zugute kommt. Aber was die Niederdeutsche Bühne, was Kurt Büscher als Regisseur, Karl Heinz Herpel als für die musikalischen Einlagen und Christa Weise Heinrich als für die Tanzeinlagen Verantwortliche zusammen mit den Spielerinnen und Spielern in dem wunderschönen Bühnenbild von Hannes Kaebe aus der schwachen Vorlage gemacht haben, verdiente den Beifall, den es bei der Premiere bekam.

Die "Hafenarbeiterinnen" warten auf "Aufträge", v.l. Anke Schütte, Helene Schneider, Hildegard Steffens, Brigitte Halbekath

Außerdem greift der Autor Hermann Bruhn so richtig schön in die Klischeekiste und bringt all das, was man sich auch im Binnenland unter Leben am Hafen vorstellt: die braven Jungs, die Kumpels, die nette Deern von nebenan, die "Bordstein-schwälben", die resolute Fischgeschäftsinhaberin (es könnte auch eine Wirtin sein), den Seemann, der in jedem Hafen eine andere hat, und eine reiche, tote Tante mit exotischem Anhang aus Übersee.

Wilfried Pampuch spielt treuherzig den braven Stauervice Kuddel, der in Erwartung einer Erbschaft sein Sparbuch plündert, um seinen Freunden aus der Schifferstraße eine Freude zu machen, er schenkt ihnen das, was sie sich schon lange wünschen:

dem Hafenarbeiter August (großartig besonders auch in den Songs Heino Aden) eine Angel, dem Hafenarbeiter Tedje (Kurt Röthel, sehr lustig, und beweglich) ein großes Glas Pulverkaffee, dem Studenten Winnie (sympathisch Arnold Preuß) ein Buch, der kleinen Kindergärtnerin Susanne (frisch und lieb Luise Pampuch) die lang ersehnte Handtasche aus Krokodilleder, der Fischgeschäftsinhaberin Ilse (patent Hanna Christoffers) einen Hut.

...und hier die echten Hafenarbeiter - v.l. Heino Aden, Wilfried Pampuch, Kurt Röthel und Arnold Preuß

Und dann scheint es mit der Erbschaft doch nichts zu werden. Nur ein grüner Papagei bleibt von Tante Mia aus Bahia, und der wird auch noch versehentlich ersäuft. Aber es wendet sich alles zum Guten und Kuddel, der Brave und Edelmütige, erbt doch. Dazu verhilft im Fernando (südländisch temperamentvoll Horst Jönck). Mit von der Partie sind vier "Bordsteinschwalben" (verschämt verrucht Brigitte Halbekath, Helene Schneider, Anke Schütte und Hildegard Steffens), die ab und zu aufkreuzen, für Farbe sorgen und hinter dem Bootsmann Janker (fröhlich dargestellt von Friedrich Müller) her sind.

Zwei Stunden bunte Unterhaltung mit Musik und dem außerordentlich vielseitigen Karl Heinz Herpel an der Hammondorgel erwarten all die, die in diesen trüben Tagen den grauen Alltag ein wenig vergessen wollen. Die Spielfreude aller Darsteller wirkt belebend.