Wilhelmshavener Erstaufführung

IN LUUV UN LEE DIE LIEBE

Lustspiel in drei Akten von Friedrich Lindemann

Inszenierung: Kurt Frost a. G.
Bühnenbild: Enno Buß, Alfred Christoffers

Souffleuse: Karin Heyel
Requisiten: Anke Preuß
Inspizientin: Berta Herpel

Rollen und Darsteller
Braß, Kapitän - Enno Buß
Hollesen, Steuermann - Kurt Röthel
Dreesen, Bootsmann - Horst Jönck
Jonny, Matrose - Karl-Heinz Herpel
Moses, Schiffsjunge - Arnold Preuß
Milly Groß, Wirtin - Käthe Baumann
Betty Groß, deren Tochter - Roswitha Bertz
Olga - Hanna Christoffers
Der Doktor - Günter Boye
Bleyer, Zollbeamter - Wilhelm Pick
Hansen, Zollbeamter - Klaus Aden

Moses (Arnold Preuß), Dreesen (Horst Jönck) und Jonny (Karl-Heinz Herpel) sind die Spaßvögel an Bord.

WILHELMSHAVENER ZEITUNG

Lustspielspaß aus Luv und Lee

Premiere bei der Niederdeutschen Bühne Rüstringen

von Katrin Börner

Spaß machte es, das Lustspiel "In Luv un Lee die Liebe", ganz offensichtlich dem Publikum, das immer wieder auch. bei offener Szene begeisterten Applaus spendete. Und Spaß machte es wohl auch den Darstellern von der Niederdeutschen Bühne Rüstringen. Denn sie gaben dem volkstümlichen Kriminalstück von Friedrich Lindemann tüchtigen Premierenschwung. Kurt Frost, Mitglied der Landesbühne, hatte das Spiel bearbeitet und sehr gradlinig und schlicht inszeniert. Das Bühnenbild ist praktisch und solide.

Die Liebenden in diesem Lustspiel stehen ganz schön in Luv, denn bis es zum glücklichen Ende kommt, weht ein widriger Wind mit Eifersucht und Verdächtigungen. Dabei ist von Anfang an klar, daß die tüchtige Wirtin Milly Groß den Kapitän Braß liebt und die fesche Tochter Betty ihren Steuermann. Und die Auserwählten haben auch gar nichts gegen eine zukünftige Gemeinsamkeit einzuwenden.

Wer schön sein will, muss leiden... v.l. Horst Jönck, Arnold Preuß, Kurt Röthel, Günter Boye und Karl-Heinz Herpel

Doch dann erscheinen zwielichtig und kriminell die Halbweltdame Olga und der Doktor und bringen die ganze Hafenidylle durcheinander. Mit amtlichem Eifer beginnen die Zollbeamten mit der Aufklärungsarbeit. Sicher würden sie aber nie das richtige Ergebnis finden, wenn die Bootsmannschaft nicht kräftig mit Witz und gesundem Menschenverstand die Anstrengungen der Ordnungshüter unterstützte.

Enno Buß spielt den Kapitän, so einen richtigen bollerigen Seebären mit samtweichem Herzen. Bei ihm fühlt sich die vom Leben ein bißchen enttäuschte Milly geborgen. Käthe Baumann spielt sehr einfühlsam die Hafenkneipenwirtin. Ihre Tochter ist mit viel Munterkeit Roswitha Bertz. Kurt Röthel hat als Steuermann Hollesen seine Schwierigkeiten mit dieser Braut. Er spielt diesen sturen, gutmütigen Seemann überzeugend.

Bei allem Amtseifer bleiben die beiden Zollbeamten doch immer menschlich. Wilhelm Pick und Klaus Aden gelingt es, diese beiden so leicht lächerlich oder unsympathisch erscheinenden Figuren fast liebenswert zu gestalten. Dagegen bleiben für den Doktor und Olga kaum noch Sympathien übrig. Günter Boye und Hanna Christoffers spielen die beiden Bösen des Stückes. Es gelingt ihnen, das Fremde, den Abstand zur Welt der Seeleute deutlich zu machen.

Schnell weg, bevor der Zoll etwas merkt... v.l. Arnold Preuß, Karl-Heinz Herpel, Klaus Aden, Wilhelm Pick und Horst Jönck

Die eigentlichen Lustspielfiguren, die Spaßmacher aber sind in bester Harlekinmanier der Bootsmann, der Matrose und der Schiffsjunge. Ohne selbst in die Verwirrungen verstrickt zu sein, sehen sie alles, erlauschen die Intrigen, und mischen sich dann ein, um ihren Freunden zu nützen und den Bösen zur verdienten Strafe zu verhelfen. Ihr eigenes Leben verläuft ohne Konflikte. Für sie ist es ein Drama, statt des begehrten Genevers irrtümlich Rizinusöl zu schlukken.

Das Publikum dankte den dreien von der Bootsmannschaft mit brausendem Applaus für das Vergnügen an Unsinn und deftigen Scherzen. Horst Jönck ist der scharfsinnige und scharfzüngig Bootsmann, Karl-Heinz Herpel der ewig betrunkene Matrose Jonny und Arnold Preuß spielt mit großem körperlichen Engagement den Moses, den Schiffsjungen.

Das Bühnenbild von Enno Buß und Alfred Christoffers ist praktisch und solide. Ein bißchen schade, daß die Szene nicht vom Hafen auf das Schiff wechselt, wie es die Handlung verspricht, aber eine Änderung der Dekoration wäre wohl zu aufwendig.

Vor Gericht und auf hoher See... sagt man ja, hier ist es auch so - das Ensemble von "In Luuv un Lee"