1. Wiederaufführung (2.), davor 1963/64 als "Gastweert Göbel" gespielt

PETROLEUM IN POPPENBÜTTEL

(Gastweert Göbel)
Lustspiel in vier Akten von Wilfried Wroost

Inszenierung: Karl-Heinz Herpel
Bühnenbild: Enno Buß, Alfred Christoffers

Inspizientin: Bertha Herpel
Souffleuse: Herta Tapken

Rollen und Darsteller
Gustav Göbel, Gastweert un Kramladeninhaber - Kurt Röthel
Greta, sien Fro - Hildegard Steffens
Lina, deren Dochter - Roswitha Bertz
Klaus Homester, Kleinbauer, Gretens Broder - Karl-Heinz Herpel
Bernhard Butenschön, Malermeister - Wilfried Pampuch
Fritz Pieper, sien Lehrling - Wilma Welte
Karl Lammers, Kleinbauer und Fuhrmann - Horst Jönck
Ludwig Geerken, Trichinenbeschauer und Lotterieverkäufer - Manfred Janßen

Die Kneipe in Poppenbüttel - v.l. Roswitha Bertz, Kurt Röthel, Karl-Heinz Herpel

WILHELMSHAVENER ZEITUNG

Ähnlichkeiten unverkennbar

Niederdeutsche Bühne stellte zwei Nachwuchsspieler vor

von Barbara Schwarz

"Petroleum in Poppenbüttel" von Wilfried Wroost und "Een Milljonär in't Huus" von Hans E. Jürgensen gleichen sich wie ein Ei dem anderen. Die Ähnlichkeit beider Stücke, die Niederdeutsche Bühne brachte sie jetzt hintereinander heraus, ist unverkennbar. Ort der Handlung ist jeweils ein Gasthaus.

In "Een Millionär in't Huus", der vorletzten Inszenierung dieser Spielzeit, ist der in diesem Gasthaus murrende, wenig sympathische Wirt hinter einem vermeintlichen Lotto Gewinn her. In "Petroleum in Poppenbüttel" jagt der Geizkragen erst einem Lotteriegewinn und dann dem Petroleum auf der Ossenkopp.Weide nach. Beide Wirte, der Peter Oltmann aus "Een Millionär.." und der Gustav Goebel aus "Peiroleum . ," haben eine hübsche Tochter, die sich in einem netten, liebenswerten, aber armen jungen Mann verliebt die eine in einen angehenden Ingenieur, die andere in einen Malermeister.

v.l. Wilfried Pampuch, Kurt Röthel, Horst Jönck und Karl-Heinz Herpel studieren das Blatt

In beiden Stücken siegt natürlich die Liebe, gibt es ein Happy End, wird der geizige Wirt ausgetrickst, darf die Wirtstochter den jungen Mann von nebenan heiraten.

Roswitha Bertz spielt auch jetzt, in "Petroleum . . ." ,wieder diese nette Deern. Daß sie trotzdem zwei ganz unterschiedliche Figuren, zwei ganz individuelle Mädchen auf die Bretter stellt, ist das Erstaunlichste an beiden ansonsten rundherum ansehnlichen Inszenierungen von Karl-Heinz Herpel. Heike Oltmanns, das war so ein richtig geradliniges Mädchen, frisch und rechtlich. Als Lina Goebel aus "Petroleum...." ist Roswitha Bertz dazu noch echt komisch. Sie hat eine beachtenswerte Leichtigkeit gewonnen. Man hat den Eindruck, daß sich diese Spielerin jetzt richtig freigeschwommen hat.

Kurt Röthel als Gastwirt: ein lebensechter Miesling

Kurt Röthel spielt diesmal ihren Vater beim letzten Mal war es Enno Buss. Röthels Gastwirt Gustav Goebel ist so ein richtig lebensechter, unsympathischer Miesling, dem man gönnt, daß er von allen Seiten hereingelegt wird. Aber solche "Patriarchen", die ihre Frau ständig so schikanieren, daß sie vor lauter Schuldkomplexen überhaupt nicht mehr weiß, wie sie sich verhalten soll, gibt's ja durchaus nicht wenige. Hildegard Steffens zeichnet diese arme Frau ganz richtig als graue Maus, die sich ständig entschuldigt. Der nette Junge vor. nebenan, der mit Witz das Wirtstöchterlein erobert, ist Wilfried Pampuch. Wenn er dann noch in die Rolle eines angeblichen Amerikaners schlüpft, ist er für viele im Publikum kaum wiederzuerkennen. Karl-Heinz Herpel als Bauer Klaus Homester und Horst Jönck als Müller Karl Lammert sind ein komisches, treu doofes, aber doch ganz gewieftes Paar.

In dieser Neuinszenierung "Petroleum in Poppenbüttel" stellte die Niederdeutsche Bühne Rüstringen auch zwei Nachwuchsspieler vor, zu denen man ihr nur gratulieren kann. Wilma weite in der Hosenrolle des kleinen Fritz Pieper ist so lustig und in ihrer Spielfreude so ansteckend, daß man sie gern öfter sehen möchte. Ein richtig komödiantisches Talent mit einer staunenswerten Bühnensicherheit. Manfred Janssen als Trichinenbeschauer Ludwig Geerken ein junget Mann, wie man ihn aus der Nachbarschaft kennt. Er kann sich hier ganz offensichtlich selber spielen.

Das Bühnenbild für diese letzte Inszenierung in der laufenden Spielzeit entwarfen wieder Enno Buss und Alfred Christoffers eine Variation der Kneipe aus "Een Milljonär in't Huus'".

Gastweert Göbel (Kurt Röthel, 2.v.r.) muss sich kräftig zur Wehr setzen, v.l. Horst Jönck, Käte Baumann, Roswitha Bertz und Karl-Heinz Herpel

Das Premierenpublikum hat während der Aufführung viel lachen können und sich durch sehr herzlichen Beifall bedankt. Die Aufführung kann man auch Großeltern empfehlen, die gern mit ihren Enkelkindern über Ostern ins Theater gehen möchten. Bei der Premiere hatten schon Zehnjährige ihren Spaß.