2. Wiederaufführung (3), davor 1955/56 und 1962/63 gespielt
FERDINAND VERPUMPT SIEN FRO
(Fro Meier ward Fro Meyer)
Schwank in drei Akten von Wilfried Wroost mit Musik von Karl-Heinz Herpel
Inszenierung: Willy Beutz
Bühnenbild: August Ahlers a.G.
Bühnenbildbau: Enno Buß, Alfred Christoffers, Karl-Heinz Goldenstein
Musiker: Karl-Heinz Herpel
Inspizientin: Bertha Herpel
Souffleuse: Helga Lauermann
Requisiten: Marga Goldenstein
Rollen und Darsteller
Julius Mayer, Inhaber ein Schiffs- und Kesselreinigungsfirma - Kurt Röthel
Agathe, seine von ihm getrennt lebende Frau - Hanna Christoffers
Charles Meyer aus Brooklyn - Heino Aden
Mr. William Taylor, Charles Freund - Arnold Preuß
Ferdinand Meier bei J. Mayer beschäftigt - Enno Buß
Adele, seine mehr als resolute Ehehälfte - Ellen Beutz
Heinrich, beider Sohn auf Elbbagger XI - Manfred Janßen
Karin, beider Tochter, perfekte,
aber beschäftigungslose Hausangestellte - Wilma Welte
Bei den Meiers stimmt die Stimmung - oder? (v.l. Ellen Beutz, Kurt Röthel, Wilma Welte, Enno Buß)
WIHELMSHAVENER ZEITUNG
Das war eine gelungene Weihnachtspremiere!
"Ferdinand verpumpt sien Fro" voller Stimmung und Turbulenz aufgeführt
von Ingrid Paus
Für einen zünftig turbulenten Festtagsabschluß sorgte die Niederdeutsche Bühne mit ihrer Premiere "Ferdinand verpumpt sien Fro". Wer über die Weihnachtsfeiertage wenig Bewegung gehabt hatte, der konnte zumindest bei dieser gelungenen Aufführung des Schwankes von Wilfried Wroost, einem bekannten Hamburger Komödienschreiber, seine Lachmuskeln trainieren; denn an Stimmung fehlte es bei den Meyers mit ay und den "proletarischeren" Meiers mit ei bestimmt nicht.
Wilfried Wroost, hatte das Stück in eine echte Hamburger Altstadt, nach Poppenbüttel, verlegt. Die Reihe köstlicher Verwechslungen, die sich auch bei diesem Schwank zum Schluß in Wohlgefallen, in diesem Fall in Liebe und Geld auflösen, ließ das Publikum, das Stadttheater war übrigens voll besetzt, mitgehen und auch mitklatschen. Der Applaus, Szenenapplaus war nicht selten, bewies den Schauspielern, daß sie genau den Geschmack des Publikums getroffen hatten.
Vor allem Ferdinand, von Enno Buß liebevoll komisch dargestellt, brachte die Zuschauer immer wieder zum Lachen. Er spielte den "Pantoffelhelden", der es nur in genügendem Sicherheitsabstand zu seiner Frau wagte, mal ein wenig zu rebellieren, so überzeugend, daß sich im Publikum jedesmal große Vorfreude auf seinen nächsten Auftritt innerhalb des Stückes breit machte. Nicht weniger gelungen stellte Ellen Beutz die Frau, die verpumpt werden sollte, dar. Sie hatte alle Fäden in der Hand, verlor nicht den Überblick und sorgte für manche lustige Situation. Besonders gelungen schien ihre "Verwandlung" von der Frau eines "Kesselkloppers" zur "gepumpten Frau" des reicheren Julius Mayer. Sie verstand es, dem knickerigen Geschäftsmann den "Marsch zu blasen" und für die Rechte der "echten" Frau Mayer einzutreten, die unter dem Geiz ihres Mannes zu leiden hatte.
Küssen sich da auch die richtigen Meiers? - es wundert sich Arnold Preuß (re.), Ellen Beutz, Enno Buß sind allerdings die richtigen Meiers.... aber
Das gegensätzliche Ehepaar Mayer hier nun im Vergleich zu den Meiers mit ei in vertauschten Rollen da der Mann die "Hosen anhatte", wurde gelungen von Hanna Christoffers und Kurt Röthel dargestellt. Agathe Mayer, verheult und wenig durchsetzungsbereit, erlebte aber zur Freude des Publikums zum Schluß eine echte Wandlung: Sie wendet das Blatt und nimmt das Zepter in die Hand. Der von Geschäftssorgen gequälte Julius Mayer Kurt Röbel gelang es, ihn als gequält und doch auch listig erscheinen zu lassen mußte sich der Macht des Geldes beugen und die Vorherrschaft seiner ehemals so hilflosen Frau über sich ergehen lassen.
Für Frische und Spannung sorgte vor allem auch die Tochter der Kesselflicker Meiers, die oftmals stellungslose Karin. Als echte "Hamburger Deern" spielte sich Wilma Welte in die Herzen der Zuschauer, ihre kesse Art mit dem Mundwerk auf dem rechten Fleck bereitete viel Spaß. Daß auch ihr Wunsch, einen reichen Amerikaner kennenzulernen und seine Frau zu werden, sich zum Schluß erfüllt, versteht sich in dieser "HappyEnd Geschichte" schon von selbst.
Als Rehabilitation des vertrottelten Bruders, von Manfred Janssen gekonnt gespielt, erwies sich der Totogewinn, der alle Geldsorgen des "Meiers" und "Mayers" wegpustete. Der reiche Vetter aus Amerika, schon von seiner äußeren Erscheinung her mit Heino Aden gut getroffen, bereitete zusammen mit seinem jungen Freund, Mr. Taylor, einem echten "Schmusestengel" von Arnold Preuß dargestellt, dem Publikum viel Vergnügen.
Als lustige, gelungene Einlagen, die die Stimmung anheizten, erschienen die muskikalischen Einlagen von Karl Heinz Herpel. Das Bühnenbild, von August Ahlers entworfen, traf den unterschiedlichen Charakter einmal der Vorstadt Kesselklopperwohnung und dann der hellen Chefwohnung vortrefflich. Regie führte in bewährter Form Willy Beutz.
Am Ende ist wieder alles klar? (das Ensemble besteht aus Heino Aden, Manfrede Janssen, Ellen Beutz,l Enno Buß, Hanna Christoffers, Kurt Röthel, Arnold Preuß und Wilma Welte)