Wilhelmshavener Erstaufführung
COWBOYS; QUIDDJES UND MATROSEN
Seemannsgarn mit Musik in drei Akten von Günther Siegmund
Inszenierung: Dieter Jorschick a.G.
Bühnenbild: August Ahlers
Musik: Karl-Heinz Herpel
Regieassitent: Arnold Preuß
Tänze: Roswitha Bertz
Bühnenbildbau: Enno Buß, Alfred Christoffers, Karl-Heinz Goldenstein
Requisiten: Marga Goldenstein
Inspizientin: Berta Herpel
Beleuchtung: Erwin Telgmann, Peter Pfaus
Souffleuse: Hedwig Müller
Rollen und Darsteller
Kasimir Quitt, Gastwirt - Enno Buß
Nattel, sein Freund - Horst Jönck
Henriette Kinkelwitt, Angestellte bei Quitt - Brigitte Halbekath
Heike Melfsen, Angestellte bei Quitt - Wilma Welte
Jan Brass, Bootsmann - Wilhelm Pick
Paul Torf, Leichtmatrose - Jürgen Tapken
Hein Mück, Vollmatrose - Friedrich Müller
Agathe - Roswitha Bertz
Vinzenz Blumenkoffer, Pianist - Karl-Heinz Herpel
Die drei Cowboys sorgen für Stimmung (v.l. Wilma Welte, Brigitte Halbekath, Wilhelm Pick, Jürgen Tapken und Friedrich Müller)
WILHELMSHAVENER ZEITUNG
Niederdeutsche Bühne sorgte mit "Cowboys, Quiddjes und Matrosen" für Hochstimmung
Das Publikum klatschte zum Schluß bei den musikalischen Einlagen begeistert mit
Von Ingrid Paus-Haase
Das war eine gelungene Weihnachtspremiere! Im nahezu ausverkauften Wilhelmshavener Stadttheater vergingen den Besuchern am Abend des zweiten Weihnachtstages die beiden Stunden im Theater wie im Fluge: Die Niederdeutsche Bühne gestaltete mit ihrer Seemannskomödie "Cowboys, Quiddjes und Matrosen" den Abend so fröhlich und stimmungsvoll, daß das Publikum zum Schluß nicht umhin konnte, bei den musikalischen Einlagen mitzuklatschen.
Echtes Seemannsgarn wird mit dieser publikumswirksamen Komödie von Günther Siegmund unter der Regie von Dieter Jorschick aus Bremen gesponnen: Da kommen von einer langen Schiffsreise drei Seeleute zurück in ihre eigentliche Heimat, die alte Hamburger Gaststätte "Vermaster".Dort erfahren sie von der langjährigen Kellnerin in dieser Gaststätte, daß der alte Wirt verstorben ist und ein Quiddje, ein Zugereister, aus Berlin zusammen mit seinem Freund dieses Stück Heimat in eine Cowboykneipe verwandeln will.
Naddel (Horst Jönck) steckt Quitt (Enno Buß) mit seiner Berliner Schnauze und Begeisterung an
Die drei eingefleischten, mit allen Wassern gewaschenen Seeleute, entwerfen einen Plan, verkleiden sich als mexikanische Cowboys und stiften turbulente Verwicklungen. Daß im dritten Akt dann doch alles noch auf ein Happy End hinausläuft, jeder die "Seine" nach langen Kämpfen in den sicheren Hafen der Ehe führen kann, dafür sorgen denn letztlich alle Beteiligten.
Enno Buß als Quiddje Kasimir Quitt aus Berlin gelingt es so recht, den "bösen" Managertypen zu mimen, der die alte Kneipe ganz auf den Kopf stellen will. Am Ende schlüpft er denn aber doch in die ihm auf den Leib zugeschnittene Rolle des sympathischen, gemütlichen Zeitgenossen. Auch seinem überdreht wirkenden Freund Nattel - Horst Jönck verkörpert diesen Typ gekonnt- , der als gehetzter Großstädter die Modernisierungsvorstellungen von Quitt noch auf komische Weise unterstützt, bekommt am Ende die Wandlung in einen gestandenen Seemann gut.
Noch wird diskutiert, wie´s denn wohl alles so gehen soll (v.l. Jürgen Tapken, Wilhelm Pick, Friedrich Müller, Horst Jönck und Enno Buß)
Wilhelm Pick als listiger Seemann hervorragend
Henriette Kinkelwitt, Kellnerin bei Quitt, ist so recht die treue Seele des Geschäfts. Brigitte Halbekath gestaltet diese Rolle mit so viel Spielfreude, daß man deutlich ihre rauhe Zuneigung zum alten Bootsmann Jan Braas erkennt, die auch nach zwanzig langen Wartejahren noch taufrisch ist. Typgerechter als Wilhelm Pick den alten Haudegen Jan Braas spielt, ist wohl ein echter, alter Seemann nicht zu verkörpern. Er inszeniert listig wie ein alter Fuchs die Kampagne gegen die Quiddjes, umwirbt auf unverwechselbare Weise sein Henriettchen und bekommt es auch zum guten Schluß.
Heike Melfsen, gespielt von Wilma Welte, ist in diesem Stück die "seute"', dennoch durchsetzungsfreudige Hamburger Deern, die ihr Herz an den Vollmatrosen Hein Mück verloren hat. Friedrich Müller spielt diesen Seemann auf eine liebenswürdige Weise. Er bleibt immer der Gutmütige unter den drei Matrosen. Der Dritte im Bunde ist der junge, schneidige Matrose Paul Torf, von Jürgen Tapken temperamentvoll dargestellt.
Der Veermaster ist parat, wo sind die Gäste?
Komische Situationen schaffen zu guter Letzt Roswitha Bertz als heiratslustige Agathe und Karl Heinz Herpel als feinfühliger, weltfremder Pianist Vincenz Blumkoffer. KarlHeinz Herpel verleiht dieser drollig wirkenden Figur soviel Witz und Komik, daß es Spaß macht, ihn in die Fänge von Agathe treiben zu sehen. Er ist zudem für die stimmungsvolle Musik verantwortlich, Roswitha Bertz für die Einstudierung der voller Temperament aufgeführten Tänze.
Daß auch die Atmosphäre einer alter Seemannskneipe zwischendurch die einer romantischen Cowboy-Klause stimmt, dafür sorgten ein weiteres Mal August Ahlers aus Oldenburg, der das gelungene Bühnenbild entworfen hat, und Enno Buß und Alfred Christoffers, die es in bewährter Weise ausgeführt haben.