Wilhelmshavener Erstaufführung
MANNSLÜÜD SÜND OK BLOOTS MINSCHEN
Lustspiel in drei Akten von Tilly Hütter
Plattdeutsch von Konrad Hansen
Inszenierung: Karl-Heinz Herpel
Bühnenbild: August Ahlers
Bühnenbildbau: Enno Buß, Alfred Christoffers, Karl-Heinz Goldenstein
Requisiten: Marga Goldenstein
Inspizientin: Berta Herpel
Beleuchtung: Erwin Telgmann, Peter Pfaus
Souffleuse: Karin Heyel
Rollen und Darsteller
Heinrich Dethlefsen - Enno Buß
Hedwig, seine Frau - Hanna Christoffers
Frauke, beider Tochter - Roswitha Bertz
Volker Sengebusch - Ado Eilers a.G.
Peter Petersen, gen. Pommes Peter - Kurt Röthel
Almuth Bommert - Käthe Baumann
v.l. Hanna Christoffers, Kurt Röthel, Enno Buß
WILHELMSHAVENER ZEITUNG
Ein stickender Mann ist nicht unbedingt ein Schlappschwanz
Fröhlicher Auftakt mit "Mannslüüd sünd ok bloots Minschen"
von Barbara Schwarz
"Mannslüdd sünd ok bloß Minschen" Männer sind auch bloß Menschen. Das ist der Titel von Tilly Hütters Lustspiel und zugleich auch seine Quintessenz. Die Niederdeutsche Bühne eröffnete mit dem von Konrad Hansen ins Niederdeutsche übertragenen heiteren Spiel in der frischen Inszenierung von Karl Heinz Herpel die Spielzeit 1981/82.
Ein Mann muß kein Weichling, kein Schlappschwanz sein, wenn seine Hobbys nicht dem Macho Image entsprechen, sondern mehr weiblichen Charakters sind. Diese Tatsache begreift Hedwig Detlefsen nur mühsam und schmerzhaft. Hedwig hat im Hause Detlefsen die Hosen angezogen, die Männerrolle übernommen, weil sie glaubt, ihr Mann Heinrich sei kein richtiger Mann, nur weil er mit Vergnügen stickt und sich in seiner Freizeit auch noch mit der hohen Schule der Kochkunst bechäftigt.
Als Heinrich für ein Großmutter-Kochrezept einen Preis gewinnt und Tochter Frauke aus der Großstadt nach Hause kommt, um sich das mütterliche Ja-Wort zur Heirat mit ihrem Volker zu holen, beginnt eine kleine Tragikomödie, die schließlich mit einem HappyEnd und drei glücklichen Paaren endet.
Außer Hedwig und Heinrich, Frauke und Volker mischen da noch Pommes Peter, ein Großhersteller tiefgekühlter Pommes frites, und die an Frauenfragen wie Landwirtschaft interessierte Reporterin Almuth mit. Mehr wollen wir von dem hübsch geknobelten Spiel nicht verraten, damit alle, die es noch nicht aus dem Fernsehen kennen und es sich anschauen wollen, daran ebensoviel Spaß haben, wie das Premierenpublikum am Freitagabend.
Fachmännsich verbunden (v.l. Hanna Christoffers, Enno Buß, Roswitha Bertz)
Enno Buß, bewährtes und beliebtes "Zugpferd" der Niederdeutschen, läßt als Heinrich erkennen, daß er die Herrschaft im Hause ganz gern seiner Frau überlassen hat, sie jedoch jederzeit zurückfordern kann, wenn es ihm gefällt. Er ist eine viel zu beherrschende Persönlichkeit, als daß er wirklich vor einer Frau kuschte. Hanna Christoffers zeigt als Hedwig sehr schön, zu welch einer Xantippe eine Frau wird, wenn sie glaubt, allein herrschen zu können.
Roswitha Bertz stattet Tochter Frauke mit sehr komischen Zügen aus. So leicht, so locker hat man sie noch nicht gesehen. Die junge Spielerin hat in den letzten Jahren beachtlich an schauspielerischem Format gewonnen. Käthe Baumann gibt der Reporterin Almuth emanzipatorische Züge. Kurt Röthel spielt den Schwerenöter Pommes Peter ebenso glaubhaft, wie Ado Eilers von der Niederdeutschen Bühne Jever den Volker.
Nach dem Entwurf von August Ahlers (Oldenburg) haben Enno Buß, Alfred Christoffers und Karl Heinz Goldenstein ein buntes Bühnenbild gebaut, das den schaurig schönen Stickarbeiten einen passenden Rahmen gibt. Das Premierenpublikum dankte der Niederdeutschen für diese rundherum gelungene Aufführung, für knapp zwei Stunden unbeschwerten Spaß mit Szenenbeifall und starkem, herzlichem Schlußapplaus.
Ado Eilers aus Jever, rechts Hanna Christoffers