1. Wiederaufführung nach 1957/58


TWEE KISTEN RUM

Lustspiel in drei Akten von Alma Rogge

Inszenierung durch Günter Boye
Bühnenbild von Harro Albers, Klaus Panka und Herbert Ulbrich


Ensemble auf der Bühne
Karl-Heinz Herpel als Torfschiffer August von Katjendörp
Heidi Rausch als Guste von Katjendörp, Augusts Tochter
Wilfried Pampuch als Fischer Dirk Uffers
Ralf-Rüdiger Bayer als Krämer Gerd Tietjen
Friedrich Müller als Hafenarbeiter Lüder Bohls
Jürgen Tapken als Zollbeamter Timpe
Hildegard Steffens als Anette Küpers, Wirtin vom "Friesenkroog"
Wilma Welte als Lieschen, ihre Nichte
Horst Karstens als Seemann Hinnerk Küpers
Ensemble hinter der Bühne
Berta Herpel als Inspizientin
Peter Pfaus *

als Beleuchter
Rika Jung als Souffleuse
Marga Goldenstein als Requisiteurin
Klaus Panka
Alfred Christoffers
Bodo Christoffers
Wilfried Christoffers
Heinz Barthelt
Michael Müller
Karl-Heinz Goldenstein u.a.
als Bühnenbauer und -techniker
Herbert Ulbrich als Bühnenmaler

* Mitarbeiter des Stadttheaters Wilhelmshaven

Mit finsterer Miene bei der "Rumkisten-Konferenz" (v.l. Friedrich Müller, Hildegard Steffens, Karl-Heinz Herpel und Ralf-Rüdiger Beyer)


WILHELMSHAVENER ZEITUNG

Der Rum kommt immer von See

Niederdeutsche spielte Alma Rogges "Twee Kisten Rum"

Von Barbara Schwarz

Viel Beifall bei der jüngsten Premiere der Niederdeutschen Bühne im Wilhelmshavener Stadttheater. Alma Rogges 1939 uraufgeführtes Rum Schmuggler-Stück kam beim Publikum an. Günter Boye hat "dat lustig Spill" einstudiert und es in der Ausstattung Bühnenbild und Kostüme in jener Zeit angesiedelt, in der die Rahsegler noch mit Rum aus Jamaika kamen.

Rum wird im Fresenkrog bei Annette Küpers, der adretten Krögersch, viel und gern nach dem Motto getrunken: Rum mutt, Zucker kann, Water deit nich not." Ehrensache, daß der Rum immer von See kommt. Unverzollt. So ist das seit Generationen und so soll das auch bleiben. Wenn da nur nicht der "Grüne" wär, der neue Mann vom Zoll, Timpe. Er wittert Smuggel und ahnt auch, wer diejenigen welchen sind Torfschipper August von Katjendorp, Fischersmann Dirk Utters und der Krämer Gerd Tietjen.

Aber die Jungs vom Siel sind dreimal durch die Ohren geschlitzt. Klar, daß sie auch noch an den Rum einer schon an den Zoll verlorenen Kiste herankommen. wie sie das machen, sollten Freunde des Niederdeutsehen Theaters sich selber anschauen. Verraten sei nur noch: am Ende gibt es außer Rum auch noch zwei glückliche Paare.

Lüder Bohls (Friedrich Müllerl) kann so schön auf seiner Quetschkomode spielen, das wäre doch ein wunderbares Zeichen meinen die drei Seeleute (v.l. Ralf-Rüdiger Beyer, Karl-Heinz Herpel und Wilfried Pampuch)

Das heitere Spiel, das auch ernste Töne hat, fast zum Drama wird, als Hinnerk Küpers nach drei Jahren Seefahrt unvermutet zurückkommt, hat die Niederdeutsche Bühne in einem sehr malerischen und heimeligen Bühnenbild angesiedelt im Freesenkrog mit Öllampe und niedriger Decke und draußen, direkt am Siel, mit Blick in die weite Marschenlandschaft. Ausgedacht haben sich dies hübsche Bild Harro Albers, Klaus Panka und Herbert Ulbrich, gebaut hat es das Bühnenbild Team der Niederdeutschen.

In diesem hübschen Rahmen wird munter gespielt. Karl-Heinz Herpel lügt als August von Katjendorp fröhlich frisch, daß sich die Balken biegen. Wilfried Pampuch packt als Fischersmann Dirk Uffers das Glück, ohne lange zu fragen, beim Schopf und geht einem Streit nur ungern aus dem Weg. Ralf-Rüdiger Beyer zeichnet den etwas einfältigen Krämer Gerd Tietjen sehr sinnig.

Friedrich Müller spielt als Lüder Bohl nicht nur sehr traurig auf dem Schifferklavier, sondern liefert auch die feine Charakterstudie eines etwas schwerblütigen einsamen Menschen. Timpe vom Zoll in der Darstellung von Jürgen Tapken ein preußischer Charakter. Hildegard Steffens bringt in die Rolle der Krögersch all' ihr Können ein und zeichnet eine patente Frau, die im Leben schon viel einstecken mußte. Wilma Welte spielt leicht sentimental, wie's die Rolle verlangt ihre Nichte Lieschen.

Heidi Rausch als Guste von Katjendorp, Tochter des Torfschippers, singt mit tiefer Stimme gern leicht anrüchige Lieder und grün wird ihre Lieblingsfarbe. Horst Karstens als heimkehrender Seemann Hinnerk Küpers muß den Buhmann spielen, dem anscheinend nur am Rum, am Grog, etwas gelegen ist und nicht an seiner Frau.

Wenn sich die Premieren Aufregungen in den nächsten Aufführungen noch etwas gelegt haben, wird das Spiel sicher noch munterer laufen. Das Premierenpublikum jedenfalls war, dem Beifall nach zu urteilen, sehr zufrieden. Ihr langanhaltendes Klatschen galt gleichermaßen dem gesamten Ensemble der Niederdeutschen und seinem Regisseur Günter Boye.