Wilhelmshavener Erstaufführung
ROLAND SCHALL FLEGEN
Schwank in drei Akten von Hans Gnant
Plattdeutsch von Arthur Speck
Inszenierung: Günter Boye
Bühnenbild: August Ahlers, Klaus Panka, Herbert Ulbrich
Bühnenbildbau: Alfred und Wilfried Christoffers, Karl-Heinz Goldenstein, Uwe Rozga, Norbert Ungermann
Bühnenmaler: Herbert Ulbrich
Inspizientin: Marianne Karstens
Souffleuse: Annchen Warrings-Konken
Requisiten: Marga Goldenstein
Beleuchtung Erwin Telgmann, Peter Pfaus
Rollen und Darsteller
Roland de Ries - Wilfried Pampuch
Herma de Ries, sien Fro - Karin Heyel
Anja de Ries, jemehr Dochter - Margot Andrews-Jäkel
Hanno Haag, Nabersöhn - Ralf-Rüdiger Bayer
Tante Ubine, Rolands Swägerin - Herta Tapken
Otto Cornelius Pufahl, Vertreter van´n Versandhannel - Horst Jönck
Lieschen Halvekatt - Hanna Christoffers
WILHELMSHAVENER ZEITUNG
Roland schall fleegen - Ward hee?
Ein Schwank brachte den Niederdeutschen vollen Erfolg
Von Theodor Murken
Roland de Ries heet he, hett'n Möhl mit Futterhannel, is blangenbi Veehdokter, schall nah Indien fleegen und hett' doch so'n Schiß inne Büx. So fängt die Sache an, eigentlich damit, daß, als der Vorhang hochgeht, man auf den Hof einer Bauernstelle schaut mit einem zünftigen Kaninchenstall, und besagter Roland gehörigen Ärger hat mit dem Sohn des (natürlich bösen) Nachbarn, der hinter seiner Tochter her ist.
Es ist gleich alles das fällig, was zu einem ordentlichen Schwank gehört, den sich der Österreicher Hans Gnant zurechtgeschustert und Arthur Speck ins Plattdeutsche übersetzt hat die Menschen in einem Dorf sind sich ja überall gleich im Alltagsleben. Es mag sein, daß Schönthan und Kadelburg und auch August Hinrichs noch ein wenig mehr in das Stück hineinverflochten hätten, aber auch hier ist schon allerhand Ios.
Es gibt auch einige Glanzrollen, an denen Max Pallmann seine Freude hätte haben können, wie jenen Roland oder wie Lieschen Halvekatt (das "Wäkenblatt" in't Dörp) und die Tante Ubine, die eigens herzitiert wird, um während der Abwesenheit von Roland und seiner Frau Herma auf die Tochter aufzupassen. Schließlich soll sie mit ihr den Indienflug machen und überläßt dann die Begleitung der Tochter jenem jungen Mann von nebenan, vor dem sie sie doch gerade schützen sollte.
Es geht bunt her in diesem Schwank, auch an Situationskomik fehlt es nicht und an manchem heiteren Blitzlicht. Am Ende scheint sich aus allen Verästelungen wieder das normale Leben herauszuschälen, aber dann gibt es erst den richtigen Knalleffekt, und wer weiß, wie Roland sich davon erholt, wenn er nun doch noch "fleegen schall". Er hat sich mit seiner Angst schön etwas eingebrockt und mag jenen mit Werbeslogans vollgestopften Versandhausvertreter Otto Cornelius Pufahl dorthin wünschen, wo der Pfeffer wächst.
Karin Heyel, Ralf-Rüdiger Beyer und Wilfried Pampuch
Günter Boye als Speelbaas gab der Aufführung das richtige Tempo und ließ den sprühenden Witz überall aufleuchten. Daß Roland wirklich von der Angst gepeinigt wurde, als erhörte, die gewonnene Reise nach Indien sei eine Flugreise, durfte man Wilfried Pampuch jederzeit glauben. Nicht nur seine Frau Herma,von Karin Heyel dargestellt, die die Ängste ihres Mannes nicht teilt, sondern auch die Tante Ubine, hager und handfest von Herta Tapken auf die Bühne gestellt, und das Lieschen von Hanna Christoffers taten ihr übriges, dem Roland kräftig zuzusetzen.
Tante Ubine verstieg sich zu der Bemerkung, mit dem Bus und auch mit ihrem Fahrrad könne er nicht nach Indien reisen, und Lieschen Halvekatt trug es noch dicker auf und ließ das Flugzeug schon gegen einen Eisberg rasen; diesem "Wäkenblatt" des Dorfes blieb zwar dauernd "die Luft weg", aber mit dem Mundwerk war sie immer obenauf, sie war nicht nur das ,.Original" des Dorfes, sondern der ganzen Aufführung.
Horst Jönck glänzte in der Rolle des geschäftigen Versandhausvertreters, der Verwirrung anstiftete, wo er gute Nachrichten zu bringen vermeinte. Was sich zwischen dem "jungen Paar" Anja de Ries (Margot Andrews Jäke) und dem Nachbarssohn Hanno Haag (Ralf Rüdiger Beyer) abspielte, gab dem Schwank immer zur rechten Zeit eine heitere Beschwingtheit, wenn die Komik alles durcheinandergebracht hatte.
Für das von August Ahlers (Oldenburg) entworfene Bühnenbild hatten wieder Klaus Panka, Alfred und Wilfried Christoffers, Karl Heinz Goldenstem, Uwe Rozga und Norbert Ungermann auf liebevolle Weise gesorgt. Herbert Ulrich hatte für alle und für jede Rolle die rechte ,.Klöör" erdacht, Marga Goldenstem für das, was auf der Bühne stand, Peter Paus und Erwin Telgmann schließlich die richtige Beleuchtung.
Tante Ubine (Herta Tapken) hatte stets die Lacher auf ihrer Seite, wenn sie mit dem Radl durch die Kulissen kam (rechts Margot Andrews-Jäkel)