Niedersächsische Erstaufführung
DE PAGELUUNS
Komödie in drei Akten von Dieter Jorschick
Inszenierung: Günter Boye
Bühnenbild: August Ahlers
Beleuchtung: Peter Pfaus, Erwin Telgmann
Souffleuse: Christine Fein
Requisiten: Marga Goldenstein
Inspizient:: Willy Meinert
Bühnenbildbau: Klaus Panka, Karl-Heinz Goldenstein, Walter Borraß,
Erwin Hildebrandt, Alfred Christoffers u.a.
Bühnenmaler: Herbert Ulbrich
Rollen und Darsteller:
Erich Paul Pagels - Wilfried Pampuch
Herbert Kruthoff - Horst Jönck
Elsbeth Kruthoff - Karin Heyel
Kalle Wurster - Michael Müller
Alwine Sonnenschein - Roswitha Bertz
Senatsrat Dr. Julius Schmitz-Bergheim - Ralf-Rüdiger Bayer
Winfried Rotermund - Willy Meinert
König Tahowubúhoa van Mabujug - Horst Karstens
Kellner - Claus Miehlke
Pastor - Klaus Panka
Börgermeister - Karl-Heinz Goldenstein
Kalle und Erich sind Meisterköche (Michael Müller und Wilfried Pampuch)
JEVERSCHES WOCHENBLATT
Erfolg vor leider nur halbvollem Haus
Premiere von "De Pageluuns" mit der Niederdeutschen Bühne in der Jadestadt
von Jutta Schmidt
Wilhelmshaven. Das Premieren recht unterschiedlich vom Publikum aufgenommen werden, erlebte die Niederdeutsche Bühne am Donnerstagabend. War ihre letzte Premiere "De vergnögte Tankstell" bereits ausverkauft, so mußte das Ensemble ihre vierte Inszenierung "De Pageluuns" vor einem halbbesetzten Haus aufführen. Trotzdem wurde es wieder ein großer Erfolg für die Niederdeutschen.
"De Pageluuns" Erstlingswerk von Dieter Jorschik. wurde vom Publikum begeistert aufgenommen. So war es auch nicht verwunderlich, daß der ehemalige Berufsschauspieler und jetzige Lektor des Theaterverlages Mahnke, am Schluß der Aufführung stolz auf die Bühne kam. Hatte er doch während der Vorstellung im Zuschauerraum gesessen und praktisch den Erfolg hautnah miterlebt.
Jorschik ist durch viele Rollen und insbesondere durch viele Inszenierungen am Niederdeutschen Theater Bremen bekannt geworden. Aber äuch in Wilhelmshaven ist der Autor kein Unbekannter. Er inszenierte 1980/81 das Stück "Cowboys, Quiddjes und Matrosen" und 1981/82 "Klävemann spielt Lebemann". Doch es .war nicht allein Jorschiks Verdienst, das die Premiere mit langanhaltendem Applaus belohnt wurde. Ebenso daran beteiligt waren die Darsteller der Niederdeutschen Bühne mit ihren schauspielerischen Leistungen. Unter der Regie von Günter Boye hatten sie diese Komödie einstudiert.
Horst Karstens überzeugt in der Rolle des Königs von Mabujog
Auf der Bühne, die nach einem Bühnenbild von August Ahlers und von Mitarbeitern des Theater in eine einfache Küche einer Landgaststätte verwandelt war. ging es recht hektisch und verwirrend zu. Wo sonst nur Gerichte wie Pommes mit Schnitzel oder Kartoffelsalat mit Würstchen über den Thresen gingen, sollte auf einmal königlich gekocht werden. Der Grund ist der Besuch des Königs Tahowub'uhoa von Mabujug (Horst Karstens). Sein Interesse gilt besonders den Pfauen auf plattdeutsch "De Pageluuns", die im Park der Gaststätte herumstolzieren!
Wilfried Pampuch, als Erich Paul Pagels, sieht seine große Chance gekommen, um endlich zu zeigen, was für ein hervorragender Koch er ist. Als er endlich sein Menü in sechs Gängen fertiggestellt hat, überschlagen sich die Ereignisse in der kleinen Küche, die Schauplatz der verrücktesten Szenen wird. Ein Kuddelmuddel entsteht, bei dem es an nichts fehlt. Und das nur, weil Gastwirt Kruthoff (Horst Jönck) seinem Koch verschweigt, daß der König kein Kaviar ißt und das Pfauen im Lande Mabujug heilig sind und ihre kulinarische Zubereitung ein Sakrileg ist. Und gerade diese "Pageluuns" sind es, die Pagels zu Taten hinreißen läßt, die schwere Folgen haben.
Mit vielen amüsanten Szenen, mit schlagfertigen Antworten und viel Wortwitz wird diese Komödie, deren Inhalt wir bereits in der Vorankündigung ausführlich beschrieben haben aufgeführt. Mit Karin Heyel, Michael Müller, Roswitha Bertz, Ralf Rüdiger Bayer, Willy Meinert, Klaus Miehlke, Klaus Panka und Karl Heinz Goldenstein waren weitere Darsteller auf der Bühne, die es verstanden haben, ihre Rolle so auszufüllen, daß sie dem Puplikum Applaus auf offener Szene entlocken konnten.
Weitere Aufführungen gibt es am 15.,18. und 25. Februar sowie am 4. und 8. März im Stadttheater Wilhelmshaven. Eine weitere Vorstellung gibt es am 27. Februar in Fedderwarden.
Erich Pagels (Wilfried Pampuch) duldet niemand an seinen Töpfen, auch nicht den Lehrer Rotermund (Wilfried Meinert)
WILHELMSHAVENER ZEITUNG
Pageluuns lecker zubereitet
Niederdeutsche Bühne hob firsche Komödie aus der Taufe
Von Barbara Schwarz
Pageluuns sind ein Genuß. Jedenfalls so, wie Speelbaas Günter Boye und alle seine Mitstreiter von der Niederdeutschen Bühne sie jetzt nach Dieter Jorschiks Rezept im Stadttheater servieren. Der Bratenduft steigt dem Zuschauer wirklich in die Nase. Dieter Jorschiks Erstlingswerk "De Pageluuns" Hochdeutsch: Die Pfauen erweist sich als ebenso unterhaltsam wie spannend. Auch wenn man die Katastrophe kommen sieht und meint, nun sei alles aus, schlägt Jorschik gewitzt einen Haken und beendet sein Spiel ganz anders, als er den Zuschauer zunächst glauben macht.
Der Erfolg einer Aufführung von Jorschiks "Pageluuns" hängt vor allem davon ab, daß die Hauptfigur, Koch Pagels, stark und überzeugend wirkt. In Wilfried Pampuch hat die Niederdeutsche Bühne Wilhelmshaven einen Koch, der in seinen Küchenreich souverän herrscht. Pampuch steht hinter dem riesigen, die ganze Bühnenmitte einnehmenden blauweißen Herd aus Uromas Zeiten souverän wie Tommy Gottschalk hinter dem seines Küchenstudios. Die Attitude stimmt hundertprozentig, die Küchengriffe sitzen wie gelernt. Pampuch macht auch all den Kummer eines Küchenmeisters glaubwürdig deutlich, der seinen Gästen immer nur Pommes mit Schnitzel oder Kartoffelsalat mit Kotelett oder Würsten in geringer Qualität zubereiten muß und dabei von der Haute Cuisine, vor allem von gebratenen Pageluuns im Federkleid träumt
Seinen Küchenjungen Kalle vermag Pagels mit seinen Träumen allerdings ebensowenig einzufangen, wie seine aufs Geld bedachte energische Krögersche Elsbeth, deren Mann sich an Pagels Braut Alwine heranmacht, als dieser nur noch das Festmahl für den König von Mabujug im Kopf hat. Als Küchenjunge Kalle, erstmals in größerer Rolle auf der Bühne Nachwuchsspieler Michael Müller, erstaunlich sicher und frisch.
Karin Heyel als Krögersche zeigt sich als schlagkräftiger Drachen mit einer zarten Schwäche für Pagels. Horst Jönck als angeheirateter Kröger darf mit Verständnis rechnen, wenn er bei dieser Frau öfter zur Flasche greift und an Alwine Klimmzüge macht. Roswitha Bertz ist ihm als Alwine eine ideale und komische Partnerin.
Ralf Rüdiger Bayer bringt das gestelzte Bürokratendeutsch des Senatsrats prächtig. Willy Meinert, als beduselter Schoolmester erstmals auf der Bühne, macht seine Sache ebenso gut, wie Claus Miehlke als Kellner sowie Klaus Panka und KarlHeinz Goldenstein in den stummen Rollen des Pastors und Börgermesters.
Horst Karstens merkt man den Spaß an, den ihm seine Rolle als farbiger Südseekönig bereitet. Günter Boye, der Speelbaas, hat mit Sinn für hintergründigen Humor Jorscheks Pageluuns richtig schön gar gebruzzelt. Ihm und auch dem anwesenden Autor galt auch der herzliche Beifall des Premierenpublikums. Und Lob verdienen ebenso alle, die August Ahlers schmucken Küchenentwurf gebaut und die prächtigen Pfauenattrappen angefertigt haben. Sie trugen auch dazu bei, daß die Pageluuns so gut mundeten.
Der Senatsrat Dr. Schmitz-Bergheim (Ralf-Rüdiger Beyer) möchte alles perfekt haben, Wirt Kruthoff (Horst Jönck) ist davon überzeugt, dass der Abend für ihn ein Erfolg wird.