1. Wiederaufführung (2), davor 1949/50 gespielt

DE MÖBLIERTE HERR

Schwank in drei Akten von Werner Schubert

Inszenierung: Albrecht C. Dennhardt
Bühnenbild: Albrecht C. Dennhardt, Arnold Preuß
Regieassistent Willy Meinert

Bühnenbau: Alfred Christoffers, Bernhard Bertram, Walter Borraß, Karl-Heinz Goldenstein, Erwin Hildebrandt, Uwe Rozga
Bühnenmaler: Herbert Ulbrich
Beleuchtung: Peter Pfaus
Inspizientin: Helga Borraß
Souffleuse: Heidi Rausch
Requisiten: Marga Goldenstein

Rollen und Darsteller
Frau Käselau - Käthe Baumann
August Käselau - Horst Jönck
Fro Wulf - Hanna Christoffers
Mariechen Wulf - Marion Zomerland
Frollein Berta Bliesemann - Helga Lauermann
Joachim Grützkopf - Wilfried Pampuch
Max Kolbe - Arnold Preuß
Mücke - Willy Meinert
Sniedermeistersch Wimm - Rika Jung
Krawuttke - Ralf-Rüdiger Bayer
Olga - Christine Fein

Drei Tratschtanten op´n Dutt: Käte Baumann, Helga Lauermann, Hanna Christoffers

WILHELMSHAVENER ZEITUNG

Niederdeutsche: Gepfeffertes Theater

Erfolgreiche Premiere mit Schwank "De möblierte Herr" / Dennhardt inszenierte

Von Theodor Murken

Ein Schwank bedeutet in einem Theaterspielplan etwa das gleiche wie der Pfeffer in einer Speise. Er bietet die Möglichkeit, menschliche Schwächen nicht nur anzuprangern, sondern auch so auf die Spitze zu treiben, daß die durchschlagende Wirkung nicht ausbleibt. Bedeutende Mimen der Bühne, wie z. B. Max Pallenberg, sind damit berühmt geworden. An versierten Schwank-Dichtern hat es nicht gefehlt.

In der niederdeutschen Literatur gehört Werner Schubert zu ihnen. 1919 in Kiel geboren, nach dem Abitur Musikstudent, hat der Krieg ihm leider zu schnell Dirigentenstab und Feder aus der Hand genommen. Mit 20 Jahren mußte er Soldat werden, seit 1943 ist er vermißt. Er hat nicht einmal der Uraufführung seines Schwanks "De möblierte Herr" 1940 durch die Ohnsorgbühne miterleben können.

Was sich in diesem Schwank alles ereignet, läßt sich kaum erzählen, wenn man es nicht verwässern will: Ein junger Mann mietet sich in einem alten Mietshaus ein Zimmer. Er hat sich nicht nur einen anderen Namen zugelegt, sondern kapselt sich auch gegen die Umwelt ab. Das muß ja seine Gründe haben. Sicher hat er etwas auf dem Kerbholz, meinen die Frauen, seine Vermieterin und ihre geschwätzigen Nachbarn. Frauen gehen solchen Dingen gerne auf den Grund. Nicht nur das sie entwickeln hier solch eine blühende Phantasie, daß einem die Haare zu Berge stehen. Das geschieht im Treppenhaus und auch im Zimmer des möblierten Herrn, in dem die Frauen herumschnüffeln und von einem Schrecken in den anderen fallen. Dieser Übereifer zahlt sich denn auch aus für den möblierten Herrn.

Die Niederdeutsche Bühne am Stadttheater Wilhelmshaven traf eine kluge Entscheidung, diesen Schwank aus der Kiste herauszuholen. Gut war auch der Einfall, einem "Profi" des Theaters die Regie zu übertragne. Ein echter Schwank braucht das nun einmal. Daß Albrecht C. Dennhardt, unter stützt von Wilma Welte und Bühnenleiter Arnold Preuß, dafür der richtige Mann war, bewies die Premiere.

Dennhardt hatte die Darsteller so gut in seine Zange genommen, daß eine in jeder Beziehung temperamentvolle und straffe Aufführung zustande kam. Das Geschnatter der Frauen mit ihrem Getue, Verdächtigungen und Entdeckungen ging wie ein Schneetreiben auf das Publikum hernieder.

Krawuttke (Ralf-Rüdiger Bayer) passt im Hausflur immer auf alles und jeden auf

Es ist schwer, einen der elf Darsteller besonders hervorzuheben. Wenn wir den am Schluß nicht enden wollenden Beifall zum Maßstab machen sollten (und das können wir wohl), dann waren es ganz besonders Käthe Baumann als die Vermieterin Rosa Käselau, Hanna Christoffers als Nachbarin Fro Wulf und Helga Lauermann als das so hintergründige Frollein Berta Bliesemann, die aus ihren Rollen alles herausholten, was nur möglich war. Die Regie hatte ja auch offensichtlich Bedacht darauf genommen, neben allem Grobschlächtigen an Redeschwall auch manche Feinheiten nicht untergehen zu lassen, die ihre Wirkung denn auch nicht verfehlten. Daß August Käselau, der Mann der in Verdächtigungen sehr aktiven Vermieterin, gewiß nicht nur von den männlichen Zuschauern bedauert werden konnte, das machte Horst Jönck sehr glaubhaft.

Bühnenleiter Arnold Preuß war der möblierte Herr, der sich Max Kolbe nennt und es verstand, nicht nur Opfer zu sein, sondern am Schluß auch noch Sieger. Er wurde seine Olga (Christine Fein) los (was für das Publikum sehr beruhigend war, zumal sie einen anderen bekam) und machte mit Mariechen Wulf (Marion Zomerland) keinen schlechten Tausch. Und Rika Jung als Sniedermeistersche Wimm konnte nicht nur die Beschwipste echt mimen, sondern auch der Käselau noch ihre Meinung sagen.

Dann gab es noch Willi Pampuch als Bliesemanns heimlichen Liebhaber Joachim, Willi Meinert als Kunstmaler Mücke (auch mit seiner Gestalt für die Rolle gut ausgewählt) und Ralf Rüdiger Bayer als Hauswirt Krawuttke, der sich um die alte Sniedermeistersche kümmert. Ein Lob noch für das Bühnenbild nach der Idee von Dennhardt und Preuß, das Alter des Mietshauses durch die Jugendstilscheiben am Treppenhaus andeutend, ausgeführt von geschickten Händen unter der Leitung von Alfred Christoffers.


Im Hausflur ist kräftig was los...

JEVERSCHES WOCHENBLATT

Klatsch und Tratsch amüsierten das Premierenpublikum glänzend

Niederdeutsche Bühne Wilhelmshaven kommt auch nach Sande

Von Jutta Schmidt

Wilhelmshaven. Langanhaltenden Beifall erhielten am 2. Weihnachtstag die Mitglieder der Niederdeutschen Bühne für ihre Aufführung des Schwanks "De möblierte Herr". Zu dieser Premiere ihrer dritten. Inszenierung hatten die Niederdeutschen ein ausverkauftes Haus. Zwei Stunden erlebten die Zuschauer wie turbulent es in einem Treppenhaus zugehen kann, wo Tratsch und Klatsch regieren. Auch wenn der Schwank von Werner Schubert bereits 48 Jahre alt ist, an Aktualität wird er nie verlieren, denn "Sluderee", wo auch immer; wird es geben, so lange sich die Erde dreht. Aber nicht immer wird er so amüsant sein; wie bei der Einstudierung der Niederdeutschen.

Die neun Darsteller im Spiel waren bei der Rollenvergabe gut bedient worden. Ganz vornean standen die drei Nachbarinnen Rosa Käselau .(Käthe Baumann), Frau Wulf (Hanna Christoffers) und Fräulein Bliesemann (Helga Lauermann), die mit ihren Tratsch und Klatsch für allerlei Aufregung und Verwirrung sorgen. Sie. hatten als "tratschende Weiber" die Lacher schnell auf ihrer Seite und Applaus auf offener Szene gab es immer wieder. Seit Tagen schon verschwinden die vor der Tür abgestellten , Brötchen, und die Milch der Frau Käselau. Sie hat natürlich gleich ihren "möblierten Herrn", Max Kolbe (Arnold Preuß), in Verdacht, der sich doch recht mysteriös verhält. Doch Max Kolbe hat nur Augen für die Tochter der Frau Wulf, für Mariechen (Matton Zomerland).

Als , dann auch noch Olga (Christine Fein), die. verflossene von Max Kolbe und sein bester Freund Mücke (Willi Meinet) auftauchen, spitzt sich die Lage in dem alten Mietshaus zu, denn Max wohnt unter falschem Namen bei Frau Käselau, die ihn schließlich für einen Mädchenhändler und Mörder hält. So bleiben turbulente Verwechslungen nicht aus; die dafür sorgen, daß es im Treppenhaus hoch hergeht und das bei Tag und Nacht: Weitere Darsteller bei diene Aufführung waren Ralf-Rüdiger Bayer als Hauswirt und Joachim Grützkopp ' (Wifried Pampuch), als Hausfreund de jungfräulichen Berta Bliese mann. Ihr Auftritt als Sniedermeistersche Wimm war zwar nur kurz, doch Rika Jung war hervorragend. Den Mann von Frau Käselau spielte Hors Jönck. Die Regie bei diesem heiteren Stück führte Albrecht C. Dennhardt. Unter Mithilfe vor Wilma Welte und Arnold Preuß sorgte er wieder einmal dafür, daß die Premiere der Niederdeutschen Bühne ein großer Erfolg wurde. Bravo Rufe und tosender Beifall waren der Lohn des zufriedenen Publikums.

Weitere Aufführungstermine sind am Sonntag, 8. Januar; 15.30 Uhr und 20. Uhr Mittwoch; 11. Januar, Donnerstag, 12: Januar, (ev. Ge meindehaus Sande), Freitag 13. Januar (Agnes Miegel Schule), Freitag, 20. Januar Sonntag, 22. Januar, 15.30 Uh und 20 Uhr sowie Freitag, 27 Januar.


Max Kolbe (Arnold Preuß) ist froh, wenn er Olga (Christine Fein) endlich los wäre..