3. Wiederaufführung (4), davor 1952/53, 1959/60 und 1971/72 gespielt

RUND UM KAP HOORN

Lustspiel in drei Akten von Fritz Wempner
Musik Paul Gerlach

Inszenierung: Uwe Schmidt a.G.
Bühnenbild: Herbert Ulbrich, Klaus Panka
Musikanten: Cornelia Efferts, Gaby Fritz

Beleuchtung: Peter Pfaus
Requisiten: Marga Goldenstein
Bühnenbildbau: Walter Borraß, Erwin Hildebrandt, Karl-Heinz Goldenstein, Frank Schmidt, Günter Neverla, Klaus Panka

Rollen und Darsteller
Karl Nass, Kapitän - Horst Karstens
Jonny Tetens, Steuermann - Arnold Preuß
Walter Christiansen, Reeder - Karl-Heinz Schröder
Irmgard, seine Tochter - Maike Rosenberg
Falkenoog, Detektiv - Manfred Janßen
Mollich I und II, Detektive - Willy Meiner, Rolf-Peter Lauxtermann
Mia Brinkmann, Privatsekretärin - Heidi Rausch
Jette Preßkopp, Zeitungsfrau - Hanna Christoffers
Gäste in der Kneipe - Teile des Männergesangvereins "Nordsee"
Eduard Funk - Michael Hillers

Rund 20 Mitglieder des Männergesangvereins Nordsee waren belebendes Element auf der Bühne

WILHEMSHAVENER ZEITUNG

Weihnachtsüberraschung der Niederdeutschen

Glanzvolle Premiere mit dem Lustspiel "Rund um Kap Horn"

Von Theodor Murken

Zum vierten Male in 40 Jahren spielte die Niederdeutsche Bühne am Stadttheater Wilhelmshaven das Lustspiel "Rund um Kap Horn" des Flensburgers Fritz Wempner. Nach dem unvergeßlichen Willi Minauf in den 50er Jahren, dem Stadttheater Rudolf Sang 59/60 dem Landesbühnenmitglied Gerhard Erfurt gab nun Uwe Schmidt von der Landesbühne dem lustigen mit Musik und Lied von Gerhard Gerlach ausgestatteten Spiel neues frisches Leben. Mit den Darstellern war es nicht zuletzt das bunte Volk der mehr als 20 sangesfroher Kneipenbesucher, die zu einer von Anfang an fröhlichen Premiere am zweiten Weihnachtsabend beitrugen. Das vollbesetzte Haus war mehr als zwei Stunden von heiterer Stimmung erfüllt. Dabei ist das, was sich auf der Bühne in der St. Pauli Kellerkneipe "Kap Horn" zuträgt, gar nicht immer so heiter.

Es ist ja kaum zum Lachen, wenn ein Kapitän und ein Steuermann eine Kellerkneipe aufmachen müssen, weil sie keine Arbeit haben, und ein Kümo-Reeder der seiner Existenzerhaltung wegen seine Tochter zwingen will, einen reichen Mann zu heiraten, was sie partout nicht will. Deshalb verläßt sie das Haus und sucht Zuflucht bei ihren Jugendgespielen, den Kapitän, der nun Kneipenwirt geworden ist. Das gibt einen ordentlichen Spektakel in der Kellerkneipe ab. Es scheint vieles in die Brüche zu gehen. Die Sache sieht am Schluß gar nicht gut aus, aber plötzlich lösen sich alle Probleme.

Die Premierenaufführung hatte, wenn sich einige Male auch Premierenfieber bemerkbar machte, Schwung und Tempo. Sie entbehrte nicht mancher komödiantischer Einfälle, die auch dem Ernst eine heitere Seite abgewannen. Die Rolle der Reederstochter Irmgard Christiansen schien Maike Rosenberg auf den Leib geschrieben zu sein. Sie mußte sich, in den Keller geflüchtet, unkenntlich machen. Ihre Verwandlung von hübscher Jugendlichkeit in eine häßliche und dümmliche Köksch war so meisterhaft, daß selbst der Vater sie nicht wieder erkennen konnte.

Diesem, von Karl Heinz Schröder dargestellt, sah man an, daß er wohl zum ersten Male eine Kellerkneipe in St. Pauli aufsuchte, dazu noch in Begleitung seiner "Privatsekretärin" mit dem verdächtigen Vornamen Mia, bunt aufgeputzt, frech und dreist den Männer gegenüber, kein Prunkstück für den biederen Reeder, der auch frohsein konnte, daß sie Ersatz bei einem Generaldirektor fand. Heidi Rausch hatte die Aufgabe, dieser zwielichtigen Dame überzeugende Gestalt zu verleihen.

Die beiden Wirtsleute der Kneipe, Horst Karstens als Kaptein Korl Nass und Arnold Preuß als Stürmann Jonny Tetens, mußten in ihrem Lokal alle Stürme und Wetter über sich ergehen lassen. Das gab ihnen Gelegenheit, alle Register ihres Könnes zu ziehen. Besonders Horst Janßen verstand es, als Komödiant zu glänzen. Es gab einige Szenen, wo sich beide Seeleute in einer Haltung gegenüberstanden, die ihnen starken Beifall einbrachten.

Hanna Christoffers war als Zeitungsfrau Jette Preßkopp wieder redegewandt. Durch List konnte sie sich den Kaptain ergattern. Manfred Janßen, Willy Meinert und Rolf Lauxtermann waren als Detektive Falkenoog, Mollich I und Mollich fI köstlich auf und gegeneinander abgestimmte "Spürhunde" und Michael Hillers fügte sich in alles Geschehen als Rundfunkreporter Eduard Funk stilecht ein. Und stilecht war auch das Bühnenbild von Herbert Ulbrich und Klaus Panka; zur Einrichtung hatte das Jeversche Brauhaus beigetragen. Es fehlten nicht einmal die Positionslichter rot und grün. Daß es in "Kap Horn" manches Mal kräftig zwischen Steuerbord und Backbord hin und her schwankte, konnte man sich unschwer vorstellen.

Kleine Schaumschlacht zwischen Jonny und Karl (Arnold Preuß und Horst Karstens v.r.)

FRIESISCHER HAUSBOTE

Rund geht's bei der Niederdeutschen Bühne Wilhelmshaven zu

Weihnachtspremiere der Komödie 'Rund um Kap Horn'

Wilhelmshaven (RS). Korl Nass, Kapitän, und Jonny Tetens, Steuermann, sitzen auf dem Trockenen. Sie warten darauf, daß Walter Christiansen seine ContainerSchiff Neubauten fertiggestellt kriegt, um wieder auf Fahrt zu gehen. Vorübergehend haben sie eine Hafenkneipe 'Kap Horn' übernommen und sind als Wirtsleute vor Anker gegangen. Johnny hat aus enttäuschter Liebe zu der Lebedame Mia Probleme mit Frauen, besonders solchen, die gut aussehen. Da erscheint eines Tages die hübsche Tochter ihres Reeders, Irmgard, auf der Flucht vor der Ehe mit einem ungeliebten Kapitalisten. Ihr Vater, Walter Christiansen, will sie in diese Ehe zwingen, um sich einen Kapitalgeber für die Finanzierung seiner Container Schiff Neubauten zu sichern und seine Tochter standesgemäß zu verheiraten, obwohl oder gerade weil er selbst sich aus einfachen Verhältnissen hochgearbeitet hat.

Korl Nass, der Irmgard seit deren Kindheit kennt, nimmt die Eheflüchtige auf, nachdem sie sich ein pottenhäßliches Aussehen als Tarnung angeschminkt und angezogen hat. Von Zeitung, Detektiven und dem eigenen Vater gesucht und verfolgt, entgeht sie zunächst in ihrer Verkleidung und mit gut gespielter Begriffsstutzigkeit, ja, Dummheit den Verfolgern, nicht aber der Liebe.

Spiellust und Seemannsgarn ein Selbstgänger

Fritz Wemper hat mit der Musik von Gerhard Gerlach mit seinem musikalischen Lustspiel "Rund um Kap Horn" eine flotte, lockere Komödie im vielfarbigen Hafenmilieu geschaffen, das viele unterschiedliche, gut definierte und spielbare Typen in Aktion versetzt. Ein Stück, wie geschaffen, Spiellust in Gang zu setzen, pfiffige Regie Einfälle zu verwirklichen. Und es stört nicht im Gegenteil: es beschwingt, daß nach vielen Verwirrungen und witziger Situationskomik alles auf das Happy End zusteuert,. wo aus dem 'häßlichen Vogel' wieder der 'strahlend schöne weiße Schwan' wird und einen der Seelords ... Aber das sollte man sich viel besser im Theater flockig locker vorspielen lassen. Besser gesagt: vorgaukeln lassen. Denn dieses Lustspiel von seiner Anlage her ein 'Selbstgänger' darf man gar nicht erzählen. Es verlangt die gut geführten heiteren Komödianten und das entspannte Publikum. Augenzwinkern auf beiden Seiten bei flott serviertem Seemannsgarn. Und die Erst Regie von Uwe Schmidt (Landesbühne) ist auf genau dem richtigen Weg. Hier wird ein kein pseudo realistisches Melodram konstruiert. Nein, eine Abfolge traumhaft leichter verwirrender, spaßiger Situationen wirbelt bei eingängiger, spritziger Musik über die Bühne. Theater, das unterhält und Spaß macht, ja, verzaubert, in eine leichte Welt der Illusionen entführt.

Gestandene Mannsbilder und "doofe Nöt"

Und die Besetzung der Rollen am Niederdeutschen Theater Wilhelmshaven ist optimal. Denn spielen kann das Stück praktisch jede Bühne. Und "Rund um Kap Horn" ist aus dem Repertoire der Bühnen nicht mehr wegzudenken. Aber ein Genuß wird erst daraus, wenn es richtig besetzt ist. Und das ist den Wilhelmshavenem gelungen. Horst Karstens ist das kräftige und etwas füllige Mannsbild, das den Kapitän Korl Nass auf die Bühne bringt. Der typische Seebär, noch ein richtiger Mann und väterlicher Freund. Ihm zur Seite Johnny Tetens, den Arnold Preuß gut mit dem wendigen und zupackenden Freund Korl kontrastiert. Und der Frauenverachter darf sich auf der Bühne zum verliebten Verlobten entfalten. Eine Rolle, die Spaß macht. Maike Rosenberg hat mit der Reederstochtr Irmgard eine tolle Rolle übernommen. Sie darf die elegante Irmgard in die pottenhäßliche "doofe Nöt" verwandeln, sie darf eine herrlich lockere Komödie mit vielen Originalen im Hafenmilieu entfesseln sie spielt ein doppeltes Spiel. Und auf jeden Fall spielt sie gutes Theater. Eine Idealrolle.

Spiel mit dem Publikum

Ihren Vater, Walter Christiansen, stellt Karl Heinz Schröder auf die Wilhelmshavener Bühne. Sympathisch, aber keineswegs ohne menschliche, allzu menschliche Schwächen. Und dann die Zeitungsfrau Hette mit ihrem losen Mundwerk hier kann sich Hanna Christoffers, das 'Publikumspferd', so richtig ausspielen. Diese Rolle braucht Publikum, das Spiel mit dem Publikum, das Spiel zwischen Publikum und Bühne. Die zwei Karikaturen von Detektiven Falkenog (Manfred Jantzen) und Mollich (Willy Meinert) haben toller Einfall der Regie einen 'dritten Mann' in dem zweiten im Text nicht vorgesehen Mollich (Rolf Lauxtermann) bekommen. So lassen sich die witzigen Dümmlichkeiten noch mehr akzentuieren, läßt sich diese Paraderolle ein bißchen im Sinne von 'Dick und Doof' mit dem Trio noch mehr auskosten.

Mia Brinkmann, die aus den Niederungen der Halbwelt zur Dame aufgestiegene verflossene Liebe des Jonny, braucht die rauchig verrucht dunkle Stimme von Heidi Rausch. Und Michael Hillers erhält mit dem Rundfunkreporter Eduard Funk einen guten Einstieg in seine Bühnenlaufbahn. Leichte Kost mit viel Spielfreude, Spielwitz und einfallreicher Regie ein ganzer Männerchor wird sich auf der Bühne produzieren serviert, das garantiert beste Unterhaltung. Theater, das zwei Stunden lang Spaß macht. Und das alles live. Kein Wunder, daß der Vorverkauf schon auf vollen Touren läuft. Mach dir ein paar schöne Stunden. geh ins Niederdeutsche Theater Wilhelmshaven.

Die Detektive Mollich I + II (Rolf-Peter Lauxtermann, Wilfried Meinert) sowie Falkenoog (Manfred Janssen) sind großen Kriminalfällen auf der Spur