1. Gemeinschaftsproduktion mit Niederdeutsche Bühne Neuenburg
1. Wiederaufführung (2.), davor 1959/60 gespielt
TULIPANTJES
Komödie in drei Akten von Paul Schureck
Inszenierung Arnold Preuß
Bühnenbild Ewald Meine, Neuenburg
Kostüme: Ursula Halter a. G.
Bühnenbildbau: Wolfgang Fischer, Werner Haenecke, Erich Grönke, Gerd Langediers, Manfred Mittelstädt alle Neuenburg, Erwin Hildebrandt, Karl-Heinz Goldenstein, Günter Newerla, Frank Schmidt, alle Wilhelmshaven
Beleuchtung: Peter Pfaus, Uwe Freiberg
Maske: Willy Ochsendorf, Neuenburg
Inspizientin: Angela Janßen, Neuenburg
Requisiten: Gertrud Hilbers, Angela Janßen, Neuenburg
Souffleuse: Bernhardine Ochsendorf, Neuenburg
Rollen und Darsteller
Adrian Schellhammer, Hannelsmann för Tulipantjes - Wilfried Pampuch, Wilhelmshaven
Pieter Zevenhagen, sien Garner - Horst Jönck, Wilhelmshaven
Antje, Peter sien Dochter - Gudrun Oeltjen-Hinrichs, Neuenburg
Til van Horn, een reisen Maler - Jürgen Tapken, Wilhelmshaven
Pottebacker, Handwarksmester - Hermann Hinrichs, Neuenburg
Beerstraten, Handwarksmester - Güner Diers, Neuenburg
Bramm, Handwarksmeseter - Friedrich Lohmeyer, Neuenburg
Flora Pottebacker, sien Fro - Mariechen Goosmann, Neuenburg
Appelmann, Utroper - Claus Miehlke, Wilhelmshaven
Krögersch - Christine Fein, Wilhelmshaven
Jacob de Groot, Hannelsmann för Tulipantjes - Karl-Heinz Schröder, Wilhelmshaven
Ramp, Schellhammers Schriever - Peter Egenhoff, Neuenburg
Das Ensemble der 1. Gemeinschaftsproduktion Neuenburg - Wilhelmshaven
JEVERSCHES WOCHENBLATT
Tulipantjes als Spekulationsobjekt
Gelungene Gemeinschaftsaufführung der Niederdeutschen Bühnen
von Christian Erdmann
Wilhelmshaven. Die Tulpe - oder auf plattdeutsch "Tulipantjes" ist das Herzstück der Gemeinschaftsaufführung der Niederdeutschen Bühnen von Wilhelmshaven und Neuenburg. Das Stück spielt im 17. Jahrhundert in Holland in einer Zeit, wo jeder mit Tulpen, jener aus der Türkei eingeführten Wunderblume, aus der über 300 Sorten gezüchtet wurden, handelte. Die neuen "Kreationen" wurden große Modeblumen und daher zu Spekulationsobjekten. Aber auch hier kam es nach kurzer Zeit zu einem "Börsenkrach" und die Preise fielen ebenso rasch, wie sie zuvor gestiegen waren. Und so wurde so mancher Besitzer einer kostbaren Zwiebel über Nacht bettelarm.
In diesem Rahmen spielt die Kommödie von Paul Schurek inszeniert von Bühnenleiter Arnold Preuß ausgestattet mit Ensemblemitgliedern beider Bühnen. Herauszustellen sind vor allem Horst Jönck als Gärtner und Hermann Hinrichs als Pottebacker (Schornsteinfeger). Während Jönck den gelassenen, am Spekulationsgeschäft nicht interessierten Tulpenfachmann spielte, hatte Hermann Hinrichs die Rolle des gewinnriechenden, aber sachunkundigen Pottebacker zu spielen, der für 1000 Gulden eine vermeintlich wertvolle Zwiebel kaufte, deren Wert aber infolge des Börsenkrachs in beängstigende Tiefen rauschte. Bei allem Mitleid für seine traurige Situation mußte man doch ständig schmunzeln, wie er versuchte, das Unglücksding wieder loszuwerden, schließlich aber einpflanzen mußte.
Wilfried Pampuch spielte den Tulpenhändler Andrian Schellhammer, der als wortgewaltiger Spekulant vor keinem Wagnis zurückschreckte, am Ende jedoch das Nachsehen hat. Und dann war da noch Jürgen Tapken als Til van Horn, der als Reisender beim Gärtner Zevenhagen unterkommt und sich wie sollte es anders sein in Antje (Gudrun Oeltjen Hinrichs), die Tochter des Gärtners verliebte. In weiteren Rollen sind Günter Diers als Beerstraten, Friedrich Lohmeyer als Bramm, Mariechen Goesmann als arg geforderte Ehefrau des Pottebacker, Klaus Mielke als Appelmann, Karl Heinz Schröder als Tulpenhändler Jacob de Groot, Peter Egenhoff als Ramp und last but not least Christine Fein als Krögersch.
Ein Lob sei noch dem Bühnenbild von Ewald Meine ausgesprochen, bei dem man sich wirklich um zwei Jahrhunderte zurückversetzt fühlte. Dazu trugen aber auch die zeitgemäßen Kostüme von Ursula Halter bei. Alles in allem eine sehenswerte Aufführung, an deren Ende die Gerechtigkeit siegt und die Liebe dem Geld einen Haken schlägt.
WILHELMSHAVENER ZEITUNG
Als man um Tulipantjes wild spekulierte
Gemeinschaftsaufführung der Niederdeutschen Wilhelmshaven und Neuenburg
Von Theodor Murken
"Tulipantjes" ist der Titel einer Komödie von Paul Schurek vom Konkurrenzkampf. den holländische Tulpenhändler im 17. Jahrhundert ausgefochten haben. Man spekulierte mit dem, was Tulpenzüchter mit Kopf und Hand aus der Tulpe gemacht hatten, hielt Börsen ab. versuchte, viel Geld herauszuschlagen. Wie in seiner Komödie "Stratenmusik", die Schurek in die erste Reihe der niederdeutschen Bühnenautoren stellte, zeigte der Dichter auch hier auf, daß Geld nur Unheil anrichten kann. Der Gärtner will als Tulpenzüchter die "blaue Tulpe", die er erhofft, nicht zum Spielball der Spekulation werden lassen. will sie verschenken. Schon entbrennt sich ein Kampf um diese neue Tulpe. bevor sie erblüht ist. Und dann hat ihr die Natur doch nicht die blaue Farbe gegeben. Und das erweist sich als ein Segen.
Im Rahmen der Gemeinschaftsproduktionen innerhalb des Niederdeutschen Bühnenbundes haben sich die Niederdeutschen Bühnen von Wilhelmshaven und Neuenburg zusammengetan, Schureks Stück auf die Bühne zu bringen. Von den 12 Darstellern übenahm jede Bühne die Hälfte. Der Wilhelmshavener Arnold Preuß übernahm die Regie. Er hatte das Glück. daß beide Bühnen über geeignete Darsteller verfügen, denen ihre Rollen geradezu auf den Leib geschrieben waren. Das gilt besonders für die beiden konkurierenden Tulpenhändler in seiner eigenen Bühne: Wilfried Pampuch war für den Adrian Schellhammer der temperamentvolle Spekulant. der vor keinem Wagnis zurückschreckt und am Ende doch den kürzeren zieht. Dagegen war Karl Heinz Schröder als Amsterdammer Handelsmann Jacob de Groot als der durch Erfahrungen gereifte. weise gewordene Widerpart, der Schellhammer in seine Schranken verweist.
Auch die Rolle des Gärtners Peter Zevenhagen hatte ein Wilhelmshavener übernommen Horst Jönck gab ihm die echten Züge eines Mannes, der mit Klugheit und Bedacht den Tulpen ihre farblichen Schönheiten verleiht. Seine Tochter Antje soll der neuen Tulpe ihren Namen geben. Sie wurde von der Neuenburgerin Gudrun Oeltjen Hinrichs mit mädchenhaftem Reiz gespielt, so daß es mehr als glaubhaft wurde, daß Jürgen Tapken (Wilhelmshaven) als reisender Til van Horn von ihr bezaubert wurde (und sie von ihm) und sich auch als der richtige Gärtnerlehrling erwies. Und dann war da noch Schellhammers Schreiber Ramp, der seine Unterwürfigkeit, wenn auch etwas stark komödiantisch, so doch drastisch zum Ausdruck brachte und der am Schluß seinem Herrn, als dieser unterlegen war. mit stolz geschwellter Brust voranging und von der Bühne abtrat. Auch er (Peter Egenhoff) kommt aus der Neuenburger Bühne.
Einen starken Anteil an der Ausgewogenheit der darstellerischen Leistungen haben auch die Neuenburger Mariechen Goesmann und Hermann Hinrichs als die Eheleute Pottebacker. Den Mann, einen Schornsteinfegermeister, lockt auch die Spekulation mit den Tulpen, seine Frau beschwört ihn vergeblich. Von mehr als 1000 Gulden, die er für seine Tulpe bezahlt und dabei auch seine Frau mit in Zahlung gibt, bleiben ihm am Ende drei Gulden, die die Obrigkeit als amtlichen Preis verkündet, aber seine Frau bleibt ihm erhalten. Die Krögersche (Christine Fein, Wilhelmshaven) muß den Zechschulden nachtrauern, an denen die Neuenburger Günter Diers und Friedrich Lohmeyer als Handwerksmeister mit beteilitgt sind. Klaus Mielke als Utroper vervollständig die Reihe der Wilhelmshavener Darsteller. Wenn am Schluß das Publikum die Darsteller stürmisch feiert, waren außer dem Regisseur auch Ewald Meine als Bühnenbildner und Ursula Halter für die schönen historischen Kostüme daran beteiligt