Wilhelmshavener Erstaufführung
HEIN BUTENDÖRP SIEN BESTMANN
(Frauen an Bord)
Fischerkomödie in vier Akten von Ferdinand Oesau
Inszenierung Wilma Welte
Bühnenbild Wilma Welte
Bühnenbildbau: Erwin Hildebrandt, Karl-Heinz Goldenstein, Günter Newerla, Frank Schmidt, Klaus Panka
Bühnenmaler: Herbert Ulbrich
Beleuchtung: Peter Pfaus, Uwe Freiberg
Inspizientin: Helga Borraß
Requisiten: Marga Goldenstein, Klaus Aden
Souffleuse: Hildegard Steffens
Rollen und Darsteller
Hein Butendörp, Seefischer - Jürgen Tapken
Alma, sien Fro - Marion Zomerland
Jochen Fattholt, sien Swiegervadder - Horst Jönck
Trina Fattholt, sien Swiegermudder - Karin Heyel
Peter Fley, sien Bestmann - Horst Karstens
Rieke Stulp, sien Deenstdeern - Margot Andrews-Jäkel
Hein (Jürgen Tapken) geht groß aus mit seiner Schwiegermutter (Karin Heyel)
WILHELMSHAVENER ZEITUNG
Fröhlicher Ausklang bei den Niederdeutschen
Mit der Fischerkomödie "Hein Butendörp sien Bestmann" brachten sie Heiterkeit ins Theater
Von Theodor Murken
Die Liebe allein ist noch kein Garant für eine Ehe von Dauer. Es gehört noch einiges mehr dazu. So besonders eine geordnete Hauswirtschaft. Bei dem Fischer Hein Butendörp sieht es damit nicht gut aus. Er hat eine liebe Frau aus der Stadt geheiratet, aber im Haushalt geht alles drunter und drüber.
Das war Stoff für ein Bühnenwerk des 1866 an der Elbe geborenen und bis zu seinem Tode im Jahre 1955 seßhaften Ferdinand Oesau, die Komödie "Hein Butendörp sien Bestmann". Vor genau 60 Jahren brachte es Dr. Ohnsorg auf die Bühne. In neuer Überarbeitung wurde es nun von der Niederdeutschen Bühne am Stadttheater Wilhelmshaven zum Abschluß der Spielzeit von Wilma Welte inszeniert. Das bedeutet: sie hauchte dem Stück neues Leben ein. Das glückte ihr bestens.
Von den sechs Personen der Komödie spielen die drei Frauen eine dominierende Rolle. So war es nur klug, daß Spälbaas Arnold Preuß die Regie auch einer Frau übertrug. Wilma Welte verstand es denn auch, die weiblichen Charaktere so wirkungsvoll herauszustellen, daß ihr Eindruck auf die Männer nicht ohne Wirkung bleiben mußte.
Das Geschehen in der Küche des Butendörpschen Hauses lief in raschem Tempo ab. Nette Einfälle der Regie waren nicht zu übersehen. Köstlich war z. B. die Szene, in der die beiden Fischer Hein Butendörp, den Jürgen Tapken spielte, und sein Bestmann Peter Fley von Horst Karstens wie die Katze um den heißen Brei, das mit Grog gefüllte Glas umschlichen. Ausgerechnet die Schwiegermutter hatte es vorsorglich dem Fischer auf den Tisch gestellt, obwohl sich beide doch spinnefeind waren.
Sollte sie Gift hineingetan haben? Keineswegs. Diese Schwiegermutter, die Karin Heyel als resolute Hausfrau mit Herz und Klugheit verkörperte, hatte, von ihrer in Not geratenen Tochter herbeigerufen, schnell erkannt, daß die Ehe durch das hauswirtschaftliche Versagen ihrer Tochter vor dem Abgrund stand. Natürlich hatte sie auch ihren Mann im Griff, Horst Joenck war diese Rolle des Schwiegervaters zu gefallen, der so blindlings seine Tochter verteidigte, daß er dafür auch noch die Schelte seiner Frau einstecken mußte.
Alles drehte sich schließlich um diese Tochter und deren Mann Hein Bütendörp, der sie so sehr liebt, daß er nicht erkennt, wie der Haushalt in die Brüche zugehen droht. In Marion Zomerland besitzt die Bühne eine Darstellerin, die in jeder ihrer noch so unterschiedlichen Rollen aufgeht. Sie war eigentlich keine Schlampe" im gewöhnlichen Sinne, sie war mehr in Ihr Verhängnis hineingeschliddert, hatte "zu früh" geheiratet (was ja heute besonders beliebt ist). Man glaubte ihr die Ängste, ihr Mann könnte davon erfahren. Dafür, daß sie ein Dienstmädchen benötigte und eine Waschfrau, war ja noch der "liebende Gatte" verantwortlich.
Diese "Deenstdeern" hatte in Margot Andrews-Jäkel eine Darstellerin erhalten, der die Rolle auf den Leib geschrieben war. Sie hat in der Komödie mit "ihrem" Peter dem Bestmann, mancherlei zu überstehen, was beide veranlaßte, dem Haus den Rücken zuzukehren und ihr eigenes Glück zu suchen.
Die Frage blieb, was Hein Butendörp nun ohne Bestmann machen sollte. Schwiegermutter und Schwiegervater boten sich an doch auch seine (nun geläuterte) Frau. Hein Butendörps Entscheidung konnte nicht schwer sein aber die Schwiegermutter bleibt ihm als Lotse und der Schwiegervater immerhin noch zum Kartoffelschälen. Kein Wunder, daß das Premierenpublikum Darsteller und Regie stürmischen Beifall zollten.
Das verwöhnte Töchterlein (Marion Zomerland) bekommt die Beine nicht in die Gänge, also kann sie auch nicht arbeiten im Haushalt. Das sieht die Mutter (Karin Heyel) ja ganz anders.
JEVERSCHES WOCHENBLATT
Hein Butendörp sien Bestmann
Letzte Premiere dieser Spielzeit der Niederdeutschen Bühne
von Christian Erdmann
Wilhelmshaven. Die Niederdeutschen aus Wilhelmshaven führten das letzte Stück der laufenden Spielzeit 1990/91 auf. Mit der Komödie "Hein Butendörp sien Bestmann" von Ferdinand Oesau gelang der Bühne ein guter Griff "in die Kiste", um die Saison erfolgreich abzuschließen. Regie führte Wilma Welte, die sich auch das Bühnenbild ausgedacht hat.
Das Stück spielt im Schiffermilieu an der Küste, wo Hein Butendörp (Jürgen Tapken) als Seefischer arbeitet. Seine Frau Alma (Marion Zomerland), die aus besseren Kreisen stammt, geht die Hausarbeit nicht so recht von der Hand sie ist offensichtlich mit den ganzen Dingen überfordert. Insbesondere die Haushaltskasse hat nicht die Dimension, die nötig wäre, um ihren Ansprüchen gerecht zu weden. Zum Glück ist da noch Rieke Stulp (Margot AndrewsJäkel), die Alma im Haushalt ein wenig zur Hand geht soweit ihr Peter Fley (Horst Karstens), der Bestmann Hein Butendörps, dazu Gelegenheit gibt. Als die Probleme für Alma so groß werden, daß neben leeren Schränken, einem kalten Ofen auch noch der Gerichtsvollzieher offene Rechnungen eintreiben will, ruft Alma nach ihren Eltern, die auch prompt erscheinen. Jochen Pattholt (Horst Jönck) als Vater und Frau Trina (Karin Heyel) wollen sich nun den ungeliebten Schwiegersohn 'mal ordentlich zu Brust nehmen. Und so nimmt die kurzweilige Handlung ihren Lauf und es sei nicht mehr verraten, als daß es ordentlich etwas zu lachen gibt.
Jürgen Tapken spielt den fleißigen Seefischer, der seine Frau so sehr liebt, daß es ihm selbstverständlich erscheint, daß diese aufsteht, wann sie möchte während er morgens um fünf zur Arbeit muß. Marion Zomerland spieler die Rolle der hoffnungslos mit der Hausarbeit überforderten Ehefrau so überzeugend und liebenswürdig, daß man über ihre Ansichten allenfalls schmunzeln kann böse sein kann man ihr nicht.
Eine Paraderolle hat wieder Horst Karstens als Bestmann Fley übernommen. Daß er sich im Seemannsmilieu bestens auskennt, konnten die Zuschauer schon in "Rund um Kap Horn" sehen. Wenn man ihn auf der Bühne sieht, könnte man meinen, er sei mit dem Kutter zum Theater gefahren. Und die Art seines Spiels sorgte für die richtige Stimmung auf der Bühne ob er sich als "Vorkoster" für einen vermeintlich vergifteten Grog "opfert" oder abenteuerliche Pläne schmiedet, wie man die ungeliebte Schwiegermutter wieder nach Hause befördern kann. Aber Margot Andrews Jäkel zieht auch die richtigen Register, um sich gegen ihren Verehrer zur Wehr zu setzen.
Horst Jönck spielt seine Rolle als Schwiegervater genauso, wie man es bei dieser Tochter erwarten mußte er verhätschelt sein "Almchen" und erkennt nach einigen "Nachhilfestunden" seiner resoluten Ehefrau, wie die Dinge tatsächlich stehen. Die Szenen mit Karin Heysel sind geradezu köstlich, wenn der Zuschauer merkt, wer da die Hosen anhat spätestens, wenn das Kartoffelschälmesser verteilt wird.
Das Premierenpublikum bedankte sich bei allen Darstellern mit herzlichem lang anhaltendem Applaus. Das sehenswerte Stück wird am 7., 13., 14., 21., 25. April im Stadttheater Wilhelmshaven, am 18. April im Ev. Gemeindehaus Sande und am 19. April in der Agnes Miegel Schule Wilhelmshaven aufgeführt.
Auch ein Paar was gut zusammenpasst (Horst Karstens und Margot Andrews-Jäkel)