2. Wiederaufführung (3), davor 1956/57 und 1969/70 gespielt
KEEN UTKAMEN MIT´T INKAMEN
Komödie in drei Akten von Fritz Wempner
Inszenierung: Jürgen Tapken
Bühnenbild: Jürgen Tapken
Bühnenbildbau: Alfred Christoffers, Walter Borraß, Erwin Hildebrandt
Bühnentechnik: Michael Müller, Karl-Heinz Goldenstein, Gesienus Thomas, Günter Newerla, Frank Schmidt, Klaus Panka
Bühnenmaler: Herbert Ulbrich
Beleuchtung: Peter Pfaus, Uwe Freiberg
Inspizientin: Helga Borraß
Souffleuse: Hanna Christoffers
Requisiten: Marga Goldenstein
Rollen und Darsteller
August Bodendiek, Rentner - Günter Boye
Ida Bodendiek, seine Frau - Herta Tapken
Helmut Jäger, Obst- und Gemüsegroßhändler - Horst Karstens
Klaus, sein Sohn - Thorsten Könnecke
Gerry Franzen, später Frau Jäger - Roswitha Wunderlich
Lisa, ihre Tochter - Alexandra Janßen
Fide Sprott, Nachbar von Bodendieks und Rentner - Klaus Aden
Frau Bollmann, Frau von Lisas Chef - Heidi Rausch
Paula Sprott - Hanna Christoffers
Bodendieks (Herta Tapken und Günter Boye) studieren die Zeitung nach Untermietern durch
Wilhelmshavener Zeitung vom 10. 2. 1992
Wenn das Geld nicht reicht
"Kien Utkamen mit't Inkamen" erweckte viel Heiterkeit".
Von Theodor Murken.
Daß heute in so mancher Familie das Einkommen nicht ausreicht für alle Bedürfnisse und Wünsche des täglichen Lebens, könnte schon ausreichen für ein Theaterstück. Dem 1910 geborenen Schleswiger Autor kam aber der Einfall für ein Lustspiel über ein Rentner Ehepaar, das sein Einkommen durch die Vermietung eines möblierten Zimmers aufstocken möchte. Durch einen besonderen Zufall vermietet das Ehepaar das Zimmer aber doppelt. Das ruft nun mancherlei Komplikationen hervor.
Fritz Wempner machte daraus in den 50er Jahren ein "lustig Spill". Er liebte am Plattdeutsch die heitere Seite und spielte bei der Niederdeutschen Bühne Flensburg auch die heiteren Rollen. Wie in Plattdeutsch hatte das Stück auch in hochdeutscher Sprache einen guten Bühnenerfolg. Kein Wunder, denn seit Jahrtausenden ist bis in die Gegenwart das Geld (das man zuviel oder zu wenig hat) ein strittiges Thema.
Die Inszenierung der Niederdeutschen Bühne am Stadttheater Wilhelmshaven der Aufführung war von Jürgen Tapken darauf angelegt, die Handlung zur allerhöchsten Wirkung zu bringen. Es herrschte eine ständige Heiterkeit im vollbesetzten Theater. Am Schluß gab es viele Vorhänge. Man konnte sich vorstellen, daß diese Inszenierung dem entspricht, was Fritz Wempner mit der Bezeichnung "lustig Spill" ausdrücken will.
Da war z. B. Klaus Aden als Fite Sprott, der unter der Knute seines "Hausdrachens" seine Komödiantenrolle auf das Beste auszufüllen versteht. Seine Frau Paula dirigierte ihren Mann nur stimmlich. Hanna Christoffers hatte diese Role ohnehin als "Topustersche" übernommen.Das Rentner Ehepaar August und Ida Bodendiek, das seine Rente durch die Doppelvermietung des möblierten Zimmers sehr kräftig aufzubessern sucht, stellten Günter Boye und Herta Tapken in ihren unterschiedlichen Temperamenten sehr überzeugend dar. Man hatte seinen. Spaß daran, wie Günter Boye sich verschmitzt durch das aufregende Labyrinth lavierte.
Alles dreht sich in diesem Stück um einen Junggesellen und ein Fräulein, die als Untermieter in einem Bett schlafen, er am Tage sie in der Nacht. Alexandra Janßen und Thorsten Könnecke hatten (unwissend) dieses Kunststück zu vollbringen. Natürlich muß das bald herauskommen. Das ergibt dramatische Szenen. aber zum Schluß vertraufes Miteinander.
Zum harmonischen Ausklang tragen Roswitha Wunderlich als Mutter und Horst Karstens als Vater der Untermieter und Heidi Rausch als Chefin bei. Nur Fite Sprott muß bestürzt feststellen, daß seine Frau immer noch "die Hosen" anhat.
Klaus (Thorsten Könnecke) und Lisa (Alexandra Janßen) schweben im 7. Himmel
FRIESISCHER HAUSBOTE
Niederdeutsche Bühne Wilhelmshaven
Keen Utkamen mit'n Inkamen
Wilhelmshaven. Wenn ein Rentner Ehepaar ein Zimmer gleichzeitig an eine junge Frau und einen jungen Mann vermietet, die sich nicht kennen und von der Doppel Vermietung nichts wissen, dann muß das zu lustigen Verwicklungen kommen. Und na klar wird es ein Spiel um die Liebe. Und wenn dann noch ein paar Typen dazu auftauchen mit menschlichen Schwächen und einigen Macken und das alles so gut gespielt und inszeniert wird wie in Wilhelmshaven, dann dürfen sich die Zuschauer auf zwei locker unterhaltsame Stunden freuen.
Ida und August Bodensiek, das kinderlose Rentnerpaar, wollen ihre Finanzen ein wenig aufbessern. Denn bisher ist keen Utkamen mit 'n Inkamen. Per Anzeige bieten sie ein Zimmer zur Vermietung an. Und ohne daß sie davon wissen, vermietet er das Zimmer an die hübsche Sekretärin Lisa Franzen und sie an den jungen und ebenso sympathischen Klaus, Sohn des Obstund Gemüsehändlers Helmut Jäger.
Lisas Mutter, Gerry Franzen, hat die gemeinsame Wohnung mit ihrer Tochter aufgegeben, weil sie Helmut Jäger ehelichen will. Mit dem zukünftigen und unbekannten Vater und Bruder hat sie wenig im Sinn und braucht daher ein eigenes Zimmer.
Klaus fühlt sich von seinem Vater unverstanden, will sich auf eigene Beine stellen und beweisen, beginnt eine NachtFernfahrer Karriere und braucht, weil er sich von der ihm unbekannten zukünftigen neuen Mutter und Schwester verdrängt fühlt, tagsüber einen neuen Schlafplatz. Eine Zeitlang läuft das Mietgeschäft gut und ohne Störungen. Und die Bodendleks sind inzwischen ein gut eingespieltes Team geworden: Morgens beim Schichtwechsel wenn Lisa zur Arbeit gegangen ist und ehe Klaus müde von der Arbeit kommt tauschen sie Bettzeug, Toilettensachen, Pyjama und Nachthemd in Windeseile aus.
Ehe oder Kündigung
Doch dann kommt das Betriebsfest. Und unerwartet tauchen Lisa und die Frau ihres Chefs Bollmann zur Unzeit auf. So müssen ganz spontan und improvisiert Lisa und Klaus ein glückliches Eheleben spielen. Denn wegen der übersteigerten Eifersucht der Frau Bollmann hat Lisa ihre Sekretärinnenstelle nur als angeblich verheiratete Mutter erhalten. Aber es kommt noch 'schlimmer': Lisa muß Klaus als angeblichen Ehemann mit zum Betriebsfest nehmen. Und der hat wie das Schicksal so spielt auch Zeit. Denn sein Vater hat die Kündigung bei der Speditionsfirma erwirkt, weil sein Sohn Klaus eine Partie Apfelsinen nicht transportiert hat. (Natürlich ist Klaus kein Bösewicht und hat edle Gründe, ja rettet durch seine scheinbar böse Tat seinen Vater vor schlimmen Geschäftseinbußen. Doch das alles klärt sich erst beim Happy End auf.)
Aber es droht noch mehr Unbill. Denn die streitsüchtige Nachbarin Paula Sprott, die mit den Bodendieks im DauerClinch liegt, will das liebenswerte Rentnerpaar wegen geschäftsmäßiger Kuppelei anzeigen. Was bisher spaßiges Theater war, bei dem der Ehemann und Pantoffelheld Fide Sprott eine besonders amüsante Rolle spielte, wird nun bitterer Ernst. (Doch es wäre keine Komödie, wenn es nicht auch hier eine lustige Lösung gäbe.) Werden sich die verschiedenen Parteien Eltern, Kinder, Nachbarn, Chefin am Ende in die Haare geraten? Werden Karrieren zerstört werden, wird das Rentnerpaar im Knast am Hungertuche nagen? Nun spannungsreiche Geduld bis zum 3. Akt der Komödie 'Keen Utkamen mit 'n Inkamen'.
Mit einfallsreicher und konsequenter Regie inszeniert Jürgen Tapken eine flotte Komödie, die dem guten Ensemble viel Raum für ideenreiches Spiel läßt. Die Charaktere werden pointiert entwickelt, die Situationskomik amüsant ausgespielt.
August Bodendiek, ein Opa zum Liebhaben, aber keineswegs senil oder gar vertrottelt. Im Gegenteil: äußerst lebendig verschmitzt und liebenswert menschlich. Günther Boye versprüht herzerfrischenden Spielwitz. Ihm zur Seite Herta Tapken als die etwas widerborstige, sehr selbstbewußte und nüchtern patente Ida Bodendiek. Ihr herber Charme macht sie sympathisch, ihr Zusammenspiel mit Günter Boye gibt der Inszenierung Pfiff.
Comedy at its best
Alexandra Janssen mit ihrer eindrucksvollen Stimme spielt die Lisa Franzen als charmante, lockere, aber äußerst zielstrebige und selbstbewußte junge Frau. Eine bemerkenswerte' Leistung in ihrer ersten großen Rolle. Klaus Jäger: Sonnyboy und ein wenig zorniger junger Mann und vor allem schwärmerisch verknallt (Wat makt man blots mit soveel Leev?!). Gekonnt variiert Thorsten Könnecke die unterschiedlichen Stimmungslagen, unterstützt sein Spiel mit lebhaft variabler Mimik.
Klaus Aden mit seinem trocken ausgespielten Humor ist der richtige Komödiant für die köstliche Rolle des Fide Sprott. Mit August Bodendiek spielt er seinem abwesenden, nur akustisch präsenten Hausdrachen Paula herrliches SchmierenTheater vor. Und für selige Augenblicke ist der Pantoffelheld einmal Mann. Toll auch Klaus Adens Solo, wo er den alkoholisierten Schlappschwanz zum Möchtegern Macho aufbaut.
Roswitha Wunderlich gibt mit ihrer ausdrucksvollen, modulationsfähigen Stimme der Gerry Franzen, Lisas Mutter, sehr menschliche Züge, mit einem freundlichen Schuß Ironie. Heidi Rausch kann ihr volles komödiantisches Temperament und ihre rauchig verruchte Stimme bei der eifersüchtigen, affektieren Chef Frau Bollmann prächtig zum Ausdruck bringen. Immer im Off nie zu sehen, aber auch nie zu überhören Hanna Christophers als Paula Sprott. Das durch die letzte äußerst erfolgreiche Inszenierung 'To'n Düwel mit'n Sex' wird auch mit der Komödie 'Keen Utkamen mit 'n Inkamen' voll auf seine Kosten.
Gerry Franzen (Roswitha Wunderlich) bringt bei Bodendieks (Herta Tapken, Günter Boye) und Lisa (Alexandra Janßen) noch einiges durcheinander