Ut de Oort Slagen

Wilhelmshavener Erstaufführung

UT DE OORT SLAGEN

Nedderdüütsch Schauspill von Adolf Wenck

Aufführungen im Gesellschaftshaus

Spälbaas: Heinrich Frese

Lüüd:
Cassen Vollmer, Olendeeler - Hermann Beuß
Dirk, de Buer, sien Sön van sien eerst Fro - Willi Robe
Eike, Dirk sien Fro - Therese Peters
Dreews, sien anner Sön, ok van sien eerst Fro - Willy Beutz
Wiebke, sien Dochter van sien tweet Fro - Nelly Schwarting
Ernst Fölsch - Emil Meinen
Dörte, Lüttdeern bi Dirk un Eike - Ellen Tammen
Jochen, de ole Knecht - Christoph Janßen
Landow, Derektor van een Ölkonzern - Johannes Nottelmann
Riever, Verdreder van een Ölkonzern - Erich Stammereilers
Danielsen, een Afkaat - Willi Völker

PRESSESTIMMEN

"Ut de Oort slagen"

Eine glänzende Aufführung der Niederdeutschen Bühne Rüstringen

von Theodor Murken

Das niederdeutsche Schauspiel von Adolf Wenck, auf dessen Inhalt und Sinn wir in unserem gestrigen Artikel bereits eingingen, erlebte gestern abend im Gesellschafshaus durch die Niederdeutsche Bühne Rüstringen eine Aufführung, den vom Geist dieses Stückes voll gerecht wurde und in darstellerischer Hinsicht eine Glanzleistung war. Daß ist umso höher zu werten, da das Stück an die Darsteller besondere Anforderungen stellt. Der Dichter zeigt hier seelische Konflikte auf, und es gehört besonders für die Darsteller der Hauptrollen eom großes Maß von Können und Einfühlungsvermögen dazu, dem Stück in vollem Umfange gerecht zu werden.

Wir schilderten gestern, daß in diesem Schauspiel ein Bauernhof in der Lüneburger Heide im Mittelpunkt des Geschehens steht, wie ein Kampf um diesen Hof entbrennt innerhalb der Familie. Der Kampf um den Hof, der ja schon manchem plattdeutschen Stück als Thema gedient hat, wird hier von einer ganz neuen Seite aus behandelt. Wir erleben, wie Wiebke Vollmer ihr Leben opfert, um dem Hof einen Erben zu schenken, damit er nicht in fremde Hände kommt, auseinandergerissen und abgebrochen wird.

Speelbas Heinrich Frese hatte wieder jeden Darsteller an den richtigen Platz gestellt. Die Aufführung war wie aus einem Guß, und da auch der Dichter auf unnötige Längen in seinem Stück verzichtet, wurde der starke Eindruck des dramatischen Geschehens in keiner Weise beeinträchtigt. Besonders bei den beiden letzten Akten folgte das Haus mit tiefer Ergriffenheit der Aufführung.

An diesem Erfolg haben nun vor allen Dingen die beiden Hauptdarsteller ein besonderes Verdienst. Nelly Schwarting spielte die Wiebke. Sehr fein und überzeugend brachte sie im dritten Akt die seelische Größe dieses Mädchens zum Ausdruck. Hermann Beuß war der Altenteiler Cassen Vollmer. Einen prachtvollen alten Heidebauern stellte er auf die Bühne, einen Bauern, der mit Leib und Seele an seiner Heimat, an seinem Hof hangt, den seine Söhne für Geld verschachern wollen. Was die Seele dieses Mannes bewegt, als am Schluß des Stückes Ernst Fölsch (von Emil Meinen gut dargestellt) ihm den Tod Wiebkes mitteilt und ihm berichtet, daß sie durch ihren Tod dem Hof einen Erben geschenkt, damit er erhalten bleibe, daß konnte nicht eindrucksvoller und stärker zur Wirkung gebracht werden, als es durch Hermann Beuß` wirklich meisterhafte Darstellung geschah.

Eine schauspielerische Glanzleistung hat auch Therese Peters als Eike, die als Frau des jungen Vollmer-Bauern besonders eifrig den Verkauf des Hofes betreibt und dabei kein Mittel unversucht läßt. Sie ist die treibende Kraft, ihr Mann, von Willi Robe drastisch verkörpert, schwimmt ganz in ihrem Fahrwasser. Auch der zweite Vollmer-Sohn, den Willy Beutz überzeugend gestatete, gehört mit zu denen, die von dem Geld gelockt werden, aber am Schluß findet er wieder zur Heimat zurück.

Es müssen dann noch besonders genannt werden Ellen Tammen als Lüütdeern Dörte und Christoph Janßen als alter Knecht, weiter die beiden Vertreter des Ölkonzerns Johannes Nottelmann und Erich Stammereilers, und der Rechtsanwalt Danielsen, der von Willi Völker gespielt wurde. Sie tragen mit dazu bei, daß wir eine in sich geschlossene und abgerundete Aufführung erlebten.

Für März bereitet die Niederdeutsche Bühne Alma Rogges Lustspiel "Vergantschoster" vor.