Mien Mann, de fohrt to See (3. WA)

3. Wiederaufführung (4), davor 1950/51, 1953/54 und 1962/63 gespielt

MIEN MANN, DE FOHRT TO SEE

Komödie in drei Akten von Wilfried Wroost
musikalische Bearbeitung: Karl-Heinz Herpel

Inszenierung: Jan-Friso Meyer (Oldenburg)
Bühnenbild: August Ahlers

Bühnenbildbau: Enno Buß, Alfred Christoffers,
Karl-Heinz Goldenstein, Hans Tapken
Inspizientin: Bertha Herpel
Souffleuse: Karin Heyel
Requisiten: Herta Tapken

Rollen und Darsteller
Karl Brammer - Enno Buß
Mary Brammer - Hanna Christoffers
Friedrich Brammer - Horst Jönck
Augusta-Viktoria - Käthe Baumann
Mandus Sötje - Heino Aden
Malwine Sötje - Rika Jung
Adrian Pott - Friedrich Müller
Ulli Stichling - Helga Fleckenstein
Johannes Menck - Wilhelm Pick
Justus Aldag - Kurt Röthel

Die Trauergesellschaft ? - so fröhlich??? (hinten Wilhelm Pick, Kurt Röthel, Hanna Christoffers, Enno Buß - vorne Käte Baumann, Horst Jönck, Rika Jung, Heino Aden)

WILHELMSHAVENER ZEITUNG

Zuschauern Alltagssorgen vertrieben

Niederdeutsche Bühne brachte Weihnachten "Mien Mann de fohrt to See" heraus

Von Barbara Schwarz

Premiere der Niederdeutschen Bühne Rüstringen am 2.Weihnachtsfeiertag - das ist inzwischen gute Tradition. Das bedeutet auch allemal ein ausverkauftes Haus und ein Publikum, das bereit ist, sich mit Heiterem gut unterhalten zu lassen. Es möchte gern die Alltagssorgen vergessen und lachen. Wilfried Wroost Komödie "Mien Mann de fohrt to See" bietet dafür fast eine Garantie.

Der Gastwirt Karl Brammer muß wegen eines Zollvergehens hinter "schwedische Gardinen". Damit aber die Nachbarn und die Gäste nichts erfahren, damit aus Karl Brammer nicht Karl "Brummer" wird, startet er angeblich nach Fuhlsbüttel nicht in die Strafanstalt, sondern von dort, vom Flugplatz nach Rotterdam, um wieder als Smutje zur See zu fahren. . .

Das Unglück will es, daß ausgerechnet das Schiff, auf dem er anheuert, während eines Orkans bei Terschelling sinkt. Die liebe Verwandtschaft Schwester, Bruder, Schwager und Schwägerin reißen sich sofort um das Erbe, denn der kinderlosen Witwe stehen, da kein Testament vorliegt, nur 50 Prozent zu. Aber da taucht Karl höchst lebendig wieder auf. Er hat Urlaub auf Ehrenwort bekommen und sorgt dafür, daß zu Hause alles wieder ins Lot kommt:

Die böse Verwandtschaft wird an die Luft gesetzt. Der uneheliche Sohn bekommt den anständigen Namen des Vaters und eine liebe Braut dazu. Die Liebe zwischen Karl und seiner patenten Frau Mary hat sich durch all die gemeinsam ausgestandenen Nöte noch vertieft. Die finanziellen Sorgen werden durch ein Glückslos behoben, mit dem Mary zunächst geärgert werden sollte. Nur zwei Junggesellen, die es auf Frau Mary abgesehen hatten, müssen betrübt feststellen, daß sie nun doch noch nicht Witwe geworden und damit zu haben ist.

Die patente Wirtin Mary, die mit Energie und Geschick die schwierigsten Situationen deichselt, spielt Hanna Christoffers außerordentlich sympatisch. Enno Buß als ihr Mann Karl braucht bloß mit einer großen Kochsmütze auf der Bühne zu erscheinen und hat schon einen Sonderapplaus eingeheimst. Er ist mit Recht einer der beliebtesten Spieler der Niederdeutschen Bühne.

Mary Brammer (Hanna Christoffers) ist umschwärmt von Verehrern und Trauernden (v.l. Helga Fleckenstein, Friedirch Müller, Horst Jönc, Käte Baumann und Rika Jung)

Ganz großen Beifall und wie Hanna Christoffers auch vereinzelte Bravo Rufe beim Schlußbeifall bekam Heino Aden als Schwager Mandus, der mit einem bösen Weib gestraft ist und seinen Kummer im Alkohol zu ertränken versucht. Heino Aden, der etwas von einem weisen Clown, einem klugen August hat, liefert hier wirklich ein Kleinkunst Kabinettstück ab, besonders in der Mützen Szene.

Rika Jung und Käthe Baumann haben ebenso wie Horst Jönck ganz herrliche Rollen: sie dürfen so richtig schön mies, geldgierig, bösartig und schadenfroh sein und spielen das auch mit Wonne voll aus. Die Erbauseinandersetzung der beiden Frauen ist einer der komischen Höhepunkte. Wilhelm Pick und Kurt Röthel sind zwei sehr komische Stammgäste auf Freiersfüßen. Und das sympatische junge Paar, die Serviererin Ulli und den Sohn Adrian spielen Helga Fleckenstein und Friedrich Müller.

Jan Friso Meyer, der Regisseur aus Oldenburg, hat einige sehr hübsche Einfälle inszeniert. So lacht man schon erwartungsfroh, wenn die böse liebe Verwandtschaft zum Fenster in die Gaststätte der Brammers hereinblickt. Insgesamt hätte man das Stück aber doch etwas straffen müssen, vielleicht hätte man auch die eine oder andere der gut gemeinten, an sich auch musikalisch hübschen Musiknummern von Karl Heinz Herpel fortlassen können. Der Aufführung hätte es insgesamt noch mehr Spannung gegeben. Aber da mag das Premierenfieber auch etwas mitgespielt haben. Vielleicht wird der Zusammenhalt des Ganzen etwas dichter in den folgenden Aufführungen.

Das Publikum am 2. Weihnachtstag hat sich jedenfalls prächtig amüsiert. Es gab sehr viel Szenenbeifall für die beliebten Darsteller, die wie immer alle mit großer Spielfreude dabei waren. Das ansehnliche Bühnenbild von August Ahlers (Oldenburg) gab auch den richtigen Rahmen.

Karl Brammer (Enno Buß) ist zurück. Es staunen die anderen (Heino Aden, Hanna Christoffers, Horst Jönck, Käte Baumann und Rika Jung) sehr  - eine Szene aus "Mien Mann, de fohrt to See"