Radels üm Paul (WE)

Niedersächsische Erstaufführung

RADELS UM PAUL

Kriminalspiel in zwei Akten von Hans-Joachim Beck
Plattdeutsch von Erwin Herzig

Inszenierung: Albrecht C. Dennhardt
Bühnenbild August Ahlers

Bühnenbildbau: Klaus Panka, Alfred und Wilfried Christoffers,  Karl-Heinz Goldenstein, Norbert Untermann, Uwe Rozga u.a.
Bühnenmaler: Herbert Ulbrich
Inspizientin: Herta Tapken
Souffleuse: Helga Lauermann
Requisiten :Marga Goldenstein
Beleuchtung :Peter Pfaus, Erwin Telgmann

Rollen und Darsteller
Fritz Warnke, Gastweert un Bur - Günter Boye
Else Warnke, sien Fro - Brigitte Halbekath
Elke Warnke, sien Dochter - Wilma Welte
Paul, ehr Pleegsöhn - Wilfried Pampuch
Frank Nissen een jungen Buur - Jürgen Tapken
Hans Nordmann, Polizeimeister - Arnold Preuß
Karl Hanke, Hölpsmann op´n Hoff - Klaus Aden
Lilo Schmidt, Modell - Roswitha Bertz

Karl (Klaus Aden) ist in Lilo (Roswitha Bertz) verschossen

WILHELMSHAVENER ZEITUNG

Spannende Radels um Paul

Viele Bravo Rufe bei der Premiere

Von Barbara Schwarz

Riesenbeifall und Bravo Rufe, die besonders Klaus Aden galten: Die jüngste Premiere der Niederdeutschen Bühne "Radels um Paul" von Hans Jochen Beck in der Inszenierung von Albrecht C. Dennhardt war ein Riesenerfolg. Das Premierenpublikum im vollbesetzten Stadttheater war begeistert und dankte allen Mitwirkenden sowie dem Regisseur und dem aus Lübeck angereisten Autor mit herzlichem Beifall und Bravos. Spannend und kurzweilig, aber auch ein bißchen unglaubwürdig wie ein Derrick oder Tatort sind die Radels um Paul, deren Lösung wir hier nicht verraten wollen, um den vielen Freunden der Niederdeutschen Bühne, die sich auf diesen Krimi noch freuen, die Spannung nicht zu nehmen.

Albrecht C. Dennhardt, beliebter Schauspieler der Landesbühne, hat Becks Erstlingsstück mit viel Sinn für dramatische Spannung und handwerklichem Können inszeniert. Sehr geschickt gelöst die Rückblenden, ohne daß große Umbauten nötig waren. Den Spielern der Niederdeutschen Bühne hat er einiges abverlangt, und es zeigt sich wieder einmal, daß diese zu hervorragenden Leistungen fähig sind, wenn sie gefordert werden.

Hans Nordmann (Arnold Preuß) verhört Karl (Klaus Aden), die anderen (Jürgen Tapken, Wilma Welte, Günter Boye, Brigitte Halbekath)  hören aufmerksam zu - ist Karl ein Verbrecher?

Klaus Aden, dessen verstorbener Vater Heino schon zu den profiliertesten Charakterspielern der Niederdeutschen Bühne am Stadttheater Wilhelmshaven gehörte, wächst unter Dennhardts Regie über sich hinaus. Er zeichnet den Hilfsarbeiter Karl Hanke nicht einfach als Dorftrottel, sondern vielmehr als einen geistig behinderten Menschen, der nicht nur Mitleid, sondern Mitgefühl er weckt. Seiner herausragenden Leistung galt denn auch ein Großteil der Bravo Rufe.

Hervorragend auch Wilfried Pampuch in der Titelrolle. Er schafft es als Paul wirklich, daß man ihn zur Hölle oder sonstwohin wünscht. Brigitte Halbekath und Günter Boye spielen einfühlsam die armen, von Paul gepiesackten Eltern und Wilma Welte mit Frische die liebenswerte Stiefschwester. Alle drei hätten ebenso wie der von Jürgen Tapken mit sympathischen Zügen ausgestattete junge Bauer Grund, mit Paul eine Rechnung zu begleichen.

Auch der diensteifrige junge Polizeimeister Hans Nordmann ist mit gutem Grund hinter Paul her. Arnold Preuß stattete die etwas unglaubwürdige Figur des Polizeimeisters (welcher Polizeibeamte attackiert einen schwer herzkranken alten Mann schon derart; noch dazu wenn er ihn, wie hier auf dem Dorf, so gut kennt) mit der vom Autor geforderten Schärfe aus. Roswitha Bertz, nach längerer Pause wieder einmal dabei, verdreht als attraktives "Modell" dem armen Hilfsarbeiter Karl total den Kopf.

Sie bereiten dem Publikum zwei spannende Stunden (v.l. Klaus Aden, Brigitte Halbekath, Jürgen Tapken, Wilma Welte, Günter Boye, Arnold Preuß, Wilfried Pampuch, Roswitha Bertz)

Alles in allem zwei Stunden spannende Unterhaltung und Radels um Paul fast bis zur letzten Minute. Hans Jochen Becks Krimi dürfte wieder ein Renner der Niederdeutschen Bühne werden.