Flitterweken (1. WA)

1. Wiederaufführung (2.), davor 1972/73 gespielt

FLITTERWEKEN

(Flitterwochen)
Lustspiel in drei Akten von Paul Helwig
Niederdeutsche Bearbeitung von Hans-Jürgen Ott

Inszenierung: Michael Herrmann a.G.
Regieassistenz: Roswitha Wunderlich
Bühnenbild Michael Hermann

Bühnenbildbau: Walter Borraß, Karl-Heinz Goldenstein, Erwin Hildebrandt, Günter Newerla, Frank Schmidt und Klaus Panka
Bühnenmaler: Herbert Ulbrich
Beleuchtung: Peter Pfaus, Uwe Freiberg
Souffleuse: Petra Loschen, Alexandra Janßen
Requisiten: Marga Goldenstein
Inspizientin: Anne Hillers

Rollen und Darsteller
Ulla Witte, Pressefotografin - Marion Zomerland
Erich Stiebel - Arnold Preuß
Willi Helbrich, Architekt - Günter Jaedeke
Tina, Haushälterin - Roswitha Wunderlich
Sabine Senden, Innenarchitektin - Nina Nickel
Frau Senden - Annchen Warrings-Konken

Das Ensemble von "Flitterweken" (v.l. Arnold Preuß, Marion Zomerland, Nina Nickel, Günter Jaedeke, Roswitha Wunderlich, Annchen Warrings-Konken

WILHELMSHAVENER ZEITUNG

Erfolg mit flotten "Flitterweken"

Niederdeutsche Bühne eröffnete die neue Spielzeit

von Theodor Murken

Wenn eine Tochter ohne Wissen ihrer Mutter heiratet und dazu noch einen Mann, der dieser verhaßt ist, und wenn die Tochter der Mutter einen anderen als ihren Mann vorstellt, kann das eine böse Sache werden. Warum aber alles so ernst nehmen? Der 1893 in Lübeck geborene und 1963 verstorbene Schriftsteller Paul Helwig hat ein Lustspiel daraus gemacht: "Flitterweken". Hans Jürgen Ott hat es ins Plattdeutsche übersetzt. Ein junger Regisseur, Michael Herrmann, inszenierte es für die Niederdeutsche Bühne am Stadttheater Wilhelmshaven in komödiantischer Manier und errang so vor dem vollbesetzten Haus einen durchschlagenden Erfolg.

Mit "Flitterweken" eröffnete die Niederdeutsche Bühne die neue Spielzeit. Es war einiges neu: Das Bühnenbild von Michael Herrmann, ein Zimmer in grauer Farbe und mit großen Würfeln als Sitzmöbel. Eine junge Debütantin in einer Hauptrolle. Eine auch sonst mit netten Regieeinfällen gespickte Posse, mehr als ein "lüstig Spill", auf jeden Fall sehr theaterwirksam.

Sechs Personen agieren in den unterschiedlichsten Rollen. Fangen wir bei der letzten des Theaterzettels an: Roswitha Wunderlich als die dienstbare Tina entwickelte mit einem großen Hund auf dem Arm unwiderstehliche Komik auch dann, wenn sie ebenso schwieg wir ihr Hund. Nina Nickel, debütierte bei der Bühne in der Rolle jener Tochter Sabine, die heimlich heiratet. Sie spielte frisch und unbefangen und gab damit einen hoffnungsvollen "Einstand".

Man mußte gespannt sein auf den Augenblick, da der echte junge Ehemann (den Günter Jaedeke zu spielen hatte) der Mutter Sabines (Annchen WarringsKonken) gegenübertrat. Das geschieht erst im letzten Akt, nachdem im zweiten Akt die Mutter den falschen Schwiegersohn schon in ihre Arme genommen hatte. Interessant, zu sehen, wie schnell der Haß der Mutter verflog. Große Ansprüche stellt das Stück aber an zwei Darsteller, von denen der eine den falschen Ehemann Erich Stiebel verkörpern muß, und die andere, die als Ulla Witte und Freundin der Sabine den Erich Stiebel kennen lernt. Beide, Arnold Preuß als Erich Stiebel, und Marion Zomerland als Ulla Witte, beherrschen während aller drei Akte, weitgehend die Szene in allen Phasen komödiantischer Kunst, Liebe und Haß, Verzweiflung und Zerknirschung, auch in Zuneigung und Naivität.

Wir wollen nicht verraten, wie die ganze Sache ausgeht. Zu aller Verwunderung hebt sich im dritten Akt plötzlich eine Wand des Raumes, und es scheint so, daß die Flitterweken immer noch nicht zuende sind, ja, nun erst richtig beginnen. Mit dieser Premiere nahm die Spielzeit der Niederdeutschen einen wirkungsvollen Anfang. Ein besonderes Lob verdienten die Bühnenbauer unter Leitung von Klaus Panka und der Bühnenmaler Herbert Ulbrich, nicht zuletzt für die schön bemalten Würfel, wenn sie sicher auf die Dauer keine bequemen Stühle sind aber: Hochmut mutt Pien lieden . . .

Erich Stiebel (Arnold Preuß) versucht Frau Senden zu beeindrucken, Sabine (Nina Nickel) und Ulla Witte (Marion Zomerland) sind da eher skeptisch

Groden Post

F´groden in den "Flitterweeken"

300 Theaterfreunde erlebten Premiere in der Agnes-Miegel-Schule

Flitterwochen so steht es schwarz auf weiß im schweren Konversationslexikon sind die ersten Wochen eines jungen Ehepaares. Und weiter heißt es: "Flitterwochen" kommt vom althochdeutschen "flitarezzen", heißt soviel wie "liebkosen", und stammt auch vom mittelhochdeutschen Wort "Gevlitter" ab, was soviel wie "heimliches Lachen" bedeutet. Ganz und gar nicht heimlich, sondern schallend lachten rund 300 Theaterfreunde in der Aula der Agnes Miegel Schule, die sich bei der Premiere des neuen Stückes "Flitterweken" der Niederdeutschen Bühne die Lachtränen aus den Augen wischen mußten und bei den kuriosen und Verwicklungen auf der Bühne köstlich amüsierten

"Flitterweken" ist die Geschichte von Willi, Sabine, Ulla und Erich. Beinahe die wichtigste Rolle in einem Lustspiel: die der Mutter und Schwiegermutter. Die fehlte natürlich auch nicht in den "Flitterweken". Annchen Warrings Konken alias Frau Senden war als besorgte Mutter und nörgelnde Schwiegermutter neinahe der Drehund Angelpunkt der Geschichte. Was war passiert? Während eines gemeinsamen Urlaub mit ihrer Tochter kriegt sich Mutter Senden bei einem abendlichen Konzertbesuch mit einem jungen Mann in die Haare. Tochter Sabine (Nina Nickel) ist die ganze Sache peinlich, sie entschuldigt sich noch am selben Abend bei Willi Helbrich (Günter Jaedeke) für das Betragen der Mutter und verliebt sich in den jungen Mann. Auch der hat die Ohrfeige der rabiaten Konzertnachbarin längst vergessen und ist von Sabine ganz hin gerissen. Während eines Kuraufenthalts der Mutter heiraten die beiden heimlich.

"Doch eine Mutter will nicht nur glauben, daß es ihrem Kind gutgeht, sie will es wissen." Deshalb will sie ihren Schwiegersohn natürlich unbedingt kennenlernen. Anstatt der Mutter den symathischen Lümmel aus dem Urlaub als ihren Ehemann vorzustellen, gibt Sabine einen locker befreundeten Psychologen und Philosophen - Erich Striebel - als ihren Angetrauten aus, der nebenbei als Zeitungszusteller jobbt.

Um die Verwicklung komplett zu machen: Sabines Freundin Ulla (Marion Zomerland) verliebt sich in den Hilfs-Ehemann, Erich nimmt seine Aufgabe als "Göttergatte" etwas zu genau und verdirbt es sich nicht nur mit Tarn-Ehefrau Sabine, sondern auch mit seiner tatsächlichen Liebsten: Ulla. Als auch noch Sabines richtiger Ehemann Willi auftaucht, fliegt die ganze Geschichte natürlich auf.

Kein Lustspiel ohne Happy End: alle Pärchen kriegen sich, die Mutter ist versöhnt und es kann endlich richtig Hochzeit gefeiert werden. Warum nicht gleich so? Das Publikum ist begeistert und spendet lang anhaltenden Beifall. Bühnenleiter Arnold Preuß in der Rolle des Erich Striebel und natürlich auch die anderen Akteure vor und hinter den Kulissen freuten sich über den "Superstart" der neuen Spieltzeit der Niederdeutschen Bühne in F'groden. Arnold Preuß: "In der Vergangenheit hatten wir im Stadtnorden immer Probleme, genügend Menschen für das Theater zu begeistern. Heute bin ich rundum glücklich, so ein großes und begeistert mitgehendes Puplikum hatten wir hier schon lange nicht mehr." Hoffentlich setzt sich dieser positive Trend fort. Am Freitag, 29. November, sind die Niederdeutschen wieder in F'groden. Dann mit einem Krimi: "Tööv, dat dat düster warrt". Unbedingt vormerken.

Ulla (Marion Zomerland) denkt, ist er nun so bekloppt oder tut er nur so, der Erich Stiebel (Arnold Preuß)

Friesischer Hausbote

Publikumserfolg: Flitterweken

Wilhelmshaven. Liebe Leserin einmal Hand aufs Herz: Während du arglos Kurlaub machst, nutzt deine einzige heißgeliebte Tochter deine Abwesenheit zu einer gräßlichen Nacht und Nebel Aktion: Sie heiratet in aller Stille. Ihr Angetrauter ist eben jener Typ, der dich während eures letzten gemeinsamen Urlaubs zutiefst gekränkt hat. Nun noch cool? Verständnisvoll gar für das eigene Kind? Gemach es kommt noch schlimmer. Du erhälst einen Brief, in dem sie ihre heimliche Heirat beichtet und dich mit dem Foto ihres Mannes beglückt. Du willst sie gerührt in die Arme schließen? Bist gar ein wenig stolz auf den prächtigen Schwiegersohn? Deine Tochter also doch ein Abbild von dir? Ja du hast Recht. Denn sie hat dich noch einmal hereingelegt und dir ein falsches Foto gesandt. Das nun ist der Stoff, aus dem die Komödie 'Flitterweken, dem großen Publikumserfolg bei der NDB Wilhelmshaven, gemacht ist.

Turbulente und heitere Verwirrungen und Verwicklungen garantieren schon für sich zwei Stunden köstlicher Unterhaltung. Doch es kommt noch besser: Herrlich witzige Episoden und spritzig komödiantische Typen locker um die drei Hauptpersonen herum garniert sorgen für einen sprudelnden Unterhaltungs Cocktail.

Tina (Roswitha Wunderlich) ist schon etwas verwundert über Erich (Arnold Preuß), Ulla (Marion Zomerland) wundert sich überhaupt nicht mehr

Niederdeutsche Bühne Wilhelmshaven:

Turbulent und heiter in die neue Saison

Wilhelmshaven. Mit dem Lustspiel 'Flitterweken' von Paul Helwig (niederdeutsch: HansJürgen Ott) hat die Niederdeutsche Bühne einen witzig unterhaltsamen Start in die neue Saison gewählt. Und der Erfolg dürfte fast programmiert sein. Denn dieses Stück ist schon einmal vor fast zwanzig Jahren beim Publikum sehr gut angekommen.

Worum geht's bei dieser Komödie? Natürlich um Liebe. Und natürlich wird sie happy enden. Aber bis dahin gibt es turbulente Verwirrungen und Verwicklungen, gewürzt mit Notlügen und Eifersucht. Und der Zuschauer weiß immer ein bißchen mehr als die Personen auf der Bühne. Und das bringt zusätzliches Vergnügen. Zur Sache Schätzchen: Frau Senden (Annchen Warrings Konken) ist mit ihrer Tochter Sabine (Nina Nickel) in den Urlaub gefahren. Und beim Kurkonzert 'knallt's'. Mutter Senden fühlt sich zutiefst gekränkt durch Willi Helbrich (Günther Jaedeke). Und Tochter Sabine? Sie hat sich unsterblich verliebt in eben diesen Mann. Wie sag ich's meiner Mutter? Am besten (zunächst) gar nicht. Während diese ahnungslos zur Kur fährt, heiraten Sabine und Willi. Und die Mutter erfährt ein bißchen Wahrheit: Per Brief, in dem das Foto eines anderen Mannes liegt. Und da sich die Mutter ein falsches Bild von ihrem Schwiegersohn machen muß, kommt das Verwirrspiel nun erst richtig auf Touren. Zum Vergnügen des Zuschauers.

In weiteren Rollen sorgen Marion Zomerland, Arnold Preuß und Roswitha Wunderlich dafür, daß Mißverständnisse und Verwechslungen den witzig spritzigen Unterhaltungscocktail zum Sprudeln bringen. Auch bei der Niederdeutschen Bühne können Sie in der ersten Reihe sitzen. Und schließlich weiß Bühnenleiter Arnold Preuß: Plattdeutsch versteht jeden