1. Wiederaufführung, davor vor 1939

DIEDERK SCHALL FREEN

Komödie in einem Akt von August Hinrichs

Wilhelmshavener Zeitung vom 14. Juni 1950

Radio Bremen in Rüstersiel

Die Niederdeutsche Bühne Rüstringen wurde gestern aufs Band genommen

Das Rundfunkteam und die Sprecher bei der Arbeit - rechts im Vordergrund Willy Beutz - eine Szene aus "Diederk schall freen" - Spielzeit 1949/50 -

"Achtung, Aufnahme, bitte schneiden!" sagte der Aufnahmeleiter von Radio Bremen, und die Sprecher und Sprecherinnen der Niederdeutschen Bühne Rüstringen lasen am Mikrophon im Haus 23 des Hochschuldorfs Rüstersiel die Rollen des Einakters "Diederk schall freen" von August Hinrichs. Das Stück wird am 19. Juni um 20 Uhr über Radio Bremen zu hören sein. Willi B e u t z hat diese Sendung einstudiert, und die besten Kräfte seiner Bühne wirken mit. Wenn dann aus den Lautsprechern die bekannten Wilhelmshavener Stimmen tönen, weiß niemand. wie nüchtern und prosaisch so eine Aufnahme vor sich geht.

In der Ecke des Raumes steht die "Flasche", das Mikrophon. zur Wand hin durch Matratzen akustisch gesichert. Durch ein Fenster laufen die Kabel zum Aufnahmewagen, in dem sich das Magnetophonband auf seinen Tellern auf und abwickelt. Eine kurze Probeaufnahme - "bitte von Seite zwölf an . . ." - und dann rollt das Stück ab. Die "Darsteller" im New Look der Herren: in Hemdsärmeln, geben ihr Bestes, nachdem sie sich vorher mit Zitronensprudel gestärkt haben. Es klappt alles vorschriftsmäßig, und die Stimmen klingen im Lautsprecher des Wagens klar und rein.

Nordwestdeutsche Rundschau om 14. Juni 1950

Radio Bremen bei der Niederdeutschen Bühne Rüstringen

Das Rundfunkteam und die Sprecher bei der Arbeit - ganz rechts Willy Beutz - eine Szene aus "Diederk schall freen" - Spielzeit 1949/50 -

Gestern nachmittag standen im Hochschuldorf "die Mitglieder der Niederdeutschen Bühne Rüstringen zum ersten Male vor dem Mikrofon von Radio Bremen und spielten vor unsichtbarem Publikum August Hinrichs "Diederk schall freen".

Einige Meter vom Schauplatz entfernt mündeten die Kabelschlangen im Aufnahmewagen am Magnetofon. Die Aufnahme liegt bis zum nächsten Montag auf Eis, erst am 19. Juni zwischen 20 und 20.45 Uhr geht unter Spielleitung von Willy Beutz, das vom Leiter des Heimatfunks, Eberhard Freudenberg, bearbeitete Stück über den Sender.

Eine Anerkennung für die Arbeit der Niederdeutschen Bühne Rüstringen, die die Serie der plattdeutschen Rundfunkpremieren eröffnet. Das entscheidende Wort spricht die Technik. Der Mann am Tonband ist Publikum und ,,Schallbeleuchter" in einer Person. Willi Minauf mag noch so gut sprechen, wenn die Akustik im Raum nicht stimmt, dann hat der Regiefaden einen Webfehler. Das ganze Zimmerinventar wandert hin und her, um den unerwünschten Resonanzboden auszuschalten. Erfahrung ist alles.

Als schließlich Matratzen in Mikrofonnähe die Wände abdecken und überflüssigen Schall schlucken, die vorgezogenen Fenstervorhänge die Tonqualität abrunden, gibt Eberhard Freudenberg das Startsignal. Jeder bewegt sich im Hintergrund nur noch auf Zehenspitzen. Und doch mußte die Aufnahme noch einmal wegen eines kleinen Schönheitsfehlers "gelöscht" werden, man hörte bei der sofortigen Reproduktion der Szene am Lautsprecher deutlich das Umblättern der Manuskriptseiten vor dem Mikrofon. Noch einmal beginnt die Arbeit von vorn. Einige Stunden vergehen darüber, nachher rollt die Sendung im Radio in 45 Minuten ab.