Swattbunte Farken (WE)
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- Veröffentlicht: Donnerstag, 15. Oktober 2009 17:06
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Wilhelmshavener Erstaufführung
SWATTBUNTE FARKEN
Lustspiel in drei Akten von Jens Exler
Inszenierung: Willi Minauf
Bühnenbild: Eden-Bant
Inspizient: Erwin Neumann
Souffleuse: Erika Kramer
Technische Leitung: Herbert Ihnen
Rollen und Darsteller
Gerd Thiesen, Gastwirt und Gemeindevorsteher - Waldemar Schröder
Heino Thiesen, sein Sohn - Hermann Feldhaus
Lina, Haushälterin bei Thiesen - Therese Peters
Guste, Magd bei Thiesen - Ellen Beutz
Klaus, Großknecht bei Thiesen - Heino Aden
Ole Sörn, Bauer und Thiesen´s Nachbar - Arno Tholen
Lotte Sörn, seine Tochter - Hanna Meyer
Jörn Bessenbinner, ein Landstreicher - Willi Minauf
An der Schiebkarre Ellen Beutz als Guste und ganz rechts Willy Minauf als Jörn Bessenbinder - Ein Szenenfoto aus "Swattbunte Farken"-
Wilhelmshavener Zeitung vom 12.11.1950
Im WBC:,,Swattbunte Farken"
Die Niederdeutsche Bühne Rüstringen spielte diese Komödie in Erstaufführung
Regen und Wind konnten gestern Abend die Freunde der Niederdeutschen Bühne Rüstringen nicht abhalten, um die Erstaufführung der Komödie "Swattbunte Farken im Wilhelmshavener Bürgercasino mitzuerleben. Ein besseres Zeichen der Treue kann es eigentlich nicht geben. Gleichzeitig ist diese Tatsache aber auch ein Beweis dafür, daß sich diese Bühne in Wilhelmshaven einen festen Stamm von Besuchern gesichert hat, der mit ihr durch dick und dünn geht. "Treue um Treue" sagten sich die Spieler und legten eine Aufführung hin, die sehr gut war. Wenn wir "sehr gut" sagen, dann ganz bewußt aus vollem Herzen.
Die Komödie "Swattbunte Forken" schrieb Jens Exler Willi M i n a u f hat bei seiner Regie aber auch alles getan, um dem Sinn des Stückes gerecht zu werden. Er verstand es, seine Spieler so einzusetzen, daß sie einfach gezwungen waren, ihr Bestes zu geben. Als Landstreicher Jörn Bessenbinner war Willi Minauf der Schelm, der den "swattbunten" Gemeindeeber weiß anpinselte, denn der Gemeindevorsteher Gerd Thiesen .(Waldemar S c h r ö d e r) wollte nur einen weißen Eber kaufen. Was dieser Streich für Komplikationen auslöste, ist kaum zu beschreiben. Plötzlich warfen alle Sauen in der Gemeinde nur noch "swattbunte Farken" . . . und das bei einem "witten" Eber.
Der herrschsüchtige Gemeindevorsteher war aus dem Häuschen. Nun, die Komödie ist damit aber noch nicht zu Ende. Der Sohn des Gemeindevorstehers Heino Thiesen (Hermann F e l d h a u s) kehrte nach sechsjähriger Abwesenheit als Diplomlandwirt in seines Vaters Haus zurück. Die Haushälterin Lina (in bewährter Weise von Therese P e t e r s dargestellt) hatte das von langer Hand eingefädelt. Lotte Sörn (Hanna M e y e r) wartete schon voller Erwartung auf ihren Heino. Dabei muß man allerdings erwähnen, daß Lottes Vater Ole Sörn (Arno T h o l e n) sich mit Heinos Vater gar nicht gut stand . . . wegen der "swattbunten Forken".
Warum dem so war, das soll man am besten nicht erzählen, denn sonst nimmt man die schönste Pointe vorweg. Um nun aber das Bild der Komödie abzurunden. dürfen natürlich die Magd Guste (Ellen B e u t z in einer ihrer besten Rollen) und der Knecht Klaus (Heino Aden) nicht fehlen. Die Lieder von "Burlala" und "Lütt Matten", einstudiert von Willi Völker, sang eine Kindergruppe ausgezeichnet, wie überhaupt in dieser niederdeutschen Komödie das Lied sehr oft zu hören ist.
Das Bühnenbild schuf E d e n B a n t. Es brachte die richtige Mai Atmosphäre auf die Bühne. Tiefgründiger .niederdeutscher Humor, gepaart mit einem feinen Spott, das war der Tenor dieses Stückes. Dank der Niederdeutschen Bühne Rüstringen, die mit solchen Abenden den Wilhelmshavenern genußreiche Stunden schenkt.
ganz rechts: Willy Minauf als Jörn Bessenbinner, 2. von rechts. Heino Aden als Großknecht in - einer Szene aus "Swattbunte Farken" -
Nordwest Zeitung vom 13.11.1950
Niederdeutsche Bühne Rüstringen: "Swattbunte Farken"
Wilhelmshaven. Einen ehrlich verdienten Erfolg konnte die Niederdeutsche Bühne Rüstringen am Beginn ihrer Winterspielzeit verbuchen: Mit der dreiaktigen Komödie von Jens Exler "Swattbunte Farken" unterhielt sie im "Bürger-Casino" eine vielköpfige Zuschauermenge, die auch das echte Wilhelmshavener Wetter nicht gescheut hatte, um einen heimatlichen Abend zu erleben.
In einem naturalistischen, anheimelnden Bühnenbild von Eden-Bant trafen sich zum flüssigen Spiel nur im dritten Akt stolperte man noch über einige wenige Premierenmängel, denn gerade die "Auflösungs" Pointen kamen nicht so treffsicher wie vorher die spielfreudigen, munteren Laienspieler in einem flotten Stück. Darin ging es um die amüsante Bekehrung eines überheblichen Bauern und Gemeindevorstehers und außerdem um reizend anzuschauende und anzuhörende Liebe und Eifersüchteleien.
Jens Exler weiß, was er der Bühnenwirksamkeit schuldig ist und gibt seinen Personen und deren Reden und Handlungen den rechten Schuß Lebendigkeit und echten Witz, der ins Publikum hineinzündet. Guste und Klaus, gespielt von Ellen Beutz und Heino Aden, schossen an diesem Abend gemeinsam den Vogel ab; ein Pärchen, wie man sich's nicht besser wünschen konnte. Und dann der dritte im Bund: Willi Minaufs heiter besinnlicher Landstreicher, Jörn Bessenbinder. Er hatte aus seinen Liedern das Mittel gefunden, mit dem der, "Herr" Wirt, Bauer, Gemeindevomsteher, Feuerwehrhauptmann, Sparkassen- und Krankenkassenvorsteher (Waldemar Schröder gab ihm die Portion Großspurigkeit) von seiner Arroganz geheilt wird.
"Swattbunte Swine" kommen nicht in meinen Stall, hatte er wetternd prophezeit weil die anderen Bauern all solche ihr eigen nannten sondern nur weiße. Nun, Jörn Bessenbinner besorgte ihm einen weißen Eber: einen swattbunten, alle drei Tage von neuem mit weißer Farbe "aufgefrischten" Eber. Die Enthüllung dieses Streiches bricht das herrische Gebaren des so Angeführten.
In weiteren Rollen gefiel Therese Peters als Lina durch ihr freies, sicheres Spiel, Arno Tholen als rechtliebender Nachbar, und Hanna Meyer und Hermann Feldkamp als Lotte und Heino, manchmal ein wenig gehemmt, gaben ein sympathisches Paar ab. Willi Minaufs Regie war straff und zügig, so daß ein vollbesetztes Haus mit dem Gebotenen durchaus zufrieden sein konnte.
Willy Minauf, Regisseur und Darsteller des Jörn Bessenbinner singt " As Burlala eenst boren weer...." - eine Szene aus "Swattbunte Farken" -
Wilhelmshavener Rundschau vom 12.11.1950
Niederdeutsche Bühne: "Swattbunte Farken"
von Erwin Hildebrandt.
Die Niederdeutsche Bühne Rüstringen spielte sich längst über die engen innerdeutschen Sprachzäune hinweg und darf ihre guten Besucherzahlen auf der an sich neutralen Wilhelmshavener Insel im ostfriesischen "Sprachmeer" als Beweis buchen. Die "Swattbunten Farken", nach der handfesten Komödie von Jens Exler, die gestern abend im WBC über die Bühne ging, schloß den Kontakt noch enger, ohne Rücksicht auf einige Fachvokabeln, die den Genuß für "sonstige" Wilhelmshavener nicht im geringsten beeinträchtigte.
Bäuerliche Dickköpfigkeit feiert Orgien, aber schließlich setzt sich die Vernunft in Gestalt schwarzbunter Ferkel doch durch. Willi M i n a u f hielt die Regiefäden straff und ließ als Landstreicher keine Gelegenheit ungenutzt verstreichen, um gut pointiert die rechte Würze an den Mann zu bringen, dabei überzeugend schlagfertig sekundiert von der Magd Guste (Ellen B e u t z), deren Temperament den Funken in das Parkett überspringen ließ.
Für die Regie der Herzen sorgte Haushälterin Lina (Therese P e t e r s) mit sehr viel Fingerspitzengefühl, so daß schließlich der geizige Gemeindevorsteher (Waldemar S c h r ö d e r) vor soviel Treffsicherheit kapituliert und die beiden Liebesleute (Hanna Meyer und Hermann Feldhaus) doch den Sprung in die Ehe wagen können. Heino A d e n und Arno T h o l e n schlossen den Kreis. Das Bühnenbild schuf Eden- Bant , die Lieder studierte Willi V ö I k e r ein.