Wilhelmshavener Erstaufführung
DE VERGNÖGTE TANKSTELL
Lustspiel in drei Akten von Fritz Wempner
Inszenierung: Willi Minauf
Souffleuse: Marie Engelke
Inspizientin: Marie Siebels
Rollen und Darsteller
Gerd Jensen, Tankstellenbesitzer - Karl-Heinz Herpel
Willem Bock, Tankstellenwärter - Willy Robe
Mieke, Haushälterin - Annemarie Beermann
Dolly Hansen - Ellen Beutz
Ellen Lund, Fotoreporterin - Hanni Meyer
Hannes Puusch, Händler - Enno Buß
Dr. Ramm, Landarzt - Willi Minauf
Werner Stürmer, Kreisbauamt - Hermann Feldhaus
Krischan Menke, Bauer - Emil Meinen
Heike, seine Tochter - Elfriede Gerdes
Kassen Kreimann, Bauer - Heino Aden
Hier versucht sich Dolly Hansen (Ellen Beutz) als zigarrenrauchende Skatspielerin gegen Willem (Willi Robe) und Gerd Jensen (Karl-Heinz Herpel) - eine Szene aus "De vergnögte Tankstell" - Spielzeit 1952/53 -
Dolly (Ellen Beutz) wird von Gerd Jensen (Karl-Heinz Herpel) auf Händen getragen - eine Szene aus "De vergnögte Tankstell" - Spielzeit 1952/53 -
Dolly (Ellen Beutz) wird immer noch von Gerd Jensen (Karl-Heinz Herpel) auf Händen getragen, fröhlich blickt auch Willem drein - na, dann muss ja bald Schluß sein - eine Szene aus "De vergnögte Tankstell" - Spielzeit 1952/53 -
PRESSESTIMMEN
De vergnögte Tankstell" — Ein lustig Spill in dree Törns
Mit dem plattdeutschen Lustspiel „De vergnögte Tankstell" bereitete die Niederdeutsche Bühne Rüstringen ihren Besuchern eine besondere Freude, denn dieses Bühnenspiel des jungen Schleswig-Holsteiner Autoren Fritz Wempner bricht mit der herkömmlichen Art der Bauernkomödien. Es stellt das Milieu einer Tankstelle auf die Bretter und schildert Menschen mit unseren Sorgen und Nöten im Ablauf einer amüsanten Handlung, die ihrer Reize nicht entbehrt, obwohl die nach dem üblichen Komödien-Rezept „erfunden" wurde.
Schon nach dem ersten Bild ist die weitere Handlung klar. Aber Fritz Wempner langweilt seine Zuschauer nicht. Situationskomik, treffsichere Typenzeichnung, ein humor-gewürzter Dialog formen sich zu einer amüsanten Kurzweil, und um das etwas magere Handlungsgerippe rankt sich — gleichsam nur am Rande gestellt — die Erörterung „politischer" Alltagsweisheiten.
Die Spielschar der Niederdeutschen Bühne Rüstringen fand sich unter der Regie von Willi Minauf zu einem flotten und mitreißenden Ensemble-Spiel zusammen. Wohl gebietet es das Spiel von Laien, mit einem anderen Maß zu messen, als bei den Berufs-„Kollegen". Das muß aber gesagt werden: Die Spieler fanden sich überraschend gut in die Bühnenverhältnisse ein und gaben ihr Bestes zum Gelingen des vom gemeinsamen Willen beseelten Spiels. Karl-Heinz Herpel paßte sich seiner ungekünstelten, natürlichen Rolle gut an. Ellen Beutz spielte überzeugend und mit Schwung die motorsport-besessene „fixe Deern". Willi Minauf stattete seinen Landarzt mit allen sympathischen Zügen des väterlichen Freundes aus, und Willy Robe trug in seiner Art den zum „alten Eisen" geworfenen „berühmten" Beifahrer zur Schau. Annemarie Beermann´s Haushälterin war die gute alte Seele, die in keinem Junggesellenhaushalt fehlen darf, und Hanni Meyer versuchte sich als adrette Fotoreporterin auf der Jagd nach Neuigkeiten.
Eine Glanzleistung urwüchsiger Komik boten Emil Meinen als Bauer Krischan Menke und Heino Aden als Bauer Kassen Kreimann, die ebenso wie Enno Büß als Händler Hannes Puusch, mehrfach Sonderbeifall erhielten. Hermann Feldhaus als Beauftragter des Kreisbauamtes und Elfriede Gerdes als Heike Menken zeigten sich noch etwas unbeholfen. Das Bühnenbild statteten Möbelhaus Walter Hübner und Autohaus Hans Krankenberg aus. Alles in allem drei vergnügte Stunden in und um "De vergnögte Tankstell".
Wempners „Vergnögte Tankstell"
Eine entzückende Erstaufführung der Niederdeutschen Bühne „Rüstringen"
So einen vergnüglichen Abend wie den gestrigen im Stadttheater bei der Niederdeutschen Bühne „Rüstringen" hat man seit langem nicht mehr erlebt. Gegeben wurde Fritz Wempners „Best-Seller" dieser Saison, das dreiaktige lustige Spiel „De vergnögte Tankstell", die Geschichte von dem Schmiermaxen, der sich als, junges Mädchen entpuppt, und einem' flotten Tankstellenbesitzer viel Glück und einen zweiten Platz im Beiwagenrennen „Rund um Heide in Holstein" bringt.
„Das höchste Glück der Erd', ist ein Beiwagen unter'm Stert", ruft Tankwart Willem, ein alkoholfreudiger Sozius a. D., aus und gibt damit gewissermaßen das Motto zu dieser harmlos-heiteren und humorvoll-amüsierenden Angelegenheit. Wempners Charakterisierungskunst reicht zwar nicht an die von August Hinrichs heran, aber er versteht es ganz ausgezeichnet, dem Alltag Abgelauschtes in netter, freundlicher Weise zu servieren und die Möglichkeiten der plattdeutschen Sprache voll zu nutzen. Wir müssen erklären, daß „De vergnögte Tankstell" ein Serienerfolg werden wird.
Willi Minaufs Inszenierung war so trefflich und schwungvoll, daß es ungezählte Male frenetischen Beifall auf offener Szene gab. Das Zwerchfell konnte lange Strecken nicht zur Ruhe kommen. Ellen Beutz, Zigarren rauchend, Skat spielend, Grog trinkend, als Hans und Dolly in einer Person übertraf sich selbst; sie füllte diese Rolle bis ins Letzte aus und trug das Stück von Akt zu Akt bis zum glücklichen Ende. Ihr Partner, Karl Heinz Herpel, war ein frischer, liebenswerter Rennfahrer und Tankstellen - Inhaber; Willy Robe, als abgesetzter Schmiermaxe, gefiel durch die offenherzige Art seiner Darstellung; Emil Meinen war, wie schonanderen Stücken, ein Bauer, über den die Von ihm entfachten Lachstürme hinwegbrausen. Heino Aden als stotternder Landwirt erzielte ähnliche Erfolge, und Enno Buss als „Ambulanter" mit „Bauchladen" schuf eine äußerst gefällige Charakterstudie.
Annemarie Beermann (Haushälterin) hatte an dem guten Gelingen der Aufführung großen Anteil, wie auch Hanni Meyer (Reporterin) und Elfriede Gerdes (Heike) Willi Minauf als Landarzt brauchte eine verhältnismäßig kleine Aufgabe zu bewältigen; er tat es mit gewohnter Sicherheit. Hermann Feldhaus wirkte manchmal ein wenig gehemmt, spielte sich aber zum Schluß frei. Das Bühnenbild mit Plafond, netten Möbeln. Motorrädern und Esso-Utensilien wirkte sehr echt und wirklichkeitsnah.
Das volle Raus ging mit und bereitete allen Spielern dankerfüllte und anerkennende Ovationen. h—d.