1. Wiederaufführung(2), davor 1956/57 gespielt

KEEN UTKAMEN MIT´T INKAMEN

Komödie in drei Akten von Fritz Wempner

Inszenierung: Rudolf Sang
Bühnenbild: Hannes Kaebe

Souffleuse: Rika Jung
Beleuchtung: Theo Pottbacker
Inspektion: Berta Herpel
Frisuren und Perücken: Rudolf Helmut Kunze


Rollen und Darsteller
August Bodendiek, Rentner - Hans Macker
Ida Bodendiek, seine Frau - Erika Kaebe
Helmut Jäger, Obst- und Gemüsegroßhändler - Enno Buß
Klaus, sein Sohn - Karl-Heinz Herpel
Gerry Franzen, später Frau Jäger - Hildegard Steffens
Lisa, ihre Tochter - Rosemarie Ansari
Fide Sprott, Nachbar von Bodendieks und Rentner - Heino Aden
Frau Bollmann, Frau von Lisas Chef - Hanna Christoffers

Fide (Heino Aden) verpaßt August (Hans Macker) mal wieder eine Zigarre, damit der ihm mal ordentlich die Meinung sagt - eine köstliche Szene aus "Keen Utkamen mit´t Inkamen" - Spielzeit 1969/70 -

PRESSESTIMMEN

"Rüstringer" zogen ihre Trumpfkarte

Letzte Premiere "Keen Utkamen mit´t Inkamen" mit herzlichem Beifall quittiert

Von Ernst Richter

Zum Abschluß der Spielzeit 1969/70 läßt unsere Niederdeutsche Bühne .,Rüstringen" ihr Publikum noch einmal herzhaft lachen. Am Sonnabend ging die Premierenvorstellung des Schwanks "Keen Utkamen mit't Inkamen" von Fritz Wempner in der Regie von Rudolf S a n g über die Bühne des Stadttheaters. Beifall auf offener Szene, Heiterkeitsausbrüche und stürmischer Schlußapplaus belohnten das Ensemble, das sich mit viel Spielfreude in eine wahre Turbulenz hineinsteigerte.

Gewiß, das Stück ist nicht neu. Es feierte schon manchen Triumph, auch auf dem Bildschirm. Die "Rüstringer" machten diese Neuauflage aber zu einem humorvollen und in keinern Augenblick langweilig werdenden Theaterabend. Situationskomik wird in der Handlung groß geschrieben.

Da ist das biedere Rentnerehepaar August Bodendiek (Hans Macker) und Ida (Erika Kaebe), das ein Zimmer vermieten will. Er möchte eine Deern, sie einen ,jungen Mann zur Untermiete. Als das Zimmer nun gleich zweimal vermietet wird, kommt es zu überraschenden Verwicklungen. Es ist ein ehrlicher Spaß, zuzusehen, wie Rosemarie A n s a r i als Lisa Franzen ihre Zimmervermieter und den Zimmermitbewohner, von dem sie anfangs nichts weiß weil er tagsüber und sie nachts Zimmer und Bett benutzen um den Finger wickelt. Die Liebe zeigt auch in dieseln Fall den richtigen Weg. Den jungen Zimmermitbewohner spielt Karl-Heinz Herpel. Er gibt sich angeheitert, schelmisch verliebt, stellt eine standhafte Mannsperson dar, einen Draufgänger, er schmollt und tobt, mit einem Wort: spielt eine breite Gefühtsskala treffsicher aus.

Gewitzt und fast nie um einen Ausweg verlegen, erobern sich Erika Kaebe und Hans Macker als die Bodendieks schnell die Sympathie des Publikums. Beifall vor allem auch für den angesäuselten Auftritt des Nachbarn Fide Sprott, den Heino Ade n hinlegt. Einen souveränen Gemüseboß spielt, totschick eingekleidet, Enno B u ß. Mütterliche Gefühle läßt Hildegard S t e f f e n s als Gerry Franzen walten. Und Hanna C h r i s t o f f e r s weiß selbst der Rolle einer eifersüchtigen Chefin humorvolle Aspekte abzugewinnen. Nur die keifende Frauenstimme der Oberwohnung bleibt ungenannt.

Das Bühnenbild (gebaut von Hannes K a e be ) mit Balkon und Ausblick aufs Straßen-Visavis, schafft eine anheimelnde Atmosphäre. Da ist man gleich mit zu Hause bei den Niederdeutschen. Die letzte Aufführung ist zugleich auch ein letzter Höhepunkt dieser Saison. Eigentlich schade, daß sie nun zu Ende geht. Schon ,jetzt aber darf man sich auf die nächste Saison freuen. Die "Rüstringer" haben sich mit diesem Stück in beste Erinnerung gesetzt.

Nun wird wohl Ruhe in das Haus Bodendiek einkehren  (v.l. Rosomarie Ansari, Karl-Heinz Herpel, Hildegard Steffens,  Enno Buß, Hans Macker und Hanna Christoffers - eine Szene aus "Keen Utkamen mit´t Inkamen" - Spielzeit 1969/70 -

WILHELMSHAVENER ZEITUNG

Großer Erfolg für Niederdeutsche Bühne

Die Aufführung von "Keen Utkamen mit´t Inkamen" ist köstlich

Von Barbara Schwarz

August und Ida Bodendiek müssen von einer ganz kleinen Rente leben. Muckefuck und Margarine sind ihr täglich Brot. Es ist einfach "keen Utkamen mit't Inkamen". Und so haben sie die gloriose Idee, die gute Stube zu vermieten. August, der sich vergeblich eine Tochter gewünscht hatte, möchte eine schmucke junge Deern als Mieterin; Ida, deren Wunsch nach einem Sohn unerfüllt geblieben ist, einen netten jungen Mann.

Es kommt, wie es kommen muß: August vermietet an eine Deern, Ida an einen schmucken jungen Mann. Damit beginnt die Komödie: Untermieterin Lisa weiß nicht von Untermieter Klaus, obwohl beide im gleichen Zimmer wohnen. Nur sie schläft nachts, und er Fernfahrer tagsüber.

Und August und Ida kassieren doppelte Miete. Nicht eigentlich aus Gewinnsucht, sondern weil beide ihren Untermieter bzw. ihre Untermieterin ins Herz geschlossen haben, sie nicht auf die Straße setzen möchten. Unverbrauchte Elterngefühle werden wach.

Aber die Sache ist noch komplizierter; denn Untermieterin Lisas Mutter hat Untermieter Klausens Vater geheiratet. Klaus zieht aus Protest aus und Lisa zieht nicht ins neue Elternhaus ein, weil Klaus sie und ihre Mutter als Erbschleicher bezeichnete. Bei Bodendieks begegnen sich beide, verlieben sich ineinander, ohne daß der eine vom anderen weiß, wer er ist. Die Verwicklungen nehmen in Fritz Wempers köstlichem niederdeutschen Lustspiel ein gutes Ende.

Und für die Niederdeutsche Bühne, die es jetzt zum Abschluß ihrer Spielzeit herausbrachte Premiere war am Sonnabend ist die sorgsame Inszenierung von Rudolf Sang wieder ein großer Erfolg. Wer den nicht enden wollenden Winter einmal für zwei Stunden vergessen möchte, dem sei der Besuch dieses Lustspiels empfohlen! Hans Macker und Erika Kaebe als biederes Rentnerehepaar mit Herz sind einfach köstlich. Genauso kann man sie in Bant oder Heppens treffen. Karl Heinz Herpel, der liebenswerte Untermieter, und Rosemarie Ansarie, frisch und patent, sind ein sympathisches Paar.

Heino Aden als von seiner Frau geknechteter Nachbar Fide Sprott, bietet eine echte Charakterstudie. Wirklich umwerfend sind die Szenen mit Hans Macker, wenn der eine den anderen zum Schein auszählt. Hanna Christoffers charakterisiert die eifersüchtige und mehr als energische Chefgattin Frau Bollmann lebensecht. Enno Buß als Obst und Gemüsehändler Jäger und Hildegard Steffens als seine junge Frau Gerry sind ebenfalls in das Verwechslungsspiel verwickelt

Alles in allem: eine runde Ensembleleistung, in der jeder auch seine große Szene hat, ein Spiel "wie aus dem Leben gegriffen", keine falschen Töne. Großes Lob für Hannes Kaebes Bühnenbild mit Aussicht auf Bant! Einziger (kleiner) Einwand: Im 1. Akt kommt das Spiel etwas zu langsam auf Touren. Einige kleine Striche hätten der Aufführung hier vielleicht noch gut getan.