2. Wiederaufführung (3), davon 1947/48 und 1959/60 gespielt
UP DÜVELS SCHUUVKAR
Komödie in vier Akten von Karl Bunje
Inszenierung: Willy Beutz
Bühnenbild: Hannes Kaebe
Souffleuse: Hanna Christoffers
Requisiten: Anke Weiß
Inspizientin: Berta Herpel
Rollen und Darsteller
Heiko Herkens, Bauer - Karl-Heinz Herpel
Jann Spinn, Knecht - Hans Macker
Taline, Magd - Ellen Beutz
Fied Hilmer, Gendarm - Enno Buß
Helga, seine Tochter - Lore Buchtmann a.G.
Marie, Flüchtling - Luise Pampuch
Taline (Ellen Beutz) setzt Heiko Herkens (Karl-Heinz Herpel) mächtig unter Druck - sie will ihn heiraten....
WILHELMSHAVENER ZEITUNG
Auch heute noch "Up Düwels Schuvkar"
Niederdeutsche Bühne Rüstringen brachte Bunjes Komödie aus der "Kalorienzeit"
Von Theodor Murken
Als zweites Stück dieser Spielzeit hat die Niederdeutsche Bühne Rüstringen Karl Bunjes Komödie "Up Düwels Schuvkar" neu herausgebracht und damit bei der gut besuchten Premiere ein dankbares Publikum gefunden. Karl Bunje, vor 77 Jahren in Neuenburg geboren, als "Banter Junge" im Schatten des Krähenbusches groß geworden und hier zum Steuer und Finanzbeamten herangewachsen, gehört zu den plattdeutschen Dichtern, die nicht nur einen Namen. sondern auch etwas zu sagen haben.
Vor genau 40 Jahren kam sein erstes Stück auf die Bühne (Desertörs), durch den auch ins Hochdeutsche übersetzten und verfilmten "Etappenhas" wurde er berühmt. Er konnte dann dem Finanzamt ade sagen und die Zeit zum Schreiben nutzen. Als uns nach dem 2. Weltkrieg die "Alliierten" nach einer imaginären "Kalorien" Berechnung die Lebensmittelrationen immer knapper zuteilten und Schwarzmarkt und Hamsterfahrten aufblühten, kam Karl Bunje die Idee zu einem neuen zeitkritischen Stück. 1947 entstand so die Komödie "Up Düwels Schuvkar".
Die Niederdeutsche Bühne spielte es damals 58mal, zuletzt brachte sie das Stück noch einmal vor 14 Jahren. Heute ist mehr als ein Vierteljahrhundert seit jener Hungerund Hamsterzeit vorüber, aber aus der Vorrede des Stückes vor dem Vorhang von Jan Spin auf der "Schuvkar" vorgetragen, hörten wir, daß wir immer noch "up Düwels Schuvkar" fahren, heute nicht mehr auf der Jagd nach Butter und Speck, dafür aber um so mehr nach dem Gelde.
Der Leiter der Niederdeutschen Bühne, Willy Beutz, hat das Stück inszeniert. Seine Regie, so schien uns, setzte der Aufführung nicht nur einige Lichter auf, die denn auch besonderen Beifall fanden, sondern war darauf bedacht, daß "na't Lachen" auch "so'n Spier Besinnen" kommen konnte, was Karl Bunje in seinemVorspruch zu der neuen Aufführung seines Stückes zu erreichen wünschte.
Ein bisschen "dat Gatt vull" bekommt Lore Buchtmann (a.G. aus Varel) von Enno Buß, Hans Macker als Jan Spinn freut sich sogar sehr darüber...
Die Darsteller boten ein abgerundetes Spiel. Karl-Heinz Herpel hatte das richtige Temperament für die Rolle des gerade aus dem Kriege heimgekehrten jungen Bauern Heiko Herkens, der schließlich bei drei Bräuten landet und am Ende doch die richtige bekommt. Hans Macker gab dem Knecht Jan Spin die rechte Facon, wie sie einem tatsächlich spinnerigen und eingefleischten Junggesellen ansteht, der nur noch mit "genauer Not" den Fesseln des Ehestandes entgeht.
Um bei den männlichen Darstellern zu bleiben, wäre dann noch Enno Buß als Ortsgendarm zu erwähnen, der bei aller Komik diese Rolle nicht einmal karikierte und mit mancher wahrhaft erheiternden Szene aufwarten konnte. Wie herrlich schnupperte er nach dem (auf dem Bauernhof geheim gebrannten) ;,Korn" (sprich Rübenschnaps).
Daß bei den Frauen Ellen Beutz als Magd Taline durch ein tief empfundenes Spiel überragte, brauchte nach all dem, was wir von ihr gesehen haben, nicht zu verwundern, sie hatte sich auch hier wieder in ihre Rolle hineingelebt. Man spürte, daß sie das Geschehen auf dem Bauernhof gleichsam in der Hand hatte und zum guten Ende lenkte.
Luise Pampuch als Flüchtlingsmädchen Marie, zurÜckhaltend, aber wachen Sinnes, gehörte zu denen, die von der Magd weise und zielbewußt gelenkt wurde. Lore Buchmann von der Niederdeutschen Bühne Varel war als liebes- und lebensdurstige Tochter des Gendarms in allen Sätteln auf der Höhe (soweit sie nicht einmal von ihrem Vater übers Knie gelegt wurde). Hannes Kaebe zeichnet für das Bühnenbild mit den versteckten Alkoven von einst, der nun, das sollte man sich lieber selbst ansehen.
Nordwest-Zeitung vom 4. November 1974
Für Freunde plattdeutscher Situationskomik auf der Bühne
Viel Beifall für "Up Düwels Schuvkar"
Von Wilhelm Böhme
Wilhelmshaven. Mit der Komödie "Up Düwels Schuvkar° von Karl Bunje brachte die Niederdeutsche Bühne jetzt ein schon in der Spielt eit 1947/48 aufgeführtes Erfolgstück heraus. Unter Regie von Willy Beutz bereitete auch die Neuauflage bei der Premiere im Wilhelmshavener Stadttheater den Freunden plattdeutscher Situationskomik wieder ein köstlich-heiteres Vergnügen.
Begeistert klatschte das Premierenpublikum Beifall und mehrfach gab es prasselnden Applaus auf offener Szene. Trefflich und ausdrucksvoll wußte das Ensemble die urkomischen Tvpen in diesem Stück darzustellen, wobei in dem Bühnengeschehen die Nachkriegszeit lebendig wird, in der Schnapsbrennen und Schwarzhandel zur Tagesordnung zählten.
Im Bühnenbild von Hannes Kaebe wird in eine Bauernstube eingeblendet und die listenreiche Erfindungsgabe eines jungen Hofbesitzer und seines altgedienten Knechtes aufgezeigt, die in einem von einem wuchtigen Bauernschrank verdeckten Alkoven eine heimliche Rübenschnapsbrennerei eingerichtet haben. Natürlich bleibt dieses Treiben dem weiblichen Gesinde und auch anderen nicht verborgen,
Ellen Beutz beherrscht dabei schnapserschnuppernd, resolut und zur Hofbestellung antreibend als Altmagd die Szenen. Karl Heinz Herpel spielt großartig den von der Schnapsproduktion besessenen Bauern. Köstlich in seiner Darstellung als Spießgeselle und Großknecht Hans Macker. Enno Buß verkörpert im wahrsten Sinne den jovialen, doch letztlich den gesetzestrauen Dorfgendarmen. Auch mit Liebe und Eifersucht angereichert ist diese Bunje Komödie, in der Lore Buchtmann - Niederdeutsche Bühne Varel - glänzend ein raffiniertes, rachsüchtiges Flittchen darstellt, während als reizende Gegenspielerin Luise Pampuch mit anmutiger Natürlichkeit den Ausgleich bringt.