3. Wiederaufführung (4), davor vor 1939, 1950/51, 1959/60 gespielt
FAMILIENANSLUSS
Komödie in drei Akten von Karl Bunje
Inszenierung: Karl-Heinz Herpel
Bühnenbild: Enno Buß/Alfred Christoffers
Souffleuse: Herta Tapken
Requisiten: Marga Goldenstein
Inspizientin: Berta Herpel
Rollen und Darsteller
Krischan Barkhahn, alter Kapitän - Enno Buß
Mali, seine Frau - Hanna Christoffers
Erna, beider Tochter - Helga Fleckenstein
Klaus Seekamp, selbständiger Schiffer - Horst Jönck
Alfred Stegmann, ein junger Kaufmann - Friedrich Müller
Gerichtsvollzieher - Heino Aden
Jochen Krull, mehrfacher Hausbesitzer - Wilhelm Pick
Zwei Möbelpacker - Manfred Janßen, Karl-Heinz Goldenstein
An der Kaffeetafel sitzen - v.l. Enno Buß, Hanna Christoffers, Helga Fleckenstein, Friedrich Müller und Horst Jönck
WILHELMSHAVENER ZEITUNG
Geburtstagsgeschenk für Karl Bunje
Niederdeutsche Bühne Rüstringen eröffnete Spielzeit mit der Komödie "Familienanschluß"
von Barbara Schwarz
Die Niederdeutsche Bühne Rüstringen eröffnete die neue Spielzeit im Wilhelmshavener Stadttheater am Sonntagabend zu Ehren von Karl Bunje, der am B. November 80 Jahre alt wird, mit seiner Komödie "Familienansluß". Karl Heinz Herpel hat die Komödie um den urigen Kapitän Barkhahn, der an Land "dwarslöpt", nicht klarkommt und in zwei Jahren fünfmal Pleite macht, sehr wirkungsvoll inszeniert.
Nach der etwas breit angelegten, ruhigen Einleitung geht es im zweiten Akt dann richtig los. Und wenn Enno Buß als Kapitän Barkhahn aus drei mageren Schinkenscheiben sechs herauszuklopfen versucht, fliegen nicht nur Schinkenfetzen durch die Gegend, auch das Publikum hält es dann nicht mehr: Man lacht, daß einem die Tränen kommen.
Enno Buß hat mit der Rolle des Kapitän Barkhahn wieder eine pralle Figur auf die Beine gestellt. Seine blauäugige Schlitzohrigkeit, seine Lebenslust, sein guter Wille, es immer noch einmal zu versuchen, machen es denn auch seiner Tochter Erna und selbst dem Gerichtsvollzieher unmöglich,ihm böse zu sein.
Tochter Erna bringt, soweit es in ihren Kräften steht, auch alles wieder ins Lot. Unbekümmert und frisch wird sie mit dem Gockel von Hauswirt fertig. Als die Probleme ihr dann über den Kopf wachsen, ist auch gleich Rettung in Gestalt des jungen Schiffers Seekamp zur Hand, der auf sein neues Schiff nicht nur Erna als Frau, sondern auch ihren Vater mitnehmen wird. Zum Happy End gibt es also nicht nur "Familienansluß" für Seekamp, sondern eine richtig schöne, rührende Familienszene.
Barkhahn (Enno Buß, 2 v.l.) schmeißt die Möbelpacker (Manfed Janssen, Karl-Heinz Goldenstein) raus, entsetzt blicken Heino Aden und Hanna Christoffers drein
Als Tochter Erna stellt sich Helga Fleckenstein dem niederdeutschen Publikum erstmals in einer tragenden Rolle vor. Die gewinnt mit ihrer Frische, mit ihrer patenten Ausstrahlung das Publikum im Nu. Hanna Christoffers ist die geplagte Frau Mali von Kapitän Barkhahn, eine armes Weib, die sich zum Dank dafür, wenn er alles Geld immer leichtsinnig ausgibt, auch noch anhören muß, daß nicht Aufschnitt aufgefahren wird und kein Rum im Haus ist. Hanna Christoffers zeichnet diesen Hausmütterchentypsehr lebensecht.
Friedrich Müller ist der sympathische junge Schiffer Seekamp, der "Familienansluß" sucht und findet. Er stattet diesen jungen Kapitän mit so viel Zuversicht und Geradlinigkeit aus, daß jedermann sofort Vertrauen zu ihm faßt. Heino Aden spielt einen wirklich etwas ungewöhnlichen Gerichtsvollzieher, der sogar Pfändungsgelder für seine treuen "Kunden" auslegt. Ein bescheidener Mann, der noch an das Gute im Menschen glaubt.
Wilhelm Pick als Hausbesitzer Jochen Krull heimst manchen Sonderbeifall ein, wenn er Süßholz raspelt und sich auf Freiersfüßen bewegt. Er ist wirklich sehr komisch gravitätisch. Horst Jönck muß die einzige unsympathische Figur dieser Komödie, spielen, den ehrgeizigen Kaufmann Stegmann. Und das macht er wirklich glaubhaft. Das Bühnenbild haben wieder Enno Buß und Alfred Christoffers entworfen und gebaut.
Insgesamt zwei Stunden kurzweilige Unterhaltung ein schönes Geburtstagsgeschenk für Karl Bunje.