1. Wiederaufführung (2), davor 1961/62 gespielt
HOTELSHIPP "AHOI"
(Villa Sorgenfrei)
Posse in drei Akten von Theodor Stockmann
Inszenierung und Musik: Karl-Heinz Herpel
Bühnenbild: August Ahlers
Bühnenbildbau: Enno Buß, Alfred Christoffers, Karl-Heinz Goldenstein
Souffleuse: Herta Tapken
Requisiten: Marga Goldenstein
Inspizientin: Berta Herpel
Beleuchtung: Erwin Telgmann, Peter Pfaus
Tänze: Roswitha Bertz
Rollen und Darsteller
Fiede Klüver, Handelsvertreter - Arnold Preuß
Irmgard, seine Frau - Roswitha Bertz
Frau Puttfarken, ihre Mutter - Käthe Baumann
Bobby Wendland, Bankbeamter - Friedrich Müller
Henny, seine Frau - Helga Lauermann
Robert Vogel, ihr Vater - Enno Buß
Berta Quast, Wendlands Tante - Karin Heyel
Bernhard Specht - Günter Boye
Krischan Harms, Knecht bei Frau Puttfarken - Jürgen Tapken
Fiete Klüver (Arnold Preuß) lässt es sich mit seiner Frau Irmgard (Roswitha Bertz) gut gehen auf dem Schiff
WILHELMSHAVENER ZEITUNG
Tolles Durcheinander auf der "Ahoi"
Niederdeutsche Bühne servierte eine fröhliche Weihnachtspremiere im Theater
Von Theodor Murken
Von der besinnlichen Freude der Weihnachtszeit leitete die Niederdeutsche Bühne im Stadttheater Wilhelmshaven am zweiten Weihnachtstag mit dem Lustspiel "Hotelschipp Ahoi" zum Frohsinn des Jahresausklangs und dem Übermut der Karnevalszeit hinüber; und man darf sagen, sie tat es mit einem Elan, der alle Anerkennung verdient. Dieses Lustspiel mit Musik und Tanz von Theodor Stockmann ist durch sein wirklich tolles Durcheinander mit Verwechslungen, komischen Szenen und immer neuen Verwickelungen ein Stück, das den klassischen "Schwankfabrikanten" alle Ehre eingebracht hätte.
"Hotelschipp Ahoi" ist eine unterhaltungsträchtige Mischung aus Lustspiel, das den bitteren Ernst einiger Situationen nicht verkennen läßt, aus Schwank und Posse. Wenn Tränen fließen, lösen sie sich in Gesang und Tanz auf. Und am Schluß gibt es natürlich ein Happy End.
Wenn die Version richtig ist, daß das Wort "Ahoi" von Seeleuten gar nicht gebraucht wird, dann ist der Titel für dieses Stück gerade richtig. Alle, die auf dem Schiff agieren, sind gar keine Seeleute: der eine ist Handelsvertreter, der andere Bankbeamter, dann gibt es da noch den Schneidermeister und die Bäuerin aus Edewecht, die mit ihrem Knecht sich auf der "Ahoi" einquartiert.
MIt Bobby (Friedrich Müller) beginnen die Probleme für Fiete (Arnold Preuß), nur zuschauen können zunächst Käte Baumann und Roswitha Bertz
Die "Ahoi" liegt in Wilhelmshaven, besser gesagt in Rüstersiel, und gehört nun, das ist ja gerade die Schwierigkeit, mit der alles anfängt. Wie konnte Fiede Klüver seiner jungen Frau auch vormachen, es sei sein Schiff, wo es doch seinem Freund gehört, der nun aber auch heiratet und sein Schiff allein bewohnen will. Wie sich daraus eine heillose Verwirrung ergibt, weil Fiede plötzlich zum Matrosen wird und . . . das alles soll man sich am besten selber ansehen. Theodor Stockmann hat es jedenfalls verstanden, immer neue Schwierigkeiten in sein Stück hineinzubringen.
Karl Heinz Herpel hat sie als Regisseur mit viel Freude und Eifer hervorgeholt. Die Aufführung hatte Schwung und Schmiß, es gab keine schwache Stelle, die Szenen sprudelten nur so. Er selbst begleitete mit Musik auf die Lieder und Tänze, die sehr wirkungsvoll in das Stück eingeflochten sind und zwischen den einzelnen Szenen eine kleine "Verschnaufpause" gönnen. Daß es auch bei den Tänzen klappte, dafür hatte Roswitha Bertz gesorgt. Sie spielte mit Charme auch die Rolle der jungen Frau von Fiede Klüver, während es Arnold Preuß als Handelsvertreter Fiede verstand, plötzlich, wenn auch wider Willen, zum Decksmatrosen zu avancieren.
Schuld daran war das Erscheinen seiner Schwiegermutter aus Edewecht. Käthe Baumann schien diese Rolle auf den Leib geschrieben worden zu sein, sie war in "allen Sätteln gerecht", vor allem aber mit dem Mundwerk unwiderstehlich ("Gegen disse Fru kümmt'n Mann nicht an", stöhnte Fiede). Sie war mit ihrem Knecht Krischan Harms, einen wunderbaren fünschen Kerl, auf die "Ahoi" gekommen. Jürgen Tapken stellte recht wirkungsvoll diese "komische Type" dar. Ihm stand freilich wenn auch in anderer Art der von Günter Boye gespielte Bernhard Specht nicht nach, wenn er von dem erbosten Fiede "an Land befördert" wurde.
Friedrich Müller und Helga Lauermann waren der Bankbeamte Bobby Wendland und seine Frau, Enno Buß der Schwiegervater, der gleich den Dingen auf den Grund zu gehen sich bemühte. In der Reihe der wirkenden Geister stand Karin Heyel als Berta Quast als wirklich "sorgender Geist" zwischen all dem Tumult auf dem Schiff, das sich im Bühnenbild von August Ahlers (Oldenburg), ausgeführt von Enno Buß, Alfred Christoffers, Karl Heinz Goldenstein, recht wirkungsvoll ausmachte.
Nanu, Bobby Wendland kommt noch einmal zurück? Die Katastrophe nimmt ihren Lauf (v.l. Roswitha Bertz, Arnold Preuß, Friedrich Müller, Karin Heyel)