Wilhelmshavener Erstaufführung

US MODER WARD´N DIVA

(Meine Mutter tut das nicht)
Lustspiel in fünf Akten von Folker Bohnet und Gunther Beth
Plattdeutsch von Hans-Jürgen Ott

Inszenierung: Arnold Preuß
Bühnenbild: August Ahlers a.G.

Bühnenbau: Enno Buß, Alfred Christoffers, Karl-Heinz Goldenstein
Beleuchtung: Erwin Telgmann, Peter Pfaus
Inspizientin: Roswitha Bertz
Souffleuse: Heidi Rausch
Requisiten: Marga Goldenstein

Rollen und Darsteller
Gerda Kaufhold - Brigitte Halbekath
Arthur, ihr Ehemann - Kurt Röthel
Stefen, beider Sohn - Jürgen Tapken
Carlchen, Stefans Freundin - Hedwig Müller
Herr Ketschensteiner, Reporter - Horst Jönck
Annette, eine Fotografin - Hanna Christoffers
Herr Knack - Klaus Aden


Klaus Aden als Schauspiellehrer Herr Knack, Arthur (Kurt Röthel) blickt etwas distingiert

WILHELMSHAVENER ZEITUNG

Zum guten Spielzeitabschluß jetzt "Us Moder ward 'n Diva"

Letzte Premiere der Niederdeutschen Bühne im Stadttheater

Von Barbara Schwarz

"Us Moder ward 'n Diva", mit diesem Lustspiel von Gunther Beth und Folker Bohnet, ins Niederdeutsche übertragen von Hans Jürgen Ott, beendet die Niederdeutsche Bühne im Stadttheater die laufende Spielzeit. Die niederdeutschen Bühnen haben es wie alle anderen Mundartbühnen schwer, immer wieder neue Stücke zu finden. Gute Autoren sind rar. Und die klassischen niederdeutschen Lustspiele und Schwänke können ja nun nicht in jedem Jahr wieder auf dem Spielplan stehen. Zudem ist die dörfliche Idylle, die in älteren Stücken gemütvoll beschrieben wird, heute selbst für Senioren nur noch schöne Erinnerung.

Also werden mutig neue Stükke ausprobiert. Ob sie Erfolg haben, erweist sich oft erst am Premierenabend oder sogar erst in folgenden Aufführungen. "Us Moder ward 'n Diva", dieses Lustspiel von Beth und Bohnet greift ein beliebtes, vielfach variiertes Lustspielthema auf: eine geplagte Mutter wird durch Glück, durch Zufall, durch ein heimlich geschriebenes Buch oder, wie hier durch ein gewonnenes Preisausschreiben aus dem häuslichen kleinen Kreis herausgehoben.

Reporter Ketschensteiner (Horst Jönck, 2.v.r.) macht alle irgendwie unruhig: ein Spinner oder macht Mutter wirklich eine Weltkariere (v.l. Kurt Röhtel, Jürgen Tapken, Hedwig Müller, Brigitte Halbekath

Gerda Kaufhold, um die sich in "Us Moder ward'n Diva" alles dreht, gewinnt im Wettbewerb einer Zeitung die Hauptrolle in einem Film. Sie soll die neue "Mutter der Nation" werden. Um neben dem Schwarm Boy Blond auf der Leinwand flimmern zu können, nimmt Gerda sogar Krach mit ihrem Pascha von Mann, mit ihrem verwöhnten Sohn in Kauf, nimmt Sprech und Tanzunterricht. Und am Ende erkennt sie: die Filmerei ist eine Viecherei und die Rolle der Großmutter am heimischen Herd ist doch die beste.

Ein Märchen aus der modernen Glanz und Glamour Welt, das die hergebrachte Rollenverteilung nicht antastet: Die Mutter gehört ins Haus, der Vater ins feindliche Leben. So ist das auch in der jungen Generation. Carlchen, die kesse Verlobte von Gerdas Sohn Stefan, wird ihren Job auch an den Nagel hängen, wenn das erwartete Kind geboren ist. Vergessen die Schwüre von finanzieller Unabhängigkeit. Das patriarchalische Weltbild bleibt heil.

Herr Knack berichtet von der großen Welt der Stars, die Familie - v.l. Jürgen Tapken, Kurt Röthel, Hedwig Müller, Klaus Aden - ist gar nicht so begeistert

Das Stück bleibt ein schönes Märchen. Arnold Preuß, Nachwuchsregisseur der Niederdeutschen, der selber oft genug als Darsteller auf der Bühne stand, hat es denn auch nicht rein realistisch, sondern streckenweise als Groteske inszeniert.

Brigitte Halbekath, die "us Moder", die Titelrolle der Gerda Kaufhold verkörpert, spielt ihre Rolle mit großer Lust zur Parodie. Wenn der selige Theaterdirektor Striese sie als sterbenden Schwan oder Inphigenie hätte sehen können, wäre sie bestimmt vom Fleck weg engagiert worden.

Kurt Röthel spielt den cholerischen Pascha Ehemann Arthur. "Du mußt wählen zwischen Oscar aus Hollywood oder Arthur aus Wilhelmshaven", tönt er, aber dann gefällt ihm der Ruhm und der damit erhoffte gehobene Lebensstandard doch ganz gut. Jürgen Tapken zeichnet Sohn Stefan richtig schön egoistisch verzogen. Frisch und lebendig spielt die begabte Hedwig Müller seine Verlobte Carlchen.

Ob´s denn mit dem Tanz aus Schwanensee etwas wird? - Brigitte Halbekath

Horst Jönck als Reporter Ketschi und Hanna Christoffers als Fotografin Annette nehmen bestimmte Vertreter dieses Berufsstandes auf die Schippe. Und Klaus Aden als alter Schauspieler Knack scheint auch dem legendären Striese Ensemble zu entstammen. Das Bühnenbild, das Wohnzimmer der Kaufholds, haben nach einem Entwurf von August Ahlers (Oldenburg) wieder Enno Buß, Alfred Christoffers und Karl Heinz Goldenstein gebaut. Das Premierenpublikum nahm die Aufführung mit Beifall auf.