2. Wiederaufführung (3), davor 1957/58 und 1967/68 gespielt

DE LÜTTJE WIPPSTEERT

(Die spanische Fliege)
Schwank von Franz Arnold und Ernst Bach, Plattdeutsch von Erich Schiff

Inszenierung: Karl-Heinz Herpel
Bühnenbild: August Ahlers

Bühnenbildbau: Alfred Christoffers, Bode und Wilfried Christoffers, Michael Müller, Klaus Panka, Klaus Standhart
Beleuchtung: Heinz Barthelt
Inspizientin: Berta Herpel
Souffleur: Manfred Janßen
Requisiten: Marga Goldenstein

Rollen und Darsteller
Willem Cordes, Kolonialwaren - Kurt Röthel
Meta, seine Frau - Brigitte Halbekath
Lene, beider Tochter - Margot Andrews
Eduard Stint, Schulmeister - Horst Jönck
Thilde, seine Tochter - Heidi Rausch
Christian Krey, Polizeidiener a.G. - Wilhem Pick (Premiere: Karl-Heinz Herpel)
Gerd Bruns, Assessor - Arnold Preuß
Anton Stüring, Kichdiener - Friedrich Müller
Otto Gemeiner, Viehhändler - Horst Karstens

Liese, seine Frau - Helene Schneider

Heinrich, beider Sohn - Jürgen Tapken

Adeline, Dienstmädchen - Herta Tapken

Assessor Bruns (Arnold Preuß) will seine Lene (Margot Andrews) und die Eltern sind ziemlich pikiert: Meta (Brigitte Halbekath und Willem Cordes (Kurt Röthel)

WILHELMSHAVENER ZEITUNG

Viel Spaß mit "De lüttje Wippsteert"

Glänzende Premiere der Niederdeutschen Bühne in ausverkaufter Käthe-Kollwitz-Schule

Von Theodor Murken

Als drittes Stück in dieser Spielzeit brachte die Niederdeutsche Bühne am Stadttheater Wilhelmshaven am Abend des 2. Weihnachtstages in der Aula der Käthe-Kollwitz-Schule vor vollbesetztem Haus den Schwank "De lüttje Wippsteert" heraus, eine freie niederdeutsche Bearbeitung des bekannten Schwanks "Die spanische Fliege", den vor Zeiten Franz Arnold und Ernst Bach geschrieben haben und dem der Oldenburger Erich Schiff nun in plattdeutscher Sprache neues Leben eingehaucht hat.

Für die Premierenbesucher war es ein vergnüglicher Abend, für die Bühne ging ihm schon eine Turbulenz voraus, da einen der Darsteller die Krankheit erwischt hatte und Regisseur Karl Heinz Herpel nun in letzter Minute diese Rolle selbst übernehmen mußte. Wer den Schwank in hochdeutscher Fassung nun schon einige Male gesehen hatte; er war für die Theater schon immer ein "Kassenmagnet"; konnte mit besonderem Interesse verfolgen, was Erich Schiff daraus gemacht hat.

Als der Herr Gemeiner (Horst Karstens) mit seinem Sohn Otto (Jürgen Tapken) ankommt, wird die Situaton für Stüring (Friedrich Müller, li.) und Cordes (Kurt Röthel, re.) brenzlig

Aus der Großstadtsphäre verlagerte er das Geschehen in eine niederdeutsche Kleinstadt. Mostrich-Fabrikant Klinke wurde zum schlichten Kaufmann Willem Cordes, für den es aber bei dem in diesem Stück herumgeisternden Prozeß auch nur um Senf geht. Der Reichstagsabgeordnete ist in einen Schulmeister verwandelt und der Rechtsanwalt will hier als Assessor erst noch einer werden. Auch sonst ist Erich Schiff bei der Gestaltung der wirklich recht turbulenten Handlung ein wenig vom Pfade abgewichen und hat dem Stück neue Lichter aufgesetzt auch in der sprachlichen Umdichtung. So wurde aus dem Berliner ein echter niederdeutsch plattdeutscher Schwank.

Was hier alles passiert? "Dor is dat Enn' van weg", könnte man sagen. Es hier zu verraten, wäre verfehlt. Die Inszenierung durch KarlHeinz Herpel, den neuen Bühnenleiter, verriet, daß er in seinem (Theater )Fach zu Hause ist. Er konnte sogar noch für den erkrankten Wilhelm Pick eine der Hauptrollen übernehmen. Das Geschehen auf der von August Ahlers (Oldenburg) liebevoll ausgestatteten Bühne hatte den gehörigen Schwung. Wichtig für die Wirkung des Schwanks ist die Darstellung der mit Senf handelnden Hauptfigur, in der im alten Berlin die Star Komiker zu glänzen pflegten.

Eine völlig verfahrene Situation (wie wir sie in Schwänken ja aber lieben, da es am Ende immer einen Ausweg gibt) - von links Margot Andrwes, Heidi Rausch, Jürgen Tapken, Helene Schneider, Horst Karstens, Brigitte Halbekath

Kurt Röthel hatte hier als Willem Cordes keinen leichten Stand, kam aber doch gut zurecht in der Rolle des kleinen Kolonialwarenhändlers, der plötzlich durch den "Lüttjen Wippsteert ` in arge Bedrängnis gerät, die der Komik nicht entbehrt.

Brigitte Halbekath in der Rolle seiner Frau Meta heizte ihm als Sittlichkeitsapostel noch gehörig ein und war durch das ganze Stück ein Pol der Beständigkeit in all den einander ablösenden Verwicklungen.

Dann gab es noch einige Rollen, die für besondere Komik sorgten und das mit Bravour besorgten: Jürgen Tapken als werbender Jüngling, dem Arnold Preuß als Anwaltsassessor erst beibringen muß, wie man um ein Mädchen wirbt, das man heiraten soll (und will). Friedrich Müller als Kirchdiener Anton Stüring, der durch manche gutgemeinte Ungeschicklichkeit nicht wenig zu all der Turbulenz beiträgt.

Ermunterndes Lob für die Neuen

Was die Titelfigur betrifft, den "lütten Wippsteert" nämlich, einstmals eine Tänzerin in irgendeinem Tingeltangel, so ist sie zwar die Ursache aller Verwicklungen, aber erst im dritten Akt nimmt sie Gestalt an, doch gar nicht mehr als schlanke Tänzerin, sondern als die stattliche, von Helene Schneider dargestellte Frau eines Viehhändlers (Horst Karstens), um die Verwirrungen nun vor dem endlichen versöhnlichen Ausklang des Geschehens auf den Höhepunkt zu führen.

Es gab viel Beifall am Schluß, der einer abgerundeten Ausführung galt, an der außer den oben genannten Darstellern noch Margot Andrews als heiratsfähige Kaufmannstochter, Horst Jönck als Schulmeister, Heidi Rausch als dessen Tochter und Herta Tapken als Dienstmädchen Adeline mitwirkten. Den drei "Neulingen" Margot Andrews, Heidi Rausch und Horst Karstens, die zum ersten Male auf der Bühne standen, darf ein ermutigendes Lob mit auf den Weg gegeben werden, wie denn auch Alfred Christoffers, Bodo und Wilfried Christoffers, Michael Müller, Klaus Panka und Klaus Standhart, die dem Bühnenbild Entwurf von August Ahlers den harmonischen Inhalt gaben, nicht vergessen werden sollen.

Der Assessor (Arnold Preuß) nimmt sich ja doch ziemlich viel heraus bei seinem Schwiegervater in spe (Kurt Röthel), seine Tochter (Margot Andrews) und seine Frau (Brigitte Halbekath) sowie Stint (Horst Jönck) blicken ja noch etwas skeptisch