Wilhelmshavener Erstaufführung
BRAND-STIFTUNG - BRANDSTIFTUNG
(Mit EM op du un du)
Komödie in drei Akten von Günther Siegmund
Inszenierung: Karl-Heinz Herpel
Bühnenbild August Ahlers
Bühnenbildbau: Alfred, Bodo und Wilfried Christoffers, Karl-Heinz Goldenstein, Klaus Panka, Klaus Standhardt, Michael Müller
Beleuchtung: Heinz Bartelt
Inspizient: Berta Herpel
Souffleuse: Annchen Warrings-Konken
Requisiten: Marga Goldenstein
Rollen und Darsteller:
Pastor Brand - Kurt Röthel
Meta, seine Haushälterin - Karin Heyel
Frau Lacklamm - Hildegard Steffens
Jan, ihr Sohn - Arnold Preuß
Dreyer; Kaufmann - Friedrich Müller
Lieschen, seine Tochter - Hedwig Müller
Ahrens, Bürgermeister - Horst Jönck
Tiedke, Bürgermeister - Heino Aden (Karl-Heinz Schröder)
Meinke, Brandinspektor - Klaus Aden
Franco Benamati, ital. Gastarbeiter - Günter Jaedeke
Der Bürgermeister Ahrens (Horst Jönck) hat alles unter Kontrolle, die Brandgeschädigten (v.l. Günter Jaedeke, Karin Heyel und Kurt Röthel) müssen sich nun erst einmal gedulden...
WILHELMSHAVENER ZEITUNG
Heiter besinnliche Komödie zum Schluß
Niederdeutsche Bühne brachte Günther Siegmunds "Brand-Stiftung" erfolgreich heraus
Von Theodor Murken
Die Niederdeutsche Bühne Wilhelmshaven beendet ihre Spielzeit in der Käthe-Kollwitz-Schule mit der Komödie "Brand-Stiftung" von Günther Siegmund, die 1973 mit dem "Fritz Stavenhagen Preis" ausgezeichnet wurde und die sich um die "christliche Nächstenliebe" dreht. Es ist also nach den turbulenten Schwänken ein heiter besinnliches Stück, das auch ein wenig zum Nachdenken anregt.
Mit der "Brand-Stiftung" hat es seine eigene Bewandnis. Wenn der Pfarrer Brand heißt, dessen Haus bei einem Gewitter abbrennt, und dieser Brand gar nicht durch Blitz, sondern Brandstiftung entstand, der Pastor die ihm zukommenden Hilfen in Geld und Sachen anderen stiftet, dann ist das sicher ein origineller Stoff, nicht allein wegen des Wortspiels "Brandstiftung und Brand-Stiftung".
Günther Siegmund zeigt sich wie in seinen anderen Stücken als theater- und bühnenerfahrener Autor. Er weiß denn auch dieser Komödie eine kriminelle Nuance zu geben. Es knistert in den drei Akten gleichsam ständig nach Brand (im weitesten Sinne). Die Titelfigur hat der im vergangenen Jahr verstorbene Autor mit einer gesunden Mischung aus Seelsorger, Eulenspiegel und Don Camillo ausgestattet: Pfarrer Brand nimmt freudig alle ihm zugedachten Spenden an, um sie denen zukommen zu lassen, die sie nötiger haben und von den Spendern geflissentlich übersehen werden.
Es geht natürlich auch darum, wer das Haus des Pfarrers angezündet hat. Es war abbruchreif und nicht versichert. Da gibt es Beweisstücke und sogar einen Augenzeugen, aber es wird höchst unsicher sein, ob der findige Brandinspektor den Täter jemals wird ermitteln können. Der weiß, wie er sich da heraushält.
Die Regie von Karl Heinz Herpel war wieder bestimmt von Herpels Gespür für die Originalität der handelnden Personen und für die innere Spannung, die durch das Stück geht. Es fesselt ja gleich in der ersten Szene, in der der Bürgermeister der Gemeinde mit übertriebener Diensteifrigkeit den Pfarrer und seine Haushälterin in eine neueingerichtete Wohnung in einer zwar alten Kate "einweist" und mit großem Redeschwall die weiteren Dienste der Gemeinde anbietet. Dabei nimmt er kaum Kenntnis, daß die in der gleichen Nacht abgebrannte arme Witwe Facklam doch der Hilfe viel bedürftiger ist.
Pastor Brand (Kurt Röthel) redet ein ernstes Wort mit Jan Facklamm (Arnold Preuß)
Brandinspektor: Falsche Spur
Darum geht es ja auch in der ganzen Komödie. Die Aufführung zeigte, daß alle Rollen in den richtigen Händen lagen. Kurt Röthel war der Pfarrer Brand, der eine kleine Charakterstudie eines Pastors abgab, der aus seinem Herzen keine Mördergrube macht. Das tat Hildegard Steffens als die Witwe Facklam nun auch nicht. Sie entwickelte das nötige Temperament, um mit Worten ihrer Armut Geltung zu verschaffen und gab der Aufführung allerhand Pfeffer.
Klaus Aden als Brandinspektor, der so tatkräftig dem Brandstifter auf der (falschen) Spur ist, zeigte, daß er von seinem jüngst verstorbenen Vater dessen Art für Spitzfindigkeit ererbt zu haben scheint. Und dann die beiden Bürgermeister, die der Autor in seinem Stück gegenüber gestellt hat: Dem Bürgermeister der Amtsgemeinde mit seinem auf den Pfarrer niederströmenden Redeschwall gab Horst Jönck den richtigen Zug an übertriebener Dienstbeflissenheit. Als Bürgermeister der Nachbargemeinde, der mit großem Scheck und einem Lastwagen voller Möbel auch in persona erscheint, sahen wir ein neues Mitglied der Niederdeutschen Bühne, KarlHeinz Schröder. Die Rolle war ihm geradezu auf den Leib geschrieben, und er hatte als Darsteller damit ein glückliches Debut,
Dann waren da noch Karin Heyel als Haushälterin des Pfarrers, Arnold Preuß als der Witwe Facklam Sohn, der in den Verdacht der Brandstiftung gerät weil er die Nacht mit des Dorfkaufmanns Dreyer Tochter Lieschen in der priesterlichen Laube verbracht hatte. Zu ihrer Rolle hatte Hedwig Müller dem Pfarrer ihr Herz auszuschütten.
Der Kaufmann Dreyer von Friedrich Müller muß sich am Ende damit abfinden, daß er gegen seinen Willen nun doch mit der Facklam verwandt wird. Schließlich spielen auch Gastarbeiter in der Komödie eine Rolle. Günter Jaedecke vertritt sie als Italiener Franco Menamati, der dem Pfarrer ebenfalls eine Spende bringt und ihm seine Beobachtungen als Augenzeuge mitteilt er hat sich zwar nicht gerade geirrt, aber den richtigen Brandstifter hat er nicht gesehen. Und das war am Ende auch gut so...
Die Aufführung spielt sich ab in der neuen Katenwohnung des Pfarrers, die nach dem Bühnenbildentwurf von August Ahlers (Oldenburg) von der Gemeinschaft der sieben Bühnenbauer hergestellt worden ist. Das gut besetzte Haus folgte recht aufgeschlossen dem Geschehen auf der Bühne und war höchst befriedigt.
Am Ende klärt sich alles auf! Frau Facklamm (Hildegard Steffens) ist froh, dass ihr Sohn Jan (Arnold Preuß) nichts damit zu tun hat. Weitere Beteiligte: v.l. Klaus Aden, Friedirch Müller und Hedwig Müller