Wilhelmshavener Erstaufführung
Wiedereröffnung des Stadttheaters Wilhelmshaven
WENN MAN MEYER HEET
Lustspiel in drei Akten von Wilfried Wroost
Inszenierung: Karl-Heinz Herpel
Bühnenbild: August Ahlers
Bühnenbildbau: Klaus Panka, Alfred Christoffers u.a.
Beleuchtung: Peter Pfaus, Erwin Telgmann
Inspizient: Berta Herpel
Requisiten: Marga Goldenstein
Souffleuse: Berta Brinkhoff
Rollen und Darsteller:
Magnus Matthäus Meyer - Klaus Aden
Therese Stutenbring - Roswitha Bertz
G.E. Hennepedder - Horst Jönck
Horst Lüttjohann - Jürgen Tapken
Monika Meyer - Margot Andrews-Jäkel
Ingrid Jensen - Heidi Rausch
Willi Pundsack - Horst Karstens
Luise, geb. Meyer - Käthe Baumann
een Eilboten - Michael Müller
een Blumendeern - Berta Brinkhoff
Das Ensemble von "Wenn man Meyer heet" stellt sich zum Schlußbild auf
WILHELMSHAVENER ZEITUNG
Bei der Niederdeutschen geht's um die Meyers
Mit dem heiteren Spiel "Wenn man Meyer heet" eröffnete sie erfolgreich die neue Spielzeit
Wenn man Meyer (Meier, Mayer, Maier) heet, kann man wat beleven: heet för umsünst in't fast nee Stadttheater gahn und een moi Spill sehn över anner Lü, de Meyer heet. Ne ganze Meierei. De enn heet Meyer, de anner is een Dochter von eem, de Meyer heet. Een darten hett'n Meierei und een Fro, de ne geborne Meyer wer. Das ganze heißt "Wenn man Meyer heet", ist ein lustiges Spiel in drei Akten von Wilfried Wroost (1889 1959) und spielt in den Jahren, die jetzt in Zeiten der Wende nostalgisch verklärt werden den 50ern.
Damals schossen die Milchbars auch in Wilhelmshaven wie Pilze aus dem Boden. Oft sogar in Form eines Pilzes. Kein Wunder, wenn der aus Südamerika heimgekehrte Magnus Matthäus Meyer auch hofft, mit einer Milchbar eine neue, gesunde Existenz finden zu können. Die Milchbar bringt ihn in eine finanzielle Klemme, die aber überhaupt noch nichts ist, gegen die, in welche er sich hineinmanövrierte, als er in Südamerika von einem sterbenden Landsmann Meyer dessen Vorname Magnus Matthäus Meyer übernahm.
Mit diesen beiden neuen Vornamen glaubt Meyer in Deutschland wieder unbehelligt leben, zu können, nachdem er das Land 17 Jahre zuvor fluchtartig verlassen hat in der Annanhme, in seiner Hochzeitsnacht den (vermeintlichen) Liebhaber seiner Frau aus dem 2. Stock in den Tod gestürzt zu haben. Aber da taucht plötzlich nicht nur eine, sondern auch noch eine zweite Tochter auf. Und noch nicht genug auch Schwester und Schwager des selig unseligen Magnus Matthäus erscheinen.
Wie sich der falsche Magnus Matthäus nun aus der Affäre zieht, sei hier nicht verraten. Jedenfalls "swindelt er för Deutschland". Verraten sei nur soviel: Ohne siene Huushollersch Therese Stutenbring ("ik bün Witwe und min Mann is dood") hätte er sich nicht so gut aus all den Verwicklungen lösen können.
Roswitha Bertz, im Prinzip zu jung und zu hübsch für eine komische Alte, kann in dieser Rolle mit Mut zur Vogelscheuche und Selbstveräppelung ihr komödiantisches Talent voll ausleben. Sie bringt die Zuschauer immer wieder zum Lachen. Klaus Aden, begabt mit dem schauspielerischen Talent seines im vergangenen Jahr verstorbenen, von den Freunden der Niederdeutschen unvergessenen Heino Aden, läßt den Meyer in Nöten sympathisch und ein wenig hilflos erscheinen. Horst Jönck ist mit dem für die Rolle gelichteten Haar und Narbe auf dem Kopf kaum wiederzuerkennen. Er schlüpft diesmal spielfreudig in die Rolle eines Maklers, der glücklich ist, nicht vergiftet worden zu sein.
Jürgen Tapken als Mixer und Margot Andrews Jäkel als Serviererin spielen frisch einjunges Paar, das sich am Ende kriegt. Käthe Baumann ist eine rabiat raffgierige Meyer Schwester und Horst Karstens ihr ebenso raffiger Mann. Heidi Rausch sehnt sich als eine Meyer Tochter nach ihrem Vater. Michael Müller und Berta Brinkhoff mischen als Eilbote und Blumenbinderin mit. Karl Heinz Herpel, der neue Speelbaas der Niederdeutschen Bühne, hat Wroost etwas unwahrscheinliche Geschichte munter auf die Bühne gebracht. August Ahlers (Oldenburg) hat sich ein hübsches Bühnenbild ausklamüsert, das Mitglieder der Niederdeutschen Bühne wieder gemeinsam herstellten.
Die Premierenbesucher spendeten allen Mitwirkenden der Aufführung viel Beifall für zwei Stunden unbeschwerte Unterhaltung. Und wer Meyer heißt, kann auch die folgenden neun Aufführungen dieses Spiels im Stadttheater, in der Agnes Miegel Schule und im ev. Gemeindehaus Sande kostenlos besuchen, wenn er seinen Personalausweis mitbringt. Mehr als ein Dutzend Meyers haben die Premiere miterlebt. Ein weiteres Dutzend hat sich schon gemeldet. Aber auch allen übrigen ruft die Niederdeutsche Bühne zu: "Platt is in kiek doch mal rin!"