Wilhelmshavener Erstaufführung

MEDEWATT?

Familien-Farce in drei Akten von Johann-Maria Meredig

Inszenierung: Arnold Preuß
Regieassistenz: Wilma Welte

Bühnenbild: Alfred Christoffers, Klaus Panka, Herbert Ulbrich
Bühnenbildbau: Klaus Panka, Alfred Christoffers, Karl-Heinz Goldenstein,  Uwe Rozga, Norbert Ungermann
Bühnenmaler: Herbert Ulbrich
Beleuchtung: Peter Pfaus, Erwin Telgmann
Inspizientin: Helga Lauermann
Souffleuse: Marion Zomerland
Requisiten: Marga Goldenstein

Rollen und Darsteller
Ernst-Martin Fleischhauer - Horst Jönck
Gerhild, sien Fro - Heidi Rausch
Ernst-Friedrich, jemehr Söhn - Jürgen Tapken
Rudolf Lehrmann, gen. Rudi - Wilfried Pampuch
Gaby, sien Fro - Karin Heyel
Susanne, jemehr Dochter - Christine Fein

Die Grenzen zwischen Fleischauers und Lehrmanns sind rasch gezogen (v.l. Heidi Rausch, Horst Jönck und Wilfried Pampuch)

WILHELMSHAVENER ZEITUNG

Medewatt begeisterte Publikum

Viel Beifall für die Premiere der Niederdeutschen

Von Barbara Schwarz

"Medewatt?" eine Familien-Farce von Johann Maria Meredig, Premiere der neuesten Inszenierung der Niederdeutschen Bühne im Wilhelmshavener Stadttheater: Das Stück des sich hinter dem Pseudonym Meredig verbergenden Autors ist hübsch geknobelt und Speelbaas Arnold Preuß hat dieses noch ganz junge Bühnenwerk so ansehnlich in Szene gesetzt, daß das Premierenpublikum am Wochenende seine helle Freude hatte.

Den ersten Beifall gibt es bereits für das Bühnenbild, das Alfred Christoffers, Klaus Panka und Herbert Ulbrich entworfen haben das Innere eines alten Friesenhauses auf einer. Hallig, mit vier Alkoven, aus denen später die Buntkarierten hervorschimmern, Fensterblick auf See, und Küste. Die Ausgangssituation läßt viele Möglichkeiten zu: Einem Oberstudienrat mit Frau und Sohn sowie einem erfolgreichen Schlachtermeister mit vielen Geschäften und Wurstfabrik sowie Frau und Tochter wird das reetgedeckte Friesenhaus zur gleichen Zeit als Ferienquatier zugewiesen. Das Boot, das sie absetzte, kommt erst in 14 Tagen wieder. Außer diesem einzigen Haus gibt's auf der Hallig nichts als Mede (grüne Weidewiese) und Watt. Und natürlich Wasser, Wind und Wolken und eine Signalpistole für Notfälle.

Die Fußballbegeisterung vereint die Streithähne (Horst Jönck und Wilfried Pampuch)

Aus diesen Zutaten hätte man auch einen Krimi basteln können, Meredig, der Autor, machte eine Farce daraus, ein derbkomisches Spiel mit satirisch liebevollen Anspielungen auf die bundesrepublikanische Gesellschaft, in der jeder seinen Besitzstand mit Zähnen und Klauen verteidigt, rafft was zu raffen ist und sich die Nation nur einig ist, "wenn die Jungs" im Fußball (Tennis) siegen und über ein paar Bierchen und Klare Verbrüderung möglich wird.

Der Autor hat die Satire aber in heiteres Gewand verpackt. Es braucht sich niemand getroffen zu fühlen. Und Arnold Preuß . hat im Verein mit den Spielern der Niederdeutschen das Spiel locker auf die Bühne übertragen. Horst Jönck, der Oberstudienrat, und Wilfried Pampuch, der Schlachtermeister, sind als sich verbrüdernde Fußballfans in ihrem Rausch wirklich ein komisches Paar. Pampuchs Auftritt im Nachthemd kommt ebenso an, wie Jöncks pantoffelheldige Versuche, seiner Frau Gerhild seine Sauferei zu verschweigen.

Heidi Rausch als Frau Gerhild, herrlich zickige Aufsteigerin in gutbürgerliche Kreise, findet am Ende doch Gefallen an der patenten Schlachtmeistersgatting, die von Karin Heyel frisch, resulut und sympatisch gezeichnet wird. Jürgen Tapken schlüpft sicher in die Rolle des total verknallten Studienratssohnes und Christine Fein, zeigt als Schlachterstöchterlein nichl nur gute Figur, sondern stellt ein frisches, junges Mädchen auf die Bretter.

Happy End. Aber dann, kommt noch eine Pointe, die niemand erwartet hat. Verdienter Beifall für eine runde, gut zweistündige Auf führung, die sicher noch viele Zuschauer begeistern wird.

Bei den Kindern hat´s sofort gefunkt (Jürgen Tapken, Christine Fein)

JEVERSCHES WOCHENBLATT

Urlaub auf Einladung vom Ministerium

"Medewatt" Premiere der Niederdeutschen Bühne sorgte für Verwirrungen

von Jutta Schmidt

Wilhelmshaven/Sande. "Medewatt" heißt die vierte Inszenierung der Niederdeutschen Bühne am Stadttheater in Wilhelmshaven, die am Freitagabend Premiere hatte. Und hier sorgte "Medewatt" für Verwirrungen, Heiterkeit und immer wieder für Applaus auf offener Szene. Aber was ist "Medewatt? Zum einen ist "Medewatt" eine Familien-Farce und eine Farce ist nichts anderes als eine Posse, und in einer Posse werden derbkomisch menschliche Schwächen charakterisiert. Zum anderen ist "Medewatt" der Name einer Hallig, die irgendwo vor unserer Küste zu finden ist. Ein einziges Haus steht auf dieser Insel, wo zwar Strom und fließend Warmwasser vorhanden sind, jedoch kein Telefon.

In diesem Haus darf die Familie Fleischhauer 14 Tage Urlaub machen. Und das noch kostenlos, denn das Familienministerium hat das Haus für einen "Test" zur Verfügung gestellt. Als nun Oberstudiendirektor Fleischhauer (Horst Jönck) mit seiner Frau Gerhild (Heidi Rausch) und seinem Sohn Ernst Friedrich (Jürgen Tapken) die Insel erkunden, trifft noch eine Familie auf der Hallig ein. Fleischermeister Lehrmann (Wilfried Pampuch) mit seiner Frau Gaby (Karin Heyel) und seiner Tochter Susanne (Christine Fein) wollen ebenfalls "Urlaub auf Einladung vom Ministerium" auf dem Eiland machen.

So beginnt eine turbulente Familien Farce auf der einsamen Hallig Medewatt. Die grundverschiedenen Familien, die des Oberstudiendirektors vornehm und pingelig, die des Fleischermeisters einfach und ordinär, geraten hart aneinander. Ein Wortgefecht beginnt, das immer wieder für Lachsalven und Applaus sorgt. Denn heikle Probleme, darunter auch eine Bettgeschichte, müssen gelöst werden, bis man endlich gemeinsam am sonst geteilten Frühstückstisch sitzt. Mehr wird nicht verraten, denn es gibt noch neun weitere Aufführungen dieser amüsanten Familien Tragödie.

Es geht um die Schlachtersalami und da versteht Rudi (Wilfried Pampuch) keinen Spaß. In Deckung gehen Heidi Rausch, Horst Jönck und Karin Heyel

Die spritzige Farce stammt aus der Feder von Johann Maria Meredig und wurde von Arnold Preuß und seinen Darstellern einstudiert. Die nächsten Aufführungen sind am 13. Februar in Sande um 20 Uhr und am 14.2., 16.2., 19.2., 27.2., 2.3. und 5.3. jeweils um 20 Uhr im Stadttheater Wilhelmshaven zu sehen.