2. Wiederaufführung (3), davor 1952/53 und 1960/61 gespielt

DE VERGNÖGTE TANKSTELL

Lustspiel in drei Akten von Fritz Wempner
Musik Jasper Vogt

Inszenierung: Arnold Preuß
Bühnenbild: August Ahlers

Beleuchtung: Peter Pfaus, Erwin Telgmann
Souffleuse: Berta Brinkhoff
Requisiten: Marga Goldenstein
Inspizient: Michael Müller
Bühnenbildbau: Klaus Panka, Karl-Heinz Goldenstein, Walter Borraß,  Erwin Hildebrandt, Alfred Christoffers u.a.
Bühnenmaler: Herbert Ulbrich

Rollen und Darsteller:
Gerd Jensen, Tankstellenbesitzer - Jürgen Tapken
Willem Bock, Tankstellenwärter - Horst Karstens
Mieke Haushälterin - Annchen Warrings-Konken
Dolly Hansen - Wilma Welte
Ellen Lund, Fotoreporterin - Luise Pampuch
Hannes Puusch, Händler - Manfred Janßen
Dr. Ramm, Landarzt - Willy Meinert
Werner Stürmer, Kreisbauamt - Günter Jaedeke
Krischan Menke, Bauer - Friedrich Müller
Heike, seine Tochter - Margot Andrews-Jäkel
Kassen Kreismann, Bauer - Karl-Heinz Schröder
Fahrschüler - Berta Brinkhoff, Klaus Panka
Motorradfanclub - Michael Müller, Roland Fritz
Musikantinnen - Cornelia Effertz, Gabriele Fritz


Fahrschulunterricht bei Gerd Jensen (Jürgen Tapken) - v.l. Friedrich Müller, Karl-Heinz Schröder, Barry Brinkhoff, Klaus Panka

JEVERSCHES WOCHENBLATT

Vergnögte Tankstell begeisterte

Schauspieler der Niederdeutschen Bühne kamen um Zugaben nicht umhin

Von Jutta Schmidt

Wilhelmshaven. Ausverkauft war die Premiere schon Tage vorher, und doch blieben am Freitagabend im Stadttheater einige Plätze leer. Dennoch, für die, die trotz der schlechten Straßenverhältnisse gekommen waren, wurde es ein amüsanter Abend. Hierfür sorgte wieder einmal die Niederdeutsche Bühne, die mit ihrer Aufführung "De vergnögte Tankstell" zwei Stunden lang das Publikum begeisterte.

"Wer Sörgen hett, hett ok Likör" hieß eines der vielen Lieder, die während der Aufführung gesungen wurden. Und Sorgen hat er, der Tankstellenbesitzer und Motorradfahrer Gerd Jensen (Jürgen Tapken). Im Hinblick auf den Ausbau der Bundesstraße hat Jensen seine Reparaturwerkstatt zu einer Tankstelle ausgebaut. Und dies ist der Ausgangspunkt des lustigen Stücks mit viel Musik, das aus der Feder von Fritz Wempner stammt und unter der Leitung von Arnold Preuß einstudiert wurde.

Ort der Tankstelle, die nach einem Bühnenbild von August Ahlers aus Oldenburg auf der Bühne errichtet wurde, ist ein Dorf dicht bei Wilhelmshaven. Jensen wartet sehnsüchtig auf den Bau der Bundesstraße, denn bald werden einige Wechsel fällig. Und auch mit seinem Hobby, dem Motorradfahren, hat er keinen Erfolg. Sein Beifahrer Willem Bock (Horst Karsten) ist als "Smermax" zu alt. Das Angebot eines Mädchens, sie als "Smermax" einzustellen, lehnt Jensen rigoros aus. Eine "Deern as Smermax" niemals.

Und so greift Dolly Hansen (Wilma Welte) zu einer List, die für ziemliche Aufregung sorgt in der "vergnögten Tankstell". Da auch die Liebe im Spiel ist, bleiben Verwirrungen und Eifersüchteleien nicht aus. Dolly muß einige Proben bestehen, bis sie endlich von Jensen als "Smermax" akzeptiert wird.

Nanu, was ist denn mit dem Hans Hansen (Wilma Welte) los, fragt sich Gerd Jensen (Jürgen Tapken)

Japser Vogt vom Ohnsorg Theater Hamburg hat für diese Inszenierung einige Texte und Melodien geschrieben. Und nach dem Schlußvorhang, kamen die Darsteller nicht umzu, ihren Rennfahrersong öfters zu wiederholen, in dem es hieß: "Kinner wer dat een Vergnögen, dat hett klappt; wi hebbt beid` Utsicht ob de Meisterschaft. All de Lüüd hebbt klatscht . . . Das Publikum klatschte lange für diese gelungene Premiere.

Weitere Mitspieler waren Annchen Warrings Konken als Haushälterin Mieke, Luise Pampuch als Reporterin Ellen Lund, Manfred Janssen als Bauchladenverkäufer Hannes Puusch, Willy Meinert als Dr. Ramm, Günter Jaedeke als Kreisbaubeämter Werner Stürmer, Friedrich Müller als Bauer Kirschan Menke, Margot Andrews Jäkel als Heike Menke, Karl Heinz Schröder als Bauer Kassen Kreimann. Weiter waren dabei: Berta Brinkhoff, Klaus Panka, Michael Müller und Roland Fritz als Fahrschüler und Motorradfans. Für die musikalische Untermalung sorgten Gabriele Fritz und Kornelia Effertz auf ihren Akkordeons.

Die nächsten Aufführungen sind am 10.,11., 23. und 30. Januar, sowie am 1. Februar im Stadttheater Wilhelmshaven. Am 15. Januar gastiert die Niederdeutsche Bühne in Sande und am 16. Januar in F`groden.

Der Doktor (Willy Meinert) staunt nicht schlecht, was er da bei Hans / Dolly Hansen (Wilma Welte) entdeckt

WILHELMSHAVENER ZEITUNG

Allerlei Verwirrungen an vergnögter Tankstell

Viel Beifall für die neue Inszenieurng der Niederdeutschen Bühne am Stadttheater

Von Theodor Murken

Eine gelungene Premiere begeisterte am zweiten Weihnachtstag bei der Niederdeutschen Bühne am Stadttheater Wilhelmshaven ein aufnahmebereites volles Haus. "De vergnögte Tankstell", ein vor 25 Jahren von der Niederdeutschen Bühne schon einmal als Schwank aufgeführtes Stück des Flensburgers Fritz Wempner, ist inzwischen durch Jasper Vogt vom Ohnsorg Theater mit Musik und Liedern ausstaffiert worden, deren entsprechende Texte man im Programmheft nachlesen kann.

Damit wurde aus dem Schwank ein "lustig Speel mit Musik". Dem ganzen Stück ist das gut bekommen. "Minschen, ik will ju dat Lachen schenken", ist das Motto von Fritz Wempner. Dazu ist er bewogen worden durch seine Erlebnisse in russischer Gefangenschaft, in der er die Frontkameraden schon durch lustige plattdeutsche Döntjes und Lieder aufheitern konnte. Daß er nach seiner Rückkehr in die Heimat seinen Kaufmannsberuf an den Nagel hängte und sich mit Haut und Haaren in Flensburg nicht nur dem niederdeutschen Theater als Darsteller, sondern auch als Verfasser zahlreicher Bühnenstücke verschrieb, war ein entscheidender Wandel in seinem Leben, der ihm und dem niederdeutschen Theater gut bekommen ist.

In seiner "vergnögten Tankstell" geht es nicht nur vergnügt zu (das ergäbe ja noch kein Stück), sondern recht turbulent, wobei den Beteiligten gar nicht immer so vergnögt zumute ist. Dafür sorgt ein junger Mann, der sich Hans Hansen nennt, in der Stadt wohnt und zu Besuch auf dem Land weilt, wo es ihm einfällt, dem Tankstellenbesitzer Gerd Jensen dabei zu helfen, als Rennfahrer Karriere zu machen.

Weil dieser junge Mann aber gar keine männliche Person ist, bringt das allerhand Verwirrungen mit sich. Sie sind nicht nur biologischer Natur, die mannigfachen Unterschiede schaffen auch verzwickte Situationen. Fritz Wempner hat allerhand Mühe aufwenden müssen, sie im dritten Akt seines Stückes in einigermaßen folgerichtig aufgereihten Szenen zu entwirren, bis sich der Hans als Dolly in ein weibliches Wesen zurückverwandelt hat und nun über seine Rolle als "Bifahrer" hinauswächst.

För's Publikum war dat een Vergnögen

Als Speelbas hatte es Bühnenleiter Arnold Preuß übernommen, das Stück zu inszenieren. Die Premiere bewies, daß er seine Aufgabe mit Bravour gelöst hat. Sie bewies aber auch, daß die Mühe, die der Speelbas bei den gründlichen (und das bedeutet im Theater harten) Proben aufgewendet hat, von den Darstellern mit ausgeprägter Spielfreude belohnt worden ist.

So erlebte man eine schmissige Aufführung, die kaum einen Wunsch offen ließ und die sich auch in bezug auf Gesang und Tanzbewegung sehen lassen konnte. Dabei müsen wir besonders die schauspielerischen Leistungen von Wilma Welte in der Rolle des Hans alias Dolly Hansen loben, die alle Situationen zu meistern verstand und frisch "drauf los spielte".

Jürgen Tapken war ihr als Tankstelleninhaber und Rennfahrer Gerd Jensen ein ebenbürtiger Partner. Es brauchte nicht zu verwundern, wie die ganze Sache schließlich ausging. Sein "Macker" Willem Bock mußte sich damit abfinden, daß er als einstiger (viel zu alter) Beifahrer das Nachsehen hatte. Aber Horst Karstens, der diese Rolle übernommen hatte, zeigte, daß er sich mit seinem Groll abzufinden verstand, zumal ihm durch die bald aufblühende Tankstelle eine neue Aufgabe zufallen würde. Das dürfte auch der Haushälterin Mieke von Gerd Jensen, von Annchen Warrings Konken mit gutem Gespür dargestellt, nicht Schwerfallen.

Es waren dann noch allerlei Personen mit im Spiel, das sich "in en Dörp dicht bi Wilhelmshaben" abspielen soll, die allesamt auf ihre Weise und durch ihre Einfügung in das Gesamtspiel zum Erfolg der Premiere beitrugen: Luise Pampuch als Fachjournalistin einer Motorsportzeitung, Manfred Janssen als geschäftstüchtiger Handelsmann, der seinen Laden "mit Lüttsachen" vor dem Bauch trägt, Willy Meinert als "Dokter för Lüe, nich för dat Veh" (er hätte beides sein können), Günther Jaedeke, als Werner Stürmer vom Kreisamt, dessen Wirksamkeit auch in die Handlung des Stückes hineinspielt.

Viel Schwung beim Rennfahrersong - Annchen Warrings-Konken, Horst Karstens, Wilma Welte, Jürgen Tapken, Karl-Heinz Schröder, Friedrich Müller

Den beiden Bauern Krischan Menke und Kassen Kreimann verliehen Friedrich Müller und Karl Heinz Schröder Gestalt in der Paarung von Streitbarkeit und Verträglichkeit und in ihrer Einträglichkeit als Mitglieder im Gemeinderat. Krischan Menke hatte dabei noch seinen Sonderärger mit seiner Tochter Heike (Margot Andrews Jäkel), die als Freundin von Hans Hansen ungerechtfertigt ins Zwielicht gerät. Schließlich gab es dann noch die beiden Fahrschüler (Berta Brinkhoff und Klaus Panka) und zwei Motorradfans (Michael Müller und Roland Fritz), und nicht vergessen dürfen wir ihrer Verantwortung für die Musik wegen an der Treckfidel Gabriele Fritz und Kornelia Effertz.

Die Aufführung gewann auch durch das freundliche Bühnenbild, das wieder von dem Oldenburger August Ahlers entworfen und von Klaus Panka, KarlHeinz Goldenstem, Walter Borraß, Erwin Hildebrandt, Alfred Christoffers und anderen gefertigt worden war. "Kinner, warm dat een Vergnögen!" heißt es am Schluß des "Rennfahrersongs". Für das Premierenpublikum war es augenfällig auch.