Niedersächsische Erstaufführung
OMA WARD VERKÖFFT
(Opa ward verköfft)
Schwank in drei Akten von Franz Streicher (Anton Hamik), Bearbeitung Dr. Ulf-Thomas Lesle
Inszenierung: Horst Jönck
Bühnenbild: August Ahlers
Beleuchtung: Peter Pfaus, Erwin Telgmann
Souffleuse: Frieda Harms
Requisiten: Marga Goldenstein
Inspizientin:: Annchen Warrings-Konken
Bühnenbildbau: Klaus Panka, Karl-Heinz Goldenstein, Walter Borraß,
Erwin Hildebrandt, Bernhard Bertram, Norbert Ungermann u.a
Bühnenmaler: Herbert Ulbrich
Rollen und Darsteller:
Hannes Kulenkamp, Buur - Klaus Aden
Schorsch, sien Söhn - Jürgen Tapken
Oma - Rika Jung
Katrin, Magd - Helga Lauermann
Peter Fiesebarg, Buur - Friedrich Müller
Hanni, sien Fro - Käthe Baumann
Evi, ehr Dochter - Marion Zomerland
August, Knecht - Manfred Janßen
Evi (Marion Zomerland) erfährt so einige Neuigkeiten von Oma (Rika Jung)
WILHELMSHAVENER ZEITUNG
Bravo für Rika Jung als Oma
Niederdeutsche präsentieren frisch einen alten Schwank
Von Barbara Schwarz
Einen Schwank aus der guten alten Zeit, ein Märchen mit Happy End, präsentiert die Niederdeutsche Bühne ihren Zuschauern im Wilhelmshavener Stadttheater zum Abschluß der Spielzeit 1986/87: "Oma ward verköfft" von Franz Streicher.
Als es für die Landwirtschaft noch keine Subventionen in Milliardenhöhe gab allerdings auch noch kein den Tatendrang der Landwirte einengendes Korsett aus Brüsseler Richtlinien und Quoten, war ein Landwirt schon arm dran, dem 1000 Mark an Barem fehlten. Wenn er dann noch ein Rumpelstilzchen von Oma im Hause hatte, das nur Unfug anrichtete, wie sollte er da schon das Angebot des reichen Nachbarn ausschlagen, der die Oma gegen Bares kaufen will?
Daß Oma nicht zum Schleuderpreis verköfft ward, dafür sorgt sie selber: "Ik laß mi doch nich verramschen. Oma is'n Luxusartikel, 1000 Mark op'n Tisch!" Oma läßt sich willig verkaufen, denn sie hat so einiges im Sinn und dreht im Laufe der hübschen Geschichte schlitzohrig noch manches Ding. Ein wahres Glück für die Niederdeutsche Bühne und Regisseur Horst Jönck, der Franz Streichers Schwank so ansehnlich und frisch in Szene setzte, ist Rika Jung.
Der Seniorin des Ensembles der Niederdeutschen Bühne ist diese Rolle wie auf den Leib geschneidert. Rika Jung hat etwas von einem nordischen Troll, der den Menschen immer gern einen Schabernack spielt. Hintersinnig und pfiffig spinnt sie als Oma ihre Fäden und läßt die Puppen, besonders den geldgierigen Buer Fiesebarg un sien Fro Hanni, tanzen und stiftet mit Geschick das absehbare Glück des jungen Paares. Dabei wieselt sie flink über die Bühne und erfüllt die Rolle mit leiser, drolliger Komik. Bravo für sie bei der Premiere.
Klaus Aden, dessen unvergessener verstorbener Vater Heino Aden in den 70er Jahren als Opa verköfft ward, spielt Omas etwas schwerfällig tumben Schwiegersohn. Klaus Aden zeichnet den Buer Hannes Kulenkamp als zwar gutmütigen, aber nicht eben mit Geistesgaben gesegneten Landmann, der den Intrigen des Buern Fiesebarg diesem Namen macht Friedrich Müller in seiner Darstellung Ehrenicht gewachsen ist.
Käthe Baumann stellt einen Drachen von Buersfro dar, der sich, wenn's um den eigenen Vorteil geht, gut verstellen kann. Sie wird ihrer Rolle als Hanni Fiesebarg ebenso gerecht wie Helga Lauermann der energischen Magd Katrin und Manfred Janßen dem temperamentvollen Knecht August. Marion Zomerland als Fiesebargs sympathische Tochter Evi und Jürgen Tapken als Kulenkamps unternehmungslustiger Sohn Schorsch spielen mit Lust und Laune das verliebte junge Paar.
Damit das ganze auch optisch rund wurde, hat August Ahlers sich wieder zwei hübsche Bühnenbilder ausklamüstert eine etwas ärmliche und eine den bäuerlichen Wohlstand vorzeigende gute Stube, die das Ausstattungsteam der Niederdeutschen fein hergestellt hat. Eine rundherum gelungene Produktion der Niederdeutschen Bühne, die man sich schon wegen Rika Jung als Oma nicht entgehen lassen sollte.
August (Manfred Janssen) und Schorsch (Jürgen Tapken) verstehen sich
JEVERSCHES WOCHENBLATT
Oma ist so richtig "plietsch"
Rika Jung erhielt bei der "Niederdeutschen" Beifall auf offener Szene
Von Jutta Schmidt
Wilhelmshaven. Vom ersten Augenblick an, wo sie mit einer Schippe auf der Schulter auf der Bühne erschien, war sie der absolute Star der Vorstellung. In dem Schwank "Oma ward verköfft", begeisterte Rika Jung, die Seniorin der Niederdeutschen Bühne anläßlich der Premiere am Wochenende, als pfiffige Oma, die es faustdick hinter den Ohren hat, das Publikum. Immer wieder entlockte sie den Zuschauern Applaus auf offener Szene für ihre hervorragende Oma Darstellung.
Rika Jung, vielen sicherlich noch in Erinnerung aus der letzten Spielzeit, wo sie als "de olle Fischfroo" großen Erfolg hatte. Spielte sie damals eine vom harten Leben alt und krank gewordene Frau, steht sie diesmal als "plietsche" Großmutter auf der Bühne. Eine Oma wie man sich eben nur eine Oma vorstellen kann. Klein und rundlich, immer ein verschmitztes Lächeln auf den Lippen und den Kopf voller Dummheiten. Und ihre Streiche sind es, die dazu führen, daß "Oma verköfft ward".
"Oma is een Luxusgägenstand", verteidigt sie sich, als sie von ihrem Verkauf durch Horchen an der Tür erfährt, und ihren Kaufpreis in die Höhe treibt Und so kommt Oma für 1000 Mark vom ärmlichen Bauer Kulenkamp (Klaus Aden) zum reichen Fiesebarg (Friedrich Müller).
Fiesebarg gibt vor, ein Herz für Oma zu haben und verspricht ihr einen gemütlichen Lebensabend. Der eigentliche Grund sind jedoch die beiden Häuser, die die alte Frau besitzt, und die will Bauer Fiesebarg haben. Im Haus Fiesebargs angekommen macht Oma sich das im Lehnstuhl kommodig, verlangt nach Steak und Weinbrand und läßt sich vom Bauern die Pantoffeln anziehen. Mit dem Charme einer schrulligen alten Frau besteht sie auf die Erfüllung ihrer immer anspruchsvolleren Wünsche, als wären es Selbstverständlichkeiten. Und doch ist es nur ein hinterlistiges Spiel was sie treibt, um herauszufinden, wie weit sie gehen kann, bis die anderen die Geduld verlieren und ihr wahres Gesicht zeigen. Denn schon nach kurzer Zeit durchschaut sie die Absichten des Bauern.
Die Freundlichkeiten der Bäuerin (Käthe Baumann) sind ihr längst ein Dorn im Auge. Als sie dann noch das Notizbuch von dem Knecht Karl (Manfred Janßen) in die Hände bekommt, der sich sämtliche Schandtaten von Fiesebarg notiert hat, nimmt Oma das weitere Geschehen selbst in die Hand. In dem Schwank, das nach der Vorlage des österreichischen Volksstücks "Der verkaufte Großvater" aus der Feder von Anton Hamik von Horst Jönck inszeniert wurde, hat auch die Liebe ihren festen Platz. Schorsch, Bauer Kulenkamps Sohn (Jürgen Tapken), soll Evi (Marion Zomerland), die Tochter von Fiesebarg, heiraten, die er noch gar nicht kennt. Als er dann Evi kennerlernt, findet er nicht nur die große Liebe im Hause Fiesebarg, sondern auch seine Oma, die Kulenkamp angeblich ins Altersheim gebracht hat und die Magd Katrin (Helga Lauermann), die Oma vom Hof Kulenkamp geekelt hatte.
Als Bauer Fiesebarg schließlich erfährt, daß Oma keine Häuser besitzt, ist es aus mit dem gemütlichen Leben. Doch nun spielt Oma ihre Trümpfe aus... Weitere Aufführungen von "Oma ward verköfft" sind am 8., 15., 26, und 30. April jeweils um 20 Uhr, am 26. April auch um 15.30 Uhr im Stadttheater. Außerdem spielt die Niederdeutsche Bühne dieses letzte Stück der Theatersaison am 23. April um 20 Uhr in Sande und am 24. April um 20 Uhr in Feddeivrardergroden.
Am Ende ist alles wieder glücklich vereint - das Ensemble - Marion Zomerland, Jürgen Tapken, Manfred Janssen, Helga Lauermann, Rika Jung, Klaus Aden, Friedrich Müller, Käte Baumann