WILHELMSHAVEN - Nach verhaltenem Beginn steigerte sich das Ensemble im Theater am Meer bei der Premiere von „Snieder Nörig“ immer mehr in einen regelrechten Spielrausch. Letztlich gab es zu Recht viel Beifall für die Aufführung. Dieser Klassiker der plattdeutschen Komödie aus der Feder von Altmeister Paul Schurek ist fast hundert Jahre alt und Regisseurin Elke Münch tat gut daran, das Stück genau so inszenieren. Vom Bühnenbild bis zu den Kostümen war alles Nostalgie pur. Es hätte eigentlich nur noch die Kittelschürze der Hausfrau gefehlt.
Als ständig grantelnder Familienpatron erschien Titelfigur Fritz Nörig (Wolfgang Watty). Extrem geizig, nörgelte der Knötterbock nicht nur an der genervten Tochter Tine (Stefanie Mahn) und ihrem angeblich so nichtsnutzigen Ehemann Karl (Yannik Marschner) herum. Tochter Anna (Leyan Besser) kommt da zwar besser weg, dafür ist ihr hölzerner Verlobungsanwärter Hannes (Michel Waskönig) für Nörig ein rotes Tuch.
Kinder als Erbschleicher austricksen
Seine selbstmitleidige Säuernis aber nutzt Nachbar und Schneiderkollege Krischan Krup (Harald Schmidt) aus, indem er sich nicht nur als bester Freund ausgibt. Er umgarnt Nörig – der ihm einst die Braut ausspannte – zu einem Handel, um die Kinder als Erbschleicher auszutricksen: Per Testament wollen sich die beiden gegenseitig einsetzen. Krup setzt noch einen drauf, indem er Nörig die Eheschließung mit seiner Schwester Manda (Daniela Cordes) schmackhaft macht.
Schon rauscht die aufgedonnerte Jungfrau herein und betört den Alten, wobei sie butterweich überspielt, was für ein Teufelsweib sie ist. Um so garstiger weist Nörig Hannes als Eheanwärter für Anna ab und drängt diese stattdessen, seinen Freund Krup zu heiraten. Wobei er sich allerdings verplappert, dass er ein Vermögen angespart habe.
Aber „Gute Freunde sind mir lieber als falsche Kinder“ ist sich Nörig nach immer mehr Schmierentheater der Krup-Geschwister sicher. Trotzdem wollen Anna und Hannes Verlobung feiern. Dazu haben sie auch die Nachbarin Frau Meyer (Edith Schlette) eingeladen. Nachdem Hannes und Karl bereits ihre künftige „neue Schwiegermutter“ herrlich vergackeiert haben, entlarvt die Meyer als echte Schludersche sie auch noch als falsches, geldgieriges Luder.
Herzerfrischende Komödie
Nun gilt es nur noch, Vater Nörig von seinen Hochzeitsplänen abzubringen. Damit dreht die herzerfrischende Komödie endgültig zur Hochform auf, in der sich auf beiden Seiten die wahren Charaktere offenbaren. Da ist es vor allem der anfangs so drömelige Hannes, der zum entscheidenden Helden in dem Ränkespiel wird.
1986 zuletzt in Wilhelmshaven aufgeführt, hat dieser Klassiker nichts von seinem altbackenen und zugleich herrlich nostalgischen Charme verloren. Die nächsten Aufführungen folgen am 24. und 26. März um 20 Uhr sowie an dem Sonntag auch um 15.30 Uhr.